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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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lassen / so hernach von einem / der hierumb gewust den Statischen verrahten vnd von denselben gefunden worden.

Andere Geschichten so sich zwischen Spaniern vnd Holändern zugetragen. Vnder obigem Verlauff sind 2. Kriegsschiff von Duinkirchen außgefahren / vnd mit 3. Holländischen Kriegsschiffen alßbald zu streitten / kommen / aber beyde vbermannet / das eine in grund geschossen / vnnd das ander / darauff 172. Mann gewesen / nach langem Fechten erobert vnd in die Maaß gebracht worden.

Fast zu End deß Octobris ist im Hafen zu Mittelburg in Seeland in Schiff mit Pulfer geladen / ankommen / vnnd alß der Schiffpatron andere Wahren angemeldet / das Pulfer aber verschwiegen vnnd in Flandern zubringen vermeint / hat man zu visitiren ein Faß auffs Landt gehaben / darein durch verwahrlosung Fewer kommen / dadurch alles daherumb zerschmettert vnd in die Lufft gesprenget / in 200. Personen dardurch vmbs Leben gebracht / vnd bey 200. Häuser beschädiget worden.

Spanische Armada wird durch Tempest zerstrewet. Selbiger Zeit hat sich ein Spanische Armada in 70. Segel starck / zwischen Engelland vnnd Franckreich erzeigt / welche in 600. Soldaten vnd andere Bereitschafften auffgehabt / die hat auff die Holländische Lande eine Impressathun wollen / ist aber durch ein vnversehene Tempest zerstrewet worden.

Spanische vnd Stadische Armeen ziehen auß dem Feld. Demnach hierzwischen vnder den Spanischen vnd Stadischen auff new wider Quartier zuhalten / Ordinantz gemacht / vnd deßwegen der Hertzog von Sachsen Weymar / so den 10. Aug. vom Graff Henrich vom Berg gefangen / gegen Zahlung 10000. fl. Rantzion / neben andern Gefangenen / beyderseits vmb die Gebührloß gelassen worden / vnd vnderdessen Printz Monitz von Vranien / Rosenthal starck befestiget / haben beyde Partheyen sich auß dem Feld begeben.

Marggraff Spinola hat eine General Musterung gehalten / vnd sein Kriegsvolck 11000. zu Roß vnd 19000. zu Fuß starck befunden / so aber hernach sehr meutenirt / vnd sich in guter Anzahl vnder die Staden begeben.

Graf Moritz ziehet in den Haag. Graff Moritz / alß er seinen Herrn Brudern Printz Henrich Friderichen mit dem meisten Kriegsvolck nacher Nimmegen / dero Orten vnd der Statt Goch sich versichern / geschickt / ist den 26. Octobris mit einem stattlichen Comitat nach dem Graffenhaag gezogen / deme Pfaltzagraf Friderich (so vnlangst von Sedan durch Franckreich / darinner nach Reputation gehalten vnnd begleitet worden / in Holland ankommen) mit seiner Gemahlin vnd jungen Printzen / sampt allen anwesenden Gesandten / Fürsten / Graffen vnd Herrn / auff ein halbe Meilwegs entgegen gezogen / stattlich empfangen / Glück gewünschet vnd vollends hinein begleitet / da dann vier Fahnen Bürger / auffs stattlichst außgebutzt / auffgewartet / vnd dreymal Salve geschossen / inmittels hat man biß in die Nacht mit allen Glocken geleutet / vnd viel Frewdenfewer gemacht.

