Wie ists? Verirrte sich die kluge Meister-Hand? Schlieff irgend die Natur/ die alles prägt und heget/ Ward sie durch Zorn/ ward sie durch Eyfersucht beweget/ Daß sie dich ohne Schuld versezt in solchem Stand? Als sie dein Angesicht gantz überirrdisch fand/ So hat sie eine Last dem Rücken auffgeleget: Weil deiner Augen Paar des Himmels Feuer träget/ So zeigt das Hintertheil der Erde finstres Land. Ach ja/ sie irrte sich durch des Verhängniß Trieb: Denn sie die Liebe nackt und fliegend bilden wolte/ Nur daß ihr zu viel Stoff zu Flügeln überblieb: Und/ hat sie nicht gefehlt/ so sag' ich/ daß es solte Des Atlas Bildnis seyn/ den Männern darzuthun: Daß auch der Welt-Kreiß könnt auff einer Frauen ruhn.
Quis dixerit naturam maligne cum hac muliere egisse, & vir- tutes illius in arctum retraxisse. Sen. Cons. ad Marc.
Num rem publicam laesit. Sen. Controv.
Morbi ad sanitatem inclinant, cum ex abdito erumpunt. Sen. Ep. 56.
Diminutas scapulas in deforme tuber extudit, ut fortunae ini- quitas in ejus beneficia saevientis magis hominum animos per- elleret. Sen. Controv.
Non est illa magnitudo: Tumor est; nec corporibus copia itiosi humoris intensis morbus incrementum est, sed Abundan- ia. Sen. de Ira.
Caeterum par illi, mihi crede, vigor, par ad honesta libera fa- ultas, laborem doloremque ex aequo, si consvevit, patitur. Sen. onsol ad Marc.
Omnium istorum, quos incedere altos vides, bracteata felici- as est. Sen. Ep. 115.
Forma gratior, sed gibbus est tutior. Petrarcha.
Quare fortia dorso jumenta sunt quaeris? quia eorum hic est sus, sarcinam ferre. Sen. Ep. 76.
5. Die
N 2
Schertz-Sonnette.
4. Die Schoͤne mit hohem Ruͤcken.
Wie iſts? Verirrte ſich die kluge Meiſter-Hand? Schlieff irgend die Natur/ die alles praͤgt und heget/ Ward ſie durch Zorn/ ward ſie durch Eyferſucht beweget/ Daß ſie dich ohne Schuld verſezt in ſolchem Stand? Als ſie dein Angeſicht gantz uͤberirrdiſch fand/ So hat ſie eine Laſt dem Ruͤcken auffgeleget: Weil deiner Augen Paar des Himmels Feuer traͤget/ So zeigt das Hintertheil der Erde finſtres Land. Ach ja/ ſie irrte ſich durch des Verhaͤngniß Trieb: Denn ſie die Liebe nackt und fliegend bilden wolte/ Nur daß ihr zu viel Stoff zu Fluͤgeln uͤberblieb: Und/ hat ſie nicht gefehlt/ ſo ſag’ ich/ daß es ſolte Des Atlas Bildnis ſeyn/ den Maͤnnern darzuthun: Daß auch der Welt-Kreiß koͤnnt auff einer Frauen ruhn.
Quis dixerit naturam maligne cum hac muliere egiſſe, & vir- tutes illius in arctum retraxiſſe. Sen. Conſ. ad Marc.
Num rem publicam læſit. Sen. Controv.
Morbi ad ſanitatem inclinant, cum ex abdito erumpunt. Sen. Ep. 56.
Diminutas ſcapulas in deforme tuber extudit, ut fortunæ ini- quitas in ejus beneficia ſævientis magis hominum animos per- elleret. Sen. Controv.
Non eſt illa magnitudo: Tumor eſt; nec corporibus copiâ itioſi humoris intenſis morbus incrementum eſt, ſed Abundan- ia. Sen. de Ira.
Cæterum par illi, mihi crede, vigor, par ad honeſta libera fa- ultas, laborem doloremque ex æquo, ſi conſvevit, patitur. Sen. onſol ad Marc.
Omnium iſtorum, quos incedere altos vides, bracteata felici- as eſt. Sen. Ep. 115.
Forma gratior, ſed gibbus eſt tutior. Petrarcha.
Quare fortia dorſo jumenta ſunt quæris? quia eorum hic eſt ſus, ſarcinam ferre. Sen. Ep. 76.
5. Die
N 2
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Schertz-Sonnette.
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Wie iſts? Verirrte ſich die kluge Meiſter-Hand?
Schlieff irgend die Natur/ die alles praͤgt und heget/
Ward ſie durch Zorn/ ward ſie durch Eyferſucht beweget/
Daß ſie dich ohne Schuld verſezt in ſolchem Stand?
Als ſie dein Angeſicht gantz uͤberirrdiſch fand/
So hat ſie eine Laſt dem Ruͤcken auffgeleget:
Weil deiner Augen Paar des Himmels Feuer traͤget/
So zeigt das Hintertheil der Erde finſtres Land.
Ach ja/ ſie irrte ſich durch des Verhaͤngniß Trieb:
Denn ſie die Liebe nackt und fliegend bilden wolte/
Nur daß ihr zu viel Stoff zu Fluͤgeln uͤberblieb:
Und/ hat ſie nicht gefehlt/ ſo ſag’ ich/ daß es ſolte
Des Atlas Bildnis ſeyn/ den Maͤnnern darzuthun:
Daß auch der Welt-Kreiß koͤnnt auff einer Frauen ruhn.
Quis dixerit naturam maligne cum hac muliere egiſſe, & vir-
tutes illius in arctum retraxiſſe. Sen. Conſ. ad Marc.
Num rem publicam læſit. Sen. Controv.
Morbi ad ſanitatem inclinant, cum ex abdito erumpunt. Sen.
Ep. 56.
Diminutas ſcapulas in deforme tuber extudit, ut fortunæ ini-
quitas in ejus beneficia ſævientis magis hominum animos per-
elleret. Sen. Controv.
Non eſt illa magnitudo: Tumor eſt; nec corporibus copiâ
itioſi humoris intenſis morbus incrementum eſt, ſed Abundan-
ia. Sen. de Ira.
Cæterum par illi, mihi crede, vigor, par ad honeſta libera fa-
ultas, laborem doloremque ex æquo, ſi conſvevit, patitur. Sen.
onſol ad Marc.
Omnium iſtorum, quos incedere altos vides, bracteata felici-
as eſt. Sen. Ep. 115.
Forma gratior, ſed gibbus eſt tutior. Petrarcha.
Quare fortia dorſo jumenta ſunt quæris? quia eorum hic eſt
ſus, ſarcinam ferre. Sen. Ep. 76.
5. Die
N 2
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/295>, abgerufen am 26.07.2024.
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