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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket.

Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden.

Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen.

Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden.

Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dann auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vnd hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden.

Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver-

Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket.

Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden.

Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen.

Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden.

Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dañ auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vñ hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden.

Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver-

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Broßwalder gleiches bitten                      lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder                      willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit                      der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession:                      daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind                      erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr                      eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben                      vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was                      sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen /                      vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May                      / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen                      wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land                      gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst                      in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket.</p>
          <p><note place="left">Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben.</note>                      Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen                      Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt /                      eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß /                      Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff                      Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den                      Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß                      die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack                      vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff                      an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden.</p>
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          <p>Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß                      Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That                      ergriffen worden.</p>
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          <p>Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß                      jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben                      auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie                      widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen                      allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann                      der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem                      Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben                      aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert                      / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen /                      dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht                      verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse                      vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey                      diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb                      Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons                      / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle                      man ver-
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[797/0904] Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket. Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden. Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen. Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden. Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dañ auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vñ hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden. Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/904>, abgerufen am 23.11.2024.