Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADIMARI 34. Die Schöne Listige. Doch ist verschmizter Sinn zum Lieben auch geschickt/ Weiß nicht der schlaue Fuchß dem Netze zu entgehen/ Wenn ein zu frommes Reh von solchem wird bestrickt? 35. Die Schöne Küpffrige. Die Wangen/ welche sich mit Bachus Farb erhöhen/ Sind Zeugen/ was für Hitz im innern Hertzen steckt. Den Fürsten pflegt Scarlat und Purpur anzustehen. 36. Der schöne bemählte Hals. Durch braune Narben wird die Lieb in mir erweckt: Hat Amors Meißel nicht den Hals durch solche Striemen Zu deines Ruhms Altar beziert und ausgeeckt. 37. (*Der schöne riechende Mund.*) (Ob deine Liebste nicht nach fremdem Bisam schmeckt/ Es will sich sie darum zu hassen nicht geziemen: Weil auch die Biene nicht nur lauter Rosen leckt.) 38. Die Schöne Einhändige. Den Mangel einer Hand darff niemand viel verblümen; Dein kühner Freyheits-Raub ist minder offenbar/ Und dennoch kanstu dich manch Hertz zu stehlen rühmen. 39. Die Schöne Groß-Nase. Was ist beym Lieben nicht für Kummer und Gefahr! Daß ich im Liebes-See den Hafen nicht kan fehlen/ Stellt sich der Leuchte-Thurm der hohen Nase dar. 40. Die Schöne Pockengrübigte. Seht Venus Bienen hier der Liebe Sitz erwehlen: Hier wird so mancher Pfeil und Stachel zugespizt/ Als dieser Wangen Ros' läst Honig-Grübgen zehlen. 41. Die
ADIMARI 34. Die Schoͤne Liſtige. Doch iſt verſchmizter Sinn zum Lieben auch geſchickt/ Weiß nicht der ſchlaue Fuchß dem Netze zu entgehen/ Wenn ein zu frommes Reh von ſolchem wird beſtrickt? 35. Die Schoͤne Kuͤpffrige. Die Wangen/ welche ſich mit Bachus Farb erhoͤhen/ Sind Zeugen/ was fuͤr Hitz im innern Hertzen ſteckt. Den Fuͤrſten pflegt Scarlat und Purpur anzuſtehen. 36. Der ſchoͤne bemaͤhlte Hals. Durch braune Narben wird die Lieb in mir erweckt: Hat Amors Meißel nicht den Hals durch ſolche Striemen Zu deines Ruhms Altar beziert und ausgeeckt. 37. (*Der ſchoͤne riechende Mund.*) (Ob deine Liebſte nicht nach fremdem Biſam ſchmeckt/ Es will ſich ſie darum zu haſſen nicht geziemen: Weil auch die Biene nicht nur lauter Roſen leckt.) 38. Die Schoͤne Einhaͤndige. Den Mangel einer Hand darff niemand viel verbluͤmen; Dein kuͤhner Freyheits-Raub iſt minder offenbar/ Und dennoch kanſtu dich manch Hertz zu ſtehlen ruͤhmen. 39. Die Schoͤne Groß-Naſe. Was iſt beym Lieben nicht fuͤr Kummer und Gefahr! Daß ich im Liebes-See den Hafen nicht kan fehlen/ Stellt ſich der Leuchte-Thurm der hohen Naſe dar. 40. Die Schoͤne Pockengruͤbigte. Seht Venus Bienen hier der Liebe Sitz erwehlen: Hier wird ſo mancher Pfeil und Stachel zugeſpizt/ Als dieſer Wangen Ros’ laͤſt Honig-Gruͤbgen zehlen. 41. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0288" n="188"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">ADIMARI</hi> </fw><lb/> <lg n="35"> <head> <hi rendition="#b">34. Die Schoͤne Liſtige.</hi> </head><lb/> <l>Doch iſt verſchmizter Sinn zum Lieben auch geſchickt/</l><lb/> <l>Weiß nicht der ſchlaue Fuchß dem Netze zu entgehen/</l><lb/> <l>Wenn ein zu frommes Reh von ſolchem wird beſtrickt?</l> </lg><lb/> <lg n="36"> <head> <hi rendition="#b">35. Die Schoͤne Kuͤpffrige.