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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Hierauff antwortteten die Englische: Obschon dieses war were / weren doch solche Postulata anjtzo nicht absurd: Es were dem König in Engellandt eine gewisse Hoffnung / in deme er allezeit seines Tochtermanns Restitution begehret / gemacht worden / daß jhme hierin willfahret werden solte / durch wen es aber verhindert worden / daß der angestelte Conuent zu Londen seinen fortgang nicht erreichet / seyeden Spaniern nicht vnbewust / so were auch vber diß der gemachte Anstandt nicht trewlich gehalten / sondern eben durch solchen viel Stätt in der Pfaltz eingenommen worden / vber welches der König in Engelland offtmals hefftig geklaget hette. Das postulatum von Restituierung der Pfaltz köndte gar nicht vor etwas newes gehalten werden / weil allezeit von anfang biß dahero Hoffnung darzu gemacht worden. Der König in Engelland hette in diesem gantzen Geschäfft jhme keinen andern Zweck vorgesetzet gehabt / wie auch noch nicht / also daß ein ewiger Frieden zwischen der Cron Engelland vnd dem Hauß Oesterreich möchte gestifftet werden: Dessen dann kein besserer anfang / als mit restitnierung der Pfaltz / vnnd denn kein stärckere bekräfftigung als deß Printzen von Wallis / vnd der Hispanischen Infantin Heyrath köndte gemacht werden.

Ein Gebäw darin man Meß gehalten / fällt zu Londen ein. Es hat sich stracks anfangs der Concession detz freyen Exercitij deß Römischen Catholischen Glaubens in Engelland vbel angelassen. Dann den 25. October hat zu Londen in der Gassen der Blaekefrayers oder der Schwartzen Münch sich ein trawriger Fall zugetragen / in dem / als in deß Spanischen Ambassadors Behaussung Abends zwischen 4. vnd 5. vhr / ein Jesuit namens Pater Druery Vesper vnd eine Predigt gehalten / vnd darzu viel Englische Catholische / deren anzahl sich auff vier hundert belieffe / sich versamblet / im besten zu hören vnnd predigen / das Zimmer / welches eine Gallerey 3. Gemach hoch / angefangen zu krachen / vnnd ehe das Volck kondte jnnen werden / was es were / der Boden mitten ein Loch bekommen / da etliche wenige hinunder gefallen / darauff als das Volck zusammen getrugen / vnd eins das ander vmbfasset / ist der eine halbe theil der Gallereyen / alda auch der Meß Altar auff gerichtet / mit sampt einem guten theil deß Volcks vnd Materialien mit solchem gewalt vnd gewicht eingefallen / daß es auch durch den andern Boden durchgebrochen / da dann auff die 90. Personen nicht nur wegen der höhe / sondern auch wegen der Zimmerstück vnd staub erlegen vnd erstickt / vnd ein guter theil beschädiget worden. In diesem vnfall ist der Jesuit / so die Predigt (welche auß dem 18. Capitul Matthaei gewesen) gethan / dann der Predigstuhl sampt jhm herunder gefallen / davon jhm sein Haupt vnnd Rücken zerbrochen / hernach deß Nachts vmb 10. vhren gestorben: Sonst hat der Predigstuhleiner Adelichen Frawen / die er vor dem last beschützet / das Leben erhalten. Die zerschmetterung der Cörper ist abschewlicher gewesen / als der Todt selbst / sonderlich weil dadurch ein solcher gestanck erfolget / daß der Ambassador sich nach einem andern Losament vmmschen müssen. Noch viel Volck hat auff dem theil / welches stehen blieben / sich reteriert / theils hat sich im Camin / an den Fenstern / vnd an den Splittern der Balcken erhalten. Die Todten / darunder auch 2. Ritters Weiber gewesen / sind folgenden Tag herfür gesucht vnd begraben worden-

Niderländische Geschichten. Conspiration auff Printz Moritzen vnd Printz Henrich Friderichen entdeckt. Weil vmb den Anfang deß 1623. Jahrs die Staden verwarnet worden / daß eine anzahl Meuchelmörder vnnd Brenner wüchtige Anschläg obhanden hetten / als haben sie ein Mandat zu Ambsterdamb vnnd in andern Stätten ablesen lassen / auff dergleichen Leut gute Achtung zu geben / vnd keinen vnbekandten vnbesucht zu beherbergen / auch darbey angedeutet / wer solche Gesellen verkundschafftete vnd offenbarte / demselben 400. fl. von einem jeden gereicht werden solten.