Pfaltzgraffen Vorgedachter Pfaltzgraff hat von Sedan auß / den 17. Julij an seinen Schwervatter den1622. Schreiben an König in Engelland. König in Groß Britannien geschrieben / vnd ihme zuwissen gethan / welcher massen er sich auff sein begehren dahin versüget / sein Läger verlassen / die Pfaltz in Handen Jhrer Königl. Mayestät Officirern / vnder dero Schutz vberlieffert hette: vnd was er ferrner thun solte / seiner Mayestät Befehl erwarten thete. Der Königließ sich bedüncken / seine Sachen mit dem Keyser vnnd König in Hispanien / stünden auff einem festen Fuß / vnnd were nichts gewissers / alß daß er die Restitution der Pfaltz ohn einigen Schwerdstreich erlangen würde: aber er fand sich heßlich betrogen. Der Herr von Weston sein Extraordinarj Ambassador zu Brüssel / beklagte sich hefftig / daß man jhn also bey der Nasen herumb führete / vnd seiner Commission nur spottete / vnd schrieb in Engelland / es were viel leichter ein Schiffseil auß Sand zumachen / dann etwas fruchtbarlichs bey den Spanischen / wegen Restitution der Pfaltz auß zurichten. Deßgleichen schrieb der Herr von Digby auß Spanien / dahin jhn sein König abgesendet / daß man daselbs mit ihm in keine Handlung tretten wolte / ehe der in Engelland restdirende Spanische Gesandte Gondomar ankommen were. Selbiger aber nahm jhm Zeit genug / begehrte mit seiner Rayß nicht zu eylen / sondern schob solche auff / so lang er konte / dardurch der König sehr vnlustig ward / vnnd hielten sein vornehmbste Räth darfür / er würde andere Mittel an die Hand nehmen müssen / die Restitution der Pfaltz zuwegen zubringen.

Weil man nun wohl merckte / daß aller Orten / so wol am Keyserischen alß Spanischen Hoff / die Sachen nur auff die lange Banck gespielet würden / vnd in der Güte wol wenig würde außzurichten seyn / ist der Pfaltzgraff dardurch auch zu andern Consiliis bewogen worden / vnd dem von Wanßfeld newe Kriegsbereitschafften machen lassen. Der ist alß er nach obigem verlauff von den Staden vrlaub genommen / vnndGraff von Manßfeld ziehet in Ost-Frießland. weiter auff 10000. Mann zu Fuß vnnd 2000. Pferd zu werben / Patenten außgetheilet / zu Arnheimb mit seiner vnnd der Braunschweigischen Armee vnnd sieben Stücken Geschütz sich zu Schiff begeben / die Issel abgefahren / zu Deventer wider an Land gesetzet / vnd seinen Weg nach Holten genommen. Fürters ist er auff das Stifft Münster zugtzogen / das Castell Raßfeld eyngenommen / geplündert vnnd verbrennet / vnnd Bockhold auff zwölff hundert Reichsthaler vnd andere mehr Ort nach Advenant gebrandschätzet. Nachmals hat er Dorsten an der Lippe in seinen Gewalt gebracht / vnnd selbigen Passes sich versichert / ferrner seinen Zug nach der Lippstat fortgesetzet / 2. Dörffer Lingenischen Gebiets verbrennet / vnnd die Stättlein Reve / Meppen / Cappenburg vnd Weilshausen vnnd andere mehr Ort erobert vnd besetzet.

Deß Manßfelders beginnen zuwiderstehen / setzere der von Anholt mit etlich 1000. Mann zu Roß vnnd Fuß / vnder Düsseldorff vber den Rhein / vnnd zog auff Essen / Arnsperg vnd Pa-

lassen / so hernach von einem / der hierumb gewust den Statischen verrahten vnd von denselben gefunden worden.

Andere Geschichten so sich zwischen Spaniern vnd Holändern zugetragen. Vnder obigem Verlauff sind 2. Kriegsschiff von Duinkirchen außgefahren / vnd mit 3. Holländischen Kriegsschiffen alßbald zu streitten / kommen / aber beyde vbermannet / das eine in grund geschossen / vnnd das ander / darauff 172. Mann gewesen / nach langem Fechten erobert vnd in die Maaß gebracht worden.

Fast zu End deß Octobris ist im Hafen zu Mittelburg in Seeland in Schiff mit Pulfer geladen / ankommen / vnnd alß der Schiffpatron andere Wahren angemeldet / das Pulfer aber verschwiegen vnnd in Flandern zubringen vermeint / hat man zu visitiren ein Faß auffs Landt gehaben / darein durch verwahrlosung Fewer kommen / dadurch alles daherumb zerschmettert vnd in die Lufft gesprenget / in 200. Personen dardurch vmbs Leben gebracht / vnd bey 200. Häuser beschädiget worden.

