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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Medicinische Elektricität.
diese Art würden sie ohne Zweifel bald überzeugt werden,
daß die Elektricität unter den Arzneymitteln einen ausge-
zeichneten Rang behaupte.

Man hat der Arzneywissenschaft und den praktischen
Aerzten den Vorwurf der Unbeständigkeit und Veränder-
lichkeit in der Praxis gemacht, die einmal kalt wie das Eis
in Novazembla, ein andermal heiß wie die hitzige Zone
sey; man hat sie beschuldiget, daß sie sich von der Mode
leiten und von Vorurtheilen beherrschen ließen. Aus die-
sem Grunde hat man vorhersagen wollen, so vortheilhaft
auch der Gebrauch der Elektricität seyn möge, so werde
man sie doch nur für die Zeit der Mode beybehalten, und
dann der Vergessenheit überlassen. Jch kann aber dieser
Meinung nicht beypflichten, und mich nicht verleiten las-
sen zu glauben, daß eine Classe von Männern, deren Ur-
theilskraft durch Wissenschaften und Erfahrung geschärft
ist, eine Kraft ganz vernachlässigen werde, welche allem
Ansehen nach den wichtigsten Theil der Constitution des
Körpers ausmacht. Die Elektricität ist ein wirkendes
Principium, das nie erzeugt und nie zerstört wird, das
überall und allezeit anzutreffen ist, wenn es auch gleich
verborgen und unmerklich bleibt, das sich zu jeder Zeit
bewegt, um ein stets veränderliches Gleichgewicht zu be-
haupten. Um nur ein einziges Beyspiel aus vielen an-
dern auszuheben, so ist der Regen, der bey Gewittern
herabfällt, stark mit der Elektricität imprägnirt, und
bringt auf diese Art dasjenige herab, was die erhitzten
Dämpfe in die Luft hinaufgeführt haben, bis der Mangel
in der Erde durch den im Himmel befindlichen Ueberfluß
wieder ersetzt und aufgehoben ist. Unaufhörlich verbin-
den sich mancherley Ursachen, um das Gleichgewicht dieser
Materie zu ändern, woraus die beständige innere Bewe-
gung entsteht, welche soviel zur Ausführung der Natur-
begebenheiten beyträgt. Wenn ferner durch eine jede
Substanz eine gewisse ihr eigenthümliche Portion dieser
Materie vertheilt ist, so muß jede Veränderung ihrer Ca-

Mediciniſche Elektricität.
dieſe Art würden ſie ohne Zweifel bald überzeugt werden,
daß die Elektricität unter den Arzneymitteln einen ausge-
zeichneten Rang behaupte.

Man hat der Arzneywiſſenſchaft und den praktiſchen
Aerzten den Vorwurf der Unbeſtändigkeit und Veränder-
lichkeit in der Praxis gemacht, die einmal kalt wie das Eis
in Novazembla, ein andermal heiß wie die hitzige Zone
ſey; man hat ſie beſchuldiget, daß ſie ſich von der Mode
leiten und von Vorurtheilen beherrſchen ließen. Aus die-
ſem Grunde hat man vorherſagen wollen, ſo vortheilhaft
auch der Gebrauch der Elektricität ſeyn möge, ſo werde
man ſie doch nur für die Zeit der Mode beybehalten, und
dann der Vergeſſenheit überlaſſen. Jch kann aber dieſer
Meinung nicht beypflichten, und mich nicht verleiten laſ-
ſen zu glauben, daß eine Claſſe von Männern, deren Ur-
theilskraft durch Wiſſenſchaften und Erfahrung geſchärft
iſt, eine Kraft ganz vernachläſſigen werde, welche allem
Anſehen nach den wichtigſten Theil der Conſtitution des
Körpers ausmacht. Die Elektricität iſt ein wirkendes
Principium, das nie erzeugt und nie zerſtört wird, das
überall und allezeit anzutreffen iſt, wenn es auch gleich
verborgen und unmerklich bleibt, das ſich zu jeder Zeit
bewegt, um ein ſtets veränderliches Gleichgewicht zu be-
haupten. Um nur ein einziges Beyſpiel aus vielen an-
dern auszuheben, ſo iſt der Regen, der bey Gewittern
herabfällt, ſtark mit der Elektricität imprägnirt, und
bringt auf dieſe Art dasjenige herab, was die erhitzten
Dämpfe in die Luft hinaufgeführt haben, bis der Mangel
in der Erde durch den im Himmel befindlichen Ueberfluß
wieder erſetzt und aufgehoben iſt. Unaufhörlich verbin-
den ſich mancherley Urſachen, um das Gleichgewicht dieſer
Materie zu ändern, woraus die beſtändige innere Bewe-
gung entſteht, welche ſoviel zur Ausführung der Natur-
begebenheiten beyträgt. Wenn ferner durch eine jede
Subſtanz eine gewiſſe ihr eigenthümliche Portion dieſer
Materie vertheilt iſt, ſo muß jede Veränderung ihrer Ca-

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[189/0209] Mediciniſche Elektricität. dieſe Art würden ſie ohne Zweifel bald überzeugt werden, daß die Elektricität unter den Arzneymitteln einen ausge- zeichneten Rang behaupte. Man hat der Arzneywiſſenſchaft und den praktiſchen Aerzten den Vorwurf der Unbeſtändigkeit und Veränder- lichkeit in der Praxis gemacht, die einmal kalt wie das Eis in Novazembla, ein andermal heiß wie die hitzige Zone ſey; man hat ſie beſchuldiget, daß ſie ſich von der Mode leiten und von Vorurtheilen beherrſchen ließen. Aus die- ſem Grunde hat man vorherſagen wollen, ſo vortheilhaft auch der Gebrauch der Elektricität ſeyn möge, ſo werde man ſie doch nur für die Zeit der Mode beybehalten, und dann der Vergeſſenheit überlaſſen. Jch kann aber dieſer Meinung nicht beypflichten, und mich nicht verleiten laſ- ſen zu glauben, daß eine Claſſe von Männern, deren Ur- theilskraft durch Wiſſenſchaften und Erfahrung geſchärft iſt, eine Kraft ganz vernachläſſigen werde, welche allem Anſehen nach den wichtigſten Theil der Conſtitution des Körpers ausmacht. Die Elektricität iſt ein wirkendes Principium, das nie erzeugt und nie zerſtört wird, das überall und allezeit anzutreffen iſt, wenn es auch gleich verborgen und unmerklich bleibt, das ſich zu jeder Zeit bewegt, um ein ſtets veränderliches Gleichgewicht zu be- haupten. Um nur ein einziges Beyſpiel aus vielen an- dern auszuheben, ſo iſt der Regen, der bey Gewittern herabfällt, ſtark mit der Elektricität imprägnirt, und bringt auf dieſe Art dasjenige herab, was die erhitzten Dämpfe in die Luft hinaufgeführt haben, bis der Mangel in der Erde durch den im Himmel befindlichen Ueberfluß wieder erſetzt und aufgehoben iſt. Unaufhörlich verbin- den ſich mancherley Urſachen, um das Gleichgewicht dieſer Materie zu ändern, woraus die beſtändige innere Bewe- gung entſteht, welche ſoviel zur Ausführung der Natur- begebenheiten beyträgt. Wenn ferner durch eine jede Subſtanz eine gewiſſe ihr eigenthümliche Portion dieſer Materie vertheilt iſt, ſo muß jede Veränderung ihrer Ca-

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/209>, abgerufen am 23.11.2024.