Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ANEMONS und Was kein Papir zu melden weißUnd meine Zunge muß verschweigen/ Wird dir zur Gnüge können zeigen Dein Bildnis und des Spiegels Eiß. Jedwedes Thier das wohnt auff dieser weiten Erde/ Es haß und fliehe denn/ gleich Eulen/ Licht und Sonne/ Lebt/ wie man sieht/ allein in Arbeit bey dem Tage: Wenn aber sich das Haubt des Himmels krönt mit Sternen/ Geht diß dem Stalle zu/ und jenes nach dem Walde/ Ein jedes ruhet aus biß zu der Morgenröthe. Ich/ wenn sich sehen läst der Glantz der Morgenröthe/ Die braune Finsternis zu jagen von der Erde/ Viel wilder denn ein Thier/ ein wildes Thier im Walde/ Begrüsse Traurens-voll mit Seufftzen Licht und Sonne/ Mit einer herben Bach von Thränen Mond und Sternen/ In höchster Ungedult nach kaum verwichnem Tage. Wenn izt der Abendstern sagt ab dem hellen Tage/ Und unsre Dämmerung bringt andern Morgenröthe/ So schrey ich kläglich an die mir befeindten Sternen/ Die mich gemacht zum Spiel und Schauspiel aller Erde/ Beklage meine Noth bey Himmel/ Lufft und Sonne/ Daß ich mehr elend bin denn iedes Thier im Walde. Kein grimmes Tiger-Thier/ kein frecher Lew im Walde Gleicht der/ die mir geraubt die Freude meiner Tage/ Und dennoch sieht mich treu und ohne Falsch die Sonne/ Stets müde/ nimmer satt von Leid die Morgenröthe/ Zum Zeichen/ daß der Leib zwar ist von schwacher Erde/ Doch mein demantner Sinn sich gleicht dem Oel der Sternen. Ach könt ich/ eh der Geist sich setzet bey den Sternen/ Eh sich mein Schatten findt im Elyseer-Walde/ Geschieden von der Last/ die werden soll zur Erde/ Genüssen ihrer Gunst! die Zeit von einem Tage/ Bringt funffzig Wochen ein/ ein Blick der Morgenröthe/ Ein süsser Blick ist mir der Mittag heller Sonne. Der
ANEMONS und Was kein Papir zu melden weißUnd meine Zunge muß verſchweigen/ Wird dir zur Gnuͤge koͤnnen zeigen Dein Bildnis und des Spiegels Eiß. Jedwedes Thier das wohnt auff dieſer weiten Erde/ Es haß und fliehe denn/ gleich Eulen/ Licht und Sonne/ Lebt/ wie man ſieht/ allein in Arbeit bey dem Tage: Wenn aber ſich das Haubt des Himmels kroͤnt mit Sternen/ Geht diß dem Stalle zu/ und jenes nach dem Walde/ Ein jedes ruhet aus biß zu der Morgenroͤthe. Ich/ wenn ſich ſehen laͤſt der Glantz der Morgenroͤthe/ Die braune Finſternis zu jagen von der Erde/ Viel wilder denn ein Thier/ ein wildes Thier im Walde/ Begruͤſſe Traurens-voll mit Seufftzen Licht und Sonne/ Mit einer herben Bach von Thraͤnen Mond und Sternen/ In hoͤchſter Ungedult nach kaum verwichnem Tage. Wenn izt der Abendſtern ſagt ab dem hellen Tage/ Und unſre Daͤmmerung bringt andern Morgenroͤthe/ So ſchrey ich klaͤglich an die mir befeindten Sternen/ Die mich gemacht zum Spiel und Schauſpiel aller Erde/ Beklage meine Noth bey Himmel/ Lufft und Sonne/ Daß ich mehr elend bin denn iedes Thier im Walde. Kein grimmes Tiger-Thier/ kein frecher Lew im Walde Gleicht der/ die mir geraubt die Freude meiner Tage/ Und dennoch ſieht mich treu und ohne Falſch die Sonne/ Stets muͤde/ nimmer ſatt von Leid die Morgenroͤthe/ Zum Zeichen/ daß der Leib zwar iſt von ſchwacher Erde/ Doch mein demantner Sinn ſich gleicht dem Oel der Sternen. Ach koͤnt ich/ eh der Geiſt ſich ſetzet bey den Sternen/ Eh ſich mein Schatten findt im Elyſeer-Walde/ Geſchieden von der Laſt/ die werden ſoll zur Erde/ Genuͤſſen ihrer Gunſt! die Zeit von einem Tage/ Bringt funffzig Wochen ein/ ein Blick der Morgenroͤthe/ Ein ſuͤſſer Blick iſt mir der Mittag heller Sonne. Der
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Was kein Papir zu melden weiß
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Dein Bildnis und des Spiegels Eiß.
Jedwedes Thier das wohnt auff dieſer weiten Erde/
Es haß und fliehe denn/ gleich Eulen/ Licht und Sonne/
Lebt/ wie man ſieht/ allein in Arbeit bey dem Tage:
Wenn aber ſich das Haubt des Himmels kroͤnt mit Sternen/
Geht diß dem Stalle zu/ und jenes nach dem Walde/
Ein jedes ruhet aus biß zu der Morgenroͤthe.
Ich/ wenn ſich ſehen laͤſt der Glantz der Morgenroͤthe/
Die braune Finſternis zu jagen von der Erde/
Viel wilder denn ein Thier/ ein wildes Thier im Walde/
Begruͤſſe Traurens-voll mit Seufftzen Licht und Sonne/
Mit einer herben Bach von Thraͤnen Mond und Sternen/
In hoͤchſter Ungedult nach kaum verwichnem Tage.
Wenn izt der Abendſtern ſagt ab dem hellen Tage/
Und unſre Daͤmmerung bringt andern Morgenroͤthe/
So ſchrey ich klaͤglich an die mir befeindten Sternen/
Die mich gemacht zum Spiel und Schauſpiel aller Erde/
Beklage meine Noth bey Himmel/ Lufft und Sonne/
Daß ich mehr elend bin denn iedes Thier im Walde.
Kein grimmes Tiger-Thier/ kein frecher Lew im Walde
Gleicht der/ die mir geraubt die Freude meiner Tage/
Und dennoch ſieht mich treu und ohne Falſch die Sonne/
Stets muͤde/ nimmer ſatt von Leid die Morgenroͤthe/
Zum Zeichen/ daß der Leib zwar iſt von ſchwacher Erde/
Doch mein demantner Sinn ſich gleicht dem Oel der Sternen.
Ach koͤnt ich/ eh der Geiſt ſich ſetzet bey den Sternen/
Eh ſich mein Schatten findt im Elyſeer-Walde/
Geſchieden von der Laſt/ die werden ſoll zur Erde/
Genuͤſſen ihrer Gunſt! die Zeit von einem Tage/
Bringt funffzig Wochen ein/ ein Blick der Morgenroͤthe/
Ein ſuͤſſer Blick iſt mir der Mittag heller Sonne.
Der
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