Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Ehren-Gedichte. Die Mannschafft ist zerstrent/ die Mannheit ist zu weich/Die Einigkeit zutrennt: so fällt das deutsche Reich! Ein Theil von deinem Volck erwehlt der Gallen Land/ Läst deutschen Mund und Sinn/ ein Theil sucht seinen Stand/ Mit fremder Art vermischt/ in Welschlands weicher Schoß/ Giebt seinem Feinde Rom zulezt den härtsten Stoß/ Der Uberrest bleibt hier/ prüfft mancherley Gefahr; Mit kurtzem: Deutschland wird nicht wieder was es war/ Biß sich ein Grosser Carl zur Francken Krone schwingt/ Und den zertheilten Leib zusammen wieder bringt. Der göldne Käyser-Stuhl bleibt dir von solcher Zeit: Wo aber bleiben Fried? und Macht? und Einigkeit? Dein eigen Eingeweyd ist deine liebste Kost: Offt bistu allzufaul/ die Waffen frist der Rost/ Wenn Fremde sie/ auff dich zu schmeissen/ ziehen aus/ Offt bistu allzu gach und stürmst dein eigen Hauß. Man streitet nicht um Ehr und Freyheit/ wie vorhin/ Der Deutsche dienet Freund und Fremden um Gewinn/ Die Nachbarn äffen dich/ dein Einfalt wird verlacht/ Dein treu- und redlich seyn giebt leider! gutte Nacht/ Dein junges Volck ersäufft in Pfützen geiler Lust/ Bedeckt an Eisen statt mit Golde seine Brust/ Will sonder Ungemach vollführen Krieg und Streit: Diß ist der rechte Weg zu schwerer Dienstbarkeit. Alrune hat mir diß/ als künfftig/ offenbahrt/ Und ich/ auff ihr Geheiß/ in diesem Stamm verwahrt. Ach/ daß wenn diese Schrifft wird kommen an den Tag/ Sie für manch deutsches Hertz ein Wecker werden mag! Wacht/ Helden-Kinder/ auff/ scheut Müh und Arbeit nicht; Bedörnert ist der Weg/ auff dem man Rosen bricht. Was nüzt euch/ wenn ihr faul/ der Ahnen lange Zahl? Sie haben ihren Ruhm geprägt in harten Stahl/ Drum daurt er heute noch; wolt ihr euch schreiben ein In Sand und Mos/ so wird eur bald vergessen seyn. Was ist es/ daß ihr dann mit vielem Schmucke prahlt? Sie haben ihren Schild mit eigner Faust gemahlt. Das unverzagte Roth/ das unbefleckte Weiß/ Das treu-beständge Schwartz behielt den besten Preiß. Folg[t]
Ehren-Gedichte. Die Mannſchafft iſt zerſtrent/ die Mannheit iſt zu weich/Die Einigkeit zutrennt: ſo faͤllt das deutſche Reich! Ein Theil von deinem Volck erwehlt der Gallen Land/ Laͤſt deutſchen Mund und Sinn/ ein Theil ſucht ſeinen Stand/ Mit fremder Art vermiſcht/ in Welſchlands weicher Schoß/ Giebt ſeinem Feinde Rom zulezt den haͤrtſten Stoß/ Der Uberreſt bleibt hier/ pruͤfft mancherley Gefahr; Mit kurtzem: Deutſchland wird nicht wieder was es war/ Biß ſich ein Groſſer Carl zur Francken Krone ſchwingt/ Und den zertheilten Leib zuſammen wieder bringt. Der goͤldne Kaͤyſer-Stuhl bleibt dir von ſolcher Zeit: Wo aber bleiben Fried? und Macht? und Einigkeit? Dein eigen Eingeweyd iſt deine liebſte Koſt: Offt biſtu allzufaul/ die Waffen friſt der Roſt/ Wenn Fremde ſie/ auff dich zu ſchmeiſſen/ ziehen aus/ Offt biſtu allzu gach und ſtuͤrmſt dein eigen Hauß. Man ſtreitet nicht um Ehr und Freyheit/ wie vorhin/ Der Deutſche dienet Freund und Fremden um Gewinn/ Die Nachbarn aͤffen dich/ dein Einfalt wird verlacht/ Dein treu- und