Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.büten / welcher nichts anders suche / als die Außrottung aller Christlichen Fürsten / Landen vnd Republicken. Endlich begehrte der Gesandte / daß die Staden alles reifflich erwegen vnd jhn mit einer Favorabeln Antwort abfertigen wolten. Antwort [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Staden auff solches Keyserlich Begeren. Hierauff haben die Deputierte der Staden zur Antwort gegeben / daß sie sich zu diesem Ansuchen / belangend die Vberliefferung der Reichs Städte vnd Restitution der geistlichen Güter / nit verstehen / als jnen vnbewust / dz sie einige derselben zum Praejuditz deß Reichs solten besitzen / sondern hetten solche nur allein zu dem Ende besetzet / jhrem Feind dardurch abzuwehren / welcher darauß jhre Städt vnd Lande vnderstanden einzunemen. Anlangend die versprochene Geltprovision zu zeiten Ertzhertzogen Matthiae Hochl. Ged. hette solche so lang gedawret / als lang Jhre Durchl. Beschirmer der Niderlanden gewesen: zur Contribution oder Türckenstewer könten sie sich auch nit verstehen: theten sich darneben bedancken für die angepraesentirte Intercession an den König in Spanien / als vnnötig / dieweil die vereinigte Niderland frey weren von einiger Praetension höchstgedachten Königs / weren auch resolvirt / mit Gottes hülff jhre Freyheit standvestiglich zu beschirmen / gegen alle die jenige / so sie begehrten zu vndertrucken. Staden erneweren den Bund mit dem Bassen von Tunis vnd Algier. Weil eine zeithero die Türckische Raubschiff von Thunis vnd Algier etliche Holländische Schiff / vnder dem Schein / als ob sie in Spanien allerhand Notthurfft führeten / gefangen genommen / preiß gemacht vnd das Volck darob verkaufft / als haben die Staden bey dem Bassen zu Tunis vnd Algier durch statliche Verehrung es so weit gebracht / daß sie sich verobligirt / nicht allein den vor diesem zu Constantinopel auffgerichten sichern Accord in allen Puncten vnverbrüchlich zu halten; sondern auch alle jhre Feind / sonderlich die Spanier vnd Portugesen / helffen zu verfolgen / jhre der Holländer Schiff solten frey vnd keck vor den Barbarischen Corsaren vnangetastet hin vnd wider passiren / jedoch daß sie keine Victualien vnd Munition vmm Gewins willen den Spaniern solten zukommen lassen / zu dem End sie Patenten vorzeigen solten: Die verkauffte Holländer solten auch wider eingelöset / vnd die Stadische zu Tunis vnd Algier residirende Consules gleich denen zu Constantinopel gehalten vnd respectirt / auch die Holländische Kauffleut in beyden Königreichen zu handlen frey passiret werden. Thewrung in den vereinigten Niderlanden. Sonsten weil in Holland viel Getreid in Flandern verführet / nachmaln aber den Rhein herab den vereinigten Niderlanden Frucht zuzuführen streng verbotten worden / als ist dieser zeit ein grosse Thewrung darinn erfolget. Türcken thun viel schaden in Italien. Vnder der weile haben die Türcken in Italien grossen Schaden gethan: Dann acht Galleen in das Romanische Gebiet eingefallen vnnd vmb Marinella viel Getreyd verbrandt / die Schnitter im Feld vnnd was sie sonsten an Volck angetroffen / erschlagen. In gleichem haben in 500. Türcken zu Sperlenga an Land gesetzet / alles was sich nit salviert zu Sclaven gemacht vnd selbiges Refier geplündert vnd verbrandt / also daß man vber 200. vnderschiedliche Fewer gesehen. Ferrners haben sie mit jhren Galleen bey Capo Sant Ospitio zwischen Vado vnd Nizza ans Land gesetzet / alles ruiniret vnd viel Landvolck zu Sclaven gemacht; nachmalen im Toscanischen Meer 28. Schiff mit allerhand Wahren vnd 2. Galleen / so von Barzellona nach Genua gewolt / vnd an Gelt vnd Gut auff 30000. Cronen auffgehabt / weggenommen. Deßwegen der Stadthalter zu Neapelis alles Kriegsvolck auffgebotten vnnd gegen den Meerstrand / mehr Einfall zu verhüten / geschicket. Gülich-Berg-vnd Clevische Lande wer den von