Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Eilftes Capitel.
entstehen kann; daher wird die Intensitat der Elektricität
in der Platte nicht verringert, wenigstens zeigt das Elek-
trometer nur ein sehr geringes und fast unmerkliches Fal-
len, welches von der Unvollkommenheit der Isolirung der
untern Platte, und von der geringen Verdünnung und
Verdichtung der elektrischen Materie in den verschiedenen
Stellen dieser Platte herkömmt. Wenn man aber unter
diesen Umständen die untere Platte so berührt, daß die
Isolirung auf einen Augenblick unterbrochen wird, so er-
hält sie die entgegengesetzte Elektricität, und die Intensi-
tät in der Metallplatte wird schwächer.

Wäre die untere Platte, anstatt [i]solirt zu seyn, selbst
eine nicht leitende Substanz, so würden eben die Phäno-
mene erfolgen, d. i. die Intensität der darauf liegenden
elektrisirten Metallplatte würde nicht vermindert werden.
Dennoch geschieht dies nicht allezeit; denn wenn die un-
tere nicht leitende Platte sehr dünn ist, und auf einem Lei-
[t]er liegt, so wird die Intensität der elektrisirten Metall-
platte vermindert, und ihre Capacität vergrößert, wenn
sie auf den dünnen isolirenden Körper gelegt wird; weil in
diesem Falle die leitende Substanz, welche unter dem
nicht leitenden Körper liegt, eine der Metallplatte entge-
gengesetzte Elektricität erhält, und also ihre Intensität
vermindert u. s. w. Der isolitende Körper vermindert
hiebey nur die wechselseitige Wirkung beyder Atmosphä-
ren mehr oder weniger, je nachdem er sie weiter oder we-
niger aus einander hält.

Die Intensität oder die elektrische Wirkung der Me-
kallplatte, welche nach und nach abnimmt, je näher die-
selbe an eine nicht isolirte leitende Fläche gebracht wird,
verschwindet fast gänzlich, wenn die Platte beynahe in
Berührung mit der Fläche kömmt, weil hier das natür-
liche Gleichgewicht beynahe vollkommen wird. Wenn
daher die untere Platte dem Durchgange der Elektricität
nur den geringsten Widerstand entgegensetzt (es mag

Eilftes Capitel.
entſtehen kann; daher wird die Intenſitat der Elektricität
in der Platte nicht verringert, wenigſtens zeigt das Elek-
trometer nur ein ſehr geringes und faſt unmerkliches Fal-
len, welches von der Unvollkommenheit der Iſolirung der
untern Platte, und von der geringen Verdünnung und
Verdichtung der elektriſchen Materie in den verſchiedenen
Stellen dieſer Platte herkömmt. Wenn man aber unter
dieſen Umſtänden die untere Platte ſo berührt, daß die
Iſolirung auf einen Augenblick unterbrochen wird, ſo er-
hält ſie die entgegengeſetzte Elektricität, und die Intenſi-
tät in der Metallplatte wird ſchwächer.

Wäre die untere Platte, anſtatt [i]ſolirt zu ſeyn, ſelbſt
eine nicht leitende Subſtanz, ſo würden eben die Phäno-
mene erfolgen, d. i. die Intenſität der darauf liegenden
elektriſirten Metallplatte würde nicht vermindert werden.
Dennoch geſchieht dies nicht allezeit; denn wenn die un-
tere nicht leitende Platte ſehr dünn iſt, und auf einem Lei-
[t]er liegt, ſo wird die Intenſität der elektriſirten Metall-
platte vermindert, und ihre Capacität vergrößert, wenn
ſie auf den dünnen iſolirenden Körper gelegt wird; weil in
dieſem Falle die leitende Subſtanz, welche unter dem
nicht leitenden Körper liegt, eine der Metallplatte entge-
gengeſetzte Elektricität erhält, und alſo ihre Intenſität
vermindert u. ſ. w. Der iſolitende Körper vermindert
hiebey nur die wechſelſeitige Wirkung beyder Atmoſphä-
ren mehr oder weniger, je nachdem er ſie weiter oder we-
niger aus einander hält.

Die Intenſität oder die elektriſche Wirkung der Me-
kallplatte, welche nach und nach abnimmt, je näher die-
ſelbe an eine nicht iſolirte leitende Fläche gebracht wird,
verſchwindet faſt gänzlich, wenn die Platte beynahe in
Berührung mit der Fläche kömmt, weil hier das natür-
liche Gleichgewicht beynahe vollkommen wird. Wenn
daher die untere Platte dem Durchgange der Elektricität
nur den geringſten Widerſtand entgegenſetzt (es mag

