Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertz-Grabschrifften.
Der unter tausend klugen Hunden
Verständig ward erfunden.
Der ihm durch ungemeine Kunst/
Verdient des Herren gutte Gunst/
Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schre-
cken/

Das nach dem Tode noch sein Nahme kan etwecken.
Zwar hat das Ende seinem Leben
Ein schwerer Tod gegeben/
Doch fiel er als ein kühner Held/
Von keiner schnöden Hand gefällt.
Er kan die Kranckheit nicht/ sie ihn nicht überwinden/
Ihn muß ein heißes Bley auff grüner Au entbinden.
Der Schiffer fürcht sich nicht in Wellen
Sein Grabmahl zu bestellen.
Der Bergmann zieht dem Tode nach
In Pluto finstres Schlaff-Gemach:
Ein Held wird ihm sein Grab mit Blutte lieber färben/
Als auff gemeine Weis' in siechen Lager sterben.
Nuß gleich der Leib im Tode büssen/
Den Staub der Bahre küssen/
So bleibt doch der bekandte Ruhm
Sein unvergänglich Eigenthum.
Es schreibt sein hohes Lob bey Phöbus Wagen-Räder
Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder.
Du/ dem sich im fürüber-reisen
Diß schlechte Grab wird weisen.
Spreit über dieses Todten-Hauß
Mit vollen Händen Blumen aus/
[U]nd wo noch Rodomund so viel ist werh gewesen/
[B]emüh dich beygefügt sein Testament zu lesen.
Rodo-
Schertz-Grabſchrifften.
Der unter tauſend klugen Hunden
Verſtaͤndig ward erfunden.
Der ihm durch ungemeine Kunſt/
Verdient des Herren gutte Gunſt/
Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schre-
cken/

Das nach dem Tode noch ſein Nahme kan etwecken.
Zwar hat das Ende ſeinem Leben
Ein ſchwerer Tod gegeben/
Doch fiel er als ein kuͤhner Held/
Von keiner ſchnoͤden Hand gefaͤllt.
Er kan die Kranckheit nicht/ ſie ihn nicht uͤberwinden/
Ihn muß ein heißes Bley auff gruͤner Au entbinden.
Der Schiffer fuͤrcht ſich nicht in Wellen
Sein Grabmahl zu beſtellen.
Der Bergmann zieht dem Tode nach
In Pluto finſtres Schlaff-Gemach:
Ein Held wird ihm ſein Grab mit Blutte lieber faͤrben/
Als auff gemeine Weiſ’ in ſiechen Lager ſterben.
Nuß gleich der Leib im Tode buͤſſen/
Den Staub der Bahre kuͤſſen/
So bleibt doch der bekandte Ruhm
Sein unvergaͤnglich Eigenthum.
Es ſchreibt ſein hohes Lob bey Phoͤbus Wagen-Raͤder
Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder.
Du/ dem ſich im fuͤruͤber-reiſen
Diß ſchlechte Grab wird weiſen.
Spreit uͤber dieſes Todten-Hauß
Mit vollen Haͤnden Blumen aus/
[U]nd wo noch Rodomund ſo viel iſt werh geweſen/
[B]emuͤh dich beygefuͤgt ſein Teſtament zu leſen.
Rodo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0643" n="63"/>
            <fw place="top" type="header">Schertz-Grab&#x017F;chrifften.</fw><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der unter tau&#x017F;end klugen Hunden</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;ta&#x0364;ndig ward erfunden.</l><lb/>
              <l>Der ihm durch ungemeine Kun&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Verdient des Herren gutte Gun&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schre-<lb/><hi rendition="#c">cken/</hi></l><lb/>
              <l>Das nach dem Tode noch &#x017F;ein Nahme kan etwecken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Zwar hat das Ende &#x017F;einem Leben</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;chwerer Tod gegeben/</l><lb/>
              <l>Doch fiel er als ein ku&#x0364;hner Held/</l><lb/>
              <l>Von keiner &#x017F;chno&#x0364;den Hand gefa&#x0364;llt.</l><lb/>
              <l>Er kan die Kranckheit nicht/ &#x017F;ie ihn nicht u&#x0364;berwinden/</l><lb/>
              <l>Ihn muß ein heißes Bley auff gru&#x0364;ner Au entbinden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Der Schiffer fu&#x0364;rcht &#x017F;ich nicht in Wellen</l><lb/>
              <l>Sein Grabmahl zu be&#x017F;tellen.</l><lb/>
              <l>Der Bergmann zieht dem Tode nach</l><lb/>
              <l>In Pluto fin&#x017F;tres Schlaff-Gemach:</l><lb/>
              <l>Ein Held wird ihm &#x017F;ein Grab mit Blutte lieber fa&#x0364;rben/</l><lb/>
              <l>Als auff gemeine Wei&#x017F;&#x2019; in &#x017F;iechen Lager &#x017F;terben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Nuß gleich der Leib im Tode bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Den Staub der Bahre ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>So bleibt doch der bekandte Ruhm</l><lb/>
              <l>Sein unverga&#x0364;nglich Eigenthum.</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;chreibt &#x017F;ein hohes Lob bey Pho&#x0364;bus Wagen-Ra&#x0364;der</l><lb/>
              <l>Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Du/ dem &#x017F;ich im fu&#x0364;ru&#x0364;ber-rei&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Diß &#x017F;chlechte Grab wird wei&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Spreit u&#x0364;ber die&#x017F;es Todten-Hauß</l><lb/>
              <l>Mit vollen Ha&#x0364;nden Blumen aus/</l><lb/>
              <l><supplied>U</supplied>nd wo noch Rodomund &#x017F;o viel i&#x017F;t werh gewe&#x017F;en/</l><lb/>
              <l><supplied>B</supplied>emu&#x0364;h dich beygefu&#x0364;gt &#x017F;ein Te&#x017F;tament zu le&#x017F;en.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Rodo-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0643] Schertz-Grabſchrifften. Der unter tauſend klugen Hunden Verſtaͤndig ward erfunden. Der ihm durch ungemeine Kunſt/ Verdient des Herren gutte Gunſt/ Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schre- cken/ Das nach dem Tode noch ſein Nahme kan etwecken. Zwar hat das Ende ſeinem Leben Ein ſchwerer Tod gegeben/ Doch fiel er als ein kuͤhner Held/ Von keiner ſchnoͤden Hand gefaͤllt. Er kan die Kranckheit nicht/ ſie ihn nicht uͤberwinden/ Ihn muß ein heißes Bley auff gruͤner Au entbinden. Der Schiffer fuͤrcht ſich nicht in Wellen Sein Grabmahl zu beſtellen. Der Bergmann zieht dem Tode nach In Pluto finſtres Schlaff-Gemach: Ein Held wird ihm ſein Grab mit Blutte lieber faͤrben/ Als auff gemeine Weiſ’ in ſiechen Lager ſterben. Nuß gleich der Leib im Tode buͤſſen/ Den Staub der Bahre kuͤſſen/ So bleibt doch der bekandte Ruhm Sein unvergaͤnglich Eigenthum. Es ſchreibt ſein hohes Lob bey Phoͤbus Wagen-Raͤder Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder. Du/ dem ſich im fuͤruͤber-reiſen Diß ſchlechte Grab wird weiſen. Spreit uͤber dieſes Todten-Hauß Mit vollen Haͤnden Blumen aus/ Und wo noch Rodomund ſo viel iſt werh geweſen/ Bemuͤh dich beygefuͤgt ſein Teſtament zu leſen. Rodo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/643
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/643>, abgerufen am 22.11.2024.