dem Kriegsvolck hart betrenget. In dessen haben die Gülch-Berg vnd Clevische Lande viel Trangsal von dem Kriegsvolck auß gestanden. Derowegen Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelm sich nach Brüssel begeben / vnd daselbst bey der Infantin vmb Erleichterung der Inlägerungen deß Spanischen Kriegsvolcks in solchen Landen / abschaffung der schweren Contributionen / Einstellung deß fangen / spannen / vnd getrohetten brennen; vmb einraumung derselben Landen jme als dem rechten Erben / vnd dann daß der zwischen dem Chur-vnd Fürstlichen Hauß Sachsen schwebender Proceß wegen deß Lands Ravenspurg vnd Winnerthal möchte erörtert werden / inständig angehalten / aber doch wenig erhalten Pfaffen gebet wider die Evangelische. mögen. Damals haben die Papisten das 40. stündig Gebet / so vom Pabst Vrbano VIII. auff die Manier eines Jubilaei angeordnet worden / gehalten / vnd gebetet / daß zu forderst Gott die Römisch-Catholische Kirch erhalten / schützen / schirmen / erweitern vnd die Ketzer (wie sie die Evangelische zu nennen pflegen) vollends außtilgen wolle. Diß Gebet ist sehr eyferig in allen Papistischen Kirchen gehalten worden. König Sigismund in Polen kommet nach Dantzig. Zu anfang deß Julij ist König Sigismund in Polen nach Dantzig kommen / vnd daselbst mit grossem Triumph empfangen vnd eingeholet worden. Dem hat erstlich der Raht 6. stattliche Apffelgrawe Pferd / mit gantz roth sammeten Decken behangen / die Sielstränge mit Sammet vberzogen / vnd der gantze Zeug mit silber vnd güldenem Geschmeide vnd Puckeln gezieret / entgegen geschicket: Darauff jhme auß der Stadt 3. Cornet Reuter biß gegen Prust (ein grosse Meil wegs) entgegen geritten / vnd 16. Fahnen Fußvolck ein zimlich viertel wegs lang biß in die Stadt in ordnung gestanden. Was der Raht vnd die gantze Bürgerschafft dem König beneben seiner Gemahlin / dem jungen Printzen Vladislao vnd den jungen Fräwlein für Reverentz erzeiget / ist vnmöglich zu beschreiben / vnd wurde darfür gehalten / daß zu vor niemals von dieser Statt einem König dergleichen widerfahren / wie dann der König auch selbsten solches gerühmet. Man hat vast alle tag dem König / so langer alda gewesen / sonderliche Schawspiel praesentirt / auch desselben Abends / wie er ankommen / 82. grobe Geschütz loß gehen lassen: Darauff König Gustav Adolff in Schweden / so in der See vor dem Hafen Weichselmünde mit 35. grossen Kriegs Schiffen gelegen / mit gewaltigem scharpffen schiessen geantwortet. büten / welcher nichts anders suche / als die Außrottung aller Christlichen Fürsten / Landen vnd Republicken. Endlich begehrte der Gesandte / daß die Staden alles reifflich erwegen vnd jhn mit einer Favorabeln Antwort abfertigen wolten. Antwort [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Staden auff solches Keyserlich Begeren. Hierauff haben die Deputierte der Staden zur Antwort gegeben / daß sie sich zu diesem Ansuchen / belangend die Vberliefferung der Reichs Städte vnd Restitution der geistlichen Güter / nit verstehen / als jnen vnbewust / dz sie einige derselben zum Praejuditz deß Reichs solten besitzen / sondern hetten solche nur allein zu dem Ende besetzet / jhrem Feind dardurch abzuwehren / welcher darauß jhre Städt vnd Lande vnderstanden einzunemen. Anlangend die versprochene Geltprovision zu zeiten Ertzhertzogen Matthiae Hochl. Ged. hette solche so lang gedawret / als lang Jhre Durchl. Beschirmer der Niderlanden gewesen: zur Contribution oder Türckenstewer könten sie sich auch nit verstehen: theten sich darneben bedancken für die angepraesentirte Intercession an den König in Spanien / als vnnötig / dieweil die vereinigte Niderland frey weren von einiger Praetension höchstgedachten Königs / weren auch resolvirt / mit Gottes hülff jhre Freyheit standvestiglich zu beschirmen / gegen alle die jenige / so sie begehrten zu vndertrucken. Staden erneweren dẽ Bund mit dem