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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Und wählt euch zwischen See und Lufft verbannt zu seyn.
Eur fichtnes Wasser-Hauß schwebt ohne Grund in Wellen/
Offt stüzt den frechen Bau der schweren Ancker Last/
Die eure Sicherheit auff Sand und Stricke stellen.
An statt der Thürne prangt der hoch-gesinnte Mast/
Der sich zu Nutz und Zier mit Pech hat überkleidet/
Mit Lumpen ausgeschmückt; den Mund/ die Nase füllt
Das Felsen-harte Brod/ das fast kein Eisen schneidet/
Der Tranck/ aus dem manch Wurm von langer Fäule quillt/
Der Käse schwere Kost/ der dürren Fische Grätten/
Der süsse Wohlgeruch von feistem Talg und Thär/
Den müden Leib erquickt die Lust der Lagerstätten/
Da manches Thier mit euch sich schwencket hin und her.
Eur edler Zeit-Vertreib ist auff- und ab zu steigen/
Um den beseilten Mast zu suchen was euch beist/
Das grobe Segel-Tuch dem Winde nach zuneigen/
Und was euch sonsten Wind und Zeit für Arbeit heist.
Solt ihr denn euren Mutt im Kriege lassen sehen/
Ein einig Feind vergnügt eur freches Hertze nicht:
Kan euch durch Waffen nicht eur völlig Recht geschehen/
So müst ihr seyn durch Flutt und Flammen hingericht/
Gemetzget und gewürgt/ gesotten und gebraten/
Nach Himmel und nach Höll halb lebend zugeschickt.
Das ungewisse Grab muß euch die See verstatten/
Wo nicht den todten Leib ein wilder Fisch zerstückt.
Doch eure Grausamkeit eur ungezähmtes Leben
Schleust billig euren Leib in solch Gefängnis ein/
Und wem das fromme Land nicht Auffenthalt will geben/
Dem muß die wilde See Hauß/ Grab und Hencker seyn.
Die Blattern oder Kinder-Pocken.
Ihr Kinder schnöder Eitelkeit/
Die ihr mit theuren Steinen pranget/
Was eine Muschel zubereit
Aus weit-entfernter See verlanget/
Kommt/ seht die Perlen und Rubinen
Die mir itzund zum Schmucke dienen.
[Ihr]
Vermiſchte Gedichte.
Und waͤhlt euch zwiſchen See und Lufft verbannt zu ſeyn.
Eur fichtnes Waſſer-Hauß ſchwebt ohne Grund in Wellen/
Offt ſtuͤzt den frechen Bau der ſchweren Ancker Laſt/
Die eure Sicherheit auff Sand und Stricke ſtellen.
An ſtatt der Thuͤrne prangt der hoch-geſinnte Maſt/
Der ſich zu Nutz und Zier mit Pech hat uͤberkleidet/
Mit Lumpen ausgeſchmuͤckt; den Mund/ die Naſe fuͤllt
Das Felſen-harte Brod/ das faſt kein Eiſen ſchneidet/
Der Tranck/ aus dem manch Wurm von langer Faͤule quillt/
Der Kaͤſe ſchwere Koſt/ der duͤrren Fiſche Graͤtten/
Der ſuͤſſe Wohlgeruch von feiſtem Talg und Thaͤr/
Den muͤden Leib erquickt die Luſt der Lagerſtaͤtten/
Da manches Thier mit euch ſich ſchwencket hin und her.
Eur edler Zeit-Vertreib iſt auff- und ab zu ſteigen/
Um den beſeilten Maſt zu ſuchen was euch beiſt/
Das grobe Segel-Tuch dem Winde nach zuneigen/
Und was euch ſonſten Wind und Zeit fuͤr Arbeit heiſt.
Solt ihr denn euren Mutt im Kriege laſſen ſehen/
Ein einig Feind vergnuͤgt eur freches Hertze nicht:
Kan euch durch Waffen nicht eur voͤllig Recht geſchehen/
So muͤſt ihr ſeyn durch Flutt und Flammen hingericht/
Gemetzget und gewuͤrgt/ geſotten und gebraten/
Nach Himmel und nach Hoͤll halb lebend zugeſchickt.
Das ungewiſſe Grab muß euch die See verſtatten/
Wo nicht den todten Leib ein wilder Fiſch zerſtuͤckt.
Doch eure Grauſamkeit eur ungezaͤhmtes Leben
Schleuſt billig euren Leib in ſolch Gefaͤngnis ein/
Und wem das fromme Land nicht Auffenthalt will geben/
Dem muß die wilde See Hauß/ Grab und Hencker ſeyn.
Die Blattern oder Kinder-Pocken.
Ihr Kinder ſchnoͤder Eitelkeit/
Die ihr mit theuren Steinen pranget/
Was eine Muſchel zubereit
Aus weit-entfernter See verlanget/
Kommt/ ſeht die Perlen und Rubinen
Die mir itzund zum Schmucke dienen.
[Ihr]
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[84/0664] Vermiſchte Gedichte. Und waͤhlt euch zwiſchen See und Lufft verbannt zu ſeyn. Eur fichtnes Waſſer-Hauß ſchwebt ohne Grund in Wellen/ Offt ſtuͤzt den frechen Bau der ſchweren Ancker Laſt/ Die eure Sicherheit auff Sand und Stricke ſtellen. An ſtatt der Thuͤrne prangt der hoch-geſinnte Maſt/ Der ſich zu Nutz und Zier mit Pech hat uͤberkleidet/ Mit Lumpen ausgeſchmuͤckt; den Mund/ die Naſe fuͤllt Das Felſen-harte Brod/ das faſt kein Eiſen ſchneidet/ Der Tranck/ aus dem manch Wurm von langer Faͤule quillt/ Der Kaͤſe ſchwere Koſt/ der duͤrren Fiſche Graͤtten/ Der ſuͤſſe Wohlgeruch von feiſtem Talg und Thaͤr/ Den muͤden Leib erquickt die Luſt der Lagerſtaͤtten/ Da manches Thier mit euch ſich ſchwencket hin und her. Eur edler Zeit-Vertreib iſt auff- und ab zu ſteigen/ Um den beſeilten Maſt zu ſuchen was euch beiſt/ Das grobe Segel-Tuch dem Winde nach zuneigen/ Und was euch ſonſten Wind und Zeit fuͤr Arbeit heiſt. Solt ihr denn euren Mutt im Kriege laſſen ſehen/ Ein einig Feind vergnuͤgt eur freches Hertze nicht: Kan euch durch Waffen nicht eur voͤllig Recht geſchehen/ So muͤſt ihr ſeyn durch Flutt und Flammen hingericht/ Gemetzget und gewuͤrgt/ geſotten und gebraten/ Nach Himmel und nach Hoͤll halb lebend zugeſchickt. Das ungewiſſe Grab muß euch die See verſtatten/ Wo nicht den todten Leib ein wilder Fiſch zerſtuͤckt. Doch eure Grauſamkeit eur ungezaͤhmtes Leben Schleuſt billig euren Leib in ſolch Gefaͤngnis ein/ Und wem das fromme Land nicht Auffenthalt will geben/ Dem muß die wilde See Hauß/ Grab und Hencker ſeyn. Die Blattern oder Kinder-Pocken. Ihr Kinder ſchnoͤder Eitelkeit/ Die ihr mit theuren Steinen pranget/ Was eine Muſchel zubereit Aus weit-entfernter See verlanget/ Kommt/ ſeht die Perlen und Rubinen Die mir itzund zum Schmucke dienen. Ihr

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/664>, abgerufen am 22.11.2024.