Es ist aber mit diesem Handel also beschaffen gewesen: Es hatten etliche Arminianer ein abschewliche Verrähterey wider Printz Moritzen von Vranien vorgenommen / welchen sie neben seinem Brudern Printz Henrich Friderichen vnnd andern vornehmen Herrn hinrichten wolten. Zu dem End hatten sich deß enthaupteten Johann von Olden Barnefelds zween Söhn / vnd etlich andere Arminianer zusamen verbunden / daß sie solchen Anschlag ins Werck richten / hernach die Regierung deß Lands anderst bestellen / vnd die Aempter jhres Gefallens außtheilen wolten: Vmb der Vrsachen willen haben sie 4000. fl. zusamen gelegt / welches sie einem Adrian von Dyck / gewesenen Secretario zu Pleißwyck zu Handen gestellet / etliche Mörder darmit zu bedingen / welche die vor genommene Thatins Werck richten solten. Der Orth / da sie den Mord begehen wolten / war von jnen bestelt zu Rißwick / welches ein Dorff ist / allernegst bey dem Hag gelegen / da Printz Moritz einen Pferdsstall hatte / vnd die Pferd alda abrichten ließ / dahin er auch offt pflegte spatzieren zu fahren. Vnd dachte sie solcher Orth darzu bequem zu seyn / weil es daselbs einen holen Weg hatte / durch welchen der Printz fahren muste / darbey sie jhnen auch eine Gelegenheit auß gesehen / nach verrichteter That auß zureissen. Adrian von Dyck hat erstlich etliche Schiffknecht / die er wuste / daß sie der Arminianischen Lehr zugethan waren / angesprochen / vnd gefragt / ob sie sich zu einem Anschlag / an welchem dem gantzen Land viel gelegen were / gebrauchen lassen wolten: was es aber für ein Anschlag were / hat er jhnen nicht angedeutet. Als sie nun Ja sagten / gab er einem jeden 300. Gülden auff die Hand / vnd versprach / jhnen noch ein grössere Belohnung / wann der Anschlag würde vollbracht seyn. Die Anstiffter dieses Wercks hatten eine Kist / mit allerley Mord Instrumenten / als Pistolen / Dolchen / Fausthämmern / spitzigen Gewehren / wie auch Pulver vnd Kugeln erfüllet / welche sie den Schiffknechten gaben / solche in den Haag in die Herberg zum Helm zu bringen.

Hierauff antwortteten die Englische: Obschon dieses war were / weren doch solche Postulata anjtzo nicht absurd: Es were dem König in Engellandt eine gewisse Hoffnung / in deme er allezeit seines Tochtermanns Restitution begehret / gemacht worden / daß jhme hierin willfahret werden solte / durch wen es aber verhindert worden / daß der angestelte Conuent zu Londen seinen fortgang nicht erreichet / seyeden Spaniern nicht vnbewust / so were auch vber diß der gemachte Anstandt nicht trewlich gehalten / sondern eben durch solchen viel Stätt in der Pfaltz eingenommen worden / vber welches der König in Engelland offtmals hefftig geklaget hette. Das postulatum von Restituierung der Pfaltz köndte gar nicht vor etwas newes gehalten werden / weil allezeit von anfang biß dahero Hoffnung darzu gemacht worden. Der König in Engelland hette in diesem gantzen Geschäfft jhme keinen andern Zweck vorgesetzet gehabt / wie auch noch nicht / also daß ein ewiger Frieden zwischen der Cron Engelland vnd dem Hauß Oesterreich möchte gestifftet werden: Dessen dann kein besserer anfang / als mit restitnierung der Pfaltz / vnnd denn kein stärckere bekräfftigung als deß Printzen von Wallis / vnd der Hispanischen Infantin Heyrath köndte gemacht werden.

