Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.derborn. Aber der Manßfelder ist nach dem er im Stifft Münster mit rauben vnd brennen sehr vbel gehausset / in Ostfrießland gezogen / vnd sein Volck alda einquartiret. Graf Moritzen mißlingt ein Anschlag. Vmb diese Zeit hat Graff Moritz ein Impressa im zuverrichten vorgenommen / zu solchem End viel Brücken / Sturmleitern vnd andere Bereitschafften verfertigen / vnd die Armada zu Schiff bey Dordrecht den 29. vnd 30. Novembr. sich versamblen lassen. Den folgenden Tag ist Printz Henrich Friderich mit den meisten Schiffen vnd Volck vmb den Mittag nach gegebenem Losungsschuß abgesägelt / dem Graff Moritz mit Hertzog Christian von Braunschweig vmb 3. Vhren mit dem Rest der Schiffen gefolget / vnnd sich nach Legiswaln gewendet. Als nun die Armada 3. viertel Meil vnter Schwaln auff dem breiten holen Wasser / das Bießloch genant / gegen Abend kaum geanckert gehabt / hat sich auß Nord Ost ein schröcklicher Sturm mit grosser Kält erhaben / dardurch die Schiff / so fornen nidrig / in grosse Gefahr konmen: Dann die Wellen / so fornen vber den Schnabel geschlagen / alle zu Eiß / vnd die Segel / Anckerseyl vnnd die Schiff oben so dick davon vberzogen worden / daß kein Bots Gesell darauff stehen oder gehen können. Derwegen als die Schiffpatronen gesehen / wann sie länger an Ancker würden ligen bleiben / die Schiff nothwendig würden sincken müssen / haben sie sich den 2. Septembr. resolvirt mit der Fluth vnd Vorwind nach Wilhelmstatt / Olckensblat / Schwaln vnd Plate / so gut sie vermöchten / zu fahren / denen dann Graff Moritz mit seinem Comitat im Nachzug / nit ohn grosse Gefahr / auch gefolget; hat sich also die gantze Armada reterirt / außgenommen 6. Schiff / deren 4. durch den Sturm an andere gelauffen vnnd schadhafft worden / darauß / ehe sie gesuncken / das Volck in andere Schiff sich salvirt / vnd dann 2. so auff dem Sand sitzen blieben / welche aber wider recuperirt worden. Als nun den 4. Decembr. der Sturmb wider nachgelassen / vnd die Kält sich auch etwas gemindert / hat die Armada sich wider zu rück gewendet vnd den 5. zu Dort / ohne einige Verrichtung angelanget. Wohin diese Impressa gemeint gewesen / ist verborgen vnd in geheimb verblieben. Zu Landt waren auch in 3000. zu Roß neben 1500. außerlesenen Soldaten mit Fewer Rohren im fortmarchiren / waren bestimmet vff ein gewissen Orth an den Brabandischen Grentzen / durch welche der Angriff bey dunckeler Nacht geschehen / vnd die Armada sie secundiren sollen: Aber es ist alles zu nicht worden. Schantz Pfaffen-Mütz von den Newburgischen vnd Spanischen eingenommen. Demnach eine zeitlang hero die Schantz / so die Holländer vor diesem auff einer kleinen Insul zwischen Cöln vnd Bonn erbawet / von den Newburgischen mit Hülff der Spanischen starck belägert vnd beschossen worden / die Belägerte aber sich tapffer gewehret / haben die darvor ligende endtlich angefangen vergiffte Granaten / deren etlich 80 Lb. gewogen / hinein zuwerffen / vnd sie also zur Auffgebung bezwungen. Dann als durch solchen gifftigen Gestanck die Innligende sehr erkrancket vnnd an der Zahl geringert / die vbrige aber / durch stättiges Wachen vnd arbeyten sehr außgemattet worden / auch vber diß kein Entsatz zu gewarten gehabt / vnd einem grossen Anfall / darauff sich die Belägerte rüsteten zuwiderstehen sich zu schwach befanden / haben sie endtlich zu End dieses Jahrs mit Graff Henrichen vom Berg / so dieser Zeit darvor gelegen / accordirt vnnd mit fliegenden Fähnlein / Sack vnd Pack vnd Kugeln im Mund auff etlichen Schiffen abgezogen / vnd haben in der Schantz 9. Stück Geschütz neben einem zimblichen Vorrath an Munition vnd Proviand hinderlassen. Ob nun wol die zu Cöln gern gesehen daß diese