Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Wer Hoffnung empfindetHegt Schatten und Dunst. Das Glücke zu lencken Ist mühsames Kräncken Und sorgen umsunst. Die Hoffnung verbindet Mit eiteler Gunst/ Das Leben verschwindet Wie Schatten und Dunst. Wahr ists/ daß Sterne reitzen künnen/ Doch kan man ihnen widerstehn/ Nur daß der Menschen blöde Sinnen Gar offt auff falschem Wege gehn: Ein tapffrer Mutt und kluge Geister Sind ihres Glücks und aller Sternen Meister. Der Himmel übet uns zum Schaden Wohl keine Sinnen-Tyranney/ Nur daß der Mensch sich zu entladen Die Schuld dem Glücke misset bey. Ein tapffrer Mutt und kluge Geister Sind ihres Glücks und aller Sternen Meister. SANNAZAR. NEptun sah in der Flutt Venedigs edle Stadt/Die das gezähmte Meer zu ihrem Willen hat/ Er sprach: Laß Jupitern Tarpejus Schlösser preisen/ Gradivens kühnen Bau und freche Mauren weisen: Sagt/ wenn ihr in der See Venedigs Wunder schaut/ Ob Menschen/ Götter nicht? diß edle Werck gebaut? RAIMUNDUS. Izt mag die alte Welt von Sieben Wundern schweigen/Und Rom nicht mehr wie vor die stoltzen Berge zeigen: Gradivus rühme nicht die Wercke seiner Hand/ D[ie]
Vermiſchte Gedichte. Wer Hoffnung empfindetHegt Schatten und Dunſt. Das Gluͤcke zu lencken Iſt muͤhſames Kraͤncken Und ſorgen umſunſt. Die Hoffnung verbindet Mit eiteler Gunſt/ Das Leben verſchwindet Wie Schatten und Dunſt. Wahr iſts/ daß Sterne reitzen kuͤnnen/ Doch kan man ihnen widerſtehn/ Nur daß der Menſchen bloͤde Sinnen Gar offt auff falſchem Wege gehn: Ein tapffrer Mutt und kluge Geiſter Sind ihres Gluͤcks und aller Sternen Meiſter. Der Himmel uͤbet uns zum Schaden Wohl keine Sinnen-Tyranney/ Nur daß der Menſch ſich zu entladen Die Schuld dem Gluͤcke miſſet bey. Ein tapffrer Mutt und kluge Geiſter Sind ihres Gluͤcks und aller Sternen Meiſter. SANNAZAR. NEptun ſah in der Flutt Venedigs edle Stadt/Die das gezaͤhmte Meer zu ihrem Willen hat/ Er ſprach: Laß Jupitern Tarpejus Schloͤſſer preiſen/ Gradivens kuͤhnen Bau und freche Mauren weiſen: Sagt/ wenn ihr in der See Venedigs Wunder ſchaut/ Ob Menſchen/ Goͤtter nicht? diß edle Werck gebaut? RAIMUNDUS. Izt mag die alte Welt von Sieben Wundern ſchweigen/Und Rom nicht mehr wie vor die ſtoltzen Berge zeigen: Gradivus ruͤhme nicht die Wercke ſeiner Hand/ D[ie]
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Vermiſchte Gedichte.
Wer Hoffnung empfindet
Hegt Schatten und Dunſt.
Das Gluͤcke zu lencken
Iſt muͤhſames Kraͤncken
Und ſorgen umſunſt.
Die Hoffnung verbindet
Mit eiteler Gunſt/
Das Leben verſchwindet
Wie Schatten und Dunſt.
Wahr iſts/ daß Sterne reitzen kuͤnnen/
Doch kan man ihnen widerſtehn/
Nur daß der Menſchen bloͤde Sinnen
Gar offt auff falſchem Wege gehn:
Ein tapffrer Mutt und kluge Geiſter
Sind ihres Gluͤcks und aller Sternen Meiſter.
Der Himmel uͤbet uns zum Schaden
Wohl keine Sinnen-Tyranney/
Nur daß der Menſch ſich zu entladen
Die Schuld dem Gluͤcke miſſet bey.
Ein tapffrer Mutt und kluge Geiſter
Sind ihres Gluͤcks und aller Sternen Meiſter.
SANNAZAR.
NEptun ſah in der Flutt Venedigs edle Stadt/
Die das gezaͤhmte Meer zu ihrem Willen hat/
Er ſprach: Laß Jupitern Tarpejus Schloͤſſer preiſen/
Gradivens kuͤhnen Bau und freche Mauren weiſen:
Sagt/ wenn ihr in der See Venedigs Wunder ſchaut/
Ob Menſchen/ Goͤtter nicht? diß edle Werck gebaut?
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