redlich ſeyn giebt leider! gutte Nacht/ Dein junges Volck erſaͤufft in Pfuͤtzen geiler Luſt/ Bedeckt an Eiſen ſtatt mit Golde ſeine Bruſt/ Will ſonder Ungemach vollfuͤhren Krieg und Streit: Diß iſt der rechte Weg zu ſchwerer Dienſtbarkeit. Alrune hat mir diß/ als kuͤnfftig/ offenbahrt/ Und ich/ auff ihr Geheiß/ in dieſem Stamm verwahrt. Ach/ daß wenn dieſe Schrifft wird kommen an den Tag/ Sie fuͤr manch deutſches Hertz ein Wecker werden mag! Wacht/ Helden-Kinder/ auff/ ſcheut Muͤh und Arbeit nicht; Bedoͤrnert iſt der Weg/ auff dem man Roſen bricht. Was nuͤzt euch/ wenn ihr faul/ der Ahnen lange Zahl? Sie haben ihren Ruhm gepraͤgt in harten Stahl/ Drum daurt er heute noch; wolt ihr euch ſchreiben ein In Sand und Mos/ ſo wird eur bald vergeſſen ſeyn. Was iſt es/ daß ihr dann mit vielem Schmucke prahlt? Sie haben ihren Schild mit eigner Fauſt gemahlt. Das unverzagte Roth/ das unbefleckte Weiß/ Das treu-beſtaͤndge Schwartz behielt den beſten Preiß. Folg[t]
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Ehren-Gedichte.
Die Mannſchafft iſt zerſtrent/ die Mannheit iſt zu weich/
Die Einigkeit zutrennt: ſo faͤllt das deutſche Reich!
Ein Theil von deinem Volck erwehlt der Gallen Land/
Laͤſt deutſchen Mund und Sinn/ ein Theil ſucht ſeinen Stand/
Mit fremder Art vermiſcht/ in Welſchlands weicher Schoß/
Giebt ſeinem Feinde Rom zulezt den haͤrtſten Stoß/
Der Uberreſt bleibt hier/ pruͤfft mancherley Gefahr;
Mit kurtzem: Deutſchland wird nicht wieder was es war/
Biß ſich ein Groſſer Carl zur Francken Krone ſchwingt/
Und den zertheilten Leib zuſammen wieder bringt.
Der goͤldne Kaͤyſer-Stuhl bleibt dir von ſolcher Zeit:
Wo aber bleiben Fried? und Macht? und Einigkeit?
Dein eigen Eingeweyd iſt deine liebſte Koſt:
Offt biſtu allzufaul/ die Waffen friſt der Roſt/
Wenn Fremde ſie/ auff dich zu ſchmeiſſen/ ziehen aus/
Offt biſtu allzu gach und ſtuͤrmſt dein eigen Hauß.
Man ſtreitet nicht um Ehr und Freyheit/ wie vorhin/
Der Deutſche dienet Freund und Fremden um Gewinn/
Die Nachbarn aͤffen dich/ dein Einfalt wird verlacht/
Dein treu- und redlich ſeyn giebt leider! gutte Nacht/
Dein junges Volck erſaͤufft in Pfuͤtzen geiler Luſt/
Bedeckt an Eiſen ſtatt mit Golde ſeine Bruſt/
Will ſonder Ungemach vollfuͤhren Krieg und Streit:
Diß iſt der rechte Weg zu ſchwerer Dienſtbarkeit.
Alrune hat mir diß/ als kuͤnfftig/ offenbahrt/
Und ich/ auff ihr Geheiß/ in dieſem Stamm verwahrt.
Ach/ daß wenn dieſe Schrifft wird kommen an den Tag/
Sie fuͤr manch deutſches Hertz ein Wecker werden mag!
Wacht/ Helden-Kinder/ auff/ ſcheut Muͤh und Arbeit nicht;
Bedoͤrnert iſt der Weg/ auff dem man Roſen bricht.
Was nuͤzt euch/ wenn ihr faul/ der Ahnen lange Zahl?
Sie haben ihren Ruhm gepraͤgt in harten Stahl/
Drum daurt er heute noch; wolt ihr euch ſchreiben ein
In Sand und Mos/ ſo wird eur bald vergeſſen ſeyn.
Was iſt es/ daß ihr dann mit vielem Schmucke prahlt?
Sie haben ihren Schild mit eigner Fauſt gemahlt.
Das unverzagte Roth/ das unbefleckte Weiß/
Das treu-beſtaͤndge Schwartz behielt den beſten Preiß.
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