Ein Gebäw darin man Meß gehalten / fällt zu Londen ein. Es hat sich stracks anfangs der Concession detz freyen Exercitij deß Römischen Catholischen Glaubens in Engelland vbel angelassen. Dann den 25. October hat zu Londen in der Gassen der Blaekefrayers oder der Schwartzen Münch sich ein trawriger Fall zugetragen / in dem / als in deß Spanischen Ambassadors Behaussung Abẽds zwischen 4. vnd 5. vhr / ein Jesuit namens Pater Druery Vesper vnd eine Predigt gehalten / vnd darzu viel Englische Catholische / deren anzahl sich auff vier hundert belieffe / sich versamblet / im besten zu hören vnnd predigen / das Zimmer / welches eine Gallerey 3. Gemach hoch / angefangen zu krachen / vnnd ehe das Volck kondte jnnen werden / was es were / der Boden mitten ein Loch bekommen / da etliche wenige hinunder gefallen / darauff als das Volck zusammen getrugẽ / vnd eins das ander vmbfasset / ist der eine halbe theil der Gallereyen / alda auch der Meß Altar auff gerichtet / mit sampt einem guten theil deß Volcks vnd Materialien mit solchem gewalt vnd gewicht eingefallen / daß es auch durch den andern Boden durchgebrochen / da dann auff die 90. Personen nicht nur wegen der höhe / sondern auch wegen der Zimmerstück vnd staub erlegen vnd erstickt / vnd ein guter theil beschädiget worden. In diesem vnfall ist der Jesuit / so die Predigt (welche auß dem 18. Capitul Matthaei gewesen) gethan / dann der Predigstuhl sampt jhm herunder gefallen / davon jhm sein Haupt vnnd Rücken zerbrochen / hernach deß Nachts vmb 10. vhren gestorben: Sonst hat der Predigstuhleiner Adelichen Frawen / die er vor dem last beschützet / das Leben erhalten. Die zerschmetterung der Cörper ist abschewlicher gewesen / als der Todt selbst / sonderlich weil dadurch ein solcher gestanck erfolget / daß der Ambassador sich nach einem andern Losament vm̃schen müssen. Noch viel Volck hat auff dem theil / welches stehen blieben / sich reteriert / theils hat sich im Camin / an den Fenstern / vnd an den Splittern der Balcken erhalten. Die Todten / darunder auch 2. Ritters Weiber gewesen / sind folgenden Tag herfür gesucht vnd begraben worden-

Niderländische Geschichten. Conspiratiõ auff Printz Moritzen vnd Printz Henrich Friderichen entdeckt. Weil vmb den Anfang deß 1623. Jahrs die Staden verwarnet worden / daß eine anzahl Meuchelmörder vnnd Brenner wüchtige Anschläg obhanden hetten / als haben sie ein Mandat zu Ambsterdamb vnnd in andern Stätten ablesen lassen / auff dergleichen Leut gute Achtũg zu geben / vnd keinen vnbekandten vnbesucht zu beherbergen / auch darbey angedeutet / wer solche Gesellen verkundschafftete vnd offenbarte / demselben 400. fl. von einem jeden gereicht werden solten.

