Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.durch die Häuser vnnd auff die Schiff gangen / auch an der Brücken ziemblich schaden gethan. Deßwegen die Belägerte der Enden starck gearbeitet vnd geschantzet. Die folgende Nacht haben eine Anzahl Stadische Reutter / sich an zweyen Orten hinauß begeben / zusehen was der Feind machte / alß sie aber vermercket / daß die Spanische fleissige Wachten hielten / reterirten sie sich wider in die Statt. In den folgenden Tagen dieses Monats / wurden von Antorff viel Büschlein von Holtz / Thielen / Balcken vnd andere Materialia / wie ingleichem auch viel Pulfer / Bley / Granaten / eyserne Kugeln / Lunten vnnd dergleichen / ins Läger gebracht. Inmittels sind die Spanische vnd Stadische einander so nahe kommen / daß sie mit Mußquetenschüssen einander reichen können. Den 1. Aug. sind 80 Reutter auß der Statt auß gefallen / vnd versucht zwischen den Schantzen vnd dem Gebürg / durchzukommen / vnd dem Spanischen Läger ein Schrecken einzujagen / aber sie haben nicht viel auß gerichtet / vnd sind von den 80. kaum 40. vnverletzt widerkommen. Den folgenden Tag haben die Belägerte starck mit Stücken geschossen / vnd vmb 2. Vhr in der Nacht 40. Muß quetirer auß geschickt / welche nach verjagung der Wachten / das Läger in Allarm gebracht. Den 6. Augusti wurden dem Wachtmeister in der Statt beyde Bein abgechossen. Graf Henrich vom Berg / fällt in Graff Moritzen Läger. Auff denselben Tag ist Graf Henrich von dem Berg / von Goch / so eine Statt im Clevischen Land gelegen / die er kurtz zuvor eingenommen hat. te / mit 11. Cornet Reuttern vnd 3000. zu Fuß / eylends auffgebrochen / vnd hatte einen Anschlag auff Graff Moritzen Läger / in meynung dasselbe gleich deß Morgens gegen Tag vnversehens anzugreiffen / wie er dann hierzu seine Außspäher gehabt. Weil aber Graff Moritz noch zur rechten Zeit vnd eher das Spanische Fußvolck ankommen / dieses Anschlags durch etliche / so in einer Kirchen gelegen / avisirt worden / hat er alßbald das Volck auff mahnen lassen: gleichwol haben etliche Spanische Cornet Reutter auff das Läger eingesetzet / die Wachten vberfallen vnd in 40. erlegt. Vnd wann das Stadische Läger nit alßbald in den Waaffen gewesen / hette dasselbig leichtlich gantz zertrent vnd geschlagen werden können. Ein Hertzog von Sachsen Weymar / so mit 3. Comp. Reutern von den Spanischen angegriffen / in ein Bein geschossen vnnd in ein Arm verwund vom Pferd gefallen / ist gefangen / vnnd hingegen von den Stadischen ein Spanischer Capitayn bekommen worden. Ferrnere Erzehlung von Belägerung der Statt Bergen op Soom. Den 11. Augusti haben die Belägerte einen vnglücklichen Außfall gethan / dann sie darin viel Soldaten vnd etliche Officirer verlohren. Den 15. verfertigten die Belägerte noch ein halben Mond / darauff deß andern Tags die Spanische einen Anschlag machten / deß vorhabens / die darinnen vnversehens zu vberfallen / zu welchem End sie deß Nachts zwischen 10. vnd 11. Vhren in aller Still / biß an die erste verlohrne Schiltwacht kommen / welche durch loßbrennung der Mußqueten / einen Alarm gemacht. Die Spanische aber folgten tapffer nach biß an den halben Mond. Weil nun die darinn (so Schottische gewesen / vnder dem Obristen Hinderson) merckten / daß es jhnen an die Haut gehen wolte / haben sie sich zur