dern oder befördern, und dieses nennen wir mit einem Worte: was merckwürdig ist. Dieses wollen wir gründlich einsehen, folglich aus seinen Ursachen erkennen, und also eine Wissenschaft davon erlangen. Da haben wir, was wir suchen. Die Saatswissenschaft ei- nes Reiches enthält eine gründliche Kentniß der würklichen Merkwürdigkeiten einer bürgerlichen Gesellschaft.
§. 5.
Es bemüht sich also jemand, aus dem un- zählbaren Haufen derer Sachen, die man in einem Staatscörper antrifft, dasjenige sorgfäl- tig herauszusuchen, was die Vorzüge oder Män- gel eines Landes anzeigt, die Stärke oder Schwäche eines Staats darstellt, den Glanz einer Crone verherrlichet oder verdunkelt, den Unterthan reich oder arm, vergnügt oder miß- vergnügt; die Regierung beliebt oder verhaßt; das Ansehen der Majestät in- und außerhalb des Reichs furchtbar oder verächtlich macht, was einen Staat in die Höhe bringt, den an- dern erschüttert, den dritten zu Grunde rich- tet, einem die Dauer, dem andern den Um- sturtz prophezeyet, kurtz alles, was zu gründ- licher Einsicht eines Reichs, und zu vortheil- hafter Anwendung im Dienste seines Landes- herrn etwas beytragen kann: was erlangt ein solcher? die Staaswissenschaft eines Rei- ches.
* Die
Vorbereitung zur
dern oder befoͤrdern, und dieſes nennen wir mit einem Worte: was merckwuͤrdig iſt. Dieſes wollen wir gruͤndlich einſehen, folglich aus ſeinen Urſachen erkennen, und alſo eine Wiſſenſchaft davon erlangen. Da haben wir, was wir ſuchen. Die Saatswiſſenſchaft ei- nes Reiches enthaͤlt eine gruͤndliche Kentniß der wuͤrklichen Merkwuͤrdigkeiten einer buͤrgerlichen Geſellſchaft.
§. 5.
Es bemuͤht ſich alſo jemand, aus dem un- zaͤhlbaren Haufen derer Sachen, die man in einem Staatscoͤrper antrifft, dasjenige ſorgfaͤl- tig herauszuſuchen, was die Vorzuͤge oder Maͤn- gel eines Landes anzeigt, die Staͤrke oder Schwaͤche eines Staats darſtellt, den Glanz einer Crone verherrlichet oder verdunkelt, den Unterthan reich oder arm, vergnuͤgt oder miß- vergnuͤgt; die Regierung beliebt oder verhaßt; das Anſehen der Majeſtaͤt in- und außerhalb des Reichs furchtbar oder veraͤchtlich macht, was einen Staat in die Hoͤhe bringt, den an- dern erſchuͤttert, den dritten zu Grunde rich- tet, einem die Dauer, dem andern den Um- ſturtz prophezeyet, kurtz alles, was zu gruͤnd- licher Einſicht eines Reichs, und zu vortheil- hafter Anwendung im Dienſte ſeines Landes- herrn etwas beytragen kann: was erlangt ein ſolcher? die Staaswiſſenſchaft eines Rei- ches.
* Die
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Vorbereitung zur
dern oder befoͤrdern, und dieſes nennen wir
mit einem Worte: was merckwuͤrdig iſt.
Dieſes wollen wir gruͤndlich einſehen, folglich
aus ſeinen Urſachen erkennen, und alſo eine
Wiſſenſchaft davon erlangen. Da haben wir,
was wir ſuchen. Die Saatswiſſenſchaft ei-
nes Reiches enthaͤlt eine gruͤndliche Kentniß der
wuͤrklichen Merkwuͤrdigkeiten einer buͤrgerlichen
Geſellſchaft.
§. 5.
Es bemuͤht ſich alſo jemand, aus dem un-
zaͤhlbaren Haufen derer Sachen, die man in
einem Staatscoͤrper antrifft, dasjenige ſorgfaͤl-
tig herauszuſuchen, was die Vorzuͤge oder Maͤn-
gel eines Landes anzeigt, die Staͤrke oder
Schwaͤche eines Staats darſtellt, den Glanz
einer Crone verherrlichet oder verdunkelt, den
Unterthan reich oder arm, vergnuͤgt oder miß-
vergnuͤgt; die Regierung beliebt oder verhaßt;
das Anſehen der Majeſtaͤt in- und außerhalb
des Reichs furchtbar oder veraͤchtlich macht,
was einen Staat in die Hoͤhe bringt, den an-
dern erſchuͤttert, den dritten zu Grunde rich-
tet, einem die Dauer, dem andern den Um-
ſturtz prophezeyet, kurtz alles, was zu gruͤnd-
licher Einſicht eines Reichs, und zu vortheil-
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ches.
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Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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