Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.

Samt kräncklicher Zeit/
Sind Früchte der Jahre/
Biß Sterben und Bahre
Ja Rechnung bereit.

Schertz-Gespräch zwischen Bruder
und Schwester.
Bruder.
Wenn dir nicht mehr das Brodt der Eltern schmeckt/
So schau wo dir ein besser Tisch gedeckt.
Schwester.
Geh in die Welt und schau wo dir das Glücke blüht:
Die Frucht taugt selten viel die eigner Mist erzieht.
Br. Man jagt uns in die Welt/ und holt uns aus der Welt;
Weil wir die Stütze seyn die jedes Hauß erhält.
Schw. Man sucht uns/ biß man uns berückt/
Und wird doch selber mit bestrickt.
Br. Ihr werfft den Nahmen weg/ verlihret das Geschlechte.
Schw. Und dennoch nennen sich die Männer unsre Knechte.
Br. Die Herrschafft taugt nicht viel/ hat selten auch Bestand.
Schw. Man spanner uns ins Joch/ doch bauen wir das Land.
Unvergnügung/ aus dem Horatius.
Wie kommts/ daß jeder fast mit dem nicht ist zufrieden/
Was ihm die Wahl bestimmt/ des Glückes Schluß be-
schieden/
nd Fremdes höher schäzt? der alte Landsknecht spricht/
enn ihm der lange Dienst die morschen Glieder bricht:
ie glücklich lebt vor mir der Kauffmann in den Städten/
ür dem ich muß dem Feind und Tod entgegen treten!
ergegen dieser sagt/ wenn Sturm und falsche Flutt
fft zu verschlingen dräut sein ungewisses Gutt;
eit besser ists im Krieg/ als so das Leben wagen/
d was man hat erscharrt: was ists nun mehr im Schlagen.
Man
i 3

Vermiſchte Gedichte.

Samt kraͤncklicher Zeit/
Sind Fruͤchte der Jahre/
Biß Sterben und Bahre
Ja Rechnung bereit.