Gegenwehr gerüstet / vnd die Spanische / alß sie ankommen / tapffer empfangen / da es dann ein hart Treffen abgabe / in welchem zwar die Spanische zur seithen hinder dem halben Mond abgetrieben wurden / aber fielen doch bald darauff mit grosser Fury wider an / also daß sie in 7. oder 8. Stürm darauff theten / vnnd bekamen den halben Mond zweymal eyn / mußten aber allemahl wider weichen / vnd zu letzt ablassen müssen. Es sind in diesem Sturm beyderseits etlich hundert todt geblieben. Vnder wehrendem solchem Scharmützel / haben die Belägerte von 3. Battereyen / nemblich an der Buschpfort / auff dem Hornwerck vnd am Woudischen Eck / mehr alß 300. Schüß auß groben Stücken herauß gethan. Vnder den Belägerten ist der Obriste Hinderson / in dem er mit einem Spieß tapffer vmb sich stach / mit einer Mußqueten Kugel durch den Schenckel geschossen / vnd weil er wegen der schweren Rüstung oben vom Wall abfiele / noch mehr dardurch beschädiget worden. Deßwegen führete man jhn auß der Statt vnd brachte jhn ins Graffenhaag / all da er hernach gestorben: seine beyde Capitayn aber Earev vnd Raf Dexter / sind im Streitt geblieben / welcher deß Nachts von zehen vhren an / biß deß Morgens gegen 5. gewehret. Hierauf wurde vmb den Mittag von beyden Theilen ein Stillstand auff ein Stund lang geschlossen / damit man die Todten begraben möchte. Wie aber die Spanier solches mißbrauchten vnd mit jhrem Schantzen vnderdessen jmmer fortfuhren / liessen die Belägerte viel schüß auß Stücken vnder sie abgehen / davon etliche hingerichtet vnd verwund wurden. Selbiger Tagen kamen noch etliche Schweitzer vnd andere Soldaten in die Statt / vnd thaten die Italianer / so an deß von Lockern Quartier lagen / den Belagerten viel schaden vnd verdrieß / in dem sie die jenige / so sie erblickten / mit langen Rohren durch die Köpff schossen / welches sie mit einen sonderlichen List theten / in dem sie den Kopf oben mit Graß bedeckten / daß man also nit anders meinte / dann es weren grüne Wasen. Alß aber die von jnnen solches gewahr worden / vnd auff die lebendige Wasen zuschossen / wolte der Boß nit mehr angehen. Den 20. Aug. gegen Abend vmb 10. Vhren / sind die Spanische an der Seithen deß besagten halben Monds / wider ankommen / vnd sich vnderstanden / mit aller gewalt auff die Brustwehr zuspringen / wie sie dann auch mit Spiessen gewaltig darauff gestochen: die Schweitzer aber / so dazumahl alle die Wacht hatten / brauchten sich tapffer / vnd haweten mit jren Dägen viel Spieß entzwey / vnd erhitzigte sich dieser Streitt also / daß selbig gantz Quartier in Allarm kam / vnd flogen nicht allein die Mußqueten Kugeln / sondern auch die Granaten vnnd dergleichen so heuffig / daß es einem Hagel gleich sahe. Den 21. sind 6. frische Fahnen Fußvolck in durch die Häuser vnnd auff die Schiff gangen / auch an der Brücken ziemblich schaden gethan. Deßwegen die Belägerte der Enden starck gearbeitet vnd geschantzet. Die folgende Nacht haben eine Anzahl Stadische Reutter / sich an zweyen Orten hinauß begeben / zusehen was der Feind machte / alß sie aber vermercket / daß die Spanische fleissige Wachten hielten / reterirten sie sich wider in die Statt. In den folgenden Tagen dieses Monats / wurden von Antorff viel Büschlein von Holtz / Thielen / Balcken vnd andere Materialia / wie ingleichem auch