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0166" n="146"/><fw place="top" type="header">Eilftes Capitel.</fw> ent&#x017F;tehen kann; daher wird die Inten&#x017F;itat der Elektricität<lb/>
in der Platte nicht verringert, wenig&#x017F;tens zeigt das Elek-<lb/>
trometer nur ein &#x017F;ehr geringes und fa&#x017F;t unmerkliches Fal-<lb/>
len, welches von der Unvollkommenheit der I&#x017F;olirung der<lb/>
untern Platte, und von der geringen Verdünnung und<lb/>
Verdichtung der elektri&#x017F;chen Materie in den ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Stellen die&#x017F;er Platte herkömmt. Wenn man aber unter<lb/>
die&#x017F;en Um&#x017F;tänden die untere Platte &#x017F;o berührt, daß die<lb/>
I&#x017F;olirung auf einen Augenblick unterbrochen wird, &#x017F;o er-<lb/>
hält &#x017F;ie die entgegenge&#x017F;etzte Elektricität, und die Inten&#x017F;i-<lb/>
tät in der Metallplatte wird &#x017F;chwächer.</p>
            <p>Wäre die untere Platte, an&#x017F;tatt <supplied>i</supplied>&#x017F;olirt zu &#x017F;eyn, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine nicht leitende Sub&#x017F;tanz, &#x017F;o würden eben die Phäno-<lb/>
mene erfolgen, d. i. die Inten&#x017F;ität der darauf liegenden<lb/>
elektri&#x017F;irten Metallplatte würde nicht vermindert werden.<lb/>
Dennoch ge&#x017F;chieht dies nicht allezeit; denn wenn die un-<lb/>
tere nicht leitende Platte &#x017F;ehr dünn i&#x017F;t, und auf einem Lei-<lb/><supplied>t</supplied>er liegt, &#x017F;o wird die Inten&#x017F;ität der elektri&#x017F;irten Metall-<lb/>
platte vermindert, und ihre Capacität vergrößert, wenn<lb/>
&#x017F;ie auf den dünnen i&#x017F;olirenden Körper gelegt wird; weil in<lb/>
die&#x017F;em Falle die leitende Sub&#x017F;tanz, welche unter dem<lb/>
nicht leitenden Körper liegt, eine der Metallplatte entge-<lb/>
genge&#x017F;etzte Elektricität erhält, und al&#x017F;o ihre Inten&#x017F;ität<lb/>
vermindert u. &#x017F;. w. Der i&#x017F;olitende Körper vermindert<lb/>
hiebey nur die wech&#x017F;el&#x017F;eitige Wirkung beyder Atmo&#x017F;phä-<lb/>
ren mehr oder weniger, je nachdem er &#x017F;ie weiter oder we-<lb/>
niger aus einander hält.</p>
            <p>Die Inten&#x017F;ität oder die elektri&#x017F;che Wirkung der Me-<lb/>
kallplatte, welche nach und nach abnimmt, je näher die-<lb/>
&#x017F;elbe an eine nicht i&#x017F;olirte leitende Fläche gebracht wird,<lb/>
ver&#x017F;chwindet fa&#x017F;t gänzlich, wenn die Platte beynahe in<lb/>
Berührung mit der Fläche kömmt, weil hier das natür-<lb/>
liche Gleichgewicht beynahe vollkommen wird. Wenn<lb/>
daher die untere Platte dem Durchgange der Elektricität<lb/>
nur den gering&#x017F;ten Wider&#x017F;tand entgegen&#x017F;etzt (es mag
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0166] Eilftes Capitel. entſtehen kann; daher wird die Intenſitat der Elektricität in der Platte nicht verringert, wenigſtens zeigt das Elek- trometer nur ein ſehr geringes und faſt unmerkliches Fal- len, welches von der Unvollkommenheit der Iſolirung der untern Platte, und von der geringen Verdünnung und Verdichtung der elektriſchen Materie in den verſchiedenen Stellen dieſer Platte herkömmt. Wenn man aber unter dieſen Umſtänden die untere Platte ſo berührt, daß die Iſolirung auf einen Augenblick unterbrochen wird, ſo er- hält ſie die entgegengeſetzte Elektricität, und die Intenſi- tät in der Metallplatte wird ſchwächer. Wäre die untere Platte, anſtatt iſolirt zu ſeyn, ſelbſt eine nicht leitende Subſtanz, ſo würden eben die Phäno- mene erfolgen, d. i. die Intenſität der darauf liegenden elektriſirten Metallplatte würde nicht vermindert werden. Dennoch geſchieht dies nicht allezeit; denn wenn die un- tere nicht leitende Platte ſehr dünn iſt, und auf einem Lei- ter liegt, ſo wird die Intenſität der elektriſirten Metall- platte vermindert, und ihre Capacität vergrößert, wenn ſie auf den dünnen iſolirenden Körper gelegt wird; weil in dieſem Falle die leitende Subſtanz, welche unter dem nicht leitenden Körper liegt, eine der Metallplatte entge- gengeſetzte Elektricität erhält, und alſo ihre Intenſität vermindert u. ſ. w. Der iſolitende Körper vermindert hiebey nur die wechſelſeitige Wirkung beyder Atmoſphä- ren mehr oder weniger, je nachdem er ſie weiter oder we- niger aus einander hält. Die Intenſität oder die elektriſche Wirkung der Me- kallplatte, welche nach und nach abnimmt, je näher die- ſelbe an eine nicht iſolirte leitende Fläche gebracht wird, verſchwindet faſt gänzlich, wenn die Platte beynahe in Berührung mit der Fläche kömmt, weil hier das natür- liche Gleichgewicht beynahe vollkommen wird. Wenn daher die untere Platte dem Durchgange der Elektricität nur den geringſten Widerſtand entgegenſetzt (es mag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T11:17:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T11:17:52Z)

Weitere Informationen:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet
  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/166
Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/166>, abgerufen am 23.11.2024.