Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADIMARI 35. Die Schöne Küpffrige. Mein Kind/ es fleckt dich nicht die Röthe/ die der Wein Dem lieblichen Crystall der Wangen angestrichen. Diß Blutt zeigt die Natur bey dir noch nicht verblichen/ Und kan das beste Raß bey Amors Speise seyn. Der Ehren Hofe-Farb' hat dich gekleidet ein. Offt kömmt so Luna vom Endymion geschlichen/ Wenn Zynthius der Welt mit gleichem Pracht entwichen. Von keiner Schmincke darffst du borgen fremden Schein. Hastu es von Geburt/ wenn deine Mutter mich Zur selben Zeit genau betracht/ so liesse sich Die Flamme/ die ich fühl'/ aus deinen Wangen spüren. Allein das Widerspiel ereignet sich bey mir/ Mein bleiches Angesicht erweiset nichts von dir/ Dein unverlöschlich Bild muß ich im Hertzen führen. Rubor in juvenibus est bonum signum, quibus & plus calo- Ut quidam boni sangvinis sunt, ita quidam incitati & mobi- Acrior est caniculae rubor, Martis remissior. Langvidi & evanidi albent, & in vivis caro morticina est. Rubeus color aliis nobilior: ideo vestes hujusmodi perfusas Vino natura est hausto accendendi calore viscera. 36. Der
ADIMARI 35. Die Schoͤne Kuͤpffrige. Mein Kind/ es fleckt dich nicht die Roͤthe/ die der Wein Dem lieblichen Cryſtall der Wangen angeſtrichen. Diß Blutt zeigt die Natur bey dir noch nicht verblichen/ Und kan das beſte Raß bey Amors Speiſe ſeyn. Der Ehren Hofe-Farb’ hat dich gekleidet ein. Offt koͤmmt ſo Luna vom Endymion geſchlichen/ Wenn Zynthius der Welt mit gleichem Pracht entwichen. Von keiner Schmincke darffſt du borgen fremden Schein. Haſtu es von Geburt/ wenn deine Mutter mich Zur ſelben Zeit genau betracht/ ſo lieſſe ſich Die Flamme/ die ich fuͤhl’/ aus deinen Wangen ſpuͤren. Allein das Widerſpiel ereignet ſich bey mir/ Mein bleiches Angeſicht erweiſet nichts von dir/ Dein unverloͤſchlich Bild muß ich im Hertzen fuͤhren. Rubor in juvenibus eſt bonum ſignum, quibus & plus calo- Ut quidam boni ſangvinis ſunt, ita quidam incitati & mobi- Acrior eſt caniculæ rubor, Martis remiſſior. Langvidi & evanidi albent, & in vivis caro morticina eſt. Rubeus color aliis nobilior: ideo veſtes hujusmodi perfuſas Vino natura eſt hauſto accendendi calore viſcera. 36. Der
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ADIMARI
35. Die Schoͤne Kuͤpffrige.
Mein Kind/ es fleckt dich nicht die Roͤthe/ die der Wein
Dem lieblichen Cryſtall der Wangen angeſtrichen.
Diß Blutt zeigt die Natur bey dir noch nicht verblichen/
Und kan das beſte Raß bey Amors Speiſe ſeyn.
Der Ehren Hofe-Farb’ hat dich gekleidet ein.
Offt koͤmmt ſo Luna vom Endymion geſchlichen/
Wenn Zynthius der Welt mit gleichem Pracht entwichen.
Von keiner Schmincke darffſt du borgen fremden Schein.
Haſtu es von Geburt/ wenn deine Mutter mich
Zur ſelben Zeit genau betracht/ ſo lieſſe ſich
Die Flamme/ die ich fuͤhl’/ aus deinen Wangen ſpuͤren.
Allein das Widerſpiel ereignet ſich bey mir/
Mein bleiches Angeſicht erweiſet nichts von dir/
Dein unverloͤſchlich Bild muß ich im Hertzen fuͤhren.
Rubor in juvenibus eſt bonum ſignum, quibus & plus calo-
ris eſt.
Ut quidam boni ſangvinis ſunt, ita quidam incitati & mobi-
lis, & cito in os prodeuntis.
Acrior eſt caniculæ rubor, Martis remiſſior.
Langvidi & evanidi albent, & in vivis caro morticina eſt.
Rubeus color aliis nobilior: ideo veſtes hujusmodi perfuſas
colore honoris cauſa tantum Principibus & Senatoribus geſtare
permiſſum.
Vino natura eſt hauſto accendendi calore viſcera.
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/326>, abgerufen am 16.02.2025. |