Es ist aber mit diesem Handel also beschaffen gewesen: Es hatten etliche Arminianer ein abschewliche Verrähterey wider Printz Moritzen von Vranien vorgenommen / welchen sie neben seinem Brudern Printz Henrich Friderichen vnnd andern vornehmen Herrn hinrichten wolten. Zu dem End hatten sich deß enthaupteten Johann von Olden Barnefelds zween Söhn / vnd etlich andere Arminianer zusamen verbunden / daß sie solchen Anschlag ins Werck richten / hernach die Regierung deß Lands anderst bestellen / vnd die Aempter jhres Gefallens außtheilen wolten: Vmb der Vrsachen willen haben sie 4000. fl. zusamen gelegt / welches sie einem Adrian von Dyck / gewesenen Secretario zu Pleißwyck zu Handen gestellet / etliche Mörder darmit zu bedingen / welche die vor genommene Thatins Werck richten solten. Der Orth / da sie den Mord begehen wolten / war von jnen bestelt zu Rißwick / welches ein Dorff ist / allernegst bey dem Hag gelegen / da Printz Moritz einen Pferdsstall hatte / vnd die Pferd alda abrichten ließ / dahin er auch offt pflegte spatzieren zu fahren. Vnd dachte sie solcher Orth darzu bequem zu seyn / weil es daselbs einen holen Weg hatte / durch welchen der Printz fahren muste / darbey sie jhnen auch eine Gelegenheit auß gesehen / nach verrichteter That auß zureissen. Adrian von Dyck hat erstlich etliche Schiffknecht / die er wuste / daß sie der Arminianischen Lehr zugethan waren / angesprochen / vñ gefragt / ob sie sich zu einem Anschlag / an welchem dem gantzen Land viel gelegẽ were / gebrauchen lassen wolten: was es aber für ein Anschlag were / hat er jhnen nicht angedeutet. Als sie nun Ja sagten / gab er einem jeden 300. Gülden auff die Hand / vnd versprach / jhnen noch ein grössere Belohnung / wann der Anschlag würde vollbracht seyn. Die Anstiffter dieses Wercks hatten eine Kist / mit allerley Mord Instrumenten / als Pistolen / Dolchen / Fausthämmern / spitzigen Gewehren / wie auch Pulver vnd Kugeln erfüllet / welche sie den Schiffknechten gaben / solche in den Haag in die Herberg zum Helm zu bringen.

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          <p>Hierauff antwortteten die Englische: Obschon dieses war were / weren doch solche                      Postulata anjtzo nicht absurd: Es were dem König in Engellandt eine gewisse                      Hoffnung / in deme er allezeit seines Tochtermanns Restitution begehret /                      gemacht worden / daß jhme hierin willfahret werden solte / durch wen es aber                      verhindert worden / daß der angestelte Conuent zu Londen seinen fortgang nicht                      erreichet / seyeden Spaniern nicht vnbewust / so were auch vber diß der gemachte                      Anstandt nicht trewlich gehalten / sondern eben durch solchen viel Stätt in der                      Pfaltz eingenommen worden / vber welches der König in Engelland offtmals hefftig                      geklaget hette. Das postulatum von Restituierung der Pfaltz köndte gar nicht vor                      etwas newes gehalten werden / weil allezeit von anfang biß dahero Hoffnung darzu                      gemacht worden. Der König in Engelland hette in diesem gantzen Geschäfft jhme                      keinen andern Zweck vorgesetzet gehabt / wie auch noch nicht / also daß ein                      ewiger Frieden zwischen der Cron Engelland vnd dem Hauß Oesterreich möchte                      gestifftet werden: Dessen dann kein besserer anfang / als mit restitnierung der                      Pfaltz / vnnd denn kein stärckere bekräfftigung als deß Printzen von Wallis /                      vnd der Hispanischen Infantin Heyrath köndte gemacht werden.</p>
