Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.Zwölftes Capitel. sehr still, und der Himmel ohne Wolken, so änderte es sich nicht im geringsten, außer daß es gegen Sonnenunter- gang ein wenig stieg. Merkwürdig ist es, daß in der Nacht kein Thau fiel, Zwölftes Capitel. ſehr ſtill, und der Himmel ohne Wolken, ſo änderte es ſich nicht im geringſten, außer daß es gegen Sonnenunter- gang ein wenig ſtieg. Merkwürdig iſt es, daß in der Nacht kein Thau fiel, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0190" n="170"/><fw place="top" type="header">Zwölftes Capitel.</fw> ſehr ſtill, und der Himmel ohne Wolken, ſo änderte es ſich<lb/> nicht im geringſten, außer daß es gegen Sonnenunter-<lb/> gang ein wenig ſtieg.</p> <p>Merkwürdig iſt es, daß in der Nacht kein Thau fiel,<lb/> wenn den Tag vorher keine Elektricität in der Luft bemerkt<lb/> worden war; in den übrigen Nächten fiel bald mehr, bald<lb/> weniger Thau. Er hält zwar ſeine Beobachtungen nicht<lb/> für hinreichend, zu erweiſen, daß der Thau von der Elek-<lb/> tricität entſtehe; allein ſo viel glaubt er ſicher daraus her-<lb/> leiten zu können, daß das Aufſteigen und Niederfallen des<lb/> Thaues durch die Elektricität der Luft befördert oder ver-<lb/> hindert werden könne. Man kann ſich leicht denken, auf<lb/> welche Art die Elektricität dieſe Wirkung hervorbringe.<lb/> Geſetzt, die Luft ſey poſitiv oder negativ elektriſirt, die<lb/> Erdfläche aber nicht; ſo werden die wäſſerigen und flüch-<lb/> tigen Theile der Pflanzen, welche von den Sonnenſtralen<lb/> aufgezogen werden, und in der Luft ſchweben, durch die<lb/> Mittheilung elektriſiret. Wenn die Luft nach Sonnen-<lb/> untergang abkühlet, ſo hält ſie die wäſſerigen Theilchen<lb/> nicht mehr mit der vorigen Kraft an ſich, und da dieſe<lb/> von den leitenden Körpern auf der Oberfläche der Erde an-<lb/> gezogen werden, ſo legen ſie ſich in Geſtalt des Thaues<lb/> an dieſelben. Iſt die Oberfläche der Erde elektriſirt, und<lb/> die Luft nicht, ſo wird die Wirkung eben dieſelbe ſeyn.<lb/> Sind Erde und Luft beyde, aber auf entgegengeſetzte Art,<lb/> elektriſirt, ſo wird die Anziehung ſtärker und der Thau<lb/> häufiger ſeyn; haben aber beyde einerley Elektricität, und<lb/> dies in gleichem Grade, ſo wird kein Thau fallen. Auch<lb/> iſt bekannt, daß der Thau nicht auf alle Körper mit glei-<lb/> cher Leichtigkeit, und daß er auf elektriſche Körper am<lb/> häufigſten fällt. Dieſe Erfahrung läßt ſich ſehr leicht<lb/> erklären, wenn wir annehmen, die Elektricität ſey die Ur-<lb/> ſache des Thaues; denn elektriſche Körper nehmen nicht<lb/> ſo leicht die Elektricität des ſie umgebenden Mittels an,<lb/> daher findet ſich allezeit ein größerer Unterſchied zwiſchen<lb/> der Elektricität der Luft und der darinn liegenden elektri- </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0190]
Zwölftes Capitel.
ſehr ſtill, und der Himmel ohne Wolken, ſo änderte es ſich
nicht im geringſten, außer daß es gegen Sonnenunter-
gang ein wenig ſtieg.
Merkwürdig iſt es, daß in der Nacht kein Thau fiel,
wenn den Tag vorher keine Elektricität in der Luft bemerkt
worden war; in den übrigen Nächten fiel bald mehr, bald
weniger Thau. Er hält zwar ſeine Beobachtungen nicht
für hinreichend, zu erweiſen, daß der Thau von der Elek-
tricität entſtehe; allein ſo viel glaubt er ſicher daraus her-
leiten zu können, daß das Aufſteigen und Niederfallen des
Thaues durch die Elektricität der Luft befördert oder ver-
hindert werden könne. Man kann ſich leicht denken, auf
welche Art die Elektricität dieſe Wirkung hervorbringe.
Geſetzt, die Luft ſey poſitiv oder negativ elektriſirt, die
Erdfläche aber nicht; ſo werden die wäſſerigen und flüch-
tigen Theile der Pflanzen, welche von den Sonnenſtralen
aufgezogen werden, und in der Luft ſchweben, durch die
Mittheilung elektriſiret. Wenn die Luft nach Sonnen-
untergang abkühlet, ſo hält ſie die wäſſerigen Theilchen
nicht mehr mit der vorigen Kraft an ſich, und da dieſe
von den leitenden Körpern auf der Oberfläche der Erde an-
gezogen werden, ſo legen ſie ſich in Geſtalt des Thaues
an dieſelben. Iſt die Oberfläche der Erde elektriſirt, und
die Luft nicht, ſo wird die Wirkung eben dieſelbe ſeyn.
Sind Erde und Luft beyde, aber auf entgegengeſetzte Art,
elektriſirt, ſo wird die Anziehung ſtärker und der Thau
häufiger ſeyn; haben aber beyde einerley Elektricität, und
dies in gleichem Grade, ſo wird kein Thau fallen. Auch
iſt bekannt, daß der Thau nicht auf alle Körper mit glei-
cher Leichtigkeit, und daß er auf elektriſche Körper am
häufigſten fällt. Dieſe Erfahrung läßt ſich ſehr leicht
erklären, wenn wir annehmen, die Elektricität ſey die Ur-
ſache des Thaues; denn elektriſche Körper nehmen nicht
ſo leicht die Elektricität des ſie umgebenden Mittels an,
daher findet ſich allezeit ein größerer Unterſchied zwiſchen
der Elektricität der Luft und der darinn liegenden elektri-
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