Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.schadens vnder den Hütten theten. Inmittels krochen die Soldaten hinder dem halben Mond herumb / vnd sielen vnversehens auff die Spanischen an / trungen sie so weit / daß sie den halben Mond / darumb sie so lang gefochten vnd so viel Bluts vergossen halten / gantz verlassen müssen. Den 29 deß Morgends frühe / haben die Belägerte ein Mine springen lassen an dem Ort / da die Wallonen jhr Quartier hatten / vnd auch zugleich einen Auß fall gethan / da dann vnder andern der Wachtmeister deß Wallonischen Regiments / sampt noch etlich vornehmen Cavalliren im Stich geblieben / derowegen die Spanische jhre Wachten verdoppelt. Nachmittag liessen die Belägerte wider ein Mine springen / vnnd fielen darauff auß / wurden aber mit verlust eines Capitains Eusin genannt / vnd eines Frantzösischen Fendrichs wider zurück getrieben. Mitlerweil kamen viel Vberläuffer in die Statt / vnd klagten den grossen Mangel an Gelt vnnd anderer Notturfft. Wurde also deß Spinolae Kriegsvolck täglich / theils durch den Feind / von welchem in den stätigen Scharmützeln viel vmbgebrach wurden: theils durch Kranckheit / so im Läger sehr vberhand nahmen / vnd theils durch vberlauffen der Solda[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]en / deren viel wegen vorangeregter Vrsachen nicht bleiben wolten. Den 30. Septemb. kame den Belägerten gute Zeitung nemblich daß der Primtz von Vranien zu dem Manßfeldischen Kriegevolck gestossen / selbiges mit Gewehr vnd andern nothtürfftigen Sachen versehen / vnnd sich allbereit auff Gertrudenberg begeben hette / die Statt Bergen mit gantzer Macht zuentsetzen. Vber das kam jhnen noch selbigen Tags die Bottschafft / Printz Henrich würde mit einem grossen Theil der Reutterey zu Rosenthal ankommen / dem würde Graff Moritz mit der gantzen Armee / welche auff 26000. zu Fuß vnd 8000. zu Pferd starck were / folgen. Wie nun solches dem Marggraffen Spinolae angekündiget worden / hat er sich vnderstanden Graff Moritzen dahin zubringen / daß er sein Graf Henrich fällt in Frießland eyn / aber mit schlechtem Glück. Kriegsvolck zertheilen müßte. Zu solchem End hat er Graff Henrichen vom Berg / der dieser Zeit mit seiner Armee an dem Rheinstrohm sich noch befande / befohlen / er solte mit etwan 1200. Mann in Frießland eynfallen / vnnd ein Schrecken den Inwohnern einjagen / damit der Printz von Vranien gezwungen würde / einen Theil seines Kriegsheers dahin zur Defension / zuschicken. Es war aber bey diesem Anschlag wenig glücks / dann die Spanier fanden die Frießländer gerüstet zum Widerstand / vnd kamen dieselbe mit solcher Begierd den Anfallenden entgegen daß der Spanier bey 80. erschlagen / vnd die vbrigen in die Flucht getrieben wurden. In 600. wurden auff ein Kirchhoff gejagt vnd daselbs bezwungen daß sie die Waaffen niederlegen vnnd nach belieben der Frießländer / sich ergeben mußten / darauff sie geplündert vnd halb nackend mit dem blossen Leben / fortgeschickt worden. In dessen hat Graff Moritz zum Entsatz vnd Marggraff Spinola alß er vermercket / daß er die Belägerung nicht würde auß führen können / zum Abzug sich gefast gemacht. Falsch Außgeben zu Antorff vnd Brüssel. Es hatten die Spanier zu Antorff vnd Brüssel ein Geschrey außgebracht / es weren den Belagerten alle Aussenwercke vnnd Schantzen abgenommen worden / vnd were Marggraff Spinola allbereit in den Stattgraben kommen / hette auch Minen biß vnder die Hauptkirch in der Statt gebracht / wolte aber dieselbe nit eher springen