          <p><note place="left">Ein Gebäw darin man Meß gehalten / fällt zu Londen                      ein.</note> Es hat sich stracks anfangs der Concession detz freyen Exercitij deß                      Römischen Catholischen Glaubens in Engelland vbel angelassen. Dann den 25.                      October hat zu Londen in der Gassen der Blaekefrayers oder der Schwartzen Münch                      sich ein trawriger Fall zugetragen / in dem / als in deß Spanischen Ambassadors                      Behaussung Abe&#x0303;ds zwischen 4. vnd 5. vhr / ein Jesuit namens Pater Druery Vesper                      vnd eine Predigt gehalten / vnd darzu viel Englische Catholische / deren anzahl                      sich auff vier hundert belieffe / sich versamblet / im besten zu hören vnnd                      predigen / das Zimmer / welches eine Gallerey 3. Gemach hoch / angefangen zu                      krachen / vnnd ehe das Volck kondte jnnen werden / was es were / der Boden                      mitten ein Loch bekommen / da etliche wenige hinunder gefallen / darauff als das                      Volck zusammen getruge&#x0303; / vnd eins das ander vmbfasset / ist der eine halbe theil                      der Gallereyen / alda auch der Meß Altar auff gerichtet / mit sampt einem guten                      theil deß Volcks vnd Materialien mit solchem gewalt vnd gewicht eingefallen /                      daß es auch durch den andern Boden durchgebrochen / da dann auff die 90.                      Personen nicht nur wegen der höhe / sondern auch wegen der Zimmerstück vnd staub                      erlegen vnd erstickt / vnd ein guter theil beschädiget worden. In diesem vnfall                      ist der Jesuit / so die Predigt (welche auß dem 18. Capitul Matthaei gewesen)                      gethan / dann der Predigstuhl sampt jhm herunder gefallen / davon jhm sein Haupt                      vnnd Rücken zerbrochen / hernach deß Nachts vmb 10. vhren gestorben: Sonst hat                      der Predigstuhleiner Adelichen Frawen / die er vor dem last beschützet / das                      Leben erhalten. Die zerschmetterung der Cörper ist abschewlicher gewesen / als                      der Todt selbst / sonderlich weil dadurch ein solcher gestanck erfolget / daß                      der Ambassador sich nach einem andern Losament vm&#x0303;schen müssen.                      Noch viel Volck hat auff dem theil / welches stehen blieben / sich reteriert /                      theils hat sich im Camin / an den Fenstern / vnd an den Splittern der Balcken                      erhalten. Die Todten / darunder auch 2. Ritters Weiber gewesen / sind folgenden                      Tag herfür gesucht vnd begraben worden-</p>
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          <p>Es ist aber mit diesem Handel also beschaffen gewesen: Es hatten etliche                      Arminianer ein abschewliche Verrähterey wider Printz Moritzen von Vranien                      vorgenommen / welchen sie neben seinem Brudern Printz Henrich Friderichen vnnd                      andern vornehmen Herrn hinrichten wolten. Zu dem End hatten sich deß                      enthaupteten Johann von Olden Barnefelds zween Söhn / vnd etlich andere                      Arminianer zusamen verbunden / daß sie solchen Anschlag ins Werck richten /                      hernach die Regierung deß Lands anderst bestellen / vnd die Aempter jhres                      Gefallens außtheilen wolten: Vmb der Vrsachen willen haben sie 4000. fl. zusamen                      gelegt / welches sie einem Adrian von Dyck / gewesenen Secretario zu Pleißwyck                      zu Handen gestellet / etliche Mörder darmit zu bedingen / welche die vor                      genommene Thatins Werck richten solten. Der Orth / da sie den Mord begehen                      wolten / war von jnen bestelt zu Rißwick / welches