Schantz geschleiffet vnd der Erden gleich gemacht würde / ist sie doch auß gewissen Vrsachen also verblieben / vnd nachmals das Fort S. Elisabethae genennet worden. Grosse Auffläuff wegen der falchen Müntz. Als dieser Zeit die von den falschen Müntzern / Wipperern vnd Kipperern vornemlich vervrsachte Thewrung in allen Sachen vnnd sonderlich in Victualien / je lenger je mehr vberhand genommen / also daß nit allein Handel vnd Wandel fast gantz erlegen / sondern auch in viel Landen vnd Stätten die Becker vnd Bierbräwer / anders zugeschweigen / weder Brot backen noch Bier brawen wollen oder können / vnd also der arme Mann mit Weib vnd Kindern dardurch in grosse Noth kommen / als sind solches Vnwesens wegen an vieleen Orten / sonderlich zu Goßlar / Eißleben / Hall in Sachsen / Brandenburg / Spandaw / Freyberg / rc. grosse Auffläuff vnd Tumult von gemeinen Mann erfolget / der auff die Kipperer sehr verbittert worden vnd theils jre Häuser gestürmmt / vnd alles darin Preiß gemacht / dergleichen ist auch zu Magdenburg geschehen / alda in stillung deß gemeinen Pöfels in 16. vmbkommen vnd in 200. beschädiget worden. Zu Hall were gleichfals ein grosser Jammer entstanden / wann nit Marggr. Christian Wilhelm von Brandenburg / Administrator deß Stiffts Magdenb. bey Zeiten solchem Aufflauff in Person abgeholffen. Der hat hernacher / wie auch der Churf. von Brandenburg / der Hertzog von Braunschweig vnd der Hertzog in Pommern / in dem Müntzwesen gewisse Verordnung gemacht / vnd bey hoher Straff gebotten / daß niemand die Müntzsorten höher einnehmen oder außgeben solte / als sie vor diesem gegolten. Ungarisch. Landtag zu Ordenburg gehalten. Deß Vngarischen Landtags zu Ordenburg ist hiebevor etwas gedacht worden. Mit demselben hat es folgende Beschaffenheit gehabt; Den 18. May sind J. K. M. sampt dero Fraw Gemahlin von Wien nach Ordenburg zu den daselbst angesetzten Vngarischen Reichstag verreiset / den 24. diß mit in 5000. Mann zu Roß vnd Fuß daselbs angelanget / vnd von den meisten vnd vornembsten Vngarischen Ständen stattlich einbegleitet worden. Denen J. K. M. den 26. dieses in Latinischer Spraach die Proposition gethan. Ob man nun wol vermeinet / daß vielleicht Bethlehemb Gabor der zeit ein Vnruh anrichten möchte / weiln jhm die Schlesische Stände / als welche Krafft deß ertheilten Perdons / weder an jhren Gütern noch Freyheiten nichts verlohren zu haben derborn. Aber der Manßfelder ist nach dem er im Stifft Münster mit rauben vnd brennen sehr vbel gehausset / in Ostfrießland gezogen / vnd sein Volck alda einquartiret. Graf Moritzen mißlingt ein Anschlag. Vmb diese Zeit hat Graff Moritz ein Impressa im zuverrichten vorgenommen / zu solchem End viel Brücken / Sturmleitern vnd andere Bereitschafften verfertigen / vnd die Armada zu Schiff bey Dordrecht den 29. vnd 30. Novembr. sich versamblen lassen. Den folgendẽ Tag ist Printz Henrich Friderich mit den meisten Schiffen vñ Volck vmb den Mittag nach gegebenem Losungsschuß abgesägelt / dem Graff Moritz mit Hertzog Christian von Braunschweig vmb 3. Vhren mit dem Rest der Schiffen gefolget / vnnd sich nach Legiswaln gewendet. Als nun die Armada 3. viertel Meil vnter Schwaln auff dem breiten holẽ Wasser / das Bießloch genant / gegen Abend kaum geanckert gehabt / hat sich auß Nord Ost ein schröcklicher Sturm mit grosser Kält erhaben / dardurch die Schiff / so fornen nidrig / in grosse Gefahr kõmen: Dañ die Wellen / so fornen vber dẽ Schnabel geschlagen / alle zu Eiß / vnd die Segel / Anckerseyl vnnd die Schiff oben so dick davon vberzogen worden / daß kein Bots Gesell darauff stehen oder gehen können. Derwegen als die Schiffpatronẽ gesehen / wann sie länger an Ancker würden ligen bleiben / die Schiff nothwendig würden