Spanische Armada wird durch Tempest zerstrewet. Selbiger Zeit hat sich ein Spanische Armada in 70. Segel starck / zwischen Engelland vnnd Franckreich erzeigt / welche in 600. Soldaten vnd andere Bereitschafften auffgehabt / die hat auff die Holländische Lande eine Impressathun wollen / ist aber durch ein vnversehene Tempest zerstrewet worden.

Spanische vnd Stadische Armeen ziehen auß dem Feld. Demnach hierzwischen vnder den Spanischen vnd Stadischen auff new wider Quartier zuhalten / Ordinantz gemacht / vnd deßwegen der Hertzog von Sachsen Weymar / so den 10. Aug. vom Graff Henrich vom Berg gefangen / gegen Zahlung 10000. fl. Rantzion / neben andern Gefangenen / beyderseits vmb die Gebührloß gelassen worden / vnd vnderdessen Printz Monitz von Vranien / Rosenthal starck befestiget / haben beyde Partheyen sich auß dem Feld begeben.

Marggraff Spinola hat eine General Musterung gehalten / vnd sein Kriegsvolck 11000. zu Roß vnd 19000. zu Fuß starck befunden / so aber hernach sehr meutenirt / vnd sich in guter Anzahl vnder die Staden begeben.

Graf Moritz ziehet in den Haag. Graff Moritz / alß er seinen Herrn Brudern Printz Henrich Friderichen mit dem meisten Kriegsvolck nacher Nimmegen / dero Orten vnd der Statt Goch sich versichern / geschickt / ist den 26. Octobris mit einem stattlichen Comitat nach dem Graffenhaag gezogen / deme Pfaltzagraf Friderich (so vnlangst von Sedan durch Franckreich / darinner nach Reputation gehalten vnnd begleitet worden / in Holland ankommen) mit seiner Gemahlin vnd jungen Printzen / sampt allen anwesenden Gesandten / Fürsten / Graffen vnd Herrn / auff ein halbe Meilwegs entgegen gezogen / stattlich empfangen / Glück gewünschet vnd vollends hinein begleitet / da dann vier Fahnen Bürger / auffs stattlichst außgebutzt / auffgewartet / vnd dreymal Salve geschossen / inmittels hat man biß in die Nacht mit allen Glocken geleutet / vnd viel Frewdenfewer gemacht.

Pfaltzgraffen Vorgedachter Pfaltzgraff hat von Sedan auß / den 17. Julij an seinen Schwervatter den1622. Schreiben an König in Engelland. König in Groß Britannien geschrieben / vnd ihme zuwissen gethan / welcher massen er sich auff sein begehren dahin versüget / sein Läger verlassen / die Pfaltz in Handen Jhrer Königl. Mayestät Officirern / vnder dero Schutz vberlieffert hette: vnd was er ferrner thun solte / seiner Mayestät Befehl erwarten thete. Der Königließ sich bedüncken / seine Sachen mit dem Keyser vnnd König in Hispanien / stünden auff einem festen Fuß / vnnd were nichts gewissers / alß daß er die Restitution der Pfaltz ohn einigen Schwerdstreich erlangen würde: aber er fand sich heßlich betrogen. Der Herr von Weston sein Extraordinarj Ambassador zu Brüssel / beklagte sich hefftig / daß man jhn also bey der Nasen herumb führete / vnd seiner Commission nur spottete / vnd schrieb in Engelland / es were viel leichter ein Schiffseil auß Sand zumachen / dann etwas fruchtbarlichs bey den Spanischen / wegen Restitution der Pfaltz auß zurichten. Deßgleichen schrieb der Herr von Digby auß Spanien / dahin jhn sein König abgesendet / daß man daselbs mit ihm in keine Handlung tretten wolte / ehe der in Engelland restdirende Spanische Gesandte Gondomar ankommen were. Selbiger aber nahm jhm Zeit genug / begehrte mit seiner Rayß nicht zu eylen / sondern schob solche auff / so lang er konte / dardurch der König sehr vnlustig ward / vnnd hielten sein vornehmbste Räth darfür / er würde andere Mittel an die Hand nehmen müssen / die Restitution der Pfaltz zuwegen zubringen.

