Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.treuer Schäffer. Wo nimmstu Waffen her/ wo soll der Bogen seyn?Taugt deiner wohl darzu? Soll ich dir meinen leihn? Widerhall. Leihn. Den geb ich schwerlich weg; und solt es dir gelücken/ Du würdest dich nur selbst darüber ziehn zu Stücken. Widerhall. Ihn zu Stücken. Ist das Gewehr entzwey/ so bleib' ich wohl zur Ruh. Doch wer zubricht es wohl? was meynestu? Widerhall. Du. Da hör ich/ daß dir träumt/ doch lieber/ sage mir/ Wo wird solch Wunderwerck geschehn von dir? Widerhall. Hier. O Thor/ izt geh' ich weg/ dir zum Verdrüß: Schau/ wie dein Prophezeyn so ungewiß. Widerhall. Gewiß. Was kömmt mir aber dort in jenen Sträuchen für? Mich däucht/ ich sehe da was graulechtes vor mir/ Das einem Wolffe gleicht. Es wird nicht anders seyn. Es ist gewiß der Wolff. O welch ein starcker Gast! O zu der Jagt glückselger Tages-Schein! O Göttin/ wie du mich so gar begünstigt hast/ Daß ich kan einen Tag zwey solche Thiere fangen? Was aber säum ich mich/ und laß ihm Zeit zu fliehn? In deinem Nahmen/ dem ich gantz ergeben bin/ Will ich den besten Pfeil aus meinen Köcher wählen/ Und seinen schnellen Flug in deine Gunst befehlen. Trifft er/ so soll die Haut in deinem Tempel hangen. So drück ich loß. Beglückter Schuß! Ich treffe/ wo ich hin- gezielt. Ach hätt ich meinen Spieß/ ihm noch den lezten Fang zu geben/ Eh' er sich wieder in den dicken Wald verstielt. Ist kein Gewehr sonst da/ die Erde wird mir Waffen langen. Die Steine sind ja hier auch trefflich ungemein/ Daß ich kaum einen finden kan. Doch/ was will ich nach Waffen fragen/ Hab' ich ihr doch noch selbst den Köcher voll getragen. Die sind gewisser als der Stein/ Der Pfeil wird ihn schon bringen um das Leben. Was
treuer Schaͤffer. Wo nimmſtu Waffen her/ wo ſoll der Bogen ſeyn?Taugt deiner wohl darzu? Soll ich dir meinen leihn? Widerhall. Leihn. Den geb ich ſchwerlich weg; und ſolt es dir geluͤcken/ Du wuͤrdeſt dich nur ſelbſt daruͤber ziehn zu Stuͤcken. Widerhall. Ihn zu Stuͤcken. Iſt das Gewehr entzwey/ ſo bleib’ ich wohl zur Ruh. Doch wer zubricht es wohl? was meyneſtu? Widerhall. Du. Da hoͤr ich/ daß dir traͤumt/ doch lieber/ ſage mir/ Wo wird ſolch Wunderwerck geſchehn von dir? Widerhall. Hier. O Thor/ izt geh’ ich weg/ dir zum Verdruͤß: Schau/ wie dein Prophezeyn ſo ungewiß. Widerhall. Gewiß. Was koͤmmt mir aber dort in jenen Straͤuchen fuͤr? Mich daͤucht/ ich ſehe da was graulechtes vor mir/ Das einem Wolffe gleicht. Es wird nicht anders ſeyn. Es iſt gewiß der Wolff. O welch ein ſtarcker Gaſt! O zu der Jagt gluͤckſelger Tages-Schein! O Goͤttin/ wie du mich ſo gar beguͤnſtigt haſt/ Daß ich kan einen Tag zwey ſolche Thiere fangen? Was aber ſaͤum ich mich/ und laß ihm Zeit zu fliehn? In deinem Nahmen/ dem ich gantz ergeben bin/ Will ich den beſten Pfeil aus meinen Koͤcher waͤhlen/ Und ſeinen ſchnellen Flug in deine Gunſt befehlen. Trifft er/ ſo ſoll die Haut in deinem Tempel hangen. So druͤck ich loß. Begluͤckter Schuß! Ich treffe/ wo ich hin- gezielt. Ach haͤtt ich meinen Spieß/ ihm noch den lezten Fang zu gebẽ/ Eh’ er ſich wieder in den dicken Wald verſtielt. Iſt kein Gewehr ſonſt da/ die Erde wird mir Waffen langen. Die Steine ſind ja hier auch trefflich ungemein/ Daß ich kaum einen finden kan. Doch/ was will ich nach Waffen fragen/ Hab’ ich ihr doch noch ſelbſt den Koͤcher voll getragen. Die ſind gewiſſer als der Stein/ Der Pfeil wird ihn ſchon bringen um das Leben. Was
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Wo nimmſtu Waffen her/ wo ſoll der Bogen ſeyn?
Taugt deiner wohl darzu? Soll ich dir meinen leihn?
Widerhall. Leihn.
Den geb ich ſchwerlich weg; und ſolt es dir geluͤcken/
Du wuͤrdeſt dich nur ſelbſt daruͤber ziehn zu Stuͤcken.
Widerhall. Ihn zu Stuͤcken.
Iſt das Gewehr entzwey/ ſo bleib’ ich wohl zur Ruh.
Doch wer zubricht es wohl? was meyneſtu?
Widerhall. Du.
Da hoͤr ich/ daß dir traͤumt/ doch lieber/ ſage mir/
Wo wird ſolch Wunderwerck geſchehn von dir?
Widerhall. Hier.
O Thor/ izt geh’ ich weg/ dir zum Verdruͤß:
Schau/ wie dein Prophezeyn ſo ungewiß.
Widerhall. Gewiß.
Was koͤmmt mir aber dort in jenen Straͤuchen fuͤr?
Mich daͤucht/ ich ſehe da was graulechtes vor mir/
Das einem Wolffe gleicht. Es wird nicht anders ſeyn.
Es iſt gewiß der Wolff. O welch ein ſtarcker Gaſt!
O zu der Jagt gluͤckſelger Tages-Schein!
O Goͤttin/ wie du mich ſo gar beguͤnſtigt haſt/
Daß ich kan einen Tag zwey ſolche Thiere fangen?
Was aber ſaͤum ich mich/ und laß ihm Zeit zu fliehn?
In deinem Nahmen/ dem ich gantz ergeben bin/
Will ich den beſten Pfeil aus meinen Koͤcher waͤhlen/
Und ſeinen ſchnellen Flug in deine Gunſt befehlen.
Trifft er/ ſo ſoll die Haut in deinem Tempel hangen.
So druͤck ich loß. Begluͤckter Schuß! Ich treffe/ wo ich hin-
gezielt.
Ach haͤtt ich meinen Spieß/ ihm noch den lezten Fang zu gebẽ/
Eh’ er ſich wieder in den dicken Wald verſtielt.
Iſt kein Gewehr ſonſt da/ die Erde wird mir Waffen langen.
Die Steine ſind ja hier auch trefflich ungemein/
Daß ich kaum einen finden kan.
Doch/ was will ich nach Waffen fragen/
Hab’ ich ihr doch noch ſelbſt den Koͤcher voll getragen.
Die ſind gewiſſer als der Stein/
Der Pfeil wird ihn ſchon bringen um das Leben.
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/225>, abgerufen am 17.02.2025. |