ein Dorff ist / allernegst                      bey dem Hag gelegen / da Printz Moritz einen Pferdsstall hatte / vnd die Pferd                      alda abrichten ließ / dahin er auch offt pflegte spatzieren zu fahren. Vnd                      dachte sie solcher Orth darzu bequem zu seyn / weil es daselbs einen holen Weg                      hatte / durch welchen der Printz fahren muste / darbey sie jhnen auch eine                      Gelegenheit auß gesehen / nach verrichteter That auß zureissen. Adrian von Dyck                      hat erstlich etliche Schiffknecht / die er wuste / daß sie der Arminianischen                      Lehr zugethan waren / angesprochen / vn&#x0303; gefragt / ob sie sich zu                      einem Anschlag / an welchem dem gantzen Land viel gelege&#x0303; were / gebrauchen                      lassen wolten: was es aber für ein Anschlag were / hat er jhnen nicht                      angedeutet. Als sie nun Ja sagten / gab er einem jeden 300. Gülden auff die Hand                      / vnd versprach / jhnen noch ein grössere Belohnung / wann der Anschlag würde                      vollbracht seyn. Die Anstiffter dieses Wercks hatten eine Kist / mit allerley                      Mord Instrumenten / als Pistolen / Dolchen / Fausthämmern / spitzigen Gewehren /                      wie auch Pulver vnd Kugeln erfüllet / welche sie den Schiffknechten gaben /                      solche in den Haag in die Herberg zum Helm zu bringen.</p>
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[883/0992] Hierauff antwortteten die Englische: Obschon dieses war were / weren doch solche Postulata anjtzo nicht absurd: Es were dem König in Engellandt eine gewisse Hoffnung / in deme er allezeit seines Tochtermanns Restitution begehret / gemacht worden / daß jhme hierin willfahret werden solte / durch wen es aber verhindert worden / daß der angestelte Conuent zu Londen seinen fortgang nicht erreichet / seyeden Spaniern nicht vnbewust / so were auch vber diß der gemachte Anstandt nicht trewlich gehalten / sondern eben durch solchen viel Stätt in der Pfaltz eingenommen worden / vber welches der König in Engelland offtmals hefftig geklaget hette. Das postulatum von Restituierung der Pfaltz köndte gar nicht vor etwas newes gehalten werden / weil allezeit von anfang biß dahero Hoffnung darzu gemacht worden. Der König in Engelland hette in diesem gantzen Geschäfft jhme keinen andern Zweck vorgesetzet gehabt / wie auch noch nicht / also daß ein ewiger Frieden zwischen der Cron Engelland vnd dem Hauß Oesterreich möchte gestifftet werden: Dessen dann kein besserer anfang / als mit restitnierung der Pfaltz / vnnd denn kein stärckere bekräfftigung als deß Printzen von Wallis / vnd der Hispanischen Infantin Heyrath köndte gemacht werden. Es hat sich stracks anfangs der Concession detz freyen Exercitij deß Römischen Catholischen Glaubens in Engelland vbel angelassen. Dann den 25. October hat zu Londen in der Gassen der Blaekefrayers oder der Schwartzen Münch sich ein trawriger Fall zugetragen / in dem / als in deß Spanischen Ambassadors Behaussung Abẽds zwischen 4. vnd 5. vhr / ein Jesuit namens Pater Druery Vesper vnd eine Predigt gehalten / vnd darzu viel Englische Catholische / deren anzahl sich auff vier hundert belieffe / sich versamblet / im besten zu hören vnnd predigen / das Zimmer / welches eine Gallerey 3. Gemach hoch / angefangen zu krachen / vnnd ehe das Volck kondte jnnen werden / was es were / der Boden mitten ein Loch bekommen / da etliche wenige hinunder gefallen / darauff als das Volck zusammen getrugẽ / vnd eins das ander vmbfasset / ist der eine halbe theil der Gallereyen / alda auch der Meß Altar auff gerichtet / mit sampt einem guten theil deß Volcks vnd Materialien mit solchem gewalt vnd gewicht