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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Schertz-Sonnette.
27. Die Schöne Kropffigte.

Wenn ich den Blasebalg der Liebe die will nennen/
Die Venus Tauben gleicht/ scheint dirs ein Schertz zu seyn:
Geh mit ihr um/ du wirst/ wie wahr es sey/ erkennen.
28. Die Schöne ohn Geist und Bewegung.

Nennt die nicht ohne Wirth ein Hauß von Marmolstein/
Der Sinn und Wort gebricht/ ihr werdet sonst empfinden/
Daß euch zu Steinen macht der starren Augen Schein.
29. Die Schöne Närrin.

Wer diese Närrin heist/ muß selbst am Hirne schwinden.
Die süsse Raserey/ die ihr Gemätte treibt/
Läst sich durch keinen Zwang gefälschter Liebe binden.
30. Die Schöne Unbeständige.

Wenn Jene sich itzund zu gleichem Sinn verschreibt/
Und nimmer/ wie vorhin/ will hin und wieder wancken/
Wer ists/ dem von ihr Trost und Hoffnung übrig bleibt.
31. Die Schöne Sauersehende.

Was Wunder/ daß auch der bleibt in der Liebe Schrancken/
Den steter Ernst und Haß mit lauter Wermuth nährt?
Verwehrt- und Schweres liegt am meisten in Gedancken.
32. Die Schöne Wundmählige.

Zwar grausam ist der Stahl/ der diese Haut durchfährt/
Uns aber ist dadurch/ zu unsrer Augenweyde/
Von Perlen und Rubin ein Schatz zu sehn beschert.
33. Die Schöne Einfältige.

Wenn Rosen-rothe Scham und weisser Einfalt Seide
Ein Hertze sonder Gall in Treu und Demutt schmückt/
Ist diß für deine Braut der beste Zeug zum Kleide.

34. Die
Schertz-Sonnette.
27. Die Schoͤne Kropffigte.

Wenn ich den Blaſebalg der Liebe die will nennen/
Die Venus Tauben gleicht/ ſcheint dirs ein Schertz zu ſeyn:
Geh mit ihr um/ du wirſt/ wie wahr es ſey/ erkennen.
28. Die Schoͤne ohn Geiſt und Bewegung.

Nennt die nicht ohne Wirth ein Hauß von Marmolſtein/
Der Sinn und Wort gebricht/ ihr werdet ſonſt empfinden/
Daß euch zu Steinen macht der ſtarren Augen Schein.
29. Die Schoͤne Naͤrrin.

Wer dieſe Naͤrrin heiſt/ muß ſelbſt am Hirne ſchwinden.
Die ſuͤſſe Raſerey/ die ihr Gemaͤtte treibt/
Laͤſt ſich durch keinen Zwang gefaͤlſchter Liebe binden.
30. Die Schoͤne Unbeſtaͤndige.

Wenn Jene ſich itzund zu gleichem Sinn verſchreibt/
Und nimmer/ wie vorhin/ will hin und wieder wancken/
Wer iſts/ dem von ihr Troſt und Hoffnung uͤbrig bleibt.
31. Die Schoͤne Sauerſehende.

Was Wunder/ daß auch der bleibt in der Liebe Schrancken/
Den ſteter Ernſt und Haß mit lauter Wermuth naͤhrt?
Verwehrt- und Schweres liegt am meiſten in Gedancken.
32. Die Schoͤne Wundmaͤhlige.

Zwar grauſam iſt der Stahl/ der dieſe Haut durchfaͤhrt/
Uns aber iſt dadurch/ zu unſrer Augenweyde/
Von Perlen und Rubin ein Schatz zu ſehn beſchert.
33. Die Schoͤne Einfaͤltige.

Wenn Roſen-rothe Scham und weiſſer Einfalt Seide
Ein Hertze ſonder Gall in Treu und Demutt ſchmuͤckt/
Iſt diß fuͤr deine Braut der beſte Zeug zum Kleide.

34. Die
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[187/0287] Schertz-Sonnette. 27. Die Schoͤne Kropffigte. Wenn ich den Blaſebalg der Liebe die will nennen/ Die Venus Tauben gleicht/ ſcheint dirs ein Schertz zu ſeyn: Geh mit ihr um/ du wirſt/ wie wahr es ſey/ erkennen. 28. Die Schoͤne ohn Geiſt und Bewegung. Nennt die nicht ohne Wirth ein Hauß von Marmolſtein/ Der Sinn und Wort gebricht/ ihr werdet ſonſt empfinden/ Daß euch zu Steinen macht der ſtarren Augen Schein. 29. Die Schoͤne Naͤrrin. Wer dieſe Naͤrrin heiſt/ muß ſelbſt am Hirne ſchwinden. Die ſuͤſſe Raſerey/ die ihr Gemaͤtte treibt/ Laͤſt ſich durch keinen Zwang gefaͤlſchter Liebe binden. 30. Die Schoͤne Unbeſtaͤndige. Wenn Jene ſich itzund zu gleichem Sinn verſchreibt/ Und nimmer/ wie vorhin/ will hin und wieder wancken/ Wer iſts/ dem von ihr Troſt und Hoffnung uͤbrig bleibt. 31. Die Schoͤne Sauerſehende. Was Wunder/ daß auch der bleibt in der Liebe Schrancken/ Den ſteter Ernſt und Haß mit lauter Wermuth naͤhrt? Verwehrt- und Schweres liegt am meiſten in Gedancken. 32. Die Schoͤne Wundmaͤhlige. Zwar grauſam iſt der Stahl/ der dieſe Haut durchfaͤhrt/ Uns aber iſt dadurch/ zu unſrer Augenweyde/ Von Perlen und Rubin ein Schatz zu ſehn beſchert. 33. Die Schoͤne Einfaͤltige. Wenn Roſen-rothe Scham und weiſſer Einfalt Seide Ein Hertze ſonder Gall in Treu und Demutt ſchmuͤckt/ Iſt diß fuͤr deine Braut der beſte Zeug zum Kleide. 34. Die

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/287>, abgerufen am 24.11.2024.