Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 24. Die Schöne Einäugigte. DU schönes Green Kind/ wer giebet mir Bericht Warum dein zartes Haubt ein einig Auge träget? Machts wohl Cupido hier/ als wie ein Schütze pfleget/ Der am gewißten zielt durch unzertheiltes Licht? Thu nun das ander' auff/ die Jagt ist schon verricht; Was wiltu mehr/ wenn mich der erste Schuß erleget? Gib nicht zu/ daß ein Theil vom Antlitz Schatten heget/ Wenn jenes immersort die heisse Sonne sticht. Ich irre mich/ mein Schatz: Was äuserlich gebricht/ Wird innerlich ersetzt: Du kanst dem Himmel gleichen/ Den nur ein grosses Licht auff einmahl muß bestreichen. Man siehet Phöbus Glantz dem nahen Monden weichen/ Und diesen wiederum vor jenes Pracht verbleichen. Wer eine Sonne sieht/ acht tausend Sternen nicht. Si quis oculum casus excusserit, reliquiae sapienti suae satisfa- Sapiens & exili corpore & amisso oculo valebit. De V. B. Luna soli se opponit & illum tanto majorem subjecto corpore Nulla nox est, in qua stellae non videantur ire & in diversum Uno sidere omnia implentur. Sol quotidiano cursu diei no- 25. Die O 4
Schertz-Sonnette. 24. Die Schoͤne Einaͤugigte. DU ſchoͤnes Green Kind/ wer giebet mir Bericht Warum dein zartes Haubt ein einig Auge traͤget? Machts wohl Cupido hier/ als wie ein Schuͤtze pfleget/ Der am gewißten zielt durch unzertheiltes Licht? Thu nun das ander’ auff/ die Jagt iſt ſchon verricht; Was wiltu mehr/ wenn mich der erſte Schuß erleget? Gib nicht zu/ daß ein Theil vom Antlitz Schatten heget/ Wenn jenes immerſort die heiſſe Sonne ſticht. Ich irre mich/ mein Schatz: Was aͤuſerlich gebricht/ Wird innerlich erſetzt: Du kanſt dem Himmel gleichen/ Den nur ein groſſes Licht auff einmahl muß beſtreichen. Man ſiehet Phoͤbus Glantz dem nahen Monden weichen/ Und dieſen wiederum vor jenes Pracht verbleichen. Wer eine Sonne ſieht/ acht tauſend Sternen nicht. Si quis oculum caſus excuſſerit, reliquiæ ſapienti ſuæ ſatisfa- Sapiens & exili corpore & amiſſo oculô valebit. De V. B. Luna ſoli ſe opponit & illum tantò majorem ſubjecto corpore Nulla nox eſt, in qua ſtellæ non videantur ire & in diverſum Uno ſidere omnia implentur. Sol quotidianô curſu diei no- 25. Die O 4
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Schertz-Sonnette.
24. Die Schoͤne Einaͤugigte.
DU ſchoͤnes Green Kind/ wer giebet mir Bericht
Warum dein zartes Haubt ein einig Auge traͤget?
Machts wohl Cupido hier/ als wie ein Schuͤtze pfleget/
Der am gewißten zielt durch unzertheiltes Licht?
Thu nun das ander’ auff/ die Jagt iſt ſchon verricht;
Was wiltu mehr/ wenn mich der erſte Schuß erleget?
Gib nicht zu/ daß ein Theil vom Antlitz Schatten heget/
Wenn jenes immerſort die heiſſe Sonne ſticht.
Ich irre mich/ mein Schatz: Was aͤuſerlich gebricht/
Wird innerlich erſetzt: Du kanſt dem Himmel gleichen/
Den nur ein groſſes Licht auff einmahl muß beſtreichen.
Man ſiehet Phoͤbus Glantz dem nahen Monden weichen/
Und dieſen wiederum vor jenes Pracht verbleichen.
Wer eine Sonne ſieht/ acht tauſend Sternen nicht.
Si quis oculum caſus excuſſerit, reliquiæ ſapienti ſuæ ſatisfa-
cient, & erit imminuto corpore & amputatô tam lætus, quam
integrô fuit. Ep. 8.
Sapiens & exili corpore & amiſſo oculô valebit. De V. B.
Luna ſoli ſe opponit & illum tantò majorem ſubjecto corpore
abſcondit. N. Q.
Nulla nox eſt, in qua ſtellæ non videantur ire & in diverſum
abduci.
Uno ſidere omnia implentur. Sol quotidianô curſu diei no-
ctisque ſpatia ſignat, annum in Æſtatem Hiememque æqualiter
dividit. Conſ. ad Marc.
25. Die
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/315>, abgerufen am 16.02.2025. |