lassen / alß wann die Innwohner in grosser Anzahl darinnen zu sammen kommen weren. So het. en die Spanier den Port also verwahret / daß kein Schiff durchkommen oder den Belägerten etwas zugeführet werden könte. Die Belägerte hetten schon vorlengst jhre beste Sachen auß der Statt geflehet / vnnd were nicht zuzweiffeln / sie würden jnnerhalb 8. Tagen in der Spanier Gewalt seyn. Andere setzten noch hinzu / es were schon ein newer Gubernator ernennet / vnd würde Spinola sein Kriegsheer in Seeland führen: Ludwig von Velasco würde nach Schleuß in Flandern / die Graffen Henrich vom Berg vnd Anholt mit den Bayerischen Truppen in Frießland ziehen / Corduba aber Graff Moritzen auffpassen / vnnd also die Holländer in kurtzem vberwunden werden. Mit diesen vnd andern dergleichen schönen Vorbildungen / belustigten sich die Spanier / vnd machten jhnen selbs allerley grosse Hoffnung. Da vnderdessen Graff Moritz den Entsatz der Statt Bergen vornahme / welchen wir nun erzehlen wollen. Graf Moritz rüstet sich zum Entsatz der Statt Bergen op Soom. Den 1. Octobris haben die Belägerte gesehen / daß die Spanische jhr Geschütz an die Nordseithen geführet / damit sie selbige auff der Ebne so mit Hecken vnd Gestreuch bewachsen / pflantzeten / ohne zweiffel der Meynung / daß sie solche auff die zum Entsatz herkommende Statische wolten abgehen lassen. Es hatte Graff Moritz wegen deß vorhabenden Entsatzes / auß allen Stätten / so kein Feindsgefahr zubesorgen hatten / die Besatzungen abgefordert / vnnd hergegen selbige den Bürgern zuverwahren / befohlen. Darnach hat er der Arminianer Fac[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ion alle Gewehr abnehmen lassen: Den Graffen von Candale vnd andere Obristen / welche geschickter ins Feld waren / alß eine Statt zu defendiren / beruffete er zu sich. Der Teutschen Reutterey / welche der Manßfelder vnnd Hertzog Christian von Braunschweig mit sich gebracht hatten / gaber Kleider vnd Gewehr / das Fußvolck aber seyte er zu Schiff / vnnd ließ sie auff Breda bringen / denen er hernach selber nachfolgete. Von diesem allen hatte Spinola gute Kundschafft / welcher deßwegen eylende Botten an den Graffen von Anhold / Hertzogen von Sachsen-Lawenburg vnd Hertzogen von Holstein geschickt / vnd jhnen ansagen lassen / daß sie sich mit jhrem Teutschen Volck geschwind herbey machen / vnd ein Läger zwischen Antorff vnd Breda schlagen solten. Dem Graff Henrichen Vom Berg aber / so eine Armada von 12000. Mann in den Clevischen Landen vnd bey Nimmegen hatte / ließ er schadens vnder den Hütten theten. Inmittels krochen die Soldaten hinder dem halben Mond herumb / vnd sielen vnversehens auff die Spanischen an / trungen sie so weit / daß sie den halben Mond / darumb sie so lang gefochten vnd so viel Bluts vergossen halten / gantz verlassen müssen. Den 29 deß Morgends frühe / haben die Belägerte ein Mine springen lassen an dem Ort / da die Wallonen jhr Quartier hatten / vnd auch zugleich einen Auß fall gethan / da dann vnder andern der Wachtmeister deß Wallonischen Regiments / sampt noch etlich vornehmen Cavalliren im Stich geblieben / derowegen die Spanische jhre Wachten verdoppelt. Nachmittag liessen die Belägerte wider ein Mine springen / vnnd fielen darauff auß / wurden aber mit verlust eines Capitains Eusin genannt / vnd eines Frantzösischen Fendrichs wider zurück getrieben. Mitlerweil kamen viel Vberläuffer in die Statt / vnd klagten den grossen Mangel an Gelt vnnd anderer Notturfft. Wurde also deß Spinolae Kriegsvolck täglich / theils durch den Feind / von welchem in den stätigen Scharmützeln viel vmbgebrach wurden: theils durch Kranckheit / so im Läger sehr vberhand nahmen / vnd theils durch vberlauffen der Solda[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en / deren viel wegen vorangeregter Vrsachen nicht bleiben wolten. Den 30. Septemb. kame den Belägerten gute Zeitung nemblich daß der Primtz von Vranien zu dem Manßfeldischen Kriegevolck gestossen / selbiges mit Gewehr vnd andern nothtürfftigen Sachen versehen / vnnd sich allbereit auff Gertrudenberg begeben hette / die Statt Bergen mit gantzer Macht zuentsetzen. Vber das kam jhnen noch selbigen Tags die Bottschafft / Printz Henrich würde mit einem grossen Theil der Reutterey zu Rosenthal ankommen / dem würde Graff Moritz mit der gantzen Armee / welche auff 26000. zu Fuß vnd 8000. zu Pferd starck were / folgen. Wie nun solches dem Marggraffen Spinolae angekündiget worden / hat er sich vnderstanden Graff Moritzen dahin zubringen / daß er sein Graf Henrich fällt in Frießland eyn / aber mit schlechtem Glück. Kriegsvolck zertheilen müßte. Zu solchem End hat er Graff Henrichen vom Berg / der dieser Zeit mit seiner Armee an dem Rheinstrohm sich noch befande / befohlen / er solte mit etwan 1200. Mann in Frießland eynfallen / vnnd ein Schrecken den Inwohnern einjagen / damit der Printz von Vranien gezwungen würde / einen Theil seines Kriegsheers dahin zur Defension / zuschicken. Es war aber bey diesem Anschlag wenig glücks / dann die Spanier fanden die Frießländer gerüstet zum Widerstand / vnd kamen dieselbe mit solcher Begierd den Anfallenden entgegen daß der Spanier bey 80. erschlagen / vnd die vbrigen in die Flucht getrieben wurden. In 600. wurden auff ein Kirchhoff gejagt vnd daselbs bezwungen daß sie die Waaffen niederlegen vnnd nach belieben der Frießländer / sich ergeben mußten / darauff sie geplündert vnd halb nackend mit dem blossen Leben / fortgeschickt worden. In dessen hat Graff Moritz zum Entsatz vnd Marggraff Spinola alß er vermercket / daß er die Belägerung nicht würde auß führen können / zum Abzug sich gefast gemacht. Falsch Außgeben zu Antorff vnd Brüssel. Es hatten die Spanier zu Antorff vnd Brüssel ein Geschrey außgebracht / es weren den Belàgerten alle Aussenwercke vnnd Schantzen abgenommen worden / vnd were Marggraff Spinola allbereit in den Stattgraben kommen / hette auch Minen biß vnder die Hauptkirch in der Statt gebracht / wolte aber dieselbe nit eher springen lassen / alß wann die Innwohner in grosser Anzahl dariñen zu sammen kommen weren. So het. en die Spanier den Port also verwahret / daß kein Schiff durchkommen oder den Belägerten etwas zugeführet werden könte. Die Belägerte hetten schon vorlengst jhre beste Sachen auß der Statt geflehet / vnnd were nicht zuzweiffeln / sie würden jnnerhalb 8. Tagen in der Spanier Gewalt seyn. Andere setzten noch hinzu / es were schon ein newer Gubernator ernennet / vnd würde Spinola sein Kriegsheer in Seeland führen: Ludwig von Velasco würde nach Schleuß in Flandern / die Graffen Henrich vom Berg vnd Anholt mit den Bayerischen Truppen in Frießland ziehen / Corduba aber Graff Moritzen auffpassen / vnnd also die Holländer in kurtzem vberwunden werden. Mit diesen vnd andern dergleichen schönen Vorbildungen / belustigten sich die Spanier / vnd machten jhnen selbs allerley grosse Hoffnung. Da vnderdessen Graff Moritz den Entsatz der Statt Bergen vornahme / welchen wir nun erzehlen wollen. Graf Moritz rüstet sich zum Entsatz der Statt Bergen op