Weil man nun wohl merckte / daß aller Orten / so wol am Keyserischen alß Spanischen Hoff / die Sachen nur auff die lange Banck gespielet würden / vnd in der Güte wol wenig würde außzurichten seyn / ist der Pfaltzgraff dardurch auch zu andern Consiliis bewogen worden / vnd dem von Wanßfeld newe Kriegsbereitschafften machen lassen. Der ist alß er nach obigem verlauff von den Staden vrlaub genommen / vnndGraff von Manßfeld ziehet in Ost-Frießland. weiter auff 10000. Mann zu Fuß vnnd 2000. Pferd zu werben / Patenten außgetheilet / zu Arnheimb mit seiner vnnd der Braunschweigischen Armee vnnd sieben Stücken Geschütz sich zu Schiff begeben / die Issel abgefahren / zu Deventer wider an Land gesetzet / vnd seinen Weg nach Holten genommen. Fürters ist er auff das Stifft Münster zugtzogen / das Castell Raßfeld eyngenommen / geplündert vnnd verbrennet / vnnd Bockhold auff zwölff hundert Reichsthaler vnd andere mehr Ort nach Advenant gebrandschätzet. Nachmals hat er Dorsten an der Lippe in seinen Gewalt gebracht / vnnd selbigen Passes sich versichert / ferrner seinen Zug nach der Lippstat fortgesetzet / 2. Dörffer Lingenischen Gebiets verbrennet / vnnd die Stättlein Reve / Meppen / Cappenburg vnd Weilshausen vnnd andere mehr Ort erobert vnd besetzet.

Deß Manßfelders beginnen zuwiderstehen / setzere der von Anholt mit etlich 1000. Mann zu Roß vnnd Fuß / vnder Düsseldorff vber den Rhein / vnnd zog auff Essen / Arnsperg vnd Pa-

