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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.
Doch aber müst ihr nicht in solcher Angst verzagen/
Des HErren JEsu Tod soll euer Leben seyn/
Er hat des Vatern Zorn/ der Höllen Angst getragen/
Und führt euch frey davon in Himmel selig ein.
Schaut mit Verwunderung/ wie euch der Höchste liebet/
Und last euch solche Brunst zur Liebe treiben an/
Gebt eure Hertzen dem/ der euch das seine giebet/
Indem er/ als sich selbst/ nichts Edlers geben kan.
Last eure Andachts-Glutt durch seine Flamm entzünden/
Schwizt Thränen wenn das Blutt aus seinen Wunden fleust/
Und wenn eur Lebens-Oel will in dem Tode schwinden/
Befehlet/ wie er that/ dem Vater euren Geist.
Christi Leyden.
Wer schonet einen Wurm? muß nicht ein ieder Stein/
Muß nicht ein ieder Fuß desselben Mörder seyn/
Indem er hin und her auff schwartzer Erde kreucht/
Und seinem Feinde sich durch blosse Flucht entzeucht.
So eben geht es dir/ o JEsu GOttes Sohn/
Dein himmelischer Sitz/ dein hoher Ehren-Thron
Ist itzund Erd und Staub. Des glatten Leibes Zier
Mit Narben angefüllt/ verwandelt sich bey dir
In heßliche Gestalt/ o überhäuffte Pein!
Es dringen sich ins Haubt die scharffen Dornen ein/
Es schneiden Haut und Fleisch die Riemen schwer von Bley/
Es schneiden Marck und Bein/ die Läster-Wort entzwey/
So die erboßte Schaar der Juden speyet aus.
Pilatus führet dich vors hohe Richter-Hauß/
Wo das gehäuffte Volck in langer Reihe steht/
Er weiset/ wie das Blutt aus allen Adern geht/
Wie durch das strenge Band die Glieder seyn umschränckt/
Und dein zufleischter Leib kaum an einander heuckt.
Hier solt ein Diamant und Felsen-harter Stein/
Wie von der Hitze Schnee und Eyß zuschmoltzen seyn/
Und dein erwähltes Volck sieht hocherfreuet an/
Was Tag und Sonne nicht ohn Schrecken sehen kan/
Indem nun über dich der Eyfer-volle Sturm
Des
Himmel-Schluͤſſel.
Doch aber muͤſt ihr nicht in ſolcher Angſt verzagen/
Des HErren JEſu Tod ſoll euer Leben ſeyn/
Er hat des Vatern Zorn/ der Hoͤllen Angſt getragen/
Und fuͤhrt euch frey davon in Himmel ſelig ein.
Schaut mit Verwunderung/ wie euch der Hoͤchſte liebet/
Und laſt euch ſolche Brunſt zur Liebe treiben an/
Gebt eure Hertzen dem/ der euch das ſeine giebet/
Indem er/ als ſich ſelbſt/ nichts Edlers geben kan.
Laſt eure Andachts-Glutt durch ſeine Flamm entzuͤnden/
Schwizt Thraͤnen wenn das Blutt aus ſeinen Wunden fleuſt/
Und wenn eur Lebens-Oel will in dem Tode ſchwinden/
Befehlet/ wie er that/ dem Vater euren Geiſt.
Chriſti Leyden.
Wer ſchonet einen Wurm? muß nicht ein ieder Stein/
Muß nicht ein ieder Fuß deſſelben Moͤrder ſeyn/
Indem er hin und her auff ſchwartzer Erde kreucht/
Und ſeinem Feinde ſich durch bloſſe Flucht entzeucht.
So eben geht es dir/ o JEſu GOttes Sohn/
Dein himmeliſcher Sitz/ dein hoher Ehren-Thron
Iſt itzund Erd und Staub. Des glatten Leibes Zier
Mit Narben angefuͤllt/ verwandelt ſich bey dir
In heßliche Geſtalt/ o uͤberhaͤuffte Pein!
Es dringen ſich ins Haubt die ſcharffen Dornen ein/
Es ſchneiden Haut und Fleiſch die Riemen ſchwer von Bley/
Es ſchneiden Marck und Bein/ die Laͤſter-Wort entzwey/
So die erboßte Schaar der Juden ſpeyet aus.
Pilatus fuͤhret dich vors hohe Richter-Hauß/
Wo das gehaͤuffte Volck in langer Reihe ſteht/
Er weiſet/ wie das Blutt aus allen Adern geht/
Wie durch das ſtrenge Band die Glieder ſeyn umſchraͤnckt/
Und dein zufleiſchter Leib kaum an einander heuckt.
Hier ſolt ein Diamant und Felſen-harter Stein/
Wie von der Hitze Schnee und Eyß zuſchmoltzen ſeyn/
Und dein erwaͤhltes Volck ſieht hocherfreuet an/
Was Tag und Sonne nicht ohn Schrecken ſehen kan/
Indem nun uͤber dich der Eyfer-volle Sturm
Des
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[64/0484] Himmel-Schluͤſſel. Doch aber muͤſt ihr nicht in ſolcher Angſt verzagen/ Des HErren JEſu Tod ſoll euer Leben ſeyn/ Er hat des Vatern Zorn/ der Hoͤllen Angſt getragen/ Und fuͤhrt euch frey davon in Himmel ſelig ein. Schaut mit Verwunderung/ wie euch der Hoͤchſte liebet/ Und laſt euch ſolche Brunſt zur Liebe treiben an/ Gebt eure Hertzen dem/ der euch das ſeine giebet/ Indem er/ als ſich ſelbſt/ nichts Edlers geben kan. Laſt eure Andachts-Glutt durch ſeine Flamm entzuͤnden/ Schwizt Thraͤnen wenn das Blutt aus ſeinen Wunden fleuſt/ Und wenn eur Lebens-Oel will in dem Tode ſchwinden/ Befehlet/ wie er that/ dem Vater euren Geiſt. Chriſti Leyden. Wer ſchonet einen Wurm? muß nicht ein ieder Stein/ Muß nicht ein ieder Fuß deſſelben Moͤrder ſeyn/ Indem er hin und her auff ſchwartzer Erde kreucht/ Und ſeinem Feinde ſich durch bloſſe Flucht entzeucht. So eben geht es dir/ o JEſu GOttes Sohn/ Dein himmeliſcher Sitz/ dein hoher Ehren-Thron Iſt itzund Erd und Staub. Des glatten Leibes Zier Mit Narben angefuͤllt/ verwandelt ſich bey dir In heßliche Geſtalt/ o uͤberhaͤuffte Pein! Es dringen ſich ins Haubt die ſcharffen Dornen ein/ Es ſchneiden Haut und Fleiſch die Riemen ſchwer von Bley/ Es ſchneiden Marck und Bein/ die Laͤſter-Wort entzwey/ So die erboßte Schaar der Juden ſpeyet aus. Pilatus fuͤhret dich vors hohe Richter-Hauß/ Wo das gehaͤuffte Volck in langer Reihe ſteht/ Er weiſet/ wie das Blutt aus allen Adern geht/ Wie durch das ſtrenge Band die Glieder ſeyn umſchraͤnckt/ Und dein zufleiſchter Leib kaum an einander heuckt. Hier ſolt ein Diamant und Felſen-harter Stein/ Wie von der Hitze Schnee und Eyß zuſchmoltzen ſeyn/ Und dein erwaͤhltes Volck ſieht hocherfreuet an/ Was Tag und Sonne nicht ohn Schrecken ſehen kan/ Indem nun uͤber dich der Eyfer-volle Sturm Des

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/484>, abgerufen am 22.11.2024.