Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 8. * Die Schöne Rothäugichte. * Dorinde klaget sich beschwert mit vielen Flüssen/ Weil ihr vor langer Zeit ein feuchter Regenbogen Den Himmelblauen Kreiß der Augen hat umzogen: Der heissen Seuffzer Rauch hat sie so sehr gebissen. Die Glutt/ die manchen Pfeil Cupidens schmiden müssen/ Ist allzusehr bewegt zur Ess' hinaus geflogen. Der Angst-Schweiß/ den sie hat viel Hertzen abgesogen/ Muß wieder Tropffenweiß auff ihre Wangen schissen. Die Röthe giebt den Preiß Rubinen und Corallen/ Zinober hat den Ruhm vor andern Farben allen: Was schadets/ ob er nicht am rechten Orte steht? Die Sonne sieht so aus/ wenn sie zu Golde geht/ Und also lässet sich die Morgen-Röth' im Thauen Mit Perlen-Thränen und in vollem Purpur schauen. Hi sunt oculi, quos extimuistis mariti. Sen. Contr. Quibusdam coloribus infirma acies acquiescit, quorundam Tempestatis ac pluviae ante ipsas notae veniunt. Imbecilles oculos esse scias, qui ad alienam lippitudinem & Ignis vivacior est, qui ex sordido lucet. Quid est illud, quod contumelia dicitur? In capitis mei le- Quae contumelia, quod apparet, audire? Sen. in Sap. non 9. Die N 4
Schertz-Sonnette. 8. * Die Schoͤne Rothaͤugichte. * Dorinde klaget ſich beſchwert mit vielen Fluͤſſen/ Weil ihr vor langer Zeit ein feuchter Regenbogen Den Himmelblauen Kreiß der Augen hat umzogen: Der heiſſen Seuffzer Rauch hat ſie ſo ſehr gebiſſen. Die Glutt/ die manchen Pfeil Cupidens ſchmiden muͤſſen/ Iſt allzuſehr bewegt zur Eſſ’ hinaus geflogen. Der Angſt-Schweiß/ den ſie hat viel Hertzen abgeſogen/ Muß wieder Tropffenweiß auff ihre Wangen ſchiſſen. Die Roͤthe giebt den Preiß Rubinen und Corallen/ Zinober hat den Ruhm vor andern Farben allen: Was ſchadets/ ob er nicht am rechten Orte ſteht? Die Sonne ſieht ſo aus/ wenn ſie zu Golde geht/ Und alſo laͤſſet ſich die Morgen-Roͤth’ im Thauen Mit Perlen-Thraͤnen und in vollem Purpur ſchauen. Hi ſunt oculi, quos extimuiſtis mariti. Sen. Contr. Quibusdam coloribus infirma acies acquieſcit, quorundam Tempeſtatis ac pluviæ ante ipſas notæ veniunt. Imbecilles oculos eſſe ſcias, qui ad alienam lippitudinem & Ignis vivacior eſt, qui ex ſordido lucet. Quid eſt illud, quod contumelia dicitur? In capitis mei le- Quæ contumelia, quod apparet, audire? Sen. in Sap. non 9. Die N 4
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Schertz-Sonnette.
8. * Die Schoͤne Rothaͤugichte. *
Dorinde klaget ſich beſchwert mit vielen Fluͤſſen/
Weil ihr vor langer Zeit ein feuchter Regenbogen
Den Himmelblauen Kreiß der Augen hat umzogen:
Der heiſſen Seuffzer Rauch hat ſie ſo ſehr gebiſſen.
Die Glutt/ die manchen Pfeil Cupidens ſchmiden muͤſſen/
Iſt allzuſehr bewegt zur Eſſ’ hinaus geflogen.
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Die Roͤthe giebt den Preiß Rubinen und Corallen/
Zinober hat den Ruhm vor andern Farben allen:
Was ſchadets/ ob er nicht am rechten Orte ſteht?
Die Sonne ſieht ſo aus/ wenn ſie zu Golde geht/
Und alſo laͤſſet ſich die Morgen-Roͤth’ im Thauen
Mit Perlen-Thraͤnen und in vollem Purpur ſchauen.
Hi ſunt oculi, quos extimuiſtis mariti. Sen. Contr.
Quibusdam coloribus infirma acies acquieſcit, quorundam
ſplendore præſtringitur.
Tempeſtatis ac pluviæ ante ipſas notæ veniunt.
Imbecilles oculos eſſe ſcias, qui ad alienam lippitudinem &
ipſi ſuffunduntur.
Ignis vivacior eſt, qui ex ſordido lucet.
Quid eſt illud, quod contumelia dicitur? In capitis mei le-
vitatem jocatus eſt, & in oculorum valitudinem?
Quæ contumelia, quod apparet, audire? Sen. in Sap. non
cad. inj.
9. Die
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/299>, abgerufen am 05.07.2024. |