Soom. Den 1. Octobris haben die Belägerte gesehen / daß die Spanische jhr Geschütz an die Nordseithen geführet / damit sie selbige auff der Ebne so mit Hecken vñ Gestreuch bewachsen / pflantzeten / ohne zweiffel der Meynung / daß sie solche auff die zum Entsatz herkommende Statische wolten abgehen lassen. Es hatte Graff Moritz wegen deß vorhabenden Entsatzes / auß allen Stätten / so kein Feindsgefahr zubesorgen hatten / die Besatzungen abgefordert / vnnd hergegen selbige den Bürgern zuverwahren / befohlen. Darnach hat er der Arminianer Fac[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ion alle Gewehr abnehmen lassen: Den Graffen von Candale vnd andere Obristen / welche geschickter ins Feld waren / alß eine Statt zu defendiren / beruffete er zu sich. Der Teutschen Reutterey / welche der Manßfelder vnnd Hertzog Christian von Braunschweig mit sich gebracht hatten / gaber Kleider vnd Gewehr / das Fußvolck aber seyte er zu Schiff / vnnd ließ sie auff Breda bringen / denen er hernach selber nachfolgete. Von diesem allen hatte Spinola gute Kundschafft / welcher deßwegen eylende Botten an den Graffen von Anhold / Hertzogen von Sachsen-Lawenburg vñ Hertzogen von Holstein geschickt / vnd jhnen ansagen lassen / daß sie sich mit jhrem Teutschen Volck geschwind herbey machen / vnd ein Läger zwischen Antorff vnd Breda schlagen solten. Dem Graff Henrichen Vom Berg aber / so eine Armada von 12000. Mann in den Clevischen Landen vnd bey Nimmegen hatte / ließ er <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0869" n="766"/> schadens vnder den Hütten theten. Inmittels krochen die Soldaten hinder dem halben Mond herumb / vnd sielen vnversehens auff die Spanischen an / trungen sie so weit / daß sie den halben Mond / darumb sie so lang gefochten vnd so viel Bluts vergossen halten / gantz verlassen müssen.</p> <p>Den 29 deß Morgends frühe / haben die Belägerte ein Mine springen lassen an dem Ort / da die Wallonen jhr Quartier hatten / vnd auch zugleich einen Auß fall gethan / da dann vnder andern der Wachtmeister deß Wallonischen Regiments / sampt noch etlich vornehmen Cavalliren im Stich geblieben / derowegen die Spanische jhre Wachten verdoppelt. Nachmittag liessen die Belägerte wider ein Mine springen / vnnd fielen darauff auß / wurden aber mit verlust eines Capitains Eusin genannt / vnd eines Frantzösischen Fendrichs wider zurück getrieben. Mitlerweil kamen viel Vberläuffer in die Statt / vnd klagten den grossen Mangel an Gelt vnnd anderer Notturfft. Wurde also deß Spinolae Kriegsvolck täglich / theils durch den Feind / von welchem in den stätigen Scharmützeln viel vmbgebrach wurden: theils durch Kranckheit / so im Läger sehr vberhand nahmen / vnd theils durch vberlauffen der Solda<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>en / deren viel wegen vorangeregter Vrsachen nicht bleiben wolten.</p> <p>Den 30. Septemb. kame den Belägerten gute Zeitung nemblich daß der Primtz von Vranien zu dem Manßfeldischen Kriegevolck gestossen / selbiges mit Gewehr vnd andern nothtürfftigen Sachen versehen / vnnd sich allbereit auff Gertrudenberg begeben hette / die Statt Bergen mit gantzer Macht zuentsetzen. Vber das kam jhnen noch selbigen Tags die Bottschafft / Printz Henrich würde mit einem grossen Theil der Reutterey zu Rosenthal ankommen / dem würde Graff Moritz mit der gantzen Armee / welche auff 26000. zu Fuß vnd 8000. zu Pferd starck were / folgen.