sincken müssen / haben sie sich den 2. Septembr. resolvirt mit der Fluth vnd Vorwind nach Wilhelmstatt / Olckensblat / Schwaln vnd Plate / so gut sie vermöchten / zu fahren / denen dann Graff Moritz mit seinem Comitat im Nachzug / nit ohn grosse Gefahr / auch gefolget; hat sich also die gantze Armada reterirt / außgenommen 6. Schiff / deren 4. durch den Sturm an andere gelauffen vnnd schadhafft worden / darauß / ehe sie gesuncken / das Volck in andere Schiff sich salvirt / vnd dañ 2. so auff dem Sand sitzen blieben / welche aber wider recuperirt worden. Als nun den 4. Decembr. der Sturmb wider nachgelassen / vnd die Kält sich auch etwas gemindert / hat die Armada sich wider zu rück gewendet vnd den 5. zu Dort / ohne einige Verrichtung angelanget. Wohin diese Impressa gemeint gewesen / ist verborgen vnd in geheimb verblieben. Zu Landt waren auch in 3000. zu Roß neben 1500. außerlesenen Soldaten mit Fewer Rohren im fortmarchiren / waren bestimmet vff ein gewissen Orth an den Brabandischen Grentzẽ / durch welche der Angriff bey dunckeler Nacht geschehen / vnd die Armada sie secundiren sollen: Aber es ist alles zu nicht worden. Schantz Pfaffen-Mütz von den Newburgischen vnd Spanischen eingenommen. Demnach eine zeitlang hero die Schantz / so die Holländer vor diesem auff einer kleinen Insul zwischen Cöln vñ Bonn erbawet / von den Newburgischen mit Hülff der Spanischen starck belägert vnd beschossen wordẽ / die Belägerte aber sich tapffer gewehret / haben die darvor ligende endtlich angefangen vergiffte Granaten / deren etlich 80 ℔. gewogen / hinein zuwerffen / vnd sie also zur Auffgebung bezwungen. Dann als durch solchen gifftigen Gestanck die Innligende sehr erkrancket vnnd an der Zahl geringert / die vbrige aber / durch stättiges Wachen vnd arbeyten sehr außgemattet worden / auch vber diß kein Entsatz zu gewarten gehabt / vnd einem grossen Anfall / darauff sich die Belägerte rüstetẽ zuwiderstehen sich zu schwach befanden / haben sie endtlich zu End dieses Jahrs mit Graff Henrichen vom Berg / so dieser Zeit darvor gelegen / accordirt vnnd mit fliegenden Fähnlein / Sack vñ Pack vnd Kugeln im Mund auff etlichen Schiffen abgezogen / vnd haben in der Schantz 9. Stück Geschütz neben einem zimblichen Vorrath an Munition vnd Proviand hinderlassen. Ob nun wol die zu Cöln gern gesehen daß diese Schantz geschleiffet vnd der Erdẽ gleich gemacht würde / ist sie doch auß gewissen Vrsachen also verblieben / vnd nachmals das Fort S. Elisabethae genennet worden. Grosse Auffläuff wegen der falchen Müntz. Als dieser Zeit die von den falschen Müntzern / Wipperern vñ Kipperern vornemlich vervrsachte Thewrung in allen Sachen vnnd sonderlich in Victualien / je lenger je mehr vberhand genom̃en / also daß nit allein Handel vnd Wandel fast gantz erlegen / sondern auch in viel Landen vnd Stätten die Becker vnd Bierbräwer / anders zugeschweigen / weder Brot backen noch Bier brawen wollẽ oder können / vnd also der arme Mann mit Weib vnd Kindern dardurch in grosse Noth kommen / als sind solches Vnwesens wegen an vieleẽ Ortẽ / sonderlich zu Goßlar / Eißleben / Hall in Sachsen / Brandenburg / Spandaw / Freyberg / rc. grosse Auffläuff vnd Tumult võ gemeinen Mañ erfolget / der auff die Kipperer sehr verbittert wordẽ vñ theils jre Häuser gestürm̃t / vnd alles darin Preiß gemacht / dergleichen ist auch zu Magdenburg geschehen / alda in stillung deß gemeinen Pöfels in 16. vmbkom̃en vnd in 200. beschädiget wordẽ. Zu Hall were gleichfals ein grosser Jam̃er entstandẽ / wann nit Marggr. Christian Wilhelm võ Brãdenburg / Administrator deß Stiffts Magdenb. bey Zeiten solchem Aufflauff in Person abgeholffen. Der hat hernacher / wie auch der Churf. von Brandenburg / der Hertzog von Braunschweig vnd der