viel Pulfer / Bley / Granaten / eyserne Kugeln / Lunten vnnd dergleichen / ins Läger gebracht. Inmittels sind die Spanische vnd Stadische einander so nahe kommen / daß sie mit Mußquetenschüssen einander reichen können. Den 1. Aug. sind 80 Reutter auß der Statt auß gefallen / vnd versucht zwischen den Schantzen vnd dem Gebürg / durchzukommen / vnd dem Spanischen Läger ein Schrecken einzujagen / aber sie haben nicht viel auß gerichtet / vnd sind von den 80. kaum 40. vnverletzt widerkommen. Den folgenden Tag haben die Belägerte starck mit Stücken geschossen / vñ vmb 2. Vhr in der Nacht 40. Muß quetirer auß geschickt / welche nach verjagung der Wachten / das Läger in Allarm gebracht. Den 6. Augusti wurden dem Wachtmeister in der Statt beyde Bein abgechossen. Graf Henrich vom Berg / fällt in Graff Moritzen Läger. Auff denselben Tag ist Graf Henrich von dem Berg / von Goch / so eine Statt im Clevischen Land gelegen / die er kurtz zuvor eingenom̃en hat. te / mit 11. Cornet Reuttern vnd 3000. zu Fuß / eylends auffgebrochen / vnd hatte einen Anschlag auff Graff Moritzen Läger / in meynung dasselbe gleich deß Morgens gegen Tag vnversehens anzugreiffen / wie er dann hierzu seine Außspäher gehabt. Weil aber Graff Moritz noch zur rechten Zeit vnd eher das Spanische Fußvolck ankommen / dieses Anschlags durch etliche / so in einer Kirchen gelegen / avisirt worden / hat er alßbald das Volck auff mahnen lassen: gleichwol haben etliche Spanische Cornet Reutter auff das Läger eingesetzet / die Wachten vberfallen vnd in 40. erlegt. Vnd wañ das Stadische Läger nit alßbald in den Waaffen gewesen / hette dasselbig leichtlich gantz zertrent vnd geschlagen werden köñen. Ein Hertzog von Sachsen Weymar / so mit 3. Comp. Reutern von den Spanischen angegriffen / in ein Bein geschossen vnnd in ein Arm verwund vom Pferd gefallen / ist gefangen / vnnd hingegen von den Stadischen ein Spanischer Capitayn bekommen worden. Ferrnere Erzehlung von Belägerung der Statt Bergen op Soom. Den 11. Augusti haben die Belägerte einen vnglücklichen Außfall gethan / dann sie darin viel Soldaten vnd etliche Officirer verlohren. Den 15. verfertigten die Belägerte noch ein halben Mond / darauff deß andern Tags die Spanische einen Anschlag machten / deß vorhabens / die darinnen vnversehens zu vberfallen / zu welchem End sie deß Nachts zwischen 10. vñ 11. Vhren in aller Still / biß an die erste verlohrne Schiltwacht kommen / welche durch loßbreñung der Mußqueten / einen Alarm gemacht. Die Spanische aber folgten tapffer nach biß an den halben Mond. Weil nun die darinn (so Schottische gewesen / vnder dem Obristen Hinderson) merckten / daß es jhnen an die Haut gehen wolte / haben sie sich zur Gegenwehr gerüstet / vnd die Spanische / alß sie ankom̃en / tapffer empfangen / da es dann ein hart Treffen abgabe / in welchem zwar die Spanische zur seithen hinder dem halben Mond abgetrieben wurden / aber fielen doch bald darauff mit grosser Fury wider an / also daß sie in 7. oder 8. Stürm darauff theten / vnnd bekamen den halben Mond zweymal eyn / mußten aber allemahl wider weichen / vnd zu letzt ablassen müssen. Es sind in diesem Sturm beyderseits etlich hundert todt geblieben. Vnder wehrendem solchem Scharmützel / haben die Belägerte von 3. Battereyen / nemblich an der Buschpfort / auff dem