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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schaͤffer.
Erſter Handlung dritter Aufftritt.
Coriſca.
WEr hat iemahls mit mir empfunden gleiche Schmer-
tzen?
Wer hat ſo wunderlich gelitten und geliebt?
Es ſtreiten Lieb und Haß vermiſcht in meinem Hertzen/
Daß ſtets des einen Tod dem andern Leben giebt/
Nicht weiß ich auff was Art. Schau ich Mirtillen an
Von dem beliebten Haubt biß zu den leichten Fuͤſſen/
Der glatten Wangen Zier/ der hellen Augen Schein/
Die Glieder/ welche ſich ſo wohl zu ſchicken wiſſen/
Den Mund/ der ſo beredt mit Worten ſpielen kan/
Der edlen Sitten Art/ ſein freyes Thun und Laſſen/
So dringet ſich die Lieb’ in meinem Hertzen ein/
Und macht den duͤrren Sinn ein ſolches Feuer faſſen/
Daß alle Neigung ſonſt zu uͤberwinden ſcheint:
Stell ich mir aber fuͤr die felſen-harte Sinnen/
Die meinen Reitzungen noch widerſtehen kuͤnnen/
Und wie er andre mehr/ als mich/ mit Liebe meynt/
Wie er (im fall ich ſoll die Warheit von mir ſagen/)
Der von ſo vielen ſonſt geehrten Glieder Pracht/
Die von ſo vielen ſonſt verlangte Gunſt veracht/
So fang ich ſolchen Haß an gegen ihn zu tragen/
Daß mir unmoͤglich ſcheint der Liebe Glutt zu fangen.
Bald denck ich bey mir ſelbſt: Ach koͤnt ich meinen Schatz
Mirtillen/ meine Luſt/ zum Eigenthum erlangen/
Daß keine fremde Brunſt mehr in ihm finde Platz/
Coriſca ſolte ſich vor andern gluͤcklich preiſen.
Denn wird ein ſuͤſſer Zwang in meiner Bruſt geſpuͤrt/
Der mich Mirtillen nach durch Feld und Waͤlder fuͤhrt/
Der mir giebt an die Hand/ ihm meine Brunſt zu weiſen
Und mein Vergnuͤgen/ Ehr und Pflicht zu ſetzen fuͤr/
Denn brennet in mir ſelbſt ſo hefftige Begier/
Daß ich den ſtoltzen Leib wolt ihm zu Fuͤſſen neigen
Und ihm als einem GOtt in Demuth Ehr erzeigen.
Bald wacht mein Eyfer auff/ ſagt: Ein verſtocktes Hertze/
Ein unbemenſchter Sinn/ der andre lieben kan/
Und

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/127>, abgerufen am 19.02.2025.