Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Ist auch die Dichter-Kunst in Norden durchgedrungen/Und ihr-verwandtes Blutt gibt keinem Opiz nach. Man sucht in Morgenland vergebens Amazonen/ Und mißt der Mitternacht nur Eiß und Kälte bey/ Daß Feuer/ Geist und Krafft allda mit Hauffen wohnen/ Zeigt Auge/ Schrifft und Mund: Ich sage Zweiffels-frey: Der Norden zeugt Magnet/ und dieser zeucht die Hertzen: Diß zeugen neben mir Amenens Hand und Kertzen. Soll wahres Lob die Schuld der Schmeicheley verdienen/ So darff ich mich forthin zu schreiben nicht erkühnen. Doch kenn ich deine List: des klugen Mahlers Hand Birgt ihre gröste Kunst in wohlgetheilten Schatten. Die dunckle Folg erhebt den hellen Diamant; So kan die Demutt dir auch grössern Glantz erstatten. Doch will ich über dem mit dir nicht weiter zancken/ Die unpartheysche Welt sey Richter der Gedancken. Ich nehme den Vergleich für ungewissen Streit Gantz willig von dir an! Nur muß ich diß noch setzen: Ein Reim von zarter Hand aus freyer Faust bereit/ Ist für gelehrte Kunst der Männer hoch zu schätzen. Die Gicht-Accisen. Nachdem man überall Accisen fordert ein/So will Frau Podagra auch nicht die lezte seyn. Sie fodert den Accis von vormahls freyen Knochen/ Der wird ihr durch Balbier und Aerzte zugesprochen. Einnehmer ist der Schmertz und Contralor Gedult/ Doch zahlet einer früh/ der andre spät die Schuld. Ubersezte Spruch-Reimen. Scharffe Zungen/ stumpffe Degen/ Werden wenig Feind erlegen. Mi[t]
Vermiſchte Gedichte. Iſt auch die Dichter-Kunſt in Norden durchgedrungen/Und ihr-verwandtes Blutt gibt keinem Opiz nach. Man ſucht in Morgenland vergebens Amazonen/ Und mißt der Mitternacht nur Eiß und Kaͤlte bey/ Daß Feuer/ Geiſt und Krafft allda mit Hauffen wohnen/ Zeigt Auge/ Schrifft und Mund: Ich ſage Zweiffels-frey: Der Norden zeugt Magnet/ und dieſer zeucht die Hertzen: Diß zeugen neben mir Amenens Hand und Kertzen. Soll wahres Lob die Schuld der Schmeicheley verdienen/ So darff ich mich forthin zu ſchreiben nicht erkuͤhnen. Doch kenn ich deine Liſt: des klugen Mahlers Hand Birgt ihre groͤſte Kunſt in wohlgetheilten Schatten. Die dunckle Folg erhebt den hellen Diamant; So kan die Demutt dir auch groͤſſern Glantz erſtatten. Doch will ich uͤber dem mit dir nicht weiter zancken/ Die unpartheyſche Welt ſey Richter der Gedancken. Ich nehme den Vergleich fuͤr ungewiſſen Streit Gantz willig von dir an! Nur muß ich diß noch ſetzen: Ein Reim von zarter Hand aus freyer Fauſt bereit/ Iſt fuͤr gelehrte Kunſt der Maͤnner hoch zu ſchaͤtzen. Die Gicht-Acciſen. Nachdem man uͤberall Acciſen fordert ein/So will Frau Podagra auch nicht die lezte ſeyn. Sie fodert den Accis von vormahls freyen Knochen/ Der wird ihr durch Balbier und Aerzte zugeſprochen. Einnehmer iſt der Schmertz und Contralor Gedult/ Doch zahlet einer fruͤh/ der andre ſpaͤt die Schuld. Uberſezte Spruch-Reimen. Scharffe Zungen/ ſtumpffe Degen/ Werden wenig Feind erlegen. Mi[t]
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Vermiſchte Gedichte.
Iſt auch die Dichter-Kunſt in Norden durchgedrungen/
Und ihr-verwandtes Blutt gibt keinem Opiz nach.
Man ſucht in Morgenland vergebens Amazonen/
Und mißt der Mitternacht nur Eiß und Kaͤlte bey/
Daß Feuer/ Geiſt und Krafft allda mit Hauffen wohnen/
Zeigt Auge/ Schrifft und Mund: Ich ſage Zweiffels-frey:
Der Norden zeugt Magnet/ und dieſer zeucht die Hertzen:
Diß zeugen neben mir Amenens Hand und Kertzen.
Soll wahres Lob die Schuld der Schmeicheley verdienen/
So darff ich mich forthin zu ſchreiben nicht erkuͤhnen.
Doch kenn ich deine Liſt: des klugen Mahlers Hand
Birgt ihre groͤſte Kunſt in wohlgetheilten Schatten.
Die dunckle Folg erhebt den hellen Diamant;
So kan die Demutt dir auch groͤſſern Glantz erſtatten.
Doch will ich uͤber dem mit dir nicht weiter zancken/
Die unpartheyſche Welt ſey Richter der Gedancken.
Ich nehme den Vergleich fuͤr ungewiſſen Streit
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Iſt fuͤr gelehrte Kunſt der Maͤnner hoch zu ſchaͤtzen.
Die Gicht-Acciſen.
Nachdem man uͤberall Acciſen fordert ein/
So will Frau Podagra auch nicht die lezte ſeyn.
Sie fodert den Accis von vormahls freyen Knochen/
Der wird ihr durch Balbier und Aerzte zugeſprochen.
Einnehmer iſt der Schmertz und Contralor Gedult/
Doch zahlet einer fruͤh/ der andre ſpaͤt die Schuld.
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Scharffe Zungen/ ſtumpffe Degen/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/728>, abgerufen am 23.02.2025. |