Hertzog in Pommern / in dem Müntzwesen gewisse Verordnung gemacht / vnd bey hoher Straff gebotten / daß niemand die Müntzsorten höher einnehmen oder außgeben solte / als sie vor diesem gegolten. Ungarisch. Landtag zu Ordenburg gehalten. Deß Vngarischen Landtags zu Ordenburg ist hiebevor etwas gedacht worden. Mit demselben hat es folgende Beschaffenheit gehabt; Den 18. May sind J. K. M. sampt dero Fraw Gemahlin von Wien nach Ordenburg zu dẽ daselbst angesetzten Vngarischen Reichstag verreiset / den 24. diß mit in 5000. Mann zu Roß vnd Fuß daselbs angelanget / vnd von den meisten vñ vornembsten Vngarischen Ständen stattlich einbegleitet worden. Denen J. K. M. den 26. dieses in Latinischer Spraach die Proposition gethan. Ob man nun wol vermeinet / daß vielleicht Bethlehemb Gabor der zeit ein Vnruh anrichtẽ möchte / weiln jhm die Schlesische Stände / als welche Krafft deß ertheilten Perdons / weder an jhren Gütern noch Freyheiten nichts verlohren zu habẽ <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0872" n="769"/> derborn. Aber der Manßfelder ist nach dem er im Stifft Münster mit rauben vnd brennen sehr vbel gehausset / in Ostfrießland gezogen / vnd sein Volck alda einquartiret.</p> <p><note place="left">Graf Moritzen mißlingt ein Anschlag.</note> Vmb diese Zeit hat Graff Moritz ein Impressa im zuverrichten vorgenommen / zu solchem End viel Brücken / Sturmleitern vnd andere Bereitschafften verfertigen / vnd die Armada zu Schiff bey Dordrecht den 29. vnd 30. Novembr. sich versamblen lassen. Den folgendẽ Tag ist Printz Henrich Friderich mit den meisten Schiffen vñ Volck vmb den Mittag nach gegebenem Losungsschuß abgesägelt / dem Graff Moritz mit Hertzog Christian von Braunschweig vmb 3. Vhren mit dem Rest der Schiffen gefolget / vnnd sich nach Legiswaln gewendet. Als nun die Armada 3. viertel Meil vnter Schwaln auff dem breiten holẽ Wasser / das Bießloch genant / gegen Abend kaum geanckert gehabt / hat sich auß Nord Ost ein schröcklicher Sturm mit grosser Kält erhaben / dardurch die Schiff / so fornen nidrig / in grosse Gefahr kõmen: Dañ die Wellen / so fornen vber dẽ Schnabel geschlagen / alle zu Eiß / vnd die Segel / Anckerseyl vnnd die Schiff oben so dick davon vberzogen worden / daß kein Bots Gesell darauff stehen oder gehen können. Derwegen als die Schiffpatronẽ gesehen / wann sie länger an Ancker würden ligen bleiben / die Schiff nothwendig würden sincken müssen / haben sie sich den 2. Septembr. resolvirt mit der Fluth vnd Vorwind nach Wilhelmstatt / Olckensblat / Schwaln vnd Plate / so gut sie vermöchten / zu fahren / denen dann Graff Moritz mit seinem Comitat im Nachzug / nit ohn grosse Gefahr / auch gefolget; hat sich also die gantze Armada reterirt / außgenommen 6. Schiff / deren 4. durch den Sturm an andere gelauffen vnnd schadhafft worden / darauß / ehe sie gesuncken / das Volck in andere Schiff sich salvirt / vnd dañ 2. so auff dem Sand sitzen blieben / welche aber wider recuperirt worden.</p> <p>Als nun den 4. Decembr. der Sturmb wider nachgelassen / vnd die Kält sich auch etwas gemindert / hat die Armada sich wider zu rück gewendet vnd den 5. zu Dort / ohne einige Verrichtung angelanget. Wohin diese Impressa gemeint gewesen / ist verborgen vnd in geheimb verblieben. Zu Landt waren auch in 3000. zu Roß neben 1500. außerlesenen Soldaten mit Fewer Rohren im fortmarchiren / waren bestimmet vff ein gewissen Orth an den Brabandischen Grentzẽ / durch welche der Angriff bey dunckeler Nacht geschehen / vnd die Armada sie secundiren sollen: Aber es ist alles zu nicht worden.</p> <p><note place="left">Schantz Pfaffen-Mütz von den Newburgischen vnd Spanischen eingenommen.