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          <p><note place="left">Andere Geschichten so sich zwischen Spaniern vnd                          Holändern zugetragen.</note> Vnder obigem Verlauff sind 2. Kriegsschiff von                      Duinkirchen außgefahren / vnd mit 3. Holländischen Kriegsschiffen alßbald zu                      streitten / kommen / aber beyde vbermannet / das eine in grund geschossen / vnnd                      das ander / darauff 172. Mann gewesen / nach langem Fechten erobert vnd in die                      Maaß gebracht worden.</p>
          <p>Fast zu End deß Octobris ist im Hafen zu Mittelburg in Seeland in Schiff mit                      Pulfer geladen / ankommen / vnnd alß der Schiffpatron andere Wahren angemeldet /                      das Pulfer aber verschwiegen vnnd in Flandern zubringen vermeint / hat man zu                      visitiren ein Faß auffs Landt gehaben / darein durch verwahrlosung Fewer kommen                      / dadurch alles daherumb zerschmettert vnd in die Lufft gesprenget / in 200.                      Personen dardurch vmbs Leben gebracht / vnd bey 200. Häuser beschädiget worden.</p>
          <p><note place="left">Spanische Armada wird durch Tempest zerstrewet.</note>                      Selbiger Zeit hat sich ein Spanische Armada in 70. Segel starck / zwischen                      Engelland vnnd Franckreich erzeigt / welche in 600. Soldaten vnd andere                      Bereitschafften auffgehabt / die hat auff die Holländische Lande eine                      Impressathun wollen / ist aber durch ein vnversehene Tempest zerstrewet worden.</p>
          <p><note place="left">Spanische vnd Stadische Armeen ziehen auß dem                      Feld.</note> Demnach hierzwischen vnder den Spanischen vnd Stadischen auff new                      wider Quartier zuhalten / Ordinantz gemacht / vnd deßwegen der Hertzog von                      Sachsen Weymar / so den 10. Aug. vom Graff Henrich vom Berg gefangen / gegen                      Zahlung 10000. fl. Rantzion / neben andern Gefangenen / beyderseits vmb die                      Gebührloß gelassen worden / vnd vnderdessen Printz Monitz von Vranien /                      Rosenthal starck befestiget / haben beyde Partheyen sich auß dem Feld begeben.</p>
          <p>Marggraff Spinola hat eine General Musterung gehalten / vnd sein Kriegsvolck                      11000. zu Roß vnd 19000. zu Fuß starck befunden / so aber hernach sehr meutenirt                      / vnd sich in guter Anzahl vnder die Staden begeben.</p>
          <p><note place="left">Graf Moritz ziehet in den Haag.</note> Graff Moritz /                      alß er seinen Herrn Brudern Printz Henrich Friderichen mit dem meisten                      Kriegsvolck nacher Nimmegen / dero Orten vnd der Statt Goch sich versichern /                      geschickt / ist den 26. Octobris mit einem stattlichen Comitat nach dem                      Graffenhaag gezogen / deme Pfaltzagraf Friderich (so vnlangst von Sedan durch                      Franckreich / darinner nach Reputation gehalten vnnd begleitet worden / in                      Holland ankommen) mit seiner Gemahlin vnd jungen Printzen / sampt allen                      anwesenden Gesandten / Fürsten / Graffen vnd Herrn / auff ein halbe Meilwegs                      entgegen gezogen / stattlich empfangen / Glück gewünschet vnd vollends hinein                      begleitet / da dann vier Fahnen Bürger / auffs stattlichst außgebutzt /                      auffgewartet / vnd dreymal Salve geschossen / inmittels hat man biß in die Nacht                      mit allen Glocken geleutet / vnd viel Frewdenfewer gemacht.</p>
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          <p>Deß Manßfelders beginnen zuwiderstehen / setzere der von Anholt mit etlich 1000.                      Mann zu Roß vnnd Fuß / vnder Düsseldorff vber den Rhein / vnnd zog auff Essen /                      Arnsperg vnd Pa-
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[768/0871] lassen / so hernach von einem / der hierumb gewust den Statischen verrahten vnd von denselben gefunden worden. Vnder obigem Verlauff sind 2. Kriegsschiff von Duinkirchen außgefahren / vnd mit 3. Holländischen Kriegsschiffen alßbald zu streitten / kommen / aber beyde vbermannet / das eine in grund geschossen / vnnd das ander / darauff 172. Mann gewesen / nach langem Fechten erobert vnd in die Maaß gebracht worden. Andere Geschichten so sich zwischen Spaniern vnd Holändern zugetragen. Fast zu End deß Octobris ist im Hafen zu Mittelburg in Seeland in Schiff mit Pulfer geladen / ankommen / vnnd alß der Schiffpatron andere Wahren angemeldet / das Pulfer aber verschwiegen vnnd in Flandern zubringen vermeint / hat man zu visitiren ein Faß auffs Landt gehaben / darein durch verwahrlosung Fewer kommen / dadurch alles daherumb zerschmettert vnd in die Lufft gesprenget / in 200. Personen dardurch vmbs Leben gebracht / vnd bey 200. Häuser beschädiget