Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Ehren-Gedächtniß. So vieler Nächte Müh und Schweiß und rares Wissen/ Wird nur durch deinen Fall mit dir dahin gerissen. Gottsfürchtger Abschatz geh/ beschicke nun dein Hauß/ Es ist mit deinem Thun und deinem Wissen aus. Du hast schon Ruhm genung/ du kanst nichts mehr erwer- ben/ Drum weil du wohl gelebt/ so lerne selig sterben. Gelehrter Abschatz geh/ dein Stunden-Glaß nimmt ab/ Man bauet allbereit an Bahre/ Sarg und Grab: Gelehrter Abschatz geh/ und lege deine Glieder In deinem Fürstenthum/ bey deinen Gliedern nieder. Erfahrner Abschatz geh/ wohin dein Amt dich rufft/ Verwechsle Amt und Stand und Ehre mit der Grufft. Erfahrner Abschatz geh/ GOtt wird mit vielen Cronen Dort deine Frömmigkeit und Treu und Fleiß belohnen. Gerechter Abschatz geh und thue Rechenschafft/ Bevor dich noch der Tod von deinem Ambte rafft/ Geh zeige denen an/ die offt die Tugend schmähen/ Daß sie zu keiner Zeit dich ungerecht gesehen. Beklagens-werther Mann/ o seltener Verstand/ Der zu des Landes Nutz allzeit war angewand: Betraurens-werther Mann/ soll Leib und Seele brechen/ Und der so kluge Mund kein einig Wort mehr sprechen! Ach Schmertzen sonder Schmertz/ Verlust dem keiner gleicht/ Der kluge Abschatz ist erblasset und erbleicht. Ach Land/ ach Fürstenthum/ laß Klag und Seuffzer schal- len/ Es ist ein Grosser heut aus deinem Volck gefallen! Wohlselger Abschatz geh/ bezieh die Ruhe-Stadt/ Die GOtt durch seinen Tod dir selbst geweyhet hat/ Ruh wohl in kühler Grufft/ befreyt von Noth und Pla- gen/ Wir werden deinen Tod nur allzu offt beklagen. Dein (C) 3
Ehren-Gedaͤchtniß. So vieler Naͤchte Muͤh und Schweiß und rares Wiſſen/ Wird nur durch deinen Fall mit dir dahin geriſſen. Gottsfuͤrchtger Abſchatz geh/ beſchicke nun dein Hauß/ Es iſt mit deinem Thun und deinem Wiſſen aus. Du haſt ſchon Ruhm genung/ du kanſt nichts mehr erwer- ben/ Drum weil du wohl gelebt/ ſo lerne ſelig ſterben. Gelehrter Abſchatz geh/ dein Stunden-Glaß nimmt ab/ Man bauet allbereit an Bahre/ Sarg und Grab: Gelehrter Abſchatz geh/ und lege deine Glieder In deinem Fuͤrſtenthum/ bey deinen Gliedern nieder. Erfahrner Abſchatz geh/ wohin dein Amt dich rufft/ Verwechsle Amt und Stand und Ehre mit der Grufft. Erfahrner Abſchatz geh/ GOtt wird mit vielen Cronen Dort deine Froͤmmigkeit und Treu und Fleiß belohnen. Gerechter Abſchatz geh und thue Rechenſchafft/ Bevor dich noch der Tod von deinem Ambte rafft/ Geh zeige denen an/ die offt die Tugend ſchmaͤhen/ Daß ſie zu keiner Zeit dich ungerecht geſehen. Beklagens-werther Mann/ o ſeltener Verſtand/ Der zu des Landes Nutz allzeit war angewand: Betraurens-werther Mann/ ſoll Leib und Seele brechen/ Und der ſo kluge Mund kein einig Wort mehr ſprechen! Ach Schmertzen ſonder Schmertz/ Verluſt dem keiner gleicht/ Der kluge Abſchatz iſt erblaſſet und erbleicht. Ach Land/ ach Fuͤrſtenthum/ laß Klag und Seuffzer ſchal- len/ Es iſt ein Groſſer heut aus deinem Volck gefallen! Wohlſelger Abſchatz geh/ bezieh die Ruhe-Stadt/ Die GOtt durch ſeinen Tod dir ſelbſt geweyhet hat/ Ruh wohl in kuͤhler Grufft/ befreyt von Noth und Pla- gen/ Wir werden deinen Tod nur allzu offt beklagen. Dein (C) 3
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Ehren-Gedaͤchtniß.
So vieler Naͤchte Muͤh und Schweiß und rares Wiſſen/
Wird nur durch deinen Fall mit dir dahin geriſſen.
Gottsfuͤrchtger Abſchatz geh/ beſchicke nun dein Hauß/
Es iſt mit deinem Thun und deinem Wiſſen aus.
Du haſt ſchon Ruhm genung/ du kanſt nichts mehr erwer-
ben/
Drum weil du wohl gelebt/ ſo lerne ſelig ſterben.
Gelehrter Abſchatz geh/ dein Stunden-Glaß nimmt ab/
Man bauet allbereit an Bahre/ Sarg und Grab:
Gelehrter Abſchatz geh/ und lege deine Glieder
In deinem Fuͤrſtenthum/ bey deinen Gliedern nieder.
Erfahrner Abſchatz geh/ wohin dein Amt dich rufft/
Verwechsle Amt und Stand und Ehre mit der Grufft.
Erfahrner Abſchatz geh/ GOtt wird mit vielen Cronen
Dort deine Froͤmmigkeit und Treu und Fleiß belohnen.
Gerechter Abſchatz geh und thue Rechenſchafft/
Bevor dich noch der Tod von deinem Ambte rafft/
Geh zeige denen an/ die offt die Tugend ſchmaͤhen/
Daß ſie zu keiner Zeit dich ungerecht geſehen.
Beklagens-werther Mann/ o ſeltener Verſtand/
Der zu des Landes Nutz allzeit war angewand:
Betraurens-werther Mann/ ſoll Leib und Seele brechen/
Und der ſo kluge Mund kein einig Wort mehr ſprechen!
Ach Schmertzen ſonder Schmertz/ Verluſt dem keiner
gleicht/
Der kluge Abſchatz iſt erblaſſet und erbleicht.
Ach Land/ ach Fuͤrſtenthum/ laß Klag und Seuffzer ſchal-
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Es iſt ein Groſſer heut aus deinem Volck gefallen!
Wohlſelger Abſchatz geh/ bezieh die Ruhe-Stadt/
Die GOtt durch ſeinen Tod dir ſelbſt geweyhet hat/
Ruh wohl in kuͤhler Grufft/ befreyt von Noth und Pla-
gen/
Wir werden deinen Tod nur allzu offt beklagen.
Dein
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