</note> Demnach eine zeitlang hero die Schantz / so die Holländer vor diesem auff einer kleinen Insul zwischen Cöln vñ Bonn erbawet / von den Newburgischen mit Hülff der Spanischen starck belägert vnd beschossen wordẽ / die Belägerte aber sich tapffer gewehret / haben die darvor ligende endtlich angefangen vergiffte Granaten / deren etlich 80 ℔. gewogen / hinein zuwerffen / vnd sie also zur Auffgebung bezwungen. Dann als durch solchen gifftigen Gestanck die Innligende sehr erkrancket vnnd an der Zahl geringert / die vbrige aber / durch stättiges Wachen vnd arbeyten sehr außgemattet worden / auch vber diß kein Entsatz zu gewarten gehabt / vnd einem grossen Anfall / darauff sich die Belägerte rüstetẽ zuwiderstehen sich zu schwach befanden / haben sie endtlich zu End dieses Jahrs mit Graff Henrichen vom Berg / so dieser Zeit darvor gelegen / accordirt vnnd mit fliegenden Fähnlein / Sack vñ Pack vnd Kugeln im Mund auff etlichen Schiffen abgezogen / vnd haben in der Schantz 9. Stück Geschütz neben einem zimblichen Vorrath an Munition vnd Proviand hinderlassen. Ob nun wol die zu Cöln gern gesehen daß diese Schantz geschleiffet vnd der Erdẽ gleich gemacht würde / ist sie doch auß gewissen Vrsachen also verblieben / vnd nachmals das Fort S. Elisabethae genennet worden.</p> <p><note place="right">Grosse Auffläuff wegen der falchen Müntz.</note> Als dieser Zeit die von den falschen Müntzern / Wipperern vñ Kipperern vornemlich vervrsachte Thewrung in allen Sachen vnnd sonderlich in Victualien / je lenger je mehr vberhand genom̃en / also daß nit allein Handel vnd Wandel fast gantz erlegen / sondern auch in viel Landen vnd Stätten die Becker vnd Bierbräwer / anders zugeschweigen / weder Brot backen noch Bier brawen wollẽ oder können / vnd also der arme Mann mit Weib vnd Kindern dardurch in grosse Noth kommen / als sind solches Vnwesens wegen an vieleẽ Ortẽ / sonderlich zu Goßlar / Eißleben / Hall in Sachsen / Brandenburg / Spandaw / Freyberg / rc. grosse Auffläuff vnd Tumult võ gemeinen Mañ erfolget / der auff die Kipperer sehr verbittert wordẽ vñ theils jre Häuser gestürm̃t / vnd alles darin Preiß gemacht / dergleichen ist auch zu Magdenburg geschehen / alda in stillung deß gemeinen Pöfels in 16. vmbkom̃en vnd in 200. beschädiget wordẽ. Zu Hall were gleichfals ein grosser Jam̃er entstandẽ / wann nit Marggr. Christian Wilhelm võ Brãdenburg / Administrator deß Stiffts Magdenb. bey Zeiten solchem Aufflauff in Person abgeholffen. Der hat hernacher / wie auch der Churf. von Brandenburg / der Hertzog von Braunschweig vnd der Hertzog in Pommern / in dem Müntzwesen gewisse Verordnung gemacht / vnd bey hoher Straff gebotten / daß niemand die Müntzsorten höher einnehmen oder außgeben solte / als sie vor diesem gegolten.</p> <p><note place="right">Ungarisch. Landtag zu Ordenburg gehalten.</note> Deß Vngarischen Landtags zu Ordenburg ist hiebevor etwas gedacht worden. Mit demselben hat es folgende Beschaffenheit gehabt;</p> <p>Den 18. May sind J. K. M. sampt dero Fraw Gemahlin von Wien nach Ordenburg zu dẽ daselbst angesetzten Vngarischen Reichstag verreiset / den 24. diß mit in 5000. Mann zu Roß vnd Fuß daselbs angelanget / vnd von den meisten vñ vornembsten Vngarischen Ständen stattlich einbegleitet worden. Denen J. K. M. den 26. dieses in Latinischer Spraach die Proposition gethan. Ob man nun wol vermeinet / daß vielleicht Bethlehemb Gabor der zeit ein Vnruh anrichtẽ möchte / weiln jhm die Schlesische Stände / als welche Krafft deß ertheilten Perdons / weder an jhren Gütern noch Freyheiten nichts verlohren zu habẽ </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [769/0872]
derborn. Aber der Manßfelder ist nach dem er im Stifft Münster mit rauben vnd brennen sehr vbel gehausset / in Ostfrießland gezogen / vnd sein Volck alda einquartiret.