Schertz-Geſpraͤch zwiſchen Bruder
und Schweſter.
Bruder.
Wenn dir nicht mehr das Brodt der Eltern ſchmeckt/
So ſchau wo dir ein beſſer Tiſch gedeckt.
Schweſter.
Geh in die Welt und ſchau wo dir das Gluͤcke bluͤht:
Die Frucht taugt ſelten viel die eigner Miſt erzieht.
Br. Man jagt uns in die Welt/ und holt uns aus der Welt;
Weil wir die Stuͤtze ſeyn die jedes Hauß erhaͤlt.
Schw. Man ſucht uns/ biß man uns beruͤckt/
Und wird doch ſelber mit beſtrickt.
Br. Ihr werfft den Nahmen weg/ verlihret das Geſchlechte.
Schw. Und dennoch nennen ſich die Maͤnner unſre Knechte.
Br. Die Herrſchafft taugt nicht viel/ hat ſelten auch Beſtand.
Schw. Man ſpanner uns ins Joch/ doch bauen wir das Land.
Unvergnuͤgung/ aus dem Horatius.
Wie kommts/ daß jeder faſt mit dem nicht iſt zufrieden/
Was ihm die Wahl beſtimmt/ des Gluͤckes Schluß be-
ſchieden/
nd Fremdes hoͤher ſchaͤzt? der alte Landsknecht ſpricht/
enn ihm der lange Dienſt die morſchen Glieder bricht:
ie gluͤcklich lebt vor mir der Kauffmann in den Staͤdten/
uͤr dem ich muß dem Feind und Tod entgegen treten!
ergegen dieſer ſagt/ wenn Sturm und falſche Flutt
fft zu verſchlingen draͤut ſein ungewiſſes Gutt;
eit beſſer iſts im Krieg/ als ſo das Leben wagen/
d was man hat erſcharrt: was iſts nun mehr im Schlagen.
Man
i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="5">
            <pb facs="#f0713" n="133"/>
            <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</fw><lb/>
            <l>Samt kra&#x0364;ncklicher Zeit/</l><lb/>
            <l>Sind Fru&#x0364;chte der Jahre/</l><lb/>
            <l>Biß Sterben und Bahre</l><lb/>
            <l>Ja Rechnung bereit.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schertz-Ge&#x017F;pra&#x0364;ch zwi&#x017F;chen Bruder<lb/>
und Schwe&#x017F;ter.</hi> </head><lb/>
          <sp>
            <speaker>Bruder.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>enn dir nicht mehr das Brodt der Eltern &#x017F;chmeckt/<lb/>
So &#x017F;chau wo dir ein be&#x017F;&#x017F;er Ti&#x017F;ch gedeckt. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Schwe&#x017F;ter.</speaker><lb/>
            <p> Geh in die Welt und &#x017F;chau wo dir das Glu&#x0364;cke blu&#x0364;ht:<lb/>
Die Frucht taugt &#x017F;elten viel die eigner Mi&#x017F;t erzieht. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Br.</speaker>
            <p> Man jagt uns in die Welt/ und holt uns aus der Welt;<lb/>
Weil wir die Stu&#x0364;tze &#x017F;eyn die jedes Hauß erha&#x0364;lt. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Schw.</speaker>
            <p> Man &#x017F;ucht uns/ biß man uns beru&#x0364;ckt/<lb/>
Und wird doch &#x017F;elber mit be&#x017F;trickt. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Br.</speaker>
            <p> Ihr werfft den Nahmen weg/ verlihret das Ge&#x017F;chlechte. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Schw.</speaker>
            <p> Und dennoch nennen &#x017F;ich die Ma&#x0364;nner un&#x017F;re Knechte. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Br.</speaker>
            <p> Die Herr&#x017F;chafft taugt nicht viel/ hat &#x017F;elten auch Be&#x017F;tand. </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Schw.</speaker>
            <p> Man &#x017F;panner uns ins Joch/ doch bauen wir das Land. </p>
          </sp><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Unvergnu&#x0364;gung/ aus dem <hi rendition="#aq">Horatius.</hi></hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie kommts/ daß jeder fa&#x017F;t mit dem nicht i&#x017F;t zufrieden/</l><lb/>
            <l>Was ihm die Wahl be&#x017F;timmt/ des Glu&#x0364;ckes Schluß be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">&#x017F;chieden/</hi> </l><lb/>
            <l>nd Fremdes ho&#x0364;her &#x017F;cha&#x0364;zt? der alte Landsknecht &#x017F;pricht/</l><lb/>
            <l>enn ihm der lange Dien&#x017F;t die mor&#x017F;chen Glieder bricht:</l><lb/>
            <l>ie glu&#x0364;cklich lebt vor mir der Kauffmann in den Sta&#x0364;dten/</l><lb/>
            <l>u&#x0364;r dem ich muß dem Feind und Tod entgegen treten!</l><lb/>
            <l>ergegen die&#x017F;er &#x017F;agt/ wenn Sturm und fal&#x017F;che Flutt</l><lb/>
            <l>fft zu ver&#x017F;chlingen dra&#x0364;ut &#x017F;ein ungewi&#x017F;&#x017F;es Gutt;</l><lb/>
            <l>eit be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts im Krieg/ als &#x017F;o das Leben wagen/</l><lb/>
            <l>d was man hat er&#x017F;charrt: was i&#x017F;ts nun mehr im Schlagen.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">i 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0713] Vermiſchte Gedichte. Samt kraͤncklicher Zeit/ Sind Fruͤchte der Jahre/ Biß Sterben und Bahre Ja Rechnung bereit. Schertz-Geſpraͤch zwiſchen Bruder und Schweſter. Bruder. Wenn dir nicht mehr das Brodt der Eltern ſchmeckt/ So ſchau wo dir ein beſſer Tiſch gedeckt. Schweſter. Geh in die Welt und ſchau wo dir das Gluͤcke bluͤht: Die Frucht taugt ſelten viel die eigner Miſt erzieht. Br. Man jagt uns in die Welt/ und holt uns aus der Welt; Weil wir die Stuͤtze ſeyn die jedes Hauß erhaͤlt. Schw. Man ſucht uns/ biß man uns beruͤckt/ Und wird doch ſelber mit beſtrickt. Br. Ihr werfft den Nahmen weg/ verlihret das Geſchlechte. Schw. Und dennoch nennen ſich die Maͤnner unſre Knechte. Br. Die Herrſchafft taugt nicht viel/ hat ſelten auch Beſtand. Schw. Man ſpanner uns ins Joch/ doch bauen wir das Land. Unvergnuͤgung/ aus dem Horatius. Wie kommts/ daß jeder faſt mit dem nicht iſt zufrieden/ Was ihm die Wahl beſtimmt/ des Gluͤckes Schluß be- ſchieden/ nd Fremdes hoͤher ſchaͤzt? der alte Landsknecht ſpricht/ enn ihm der lange Dienſt die morſchen Glieder bricht: ie gluͤcklich lebt vor mir der Kauffmann in den Staͤdten/ uͤr dem ich muß dem Feind und Tod entgegen treten! ergegen dieſer ſagt/ wenn Sturm und falſche Flutt fft zu verſchlingen draͤut ſein ungewiſſes Gutt; eit beſſer iſts im Krieg/ als ſo das Leben wagen/ d was man hat erſcharrt: was iſts nun mehr im Schlagen. Man i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/713
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/713>, abgerufen am 25.12.2024.