Bassen von Tunis vnd Algier. Weil eine zeithero die Türckische Raubschiff võ Thunis vnd Algier etliche Holländische Schiff / vnder dem Schein / als ob sie in Spanien allerhand Notthurfft führeten / gefangen genommen / preiß gemacht vnd das Volck darob verkaufft / als haben die Staden bey dem Bassen zu Tunis vnd Algier durch statliche Verehrung es so weit gebracht / daß sie sich verobligirt / nicht allein den vor diesem zu Constantinopel auffgerichtẽ sichern Accord in allen Puncten vnverbrüchlich zu halten; sondern auch alle jhre Feind / sonderlich die Spanier vnd Portugesen / helffen zu verfolgen / jhre der Holländer Schiff solten frey vnd keck vor den Barbarischen Corsaren vnangetastet hin vnd wider passiren / jedoch daß sie keine Victualien vnd Munition vm̃ Gewins willen den Spaniern solten zukommen lassen / zu dem End sie Patenten vorzeigen solten: Die verkauffte Holländer solten auch wider eingelöset / vnd die Stadische zu Tunis vnd Algier residirende Consules gleich denen zu Constantinopel gehalten vnd respectirt / auch die Holländische Kauffleut in beyden Königreichen zu handlen frey passiret werden. Thewrung in den vereinigten Niderlanden. Sonsten weil in Holland viel Getreid in Flandern verführet / nachmaln aber den Rhein herab den vereinigten Niderlanden Frucht zuzuführen streng verbotten worden / als ist dieser zeit ein grosse Thewrung darinn erfolget. Türcken thun viel schaden in Italien. Vnder der weile haben die Türcken in Italien grossen Schaden gethan: Dann acht Galleen in das Romanische Gebiet eingefallen vnnd vmb Marinella viel Getreyd verbrandt / die Schnitter im Feld vnnd was sie sonsten an Volck angetroffen / erschlagen. In gleichem haben in 500. Türckẽ zu Sperlenga an Land gesetzet / alles was sich nit salviert zu Sclaven gemacht vnd selbiges Refier geplündert vñ verbrandt / also daß man vber 200. vnderschiedliche Fewer gesehen. Ferrners haben sie mit jhren Galleen bey Capo Sant Ospitio zwischen Vado vnd Nizza ans Land gesetzet / alles ruiniret vnd viel Landvolck zu Sclaven gemacht; nachmalen im Toscanischen Meer 28. Schiff mit allerhand Wahren vnd 2. Galleen / so von Barzellona nach Genua gewolt / vnd an Gelt vñ Gut auff 30000. Cronen auffgehabt / weggenommen. Deßwegen der Stadthalter zu Neapelis alles Kriegsvolck auffgebotten vnnd gegen den Meerstrand / mehr Einfall zu verhüten / geschicket. Gülich-Berg-vnd Clevische Lande wer dẽ von dem Kriegsvolck hart betrenget. In dessen haben die Gülch-Berg vnd Clevische Lande viel Trangsal von dem Kriegsvolck auß gestanden. Derowegen Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelm sich nach Brüssel begeben / vnd daselbst bey der Infantin vmb Erleichterung der Inlägerungen deß Spanischen Kriegsvolcks in solchen Landen / abschaffung der schweren Contributionen / Einstellung deß fangen / spannen / vnd getrohetten brennen; vmb einraumung derselben Landen jme als dem rechten Erben / vnd dann daß der zwischen dem Chur-vñ Fürstlichen Hauß Sachsen schwebender Proceß wegen deß Lands Ravenspurg vnd Winnerthal möchte erörtert werden / inständig angehalten / aber doch wenig erhalten Pfaffen gebet wider die Evangelische. mögen. Damals haben die Papisten das 40. stündig Gebet / so vom Pabst Vrbano VIII. auff die Manier eines Jubilaei angeordnet worden / gehalten / vnd gebetet / daß zu forderst Gott die Römisch-Catholische Kirch erhalten / schützen / schirmen / erweitern vnd die Ketzer (wie sie die Evangelische zu nennen pflegen) vollends außtilgen wolle. Diß Gebet ist sehr eyferig in allen Papistischen Kirchen gehalten worden. König Sigismund in Polen kom̃et nach Dantzig. Zu anfang deß Julij ist König Sigismund in Polen nach Dantzig kommen / vnd daselbst mit grossem Triumph empfangen vnd eingeholet worden. Dem hat erstlich der Raht 6. stattliche Apffelgrawe Pferd / mit gantz roth sammeten Decken behangen / die Sielstränge mit Sammet vberzogen / vnd der gantze Zeug mit silber vnd güldenem Geschmeide vnd Puckeln gezieret / entgegen geschicket: Darauff jhme auß der Stadt 3. Cornet Reuter biß gegen Prust (ein grosse Meil wegs) entgegen geritten / vnd 16. Fahnen Fußvolck ein zimlich viertel wegs lang biß in die Stadt in ordnung gestanden. Was der Raht vnd die gantze Bürgerschafft dem König beneben seiner Gemahlin / dem jungen Printzen Vladislao vnd den jungẽ Fräwlein für Reverentz erzeiget / ist vnmöglich zu beschreiben / vnd wurde darfür gehalten / daß zu vor niemals von dieser Statt einem König dergleichen widerfahren / wie dann der König auch selbsten solches gerühmet. Man hat vast alle tag dem König / so langer alda gewesen / sonderliche Schawspiel praesentirt / auch desselben Abends / wie er ankommen / 82. grobe Geschütz loß gehen lassen: Darauff König Gustav Adolff in Schweden / so in der See vor dem Hafen Weichselmünde mit 35. grossen Kriegs Schiffen gelegen / mit gewaltigem scharpffen schiessen geantwortet. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0995" n="886"/> büten / welcher nichts anders suche / als die Außrottung aller Christlichen Fürsten / Landen vnd Republicken.</p> <p>Endlich begehrte der Gesandte / daß die Staden alles reifflich erwegen vnd jhn mit einer Favorabeln Antwort abfertigen wolten.</p> <p><note place="left">Antwort <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> Staden auff solches Keyserlich Begeren.</note> Hierauff haben die Deputierte der Staden zur Antwort gegeben / daß sie sich zu diesem Ansuchen / belangend die Vberliefferung der Reichs Städte vnd Restitution der geistlichen Güter / nit verstehen / als jnen vnbewust / dz sie einige derselben zum Praejuditz deß Reichs solten besitzen / sondern hetten solche nur allein zu dem Ende besetzet / jhrem Feind dardurch abzuwehren / welcher darauß jhre Städt vnd Lande vnderstanden einzunemen.</p> <p>Anlangend die versprochene Geltprovision zu zeiten Ertzhertzogen Matthiae Hochl. Ged. hette solche so lang gedawret / als lang Jhre Durchl. Beschirmer der Niderlanden gewesen: zur Contribution oder Türckenstewer könten sie sich auch nit verstehen: theten sich darneben bedancken für die angepraesentirte Intercession an den König in Spanien / als vnnötig / dieweil die vereinigte Niderland frey weren von einiger Praetension höchstgedachten Königs / weren auch resolvirt / mit Gottes hülff jhre Freyheit standvestiglich zu beschirmen / gegen alle die jenige / so sie begehrten zu vndertrucken.</p> <p><note place="left">Staden erneweren dẽ Bund mit dem Bassen von Tunis vnd Algier.</note> Weil eine zeithero die Türckische Raubschiff võ Thunis vnd Algier etliche Holländische Schiff / vnder dem Schein / als ob sie in Spanien allerhand Notthurfft führeten / gefangen genommen / preiß gemacht vnd das Volck darob verkaufft / als haben die Staden bey dem Bassen zu Tunis vnd Algier durch statliche Verehrung es so weit gebracht / daß sie sich verobligirt / nicht allein den vor diesem zu Constantinopel auffgerichtẽ sichern Accord in allen Puncten vnverbrüchlich zu halten; sondern auch alle jhre Feind / sonderlich die Spanier vnd Portugesen / helffen zu verfolgen / jhre der Holländer Schiff solten frey vnd keck vor den Barbarischen Corsaren vnangetastet hin vnd wider passiren / jedoch daß sie keine Victualien vnd Munition vm̃ Gewins willen den Spaniern solten zukommen lassen / zu dem End sie Patenten vorzeigen solten: Die verkauffte Holländer solten auch wider eingelöset / vnd die Stadische zu Tunis vnd Algier residirende Consules gleich denen zu Constantinopel gehalten vnd respectirt / auch die Holländische Kauffleut in beyden Königreichen zu handlen frey passiret werden.</p> <p><note place="left">Thewrung in den vereinigten Niderlanden.</note> Sonsten weil in Holland viel Getreid in Flandern verführet / nachmaln aber den Rhein herab den vereinigten Niderlanden Frucht zuzuführen streng verbotten worden / als ist dieser zeit ein grosse Thewrung darinn erfolget.