Hornwerck vnd am Woudischen Eck / mehr alß 300. Schüß auß groben Stücken herauß gethan. Vnder den Belägerten ist der Obriste Hinderson / in dem er mit einem Spieß tapffer vmb sich stach / mit einer Mußqueten Kugel durch den Schenckel geschossen / vñ weil er wegen der schweren Rüstung oben vom Wall abfiele / noch mehr dardurch beschädiget worden. Deßwegen führete man jhn auß der Statt vnd brachte jhn ins Graffenhaag / all da er hernach gestorben: seine beyde Capitayn aber Earev vnd Raf Dexter / sind im Streitt geblieben / welcher deß Nachts von zehen vhren an / biß deß Morgens gegen 5. gewehret. Hierauf wurde vmb den Mittag von beyden Theilen ein Stillstand auff ein Stund lang geschlossen / damit man die Todten begraben möchte. Wie aber die Spanier solches mißbrauchten vnd mit jhrem Schantzen vnderdessen jm̃er fortfuhren / liessen die Belägerte viel schüß auß Stücken vnder sie abgehen / davon etliche hingerichtet vnd verwund wurden. Selbiger Tagen kamen noch etliche Schweitzer vnd andere Soldaten in die Statt / vñ thaten die Italianer / so an deß von Lockern Quartier lagen / den Belagerten viel schaden vnd verdrieß / in dem sie die jenige / so sie erblickten / mit langen Rohren durch die Köpff schossen / welches sie mit einẽ sonderlichen List theten / in dem sie den Kopf oben mit Graß bedeckten / daß man also nit anders meinte / dann es weren grüne Wasen. Alß aber die von jnnen solches gewahr worden / vñ auff die lebendige Wasen zuschossen / wolte der Boß nit mehr angehẽ. Den 20. Aug. gegen Abend vmb 10. Vhren / sind die Spanische an der Seithen deß besagten halben Monds / wider ankommen / vnd sich vnderstanden / mit aller gewalt auff die Brustwehr zuspringen / wie sie dann auch mit Spiessen gewaltig darauff gestochen: die Schweitzer aber / so dazumahl alle die Wacht hatten / brauchten sich tapffer / vnd haweten mit jren Dägen viel Spieß entzwey / vnd erhitzigte sich dieser Streitt also / daß selbig gantz Quartier in Allarm kam / vnd flogen nicht allein die Mußqueten Kugeln / sondern auch die Granaten vnnd dergleichen so heuffig / daß es einem Hagel gleich sahe. Den 21. sind 6. frische Fahnen Fußvolck in <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0866" n="763"/> <p>durch die Häuser vnnd auff die Schiff gangen / auch an der Brücken ziemblich schaden gethan. Deßwegen die Belägerte der Enden starck gearbeitet vnd geschantzet. Die folgende Nacht haben eine Anzahl Stadische Reutter / sich an zweyen Orten hinauß begeben / zusehen was der Feind machte / alß sie aber vermercket / daß die Spanische fleissige Wachten hielten / reterirten sie sich wider in die Statt.</p> <p>In den folgenden Tagen dieses Monats / wurden von Antorff viel Büschlein von Holtz / Thielen / Balcken vnd andere Materialia / wie ingleichem auch viel Pulfer / Bley / Granaten / eyserne Kugeln / Lunten vnnd dergleichen / ins Läger gebracht. Inmittels sind die Spanische vnd Stadische einander so nahe kommen / daß sie mit Mußquetenschüssen einander reichen können.</p> <p>Den 1. Aug. sind 80 Reutter auß der Statt auß gefallen / vnd versucht zwischen den Schantzen vnd dem Gebürg / durchzukommen / vnd dem Spanischen Läger ein Schrecken einzujagen / aber sie haben nicht viel auß gerichtet / vnd sind von den 80. kaum 40. vnverletzt widerkommen. Den folgenden Tag haben die Belägerte starck mit Stücken geschossen / vñ vmb 2. Vhr in der Nacht 40. Muß quetirer auß geschickt / welche nach verjagung <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Wachten / das Läger in Allarm gebracht.