</p> <p>Wie nun solches dem Marggraffen Spinolae angekündiget worden / hat er sich vnderstanden Graff Moritzen dahin zubringen / daß er sein <note place="left">Graf Henrich fällt in Frießland eyn / aber mit schlechtem Glück.</note> Kriegsvolck zertheilen müßte. Zu solchem End hat er Graff Henrichen vom Berg / der dieser Zeit mit seiner Armee an dem Rheinstrohm sich noch befande / befohlen / er solte mit etwan 1200. Mann in Frießland eynfallen / vnnd ein Schrecken den Inwohnern einjagen / damit der Printz von Vranien gezwungen würde / einen Theil seines Kriegsheers dahin zur Defension / zuschicken. Es war aber bey diesem Anschlag wenig glücks / dann die Spanier fanden die Frießländer gerüstet zum Widerstand / vnd kamen dieselbe mit solcher Begierd den Anfallenden entgegen daß der Spanier bey 80. erschlagen / vnd die vbrigen in die Flucht getrieben wurden. In 600. wurden auff ein Kirchhoff gejagt vnd daselbs bezwungen daß sie die Waaffen niederlegen vnnd nach belieben der Frießländer / sich ergeben mußten / darauff sie geplündert vnd halb nackend mit dem blossen Leben / fortgeschickt worden.</p> <p>In dessen hat Graff Moritz zum Entsatz vnd Marggraff Spinola alß er vermercket / daß er die Belägerung nicht würde auß führen können / zum Abzug sich gefast gemacht.</p> <p><note place="right">Falsch Außgeben zu Antorff vnd Brüssel.</note> Es hatten die Spanier zu Antorff vnd Brüssel ein Geschrey außgebracht / es weren den Belàgerten alle Aussenwercke vnnd Schantzen abgenommen worden / vnd were Marggraff Spinola allbereit in den Stattgraben kommen / hette auch Minen biß vnder die Hauptkirch in der Statt gebracht / wolte aber dieselbe nit eher springen lassen / alß wann die Innwohner in grosser Anzahl dariñen zu sammen kommen weren. So het. en die Spanier den Port also verwahret / daß kein Schiff durchkommen oder den Belägerten etwas zugeführet werden könte. Die Belägerte hetten schon vorlengst jhre beste Sachen auß der Statt geflehet / vnnd were nicht zuzweiffeln / sie würden jnnerhalb 8. Tagen in der Spanier Gewalt seyn. Andere setzten noch hinzu / es were schon ein newer Gubernator ernennet / vnd würde Spinola sein Kriegsheer in Seeland führen: Ludwig von Velasco würde nach Schleuß in Flandern / die Graffen Henrich vom Berg vnd Anholt mit den Bayerischen Truppen in Frießland ziehen / Corduba aber Graff Moritzen auffpassen / vnnd also die Holländer in kurtzem vberwunden werden. Mit diesen vnd andern dergleichen schönen Vorbildungen / belustigten sich die Spanier / vnd machten jhnen selbs allerley grosse Hoffnung. Da vnderdessen Graff Moritz den Entsatz der Statt Bergen vornahme / welchen wir nun erzehlen wollen.</p> <p><note place="right">Graf Moritz rüstet sich zum Entsatz der Statt Bergen op Soom.</note> Den 1. Octobris haben die Belägerte gesehen / daß die Spanische jhr Geschütz an die Nordseithen geführet / damit sie selbige auff der Ebne so mit Hecken vñ Gestreuch bewachsen / pflantzeten / ohne zweiffel der Meynung / daß sie solche auff die zum Entsatz herkommende Statische wolten abgehen lassen. Es hatte Graff Moritz wegen deß vorhabenden Entsatzes / auß allen Stätten / so kein Feindsgefahr zubesorgen hatten / die Besatzungen abgefordert / vnnd hergegen selbige den Bürgern zuverwahren / befohlen. Darnach hat er der Arminianer Fac<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ion alle Gewehr abnehmen lassen: Den Graffen von Candale vnd andere Obristen / welche geschickter ins Feld waren / alß eine Statt zu defendiren / beruffete er zu sich. Der Teutschen Reutterey / welche der Manßfelder vnnd Hertzog Christian von Braunschweig mit sich gebracht hatten / gaber Kleider vnd Gewehr / das Fußvolck aber seyte er zu Schiff / vnnd ließ sie auff Breda bringen / denen er hernach selber nachfolgete.