</p> <p><note place="left">Türcken thun viel schaden in Italien.</note> Vnder der weile haben die Türcken in Italien grossen Schaden gethan: Dann acht Galleen in das Romanische Gebiet eingefallen vnnd vmb Marinella viel Getreyd verbrandt / die Schnitter im Feld vnnd was sie sonsten an Volck angetroffen / erschlagen. In gleichem haben in 500. Türckẽ zu Sperlenga an Land gesetzet / alles was sich nit salviert zu Sclaven gemacht vnd selbiges Refier geplündert vñ verbrandt / also daß man vber 200. vnderschiedliche Fewer gesehen. Ferrners haben sie mit jhren Galleen bey Capo Sant Ospitio zwischen Vado vnd Nizza ans Land gesetzet / alles ruiniret vnd viel Landvolck zu Sclaven gemacht; nachmalen im Toscanischen Meer 28. Schiff mit allerhand Wahren vnd 2. Galleen / so von Barzellona nach Genua gewolt / vnd an Gelt vñ Gut auff 30000. Cronen auffgehabt / weggenommen. Deßwegen der Stadthalter zu Neapelis alles Kriegsvolck auffgebotten vnnd gegen den Meerstrand / mehr Einfall zu verhüten / geschicket.</p> <p><note place="right">Gülich-Berg-vnd Clevische Lande wer dẽ von dem Kriegsvolck hart betrenget.</note> In dessen haben die Gülch-Berg vnd Clevische Lande viel Trangsal von dem Kriegsvolck auß gestanden. Derowegen Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelm sich nach Brüssel begeben / vnd daselbst bey der Infantin vmb Erleichterung der Inlägerungen deß Spanischen Kriegsvolcks in solchen Landen / abschaffung der schweren Contributionen / Einstellung deß fangen / spannen / vnd getrohetten brennen; vmb einraumung derselben Landen jme als dem rechten Erben / vnd dann daß der zwischen dem Chur-vñ Fürstlichen Hauß Sachsen schwebender Proceß wegen deß Lands Ravenspurg vnd Winnerthal möchte erörtert werden / inständig angehalten / aber doch wenig erhalten <note place="right">Pfaffen gebet wider die Evangelische.</note> mögen. Damals haben die Papisten das 40. stündig Gebet / so vom Pabst Vrbano VIII. auff die Manier eines Jubilaei angeordnet worden / gehalten / vnd gebetet / daß zu forderst Gott die Römisch-Catholische Kirch erhalten / schützen / schirmen / erweitern vnd die Ketzer (wie sie die Evangelische zu nennen pflegen) vollends außtilgen wolle. Diß Gebet ist sehr eyferig in allen Papistischen Kirchen gehalten worden.</p> <p><note place="right">König Sigismund in Polen kom̃et nach Dantzig.</note> Zu anfang deß Julij ist König Sigismund in Polen nach Dantzig kommen / vnd daselbst mit grossem Triumph empfangen vnd eingeholet worden. Dem hat erstlich der Raht 6. stattliche Apffelgrawe Pferd / mit gantz roth sammeten Decken behangen / die Sielstränge mit Sammet vberzogen / vnd der gantze Zeug mit silber vnd güldenem Geschmeide vnd Puckeln gezieret / entgegen geschicket: Darauff jhme auß der Stadt 3. Cornet Reuter biß gegen Prust (ein grosse Meil wegs) entgegen geritten / vnd 16. Fahnen Fußvolck ein zimlich viertel wegs lang biß in die Stadt in ordnung gestanden. Was der Raht vnd die gantze Bürgerschafft dem König beneben seiner Gemahlin / dem jungen Printzen Vladislao vnd den jungẽ Fräwlein für Reverentz erzeiget / ist vnmöglich zu beschreiben / vnd wurde darfür gehalten / daß zu vor niemals von dieser Statt einem König dergleichen widerfahren / wie dann der König auch selbsten solches gerühmet. Man hat vast alle tag dem König / so langer alda gewesen / sonderliche Schawspiel praesentirt / auch desselben Abends / wie er ankommen / 82. grobe Geschütz loß gehen lassen: Darauff König Gustav Adolff in Schweden / so in der See vor dem Hafen Weichselmünde mit 35. grossen Kriegs Schiffen gelegen / mit gewaltigem scharpffen schiessen geantwortet.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [886/0995]
büten / welcher nichts anders suche / als die Außrottung aller Christlichen Fürsten / Landen vnd Republicken.
Endlich begehrte der Gesandte / daß die Staden alles reifflich erwegen vnd jhn mit einer Favorabeln Antwort abfertigen wolten.
Hierauff haben die Deputierte der Staden zur Antwort gegeben / daß sie sich zu diesem Ansuchen / belangend die Vberliefferung der Reichs Städte vnd Restitution der geistlichen Güter / nit verstehen / als jnen vnbewust / dz sie einige derselben zum Praejuditz deß Reichs solten besitzen / sondern hetten solche nur allein zu dem Ende besetzet / jhrem Feind dardurch abzuwehren / welcher darauß jhre Städt vnd Lande vnderstanden einzunemen.
Antwort _ Staden auff solches Keyserlich Begeren. Anlangend die versprochene Geltprovision zu zeiten Ertzhertzogen Matthiae Hochl. Ged. hette solche so lang gedawret / als lang Jhre Durchl. Beschirmer der Niderlanden gewesen: zur Contribution oder Türckenstewer könten sie sich auch nit verstehen: theten sich darneben bedancken für die angepraesentirte Intercession an den König in Spanien / als vnnötig / dieweil die vereinigte Niderland frey weren von einiger Praetension höchstgedachten Königs / weren auch resolvirt / mit Gottes hülff jhre Freyheit standvestiglich zu beschirmen / gegen alle die jenige / so sie begehrten zu vndertrucken.
Weil eine zeithero die Türckische Raubschiff võ Thunis vnd Algier etliche Holländische Schiff / vnder dem Schein / als ob sie in Spanien allerhand Notthurfft führeten / gefangen genommen / preiß gemacht vnd das Volck darob verkaufft / als haben die Staden bey dem Bassen zu Tunis vnd Algier durch statliche Verehrung es so weit gebracht / daß sie sich verobligirt / nicht allein den vor diesem zu Constantinopel auffgerichtẽ sichern Accord in allen Puncten vnverbrüchlich zu halten; sondern auch alle jhre Feind / sonderlich die Spanier vnd Portugesen / helffen zu verfolgen / jhre der Holländer Schiff solten frey vnd keck vor den Barbarischen Corsaren vnangetastet hin vnd wider passiren / jedoch daß sie keine Victualien vnd Munition vm̃ Gewins willen den Spaniern solten zukommen lassen / zu dem End sie Patenten vorzeigen solten: Die verkauffte Holländer solten auch wider eingelöset / vnd die Stadische zu Tunis vnd Algier residirende Consules gleich denen zu Constantinopel gehalten vnd respectirt / auch die Holländische Kauffleut in beyden Königreichen zu handlen frey passiret werden.
Staden erneweren dẽ Bund mit dem Bassen von Tunis vnd Algier. Sonsten weil in Holland viel Getreid in Flandern verführet / nachmaln aber den Rhein herab den vereinigten Niderlanden Frucht zuzuführen streng verbotten worden / als ist dieser zeit ein grosse Thewrung darinn erfolget.