</p> <p>Den 6. Augusti wurden dem Wachtmeister in der Statt beyde Bein abgechossen.</p> <p><note place="left">Graf Henrich vom Berg / fällt in Graff Moritzen Läger.</note> Auff denselben Tag ist Graf Henrich von dem Berg / von Goch / so eine Statt im Clevischen Land gelegen / die er kurtz zuvor eingenom̃en hat. te / mit 11. Cornet Reuttern vnd 3000. zu Fuß / eylends auffgebrochen / vnd hatte einen Anschlag auff Graff Moritzen Läger / in meynung dasselbe gleich deß Morgens gegen Tag vnversehens anzugreiffen / wie er dann hierzu seine Außspäher gehabt. Weil aber Graff Moritz noch zur rechten Zeit vnd eher das Spanische Fußvolck ankommen / dieses Anschlags durch etliche / so in einer Kirchen gelegen / avisirt worden / hat er alßbald das Volck auff mahnen lassen: gleichwol haben etliche Spanische Cornet Reutter auff das Läger eingesetzet / die Wachten vberfallen vnd in 40. erlegt. Vnd wañ das Stadische Läger nit alßbald in den Waaffen gewesen / hette dasselbig leichtlich gantz zertrent vnd geschlagen werden köñen. Ein Hertzog von Sachsen Weymar / so mit 3. Comp. Reutern von den Spanischen angegriffen / in ein Bein geschossen vnnd in ein Arm verwund vom Pferd gefallen / ist gefangen / vnnd hingegen von den Stadischen ein Spanischer Capitayn bekommen worden.</p> <p><note place="left">Ferrnere Erzehlung von Belägerung der Statt Bergen op Soom.</note> Den 11. Augusti haben die Belägerte einen vnglücklichen Außfall gethan / dann sie darin viel Soldaten vnd etliche Officirer verlohren.</p> <p>Den 15. verfertigten die Belägerte noch ein halben Mond / darauff deß andern Tags die Spanische einen Anschlag machten / deß vorhabens / die darinnen vnversehens zu vberfallen / zu welchem End sie deß Nachts zwischen 10. vñ 11. Vhren in aller Still / biß an die erste verlohrne Schiltwacht kommen / welche durch loßbreñung der Mußqueten / einen Alarm gemacht. Die Spanische aber folgten tapffer nach biß an den halben Mond. Weil nun die darinn (so Schottische gewesen / vnder dem Obristen Hinderson) merckten / daß es jhnen an die Haut gehen wolte / haben sie sich zur Gegenwehr gerüstet / vnd die Spanische / alß sie ankom̃en / tapffer empfangen / da es dann ein hart Treffen abgabe / in welchem zwar die Spanische zur seithen hinder dem halben Mond abgetrieben wurden / aber fielen doch bald darauff mit grosser Fury wider an / also daß sie in 7. oder 8. Stürm darauff theten / vnnd bekamen den halben Mond zweymal eyn / mußten aber allemahl wider weichen / vnd zu letzt ablassen müssen. Es sind in diesem Sturm beyderseits etlich hundert todt geblieben. Vnder wehrendem solchem Scharmützel / haben die Belägerte von 3. Battereyen / nemblich an der Buschpfort / auff dem Hornwerck vnd am Woudischen Eck / mehr alß 300. Schüß auß groben Stücken herauß gethan. Vnder den Belägerten ist der Obriste Hinderson / in dem er mit einem Spieß tapffer vmb sich stach / mit einer Mußqueten Kugel durch den Schenckel geschossen / vñ weil er wegen der schweren Rüstung oben vom Wall abfiele / noch mehr dardurch beschädiget worden. Deßwegen führete man jhn auß der Statt vnd brachