rie augenscheinlich durch leitende Substanzen zerstreut, und ihre Kraft dadurch vermindert.
Die allerverderblichsten Blitze aber sind diejenigen, welche die Form der Feuerbälle annehmen. Diese ent- stehen durch eine außerordentlich große Gewalt der Elek- tricität, die sich nach und nach anhäufet, bis der Wider- stand der Atmosphäre nicht mehr vermögend ist, sie zu- sammen zu halten. Gemeiniglich brechen die Blitze aus der elektrisirten Wolke durch Annäherung einer lei- tenden Substanz aus; allein diese Feuerbälle scheinen nicht durch eine Substanz, welche die elektrische Materie der Wolke an sich zieht, zu entstehen, sondern bloß da- her, weil sich die Elektricität in solcher Menge anhäuft, daß die Wolke sie nicht länger halten kann. Daher ge- hen diese Bälle langsam fort, haben keine bestimmte Richtung, und es zeigt sogleich ihr Ansehen eine unge- mein starke Anhäufung und Bewegung der Elektricität in der Atmosphäre an, ohne eine verhältnißmäßige Dis- position der Erde, sie aufzunehmen. Inzwischen wird diese Disposition durch tausenderley Umstände verändert, und diejenige Stelle, welche am ersten fähig wird, Elek- tricität aufzunehmen, wird auch zuerst von dem Feuer- balle getroffen. Man sieht daher, daß sich die Blitze dieser Art eine lange Zeit langsam in der Luft vor- und rückwärts bewegen, und dann plötzlich auf ein oder auf mehrere Gebäude fallen, je nachdem dieselben zu der Zeit mehr oder weniger von der entgegengesetzten Elektricität enthalten. Sie laufen auch wohl längst dem Erdboden hin, theilen sich in mehrere Theile, und veranlassen mehrere Schläge auf einmal.
Es ist sehr schwer, diese Art von Blitzen durch unsere elektrischen Versuche nachzuahmen. Die einzi- gen Fälle, in welchen dieses einigermaßen geschehen ist, sind diejenigen, in welchen D. Priestley den Schlag einer Batterie durch eine beträchtliche Weite über die Oberfläche von rohem Fleisch, Wasser etc. gehen ließ.
Neuntes Capitel.
rie augenſcheinlich durch leitende Subſtanzen zerſtreut, und ihre Kraft dadurch vermindert.
Die allerverderblichſten Blitze aber ſind diejenigen, welche die Form der Feuerbälle annehmen. Dieſe ent- ſtehen durch eine außerordentlich große Gewalt der Elek- tricität, die ſich nach und nach anhäufet, bis der Wider- ſtand der Atmoſphäre nicht mehr vermögend iſt, ſie zu- ſammen zu halten. Gemeiniglich brechen die Blitze aus der elektriſirten Wolke durch Annäherung einer lei- tenden Subſtanz aus; allein dieſe Feuerbälle ſcheinen nicht durch eine Subſtanz, welche die elektriſche Materie der Wolke an ſich zieht, zu entſtehen, ſondern bloß da- her, weil ſich die Elektricität in ſolcher Menge anhäuft, daß die Wolke ſie nicht länger halten kann. Daher ge- hen dieſe Bälle langſam fort, haben keine beſtimmte Richtung, und es zeigt ſogleich ihr Anſehen eine unge- mein ſtarke Anhäufung und Bewegung der Elektricität in der Atmoſphäre an, ohne eine verhältnißmäßige Dis- poſition der Erde, ſie aufzunehmen. Inzwiſchen wird dieſe Diſpoſition durch tauſenderley Umſtände verändert, und diejenige Stelle, welche am erſten fähig wird, Elek- tricität aufzunehmen, wird auch zuerſt von dem Feuer- balle getroffen. Man ſieht daher, daß ſich die Blitze dieſer Art eine lange Zeit langſam in der Luft vor- und rückwärts bewegen, und dann plötzlich auf ein oder auf mehrere Gebäude fallen, je nachdem dieſelben zu der Zeit mehr oder weniger von der entgegengeſetzten Elektricität enthalten. Sie laufen auch wohl längſt dem Erdboden hin, theilen ſich in mehrere Theile, und veranlaſſen mehrere Schläge auf einmal.
Es iſt ſehr ſchwer, dieſe Art von Blitzen durch unſere elektriſchen Verſuche nachzuahmen. Die einzi- gen Fälle, in welchen dieſes einigermaßen geſchehen iſt, ſind diejenigen, in welchen D. Prieſtley den Schlag einer Batterie durch eine beträchtliche Weite über die Oberfläche von rohem Fleiſch, Waſſer ꝛc. gehen ließ.
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Neuntes Capitel.
rie augenſcheinlich durch leitende Subſtanzen zerſtreut,
und ihre Kraft dadurch vermindert.
Die allerverderblichſten Blitze aber ſind diejenigen,
welche die Form der Feuerbälle annehmen. Dieſe ent-
ſtehen durch eine außerordentlich große Gewalt der Elek-
tricität, die ſich nach und nach anhäufet, bis der Wider-
ſtand der Atmoſphäre nicht mehr vermögend iſt, ſie zu-
ſammen zu halten. Gemeiniglich brechen die Blitze
aus der elektriſirten Wolke durch Annäherung einer lei-
tenden Subſtanz aus; allein dieſe Feuerbälle ſcheinen
nicht durch eine Subſtanz, welche die elektriſche Materie
der Wolke an ſich zieht, zu entſtehen, ſondern bloß da-
her, weil ſich die Elektricität in ſolcher Menge anhäuft,
daß die Wolke ſie nicht länger halten kann. Daher ge-
hen dieſe Bälle langſam fort, haben keine beſtimmte
Richtung, und es zeigt ſogleich ihr Anſehen eine unge-
mein ſtarke Anhäufung und Bewegung der Elektricität
in der Atmoſphäre an, ohne eine verhältnißmäßige Dis-
poſition der Erde, ſie aufzunehmen. Inzwiſchen wird
dieſe Diſpoſition durch tauſenderley Umſtände verändert,
und diejenige Stelle, welche am erſten fähig wird, Elek-
tricität aufzunehmen, wird auch zuerſt von dem Feuer-
balle getroffen. Man ſieht daher, daß ſich die Blitze
dieſer Art eine lange Zeit langſam in der Luft vor- und
rückwärts bewegen, und dann plötzlich auf ein oder auf
mehrere Gebäude fallen, je nachdem dieſelben zu der Zeit
mehr oder weniger von der entgegengeſetzten Elektricität
enthalten. Sie laufen auch wohl längſt dem Erdboden
hin, theilen ſich in mehrere Theile, und veranlaſſen
mehrere Schläge auf einmal.
Es iſt ſehr ſchwer, dieſe Art von Blitzen durch
unſere elektriſchen Verſuche nachzuahmen. Die einzi-
gen Fälle, in welchen dieſes einigermaßen geſchehen iſt,
ſind diejenigen, in welchen D. Prieſtley den Schlag
einer Batterie durch eine beträchtliche Weite über die
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/138>, abgerufen am 17.02.2025.
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