</p> <p>Von diesem allen hatte Spinola gute Kundschafft / welcher deßwegen eylende Botten an den Graffen von Anhold / Hertzogen von Sachsen-Lawenburg vñ Hertzogen von Holstein geschickt / vnd jhnen ansagen lassen / daß sie sich mit jhrem Teutschen Volck geschwind herbey machen / vnd ein Läger zwischen Antorff vnd Breda schlagen solten. Dem Graff Henrichen Vom Berg aber / so eine Armada von 12000. Mann in den Clevischen Landen vnd bey Nimmegen hatte / ließ er </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [766/0869]
schadens vnder den Hütten theten. Inmittels krochen die Soldaten hinder dem halben Mond herumb / vnd sielen vnversehens auff die Spanischen an / trungen sie so weit / daß sie den halben Mond / darumb sie so lang gefochten vnd so viel Bluts vergossen halten / gantz verlassen müssen.
Den 29 deß Morgends frühe / haben die Belägerte ein Mine springen lassen an dem Ort / da die Wallonen jhr Quartier hatten / vnd auch zugleich einen Auß fall gethan / da dann vnder andern der Wachtmeister deß Wallonischen Regiments / sampt noch etlich vornehmen Cavalliren im Stich geblieben / derowegen die Spanische jhre Wachten verdoppelt. Nachmittag liessen die Belägerte wider ein Mine springen / vnnd fielen darauff auß / wurden aber mit verlust eines Capitains Eusin genannt / vnd eines Frantzösischen Fendrichs wider zurück getrieben. Mitlerweil kamen viel Vberläuffer in die Statt / vnd klagten den grossen Mangel an Gelt vnnd anderer Notturfft. Wurde also deß Spinolae Kriegsvolck täglich / theils durch den Feind / von welchem in den stätigen Scharmützeln viel vmbgebrach wurden: theils durch Kranckheit / so im Läger sehr vberhand nahmen / vnd theils durch vberlauffen der Solda_en / deren viel wegen vorangeregter Vrsachen nicht bleiben wolten.
Den 30. Septemb. kame den Belägerten gute Zeitung nemblich daß der Primtz von Vranien zu dem Manßfeldischen Kriegevolck gestossen / selbiges mit Gewehr vnd andern nothtürfftigen Sachen versehen / vnnd sich allbereit auff Gertrudenberg begeben hette / die Statt Bergen mit gantzer Macht zuentsetzen. Vber das kam jhnen noch selbigen Tags die Bottschafft / Printz Henrich würde mit einem grossen Theil der Reutterey zu Rosenthal ankommen / dem würde Graff Moritz mit der gantzen Armee / welche auff 26000. zu Fuß vnd 8000. zu Pferd starck were / folgen.
Wie nun solches dem Marggraffen Spinolae angekündiget worden / hat er sich vnderstanden Graff Moritzen dahin zubringen / daß er sein Kriegsvolck zertheilen müßte. Zu solchem End hat er Graff Henrichen vom Berg / der dieser Zeit mit seiner Armee an dem Rheinstrohm sich noch befande / befohlen / er solte mit etwan 1200. Mann in Frießland eynfallen / vnnd ein Schrecken den Inwohnern einjagen / damit der Printz von Vranien gezwungen würde / einen Theil seines Kriegsheers dahin zur Defension / zuschicken. Es war aber bey diesem Anschlag wenig glücks / dann die Spanier fanden die Frießländer gerüstet zum Widerstand / vnd kamen dieselbe mit solcher Begierd den Anfallenden entgegen daß der Spanier bey 80. erschlagen / vnd die vbrigen in die Flucht getrieben wurden. In 600. wurden auff ein Kirchhoff gejagt vnd daselbs bezwungen daß sie die Waaffen niederlegen vnnd nach belieben der Frießländer / sich ergeben mußten / darauff sie geplündert vnd halb nackend mit dem blossen Leben / fortgeschickt worden.
