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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.
Des HErren Rede strafft. Der Mann gerechter Sinnen/
Dem keine Falschheit ie befleckt das reine Blutt/
Wird biß ins vierdte mahl der Richter Falschheit innen/
Und ist ein Gauckel-Spiel der Ungerechtigkeit.
Was nicht der Juden Grimm und Boßheit kan vollenden/
Was sie ihm nicht gethan vor Quaal und Hertzeleid/
Das überlassen sie der Heyden frechen Händen.
Ach sehet/ welch ein Mensch! durch Gifft gefüllten Mund
Verspeyt die Krieges-Schaar sein holdreich Angesichte/
Sie macht die linde Haut mit rauhen Nägeln wund/
Den Sanfftmutt vollen Sinn mit scharffem Hohn-Gedichte.
Ach sehet/ welch ein Mensch! das edle Fürsten-Haubt/
Um welches Sonn und Mond in vollem Scheine gläntzen/
Dem aller Sternen Heer zur Krone sind erlaubt/
Muß ein geschränckter Zweig von Dornen izt bekräntzen
Die Edelsteine sind das ausgezwängte Blutt/
Mit dem/ o Hertzeleid! der Könge König pranget/
O Häubter voller Wind? bedencket/ was ihr thut/
Wenn ihr nach theurem Gold und weichen Rosen langet/
Zu krönen euer Haubt/ den Sitz der Eitelkeit/
Seht unsers Haubtes Haubt führt andere Rubinen/
Ihn sticht der harte Dorn/ wenn euch zu Pracht und Freud
Das linde Wurm-Gespinst und zarte Blätter dienen.
Der Hertzog/ welchen nicht nach Würden kleiden kan
Der Sonnen strahlend Gold/ des Monden Silberstücke/
Legt ein zurissen Kleid voll Staub und Motten an/
Daß uns der seidne Rock der reinen Unschuld schmücke.
Den reichen Königs-Stab vertritt ein armes Rohr.
Der Buben Schaar/ die ihn zu martern ist beflissen/
Muß wider Willen auch die Warheit bringen vor/
Indem sie ihn zur Schmach als HErr und Köuig grüssen.
Ach sehet/ welch ein Mensch dort angebunden steht!
Seht/ wie der heilge Leib mit Ruthen wird zerhaueu/
Seht/ wie das milde Blutt aus allen Adern geht!
Man kan des Todes Bild auff seinem Rücken schauen/
Doch leucht die Liebe vor/ die ihn darzu gebracht.
Unselig bist du Mensch/ du Ursach dieser Plagen/
Doch selig/ wo du klug durch fremde Pein gemacht/
Nicht
Himmel-Schluͤſſel.
Des HErren Rede ſtrafft. Der Mann gerechter Sinnen/
Dem keine Falſchheit ie befleckt das reine Blutt/
Wird biß ins vierdte mahl der Richter Falſchheit innen/
Und iſt ein Gauckel-Spiel der Ungerechtigkeit.
Was nicht der Juden Grimm und Boßheit kan vollenden/
Was ſie ihm nicht gethan vor Quaal und Hertzeleid/
Das uͤberlaſſen ſie der Heyden frechen Haͤnden.
Ach ſehet/ welch ein Menſch! durch Gifft gefuͤllten Mund
Verſpeyt die Krieges-Schaar ſein holdreich Angeſichte/
Sie macht die linde Haut mit rauhen Naͤgeln wund/
Den Sanfftmutt vollen Sinn mit ſcharffem Hohn-Gedichte.
Ach ſehet/ welch ein Menſch! das edle Fuͤrſten-Haubt/
Um welches Sonn und Mond in vollem Scheine glaͤntzen/
Dem aller Sternen Heer zur Krone ſind erlaubt/
Muß ein geſchraͤnckter Zweig von Dornen izt bekraͤntzen
Die Edelſteine ſind das ausgezwaͤngte Blutt/
Mit dem/ o Hertzeleid! der Koͤnge Koͤnig pranget/
O Haͤubter voller Wind? bedencket/ was ihr thut/
Wenn ihr nach theurem Gold und weichen Roſen langet/
Zu kroͤnen euer Haubt/ den Sitz der Eitelkeit/
Seht unſers Haubtes Haubt fuͤhrt andere Rubinen/
Ihn ſticht der harte Dorn/ wenn euch zu Pracht und Freud
Das linde Wurm-Geſpinſt und zarte Blaͤtter dienen.
