Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Hier ists/ wo mir in stiller Einsamkeit Das Schatten-Kind die Nachtigall Mit ihrer süssen Stimme Schall Vertreibt so manche schwere Zeit/ Wo sie den Lüfften saget wieder Den Inhalt meiner Trauer-Lieder. Hier wird von mir mit höchster Lust geschaut Wie auff den Felsen dar und hier Umklettert manch verwegnes Thier/ Wie die Natur so kühn gebaut/ Und offt so schlechten Grund/ offt keinen Gegeben hat den schweren Steinen. Hier schau ich wie die Silber-helle Bach Dort von dem hohen Berge fliest Und dieses grüne Thal begiest/ Da geh ich ihrem Ufer nach Und seh die gläntzenden Forellen Aus ihren frischen Steinen quellen. Hier bild ich mir die schöne Gegend ein/ Die man der Musen Wohnung hieß/ Wo ieder Tropffen/ ieder Kieß Crystall und Perle muste seyn/ Wo man nichts auff beblümten Auen Als Edelsteine konte schauen. Wiewohl gefällt mir dieser stille See/ Um den so mancher Erlen-Baum Bey Weyd und Ilme nimmet Raum/ Der nie kein scharffer Stal thät weh: Wo unter den begrünten Hecken So manche Feder-Kinder stecken. Hier siehet man wie in der Nimphen Hand Sich die geflochtne Semde biegt/ Wie die zerstreute Kolbe fliegt Um den beschilfften Wasser-Rand/ Wie sich die Frösch am Lande sönnen Und in der Flutt verbergen können. Bald e 5
Vermiſchte Gedichte. Hier iſts/ wo mir in ſtiller Einſamkeit Das Schatten-Kind die Nachtigall Mit ihrer ſuͤſſen Stimme Schall Vertreibt ſo manche ſchwere Zeit/ Wo ſie den Luͤfften ſaget wieder Den Inhalt meiner Trauer-Lieder. Hier wird von mir mit hoͤchſter Luſt geſchaut Wie auff den Felſen dar und hier Umklettert manch verwegnes Thier/ Wie die Natur ſo kuͤhn gebaut/ Und offt ſo ſchlechten Grund/ offt keinen Gegeben hat den ſchweren Steinen. Hier ſchau ich wie die Silber-helle Bach Dort von dem hohen Berge flieſt Und dieſes gruͤne Thal begieſt/ Da geh ich ihrem Ufer nach Und ſeh die glaͤntzenden Forellen Aus ihren friſchen Steinen quellen. Hier bild ich mir die ſchoͤne Gegend ein/ Die man der Muſen Wohnung hieß/ Wo ieder Tropffen/ ieder Kieß Cryſtall und Perle muſte ſeyn/ Wo man nichts auff bebluͤmten Auen Als Edelſteine konte ſchauen. Wiewohl gefaͤllt mir dieſer ſtille See/ Um den ſo mancher Erlen-Baum Bey Weyd und Ilme nimmet Raum/ Der nie kein ſcharffer Stal thaͤt weh: Wo unter den begruͤnten Hecken So manche Feder-Kinder ſtecken. Hier ſiehet man wie in der Nimphen Hand Sich die geflochtne Semde biegt/ Wie die zerſtreute Kolbe fliegt Um den beſchilfften Waſſer-Rand/ Wie ſich die Froͤſch am Lande ſoͤnnen Und in der Flutt verbergen koͤnnen. Bald e 5
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Vermiſchte Gedichte.
Hier iſts/ wo mir in ſtiller Einſamkeit
Das Schatten-Kind die Nachtigall
Mit ihrer ſuͤſſen Stimme Schall
Vertreibt ſo manche ſchwere Zeit/
Wo ſie den Luͤfften ſaget wieder
Den Inhalt meiner Trauer-Lieder.
Hier wird von mir mit hoͤchſter Luſt geſchaut
Wie auff den Felſen dar und hier
Umklettert manch verwegnes Thier/
Wie die Natur ſo kuͤhn gebaut/
Und offt ſo ſchlechten Grund/ offt keinen
Gegeben hat den ſchweren Steinen.
Hier ſchau ich wie die Silber-helle Bach
Dort von dem hohen Berge flieſt
Und dieſes gruͤne Thal begieſt/
Da geh ich ihrem Ufer nach
Und ſeh die glaͤntzenden Forellen
Aus ihren friſchen Steinen quellen.
Hier bild ich mir die ſchoͤne Gegend ein/
Die man der Muſen Wohnung hieß/
Wo ieder Tropffen/ ieder Kieß
Cryſtall und Perle muſte ſeyn/
Wo man nichts auff bebluͤmten Auen
Als Edelſteine konte ſchauen.
Wiewohl gefaͤllt mir dieſer ſtille See/
Um den ſo mancher Erlen-Baum
Bey Weyd und Ilme nimmet Raum/
Der nie kein ſcharffer Stal thaͤt weh:
Wo unter den begruͤnten Hecken
So manche Feder-Kinder ſtecken.
Hier ſiehet man wie in der Nimphen Hand
Sich die geflochtne Semde biegt/
Wie die zerſtreute Kolbe fliegt
Um den beſchilfften Waſſer-Rand/
Wie ſich die Froͤſch am Lande ſoͤnnen
Und in der Flutt verbergen koͤnnen.
Bald
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