Thewrung in den vereinigten Niderlanden. Vnder der weile haben die Türcken in Italien grossen Schaden gethan: Dann acht Galleen in das Romanische Gebiet eingefallen vnnd vmb Marinella viel Getreyd verbrandt / die Schnitter im Feld vnnd was sie sonsten an Volck angetroffen / erschlagen. In gleichem haben in 500. Türckẽ zu Sperlenga an Land gesetzet / alles was sich nit salviert zu Sclaven gemacht vnd selbiges Refier geplündert vñ verbrandt / also daß man vber 200. vnderschiedliche Fewer gesehen. Ferrners haben sie mit jhren Galleen bey Capo Sant Ospitio zwischen Vado vnd Nizza ans Land gesetzet / alles ruiniret vnd viel Landvolck zu Sclaven gemacht; nachmalen im Toscanischen Meer 28. Schiff mit allerhand Wahren vnd 2. Galleen / so von Barzellona nach Genua gewolt / vnd an Gelt vñ Gut auff 30000. Cronen auffgehabt / weggenommen. Deßwegen der Stadthalter zu Neapelis alles Kriegsvolck auffgebotten vnnd gegen den Meerstrand / mehr Einfall zu verhüten / geschicket.
Türcken thun viel schaden in Italien. In dessen haben die Gülch-Berg vnd Clevische Lande viel Trangsal von dem Kriegsvolck auß gestanden. Derowegen Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelm sich nach Brüssel begeben / vnd daselbst bey der Infantin vmb Erleichterung der Inlägerungen deß Spanischen Kriegsvolcks in solchen Landen / abschaffung der schweren Contributionen / Einstellung deß fangen / spannen / vnd getrohetten brennen; vmb einraumung derselben Landen jme als dem rechten Erben / vnd dann daß der zwischen dem Chur-vñ Fürstlichen Hauß Sachsen schwebender Proceß wegen deß Lands Ravenspurg vnd Winnerthal möchte erörtert werden / inständig angehalten / aber doch wenig erhalten mögen. Damals haben die Papisten das 40. stündig Gebet / so vom Pabst Vrbano VIII. auff die Manier eines Jubilaei angeordnet worden / gehalten / vnd gebetet / daß zu forderst Gott die Römisch-Catholische Kirch erhalten / schützen / schirmen / erweitern vnd die Ketzer (wie sie die Evangelische zu nennen pflegen) vollends außtilgen wolle. Diß Gebet ist sehr eyferig in allen Papistischen Kirchen gehalten worden.
Gülich-Berg-vnd Clevische Lande wer dẽ von dem Kriegsvolck hart betrenget.
Pfaffen gebet wider die Evangelische. Zu anfang deß Julij ist König Sigismund in Polen nach Dantzig kommen / vnd daselbst mit grossem Triumph empfangen vnd eingeholet worden. Dem hat erstlich der Raht 6. stattliche Apffelgrawe Pferd / mit gantz roth sammeten Decken behangen / die Sielstränge mit Sammet vberzogen / vnd der gantze Zeug mit silber vnd güldenem Geschmeide vnd Puckeln gezieret / entgegen geschicket: Darauff jhme auß der Stadt 3. Cornet Reuter biß gegen Prust (ein grosse Meil wegs) entgegen geritten / vnd 16. Fahnen Fußvolck ein zimlich viertel wegs lang biß in die Stadt in ordnung gestanden. Was der Raht vnd die gantze Bürgerschafft dem König beneben seiner Gemahlin / dem jungen Printzen Vladislao vnd den jungẽ Fräwlein für Reverentz erzeiget / ist vnmöglich zu beschreiben / vnd wurde darfür gehalten / daß zu vor niemals von dieser Statt einem König dergleichen widerfahren / wie dann der König auch selbsten solches gerühmet. Man hat vast alle tag dem König / so langer alda gewesen / sonderliche Schawspiel praesentirt / auch desselben Abends / wie er ankommen / 82. grobe Geschütz loß gehen lassen: Darauff König Gustav Adolff in Schweden / so in der See vor dem Hafen Weichselmünde mit 35. grossen Kriegs Schiffen gelegen / mit gewaltigem scharpffen schiessen geantwortet.
König Sigismund in Polen kom̃et nach Dantzig.
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