</hi> </head><lb/> <l>Die Wangen/ welche ſich mit Bachus Farb erhoͤhen/</l><lb/> <l>Sind Zeugen/ was fuͤr Hitz im innern Hertzen ſteckt.</l><lb/> <l>Den Fuͤrſten pflegt Scarlat und Purpur anzuſtehen.</l> </lg><lb/> <lg n="37"> <head> <hi rendition="#b">36. Der ſchoͤne bemaͤhlte Hals.</hi> </head><lb/> <l>Durch braune Narben wird die Lieb in mir erweckt:</l><lb/> <l>Hat Amors Meißel nicht den Hals durch ſolche Striemen</l><lb/> <l>Zu deines Ruhms Altar beziert und ausgeeckt.</l> </lg><lb/> <lg n="38"> <head> <hi rendition="#b">37. (*Der ſchoͤne riechende Mund.*)</hi> </head><lb/> <l>(Ob deine Liebſte nicht nach fremdem Biſam ſchmeckt/</l><lb/> <l>Es will ſich ſie darum zu haſſen nicht geziemen:</l><lb/> <l>Weil auch die Biene nicht nur lauter Roſen leckt.)</l> </lg><lb/> <lg n="39"> <head> <hi rendition="#b">38. Die Schoͤne Einhaͤndige.</hi> </head><lb/> <l>Den Mangel einer Hand darff niemand viel verbluͤmen;</l><lb/> <l>Dein kuͤhner Freyheits-Raub iſt minder offenbar/</l><lb/> <l>Und dennoch kanſtu dich manch Hertz zu ſtehlen ruͤhmen.</l> </lg><lb/> <lg n="40"> <head> <hi rendition="#b">39. Die Schoͤne Groß-Naſe.</hi> </head><lb/> <l>Was iſt beym Lieben nicht fuͤr Kummer und Gefahr!</l><lb/> <l>Daß ich im Liebes-See den Hafen nicht kan fehlen/</l><lb/> <l>Stellt ſich der Leuchte-Thurm der hohen Naſe dar.</l> </lg><lb/> <lg n="41"> <head> <hi rendition="#b">40. Die Schoͤne Pockengruͤbigte.</hi> </head><lb/> <l>Seht Venus Bienen hier der Liebe Sitz erwehlen:</l><lb/> <l>Hier wird ſo mancher Pfeil und Stachel zugeſpizt/</l><lb/> <l>Als dieſer Wangen Ros’ laͤſt Honig-Gruͤbgen zehlen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">41. Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0288]
ADIMARI
34. Die Schoͤne Liſtige.
Doch iſt verſchmizter Sinn zum Lieben auch geſchickt/
Weiß nicht der ſchlaue Fuchß dem Netze zu entgehen/
Wenn ein zu frommes Reh von ſolchem wird beſtrickt?
35. Die Schoͤne Kuͤpffrige.
Die Wangen/ welche ſich mit Bachus Farb erhoͤhen/
Sind Zeugen/ was fuͤr Hitz im innern Hertzen ſteckt.
Den Fuͤrſten pflegt Scarlat und Purpur anzuſtehen.
36. Der ſchoͤne bemaͤhlte Hals.
Durch braune Narben wird die Lieb in mir erweckt:
Hat Amors Meißel nicht den Hals durch ſolche Striemen
Zu deines Ruhms Altar beziert und ausgeeckt.
37. (*Der ſchoͤne riechende Mund.*)
(Ob deine Liebſte nicht nach fremdem Biſam ſchmeckt/
Es will ſich ſie darum zu haſſen nicht geziemen:
Weil auch die Biene nicht nur lauter Roſen leckt.)
38. Die Schoͤne Einhaͤndige.
Den Mangel einer Hand darff niemand viel verbluͤmen;
Dein kuͤhner Freyheits-Raub iſt minder offenbar/
Und dennoch kanſtu dich manch Hertz zu ſtehlen ruͤhmen.
39. Die Schoͤne Groß-Naſe.
Was iſt beym Lieben nicht fuͤr Kummer und Gefahr!
Daß ich im Liebes-See den Hafen nicht kan fehlen/
Stellt ſich der Leuchte-Thurm der hohen Naſe dar.
40. Die Schoͤne Pockengruͤbigte.
Seht Venus Bienen hier der Liebe Sitz erwehlen:
Hier wird ſo mancher Pfeil und Stachel zugeſpizt/
Als dieſer Wangen Ros’ laͤſt Honig-Gruͤbgen zehlen.
41. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/288 |
Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/288>, abgerufen am 25.07.2024. |