Der Hertzog/ welchen nicht nach Wuͤrden kleiden kan
Der Sonnen ſtrahlend Gold/ des Monden Silberſtuͤcke/
Legt ein zuriſſen Kleid voll Staub und Motten an/
Daß uns der ſeidne Rock der reinen Unſchuld ſchmuͤcke.
Den reichen Koͤnigs-Stab vertritt ein armes Rohr.
Der Buben Schaar/ die ihn zu martern iſt befliſſen/
Muß wider Willen auch die Warheit bringen vor/
Indem ſie ihn zur Schmach als HErr und Koͤuig gruͤſſen.
Ach ſehet/ welch ein Menſch dort angebunden ſteht!
Seht/ wie der heilge Leib mit Ruthen wird zerhaueu/
Seht/ wie das milde Blutt aus allen Adern geht!
Man kan des Todes Bild auff ſeinem Ruͤcken ſchauen/
Doch leucht die Liebe vor/ die ihn darzu gebracht.
Unſelig biſt du Menſch/ du Urſach dieſer Plagen/
Doch ſelig/ wo du klug durch fremde Pein gemacht/
Nicht
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[61/0481] Himmel-Schluͤſſel. Des HErren Rede ſtrafft. Der Mann gerechter Sinnen/ Dem keine Falſchheit ie befleckt das reine Blutt/ Wird biß ins vierdte mahl der Richter Falſchheit innen/ Und iſt ein Gauckel-Spiel der Ungerechtigkeit. Was nicht der Juden Grimm und Boßheit kan vollenden/ Was ſie ihm nicht gethan vor Quaal und Hertzeleid/ Das uͤberlaſſen ſie der Heyden frechen Haͤnden. Ach ſehet/ welch ein Menſch! durch Gifft gefuͤllten Mund Verſpeyt die Krieges-Schaar ſein holdreich Angeſichte/ Sie macht die linde Haut mit rauhen Naͤgeln wund/ Den Sanfftmutt vollen Sinn mit ſcharffem Hohn-Gedichte. Ach ſehet/ welch ein Menſch! das edle Fuͤrſten-Haubt/ Um welches Sonn und Mond in vollem Scheine glaͤntzen/ Dem aller Sternen Heer zur Krone ſind erlaubt/ Muß ein geſchraͤnckter Zweig von Dornen izt bekraͤntzen Die Edelſteine ſind das ausgezwaͤngte Blutt/ Mit dem/ o Hertzeleid! der Koͤnge Koͤnig pranget/ O Haͤubter voller Wind? bedencket/ was ihr thut/ Wenn ihr nach theurem Gold und weichen Roſen langet/ Zu kroͤnen euer Haubt/ den Sitz der Eitelkeit/ Seht unſers Haubtes Haubt fuͤhrt andere Rubinen/ Ihn ſticht der harte Dorn/ wenn euch zu Pracht und Freud Das linde Wurm-Geſpinſt und zarte Blaͤtter dienen. Der Hertzog/ welchen nicht nach Wuͤrden kleiden kan Der Sonnen ſtrahlend Gold/ des Monden Silberſtuͤcke/ Legt ein zuriſſen Kleid voll Staub und Motten an/ Daß uns der ſeidne Rock der reinen Unſchuld ſchmuͤcke. Den reichen Koͤnigs-Stab vertritt ein armes Rohr. Der Buben Schaar/ die ihn zu martern iſt befliſſen/ Muß wider Willen auch die Warheit bringen vor/ Indem ſie ihn zur Schmach als HErr und Koͤuig gruͤſſen. Ach ſehet/ welch ein Menſch dort angebunden ſteht! Seht/ wie der heilge Leib mit Ruthen wird zerhaueu/ Seht/ wie das milde Blutt aus allen Adern geht! Man kan des Todes Bild auff ſeinem Ruͤcken ſchauen/ Doch leucht die Liebe vor/ die ihn darzu gebracht. Unſelig biſt du Menſch/ du Urſach dieſer Plagen/ Doch ſelig/ wo du klug durch fremde Pein gemacht/ Nicht

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/481>, abgerufen am 22.11.2024.