Graf Henrich fällt in Frießland eyn / aber mit schlechtem Glück. In dessen hat Graff Moritz zum Entsatz vnd Marggraff Spinola alß er vermercket / daß er die Belägerung nicht würde auß führen können / zum Abzug sich gefast gemacht.
Es hatten die Spanier zu Antorff vnd Brüssel ein Geschrey außgebracht / es weren den Belàgerten alle Aussenwercke vnnd Schantzen abgenommen worden / vnd were Marggraff Spinola allbereit in den Stattgraben kommen / hette auch Minen biß vnder die Hauptkirch in der Statt gebracht / wolte aber dieselbe nit eher springen lassen / alß wann die Innwohner in grosser Anzahl dariñen zu sammen kommen weren. So het. en die Spanier den Port also verwahret / daß kein Schiff durchkommen oder den Belägerten etwas zugeführet werden könte. Die Belägerte hetten schon vorlengst jhre beste Sachen auß der Statt geflehet / vnnd were nicht zuzweiffeln / sie würden jnnerhalb 8. Tagen in der Spanier Gewalt seyn. Andere setzten noch hinzu / es were schon ein newer Gubernator ernennet / vnd würde Spinola sein Kriegsheer in Seeland führen: Ludwig von Velasco würde nach Schleuß in Flandern / die Graffen Henrich vom Berg vnd Anholt mit den Bayerischen Truppen in Frießland ziehen / Corduba aber Graff Moritzen auffpassen / vnnd also die Holländer in kurtzem vberwunden werden. Mit diesen vnd andern dergleichen schönen Vorbildungen / belustigten sich die Spanier / vnd machten jhnen selbs allerley grosse Hoffnung. Da vnderdessen Graff Moritz den Entsatz der Statt Bergen vornahme / welchen wir nun erzehlen wollen.
Falsch Außgeben zu Antorff vnd Brüssel. Den 1. Octobris haben die Belägerte gesehen / daß die Spanische jhr Geschütz an die Nordseithen geführet / damit sie selbige auff der Ebne so mit Hecken vñ Gestreuch bewachsen / pflantzeten / ohne zweiffel der Meynung / daß sie solche auff die zum Entsatz herkommende Statische wolten abgehen lassen. Es hatte Graff Moritz wegen deß vorhabenden Entsatzes / auß allen Stätten / so kein Feindsgefahr zubesorgen hatten / die Besatzungen abgefordert / vnnd hergegen selbige den Bürgern zuverwahren / befohlen. Darnach hat er der Arminianer Fac_ion alle Gewehr abnehmen lassen: Den Graffen von Candale vnd andere Obristen / welche geschickter ins Feld waren / alß eine Statt zu defendiren / beruffete er zu sich. Der Teutschen Reutterey / welche der Manßfelder vnnd Hertzog Christian von Braunschweig mit sich gebracht hatten / gaber Kleider vnd Gewehr / das Fußvolck aber seyte er zu Schiff / vnnd ließ sie auff Breda bringen / denen er hernach selber nachfolgete.
Graf Moritz rüstet sich zum Entsatz der Statt Bergen op Soom. Von diesem allen hatte Spinola gute Kundschafft / welcher deßwegen eylende Botten an den Graffen von Anhold / Hertzogen von Sachsen-Lawenburg vñ Hertzogen von Holstein geschickt / vnd jhnen ansagen lassen / daß sie sich mit jhrem Teutschen Volck geschwind herbey machen / vnd ein Läger zwischen Antorff vnd Breda schlagen solten. Dem Graff Henrichen Vom Berg aber / so eine Armada von 12000. Mann in den Clevischen Landen vnd bey Nimmegen hatte / ließ er
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/869>, abgerufen am 28.07.2024. |