eingefallen / daß es auch durch den andern Boden durchgebrochen / da dann auff die 90. Personen nicht nur wegen der höhe / sondern auch wegen der Zimmerstück vnd staub erlegen vnd erstickt / vnd ein guter theil beschädiget worden. In diesem vnfall ist der Jesuit / so die Predigt (welche auß dem 18. Capitul Matthaei gewesen) gethan / dann der Predigstuhl sampt jhm herunder gefallen / davon jhm sein Haupt vnnd Rücken zerbrochen / hernach deß Nachts vmb 10. vhren gestorben: Sonst hat der Predigstuhleiner Adelichen Frawen / die er vor dem last beschützet / das Leben erhalten. Die zerschmetterung der Cörper ist abschewlicher gewesen / als der Todt selbst / sonderlich weil dadurch ein solcher gestanck erfolget / daß der Ambassador sich nach einem andern Losament vm̃schen müssen. Noch viel Volck hat auff dem theil / welches stehen blieben / sich reteriert / theils hat sich im Camin / an den Fenstern / vnd an den Splittern der Balcken erhalten. Die Todten / darunder auch 2. Ritters Weiber gewesen / sind folgenden Tag herfür gesucht vnd begraben worden- Ein Gebäw darin man Meß gehalten / fällt zu Londen ein. Weil vmb den Anfang deß 1623. Jahrs die Staden verwarnet worden / daß eine anzahl Meuchelmörder vnnd Brenner wüchtige Anschläg obhanden hetten / als haben sie ein Mandat zu Ambsterdamb vnnd in andern Stätten ablesen lassen / auff dergleichen Leut gute Achtũg zu geben / vnd keinen vnbekandten vnbesucht zu beherbergen / auch darbey angedeutet / wer solche Gesellen verkundschafftete vnd offenbarte / demselben 400. fl. von einem jeden gereicht werden solten. Niderländische Geschichten. Conspiratiõ auff Printz Moritzen vnd Printz Henrich Friderichen entdeckt. Es ist aber mit diesem Handel also beschaffen gewesen: Es hatten etliche Arminianer ein abschewliche Verrähterey wider Printz Moritzen von Vranien vorgenommen / welchen sie neben seinem Brudern Printz Henrich Friderichen vnnd andern vornehmen Herrn hinrichten wolten. Zu dem End hatten sich deß enthaupteten Johann von Olden Barnefelds zween Söhn / vnd etlich andere Arminianer zusamen verbunden / daß sie solchen Anschlag ins Werck richten / hernach die Regierung deß Lands anderst bestellen / vnd die Aempter jhres Gefallens außtheilen wolten: Vmb der Vrsachen willen haben sie 4000. fl. zusamen gelegt / welches sie einem Adrian von Dyck / gewesenen Secretario zu Pleißwyck zu Handen gestellet / etliche Mörder darmit zu bedingen / welche die vor genommene Thatins Werck richten solten. Der Orth / da sie den Mord begehen wolten / war von jnen bestelt zu Rißwick / welches ein Dorff ist / allernegst bey dem Hag gelegen / da Printz Moritz einen Pferdsstall hatte / vnd die Pferd alda abrichten ließ / dahin er auch offt pflegte spatzieren zu fahren. Vnd dachte sie solcher Orth darzu bequem zu seyn / weil es daselbs einen holen Weg hatte / durch welchen der Printz fahren muste / darbey sie jhnen auch eine Gelegenheit auß gesehen / nach verrichteter That auß zureissen. Adrian von Dyck hat erstlich etliche Schiffknecht / die er wuste / daß sie der Arminianischen Lehr zugethan waren / angesprochen / vñ gefragt / ob sie sich zu einem Anschlag / an welchem dem gantzen Land viel gelegẽ were / gebrauchen lassen wolten: was es aber für ein Anschlag were / hat er jhnen nicht angedeutet. Als sie nun Ja sagten / gab er einem jeden 300. Gülden auff die Hand / vnd versprach / jhnen noch ein grössere Belohnung / wann der Anschlag würde vollbracht seyn. Die Anstiffter dieses Wercks hatten eine Kist / mit allerley Mord Instrumenten / als Pistolen / Dolchen / Fausthämmern / spitzigen Gewehren / wie auch Pulver vnd Kugeln erfüllet / welche sie den Schiffknechten gaben / solche in den Haag in die Herberg zum Helm zu bringen.

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/992>, abgerufen am 23.11.2024.