Vmb diese Zeit hat Graff Moritz ein Impressa im zuverrichten vorgenommen / zu solchem End viel Brücken / Sturmleitern vnd andere Bereitschafften verfertigen / vnd die Armada zu Schiff bey Dordrecht den 29. vnd 30. Novembr. sich versamblen lassen. Den folgendẽ Tag ist Printz Henrich Friderich mit den meisten Schiffen vñ Volck vmb den Mittag nach gegebenem Losungsschuß abgesägelt / dem Graff Moritz mit Hertzog Christian von Braunschweig vmb 3. Vhren mit dem Rest der Schiffen gefolget / vnnd sich nach Legiswaln gewendet. Als nun die Armada 3. viertel Meil vnter Schwaln auff dem breiten holẽ Wasser / das Bießloch genant / gegen Abend kaum geanckert gehabt / hat sich auß Nord Ost ein schröcklicher Sturm mit grosser Kält erhaben / dardurch die Schiff / so fornen nidrig / in grosse Gefahr kõmen: Dañ die Wellen / so fornen vber dẽ Schnabel geschlagen / alle zu Eiß / vnd die Segel / Anckerseyl vnnd die Schiff oben so dick davon vberzogen worden / daß kein Bots Gesell darauff stehen oder gehen können. Derwegen als die Schiffpatronẽ gesehen / wann sie länger an Ancker würden ligen bleiben / die Schiff nothwendig würden sincken müssen / haben sie sich den 2. Septembr. resolvirt mit der Fluth vnd Vorwind nach Wilhelmstatt / Olckensblat / Schwaln vnd Plate / so gut sie vermöchten / zu fahren / denen dann Graff Moritz mit seinem Comitat im Nachzug / nit ohn grosse Gefahr / auch gefolget; hat sich also die gantze Armada reterirt / außgenommen 6. Schiff / deren 4. durch den Sturm an andere gelauffen vnnd schadhafft worden / darauß / ehe sie gesuncken / das Volck in andere Schiff sich salvirt / vnd dañ 2. so auff dem Sand sitzen blieben / welche aber wider recuperirt worden.
Graf Moritzen mißlingt ein Anschlag. Als nun den 4. Decembr. der Sturmb wider nachgelassen / vnd die Kält sich auch etwas gemindert / hat die Armada sich wider zu rück gewendet vnd den 5. zu Dort / ohne einige Verrichtung angelanget. Wohin diese Impressa gemeint gewesen / ist verborgen vnd in geheimb verblieben. Zu Landt waren auch in 3000. zu Roß neben 1500. außerlesenen Soldaten mit Fewer Rohren im fortmarchiren / waren bestimmet vff ein gewissen Orth an den Brabandischen Grentzẽ / durch welche der Angriff bey dunckeler Nacht geschehen / vnd die Armada sie secundiren sollen: Aber es ist alles zu nicht worden.