worden. Selbiger Zeit hat sich ein Spanische Armada in 70. Segel starck / zwischen Engelland vnnd Franckreich erzeigt / welche in 600. Soldaten vnd andere Bereitschafften auffgehabt / die hat auff die Holländische Lande eine Impressathun wollen / ist aber durch ein vnversehene Tempest zerstrewet worden. Spanische Armada wird durch Tempest zerstrewet. Demnach hierzwischen vnder den Spanischen vnd Stadischen auff new wider Quartier zuhalten / Ordinantz gemacht / vnd deßwegen der Hertzog von Sachsen Weymar / so den 10. Aug. vom Graff Henrich vom Berg gefangen / gegen Zahlung 10000. fl. Rantzion / neben andern Gefangenen / beyderseits vmb die Gebührloß gelassen worden / vnd vnderdessen Printz Monitz von Vranien / Rosenthal starck befestiget / haben beyde Partheyen sich auß dem Feld begeben. Spanische vnd Stadische Armeen ziehen auß dem Feld. Marggraff Spinola hat eine General Musterung gehalten / vnd sein Kriegsvolck 11000. zu Roß vnd 19000. zu Fuß starck befunden / so aber hernach sehr meutenirt / vnd sich in guter Anzahl vnder die Staden begeben. Graff Moritz / alß er seinen Herrn Brudern Printz Henrich Friderichen mit dem meisten Kriegsvolck nacher Nimmegen / dero Orten vnd der Statt Goch sich versichern / geschickt / ist den 26. Octobris mit einem stattlichen Comitat nach dem Graffenhaag gezogen / deme Pfaltzagraf Friderich (so vnlangst von Sedan durch Franckreich / darinner nach Reputation gehalten vnnd begleitet worden / in Holland ankommen) mit seiner Gemahlin vnd jungen Printzen / sampt allen anwesenden Gesandten / Fürsten / Graffen vnd Herrn / auff ein halbe Meilwegs entgegen gezogen / stattlich empfangen / Glück gewünschet vnd vollends hinein begleitet / da dann vier Fahnen Bürger / auffs stattlichst außgebutzt / auffgewartet / vnd dreymal Salve geschossen / inmittels hat man biß in die Nacht mit allen Glocken geleutet / vnd viel Frewdenfewer gemacht. Graf Moritz ziehet in den Haag. Vorgedachter Pfaltzgraff hat von Sedan auß / den 17. Julij an seinen Schwervatter den König in Groß Britannien geschrieben / vnd ihme zuwissen gethan / welcher massen er sich auff sein begehren dahin versüget / sein Läger verlassen / die Pfaltz in Handen Jhrer Königl. Mayestät Officirern / vnder dero Schutz vberlieffert hette: vnd was er ferrner thun solte / seiner Mayestät Befehl erwarten thete. Der Königließ sich bedüncken / seine Sachen mit dem Keyser vnnd König in Hispanien / stünden auff einem festen Fuß / vnnd were nichts gewissers / alß daß er die Restitution der Pfaltz ohn einigen Schwerdstreich erlangen würde: aber er fand sich heßlich betrogen. Der Herr von Weston sein Extraordinarj Ambassador zu Brüssel / beklagte sich hefftig / daß man jhn also bey der Nasen herumb führete / vnd seiner Commission nur spottete / vnd schrieb in Engelland / es were viel leichter ein Schiffseil auß Sand zumachen / dann etwas fruchtbarlichs bey den Spanischen / wegen Restitution der Pfaltz auß zurichten. Deßgleichen schrieb der Herr von Digby auß Spanien / dahin jhn sein König abgesendet / daß man daselbs mit ihm in keine Handlung tretten wolte / ehe der in Engelland restdirende Spanische Gesandte Gondomar ankommen were. Selbiger aber nahm jhm Zeit genug / begehrte mit seiner Rayß nicht zu eylen / sondern schob solche auff / so lang er konte / dardurch der König sehr vnlustig ward / vnnd hielten sein vornehmbste Räth darfür / er würde andere Mittel an die Hand nehmen müssen / die Restitution der Pfaltz zuwegen zubringen. Pfaltzgraffen 1622. Schreiben an König in Engelland. Weil man nun wohl merckte / daß aller Orten / so wol am Keyserischen alß Spanischen Hoff / die Sachen nur auff die lange Banck gespielet würden / vnd in der Güte wol wenig würde außzurichten seyn / ist der Pfaltzgraff dardurch auch zu andern Consiliis bewogen worden / vnd dem von Wanßfeld newe Kriegsbereitschafften machen lassen. Der ist alß er nach obigem verlauff von den Staden vrlaub genommen / vnnd weiter auff 10000. Mann zu Fuß vnnd 2000. Pferd zu werben / Patenten außgetheilet / zu Arnheimb mit seiner vnnd der Braunschweigischen Armee vnnd sieben Stücken Geschütz sich zu Schiff begeben / die Issel abgefahren / zu Deventer wider an Land gesetzet / vnd seinen Weg nach Holten genommen. Fürters ist er auff das Stifft Münster zugtzogen / das Castell Raßfeld eyngenommen / geplündert vnnd verbrennet / vnnd Bockhold auff zwölff hundert Reichsthaler vnd andere mehr Ort nach Advenant gebrandschätzet. Nachmals hat er Dorsten an der Lippe in seinen Gewalt gebracht / vnnd selbigen Passes sich versichert / ferrner seinen Zug nach der Lippstat fortgesetzet / 2. Dörffer Lingenischen Gebiets verbrennet / vnnd die Stättlein Reve / Meppen / Cappenburg vnd Weilshausen vnnd andere mehr Ort erobert vnd besetzet. Graff von Manßfeld ziehet in Ost-Frießland. Deß Manßfelders beginnen zuwiderstehen / setzere der von Anholt mit etlich 1000. Mann zu Roß vnnd Fuß / vnder Düsseldorff vber den Rhein / vnnd zog auff Essen / Arnsperg vnd Pa-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/871>, abgerufen am 23.11.2024.