Demnach eine zeitlang hero die Schantz / so die Holländer vor diesem auff einer kleinen Insul zwischen Cöln vñ Bonn erbawet / von den Newburgischen mit Hülff der Spanischen starck belägert vnd beschossen wordẽ / die Belägerte aber sich tapffer gewehret / haben die darvor ligende endtlich angefangen vergiffte Granaten / deren etlich 80 ℔. gewogen / hinein zuwerffen / vnd sie also zur Auffgebung bezwungen. Dann als durch solchen gifftigen Gestanck die Innligende sehr erkrancket vnnd an der Zahl geringert / die vbrige aber / durch stättiges Wachen vnd arbeyten sehr außgemattet worden / auch vber diß kein Entsatz zu gewarten gehabt / vnd einem grossen Anfall / darauff sich die Belägerte rüstetẽ zuwiderstehen sich zu schwach befanden / haben sie endtlich zu End dieses Jahrs mit Graff Henrichen vom Berg / so dieser Zeit darvor gelegen / accordirt vnnd mit fliegenden Fähnlein / Sack vñ Pack vnd Kugeln im Mund auff etlichen Schiffen abgezogen / vnd haben in der Schantz 9. Stück Geschütz neben einem zimblichen Vorrath an Munition vnd Proviand hinderlassen. Ob nun wol die zu Cöln gern gesehen daß diese Schantz geschleiffet vnd der Erdẽ gleich gemacht würde / ist sie doch auß gewissen Vrsachen also verblieben / vnd nachmals das Fort S. Elisabethae genennet worden.
Schantz Pfaffen-Mütz von den Newburgischen vnd Spanischen eingenommen. Als dieser Zeit die von den falschen Müntzern / Wipperern vñ Kipperern vornemlich vervrsachte Thewrung in allen Sachen vnnd sonderlich in Victualien / je lenger je mehr vberhand genom̃en / also daß nit allein Handel vnd Wandel fast gantz erlegen / sondern auch in viel Landen vnd Stätten die Becker vnd Bierbräwer / anders zugeschweigen / weder Brot backen noch Bier brawen wollẽ oder können / vnd also der arme Mann mit Weib vnd Kindern dardurch in grosse Noth kommen / als sind solches Vnwesens wegen an vieleẽ Ortẽ / sonderlich zu Goßlar / Eißleben / Hall in Sachsen / Brandenburg / Spandaw / Freyberg / rc. grosse Auffläuff vnd Tumult võ gemeinen Mañ erfolget / der auff die Kipperer sehr verbittert wordẽ vñ theils jre Häuser gestürm̃t / vnd alles darin Preiß gemacht / dergleichen ist auch zu Magdenburg geschehen / alda in stillung deß gemeinen Pöfels in 16. vmbkom̃en vnd in 200. beschädiget wordẽ. Zu Hall were gleichfals ein grosser Jam̃er entstandẽ / wann nit Marggr. Christian Wilhelm võ Brãdenburg / Administrator deß Stiffts Magdenb. bey Zeiten solchem Aufflauff in Person abgeholffen. Der hat hernacher / wie auch der Churf. von Brandenburg / der Hertzog von Braunschweig vnd der Hertzog in Pommern / in dem Müntzwesen gewisse Verordnung gemacht / vnd bey hoher Straff gebotten / daß niemand die Müntzsorten höher einnehmen oder außgeben solte / als sie vor diesem gegolten.
Grosse Auffläuff wegen der falchen Müntz. Deß Vngarischen Landtags zu Ordenburg ist hiebevor etwas gedacht worden. Mit demselben hat es folgende Beschaffenheit gehabt;
Ungarisch. Landtag zu Ordenburg gehalten. Den 18. May sind J. K. M. sampt dero Fraw Gemahlin von Wien nach Ordenburg zu dẽ daselbst angesetzten Vngarischen Reichstag verreiset / den 24. diß mit in 5000. Mann zu Roß vnd Fuß daselbs angelanget / vnd von den meisten vñ vornembsten Vngarischen Ständen stattlich einbegleitet worden. Denen J. K. M. den 26. dieses in Latinischer Spraach die Proposition gethan. Ob man nun wol vermeinet / daß vielleicht Bethlehemb Gabor der zeit ein Vnruh anrichtẽ möchte / weiln jhm die Schlesische Stände / als welche Krafft deß ertheilten Perdons / weder an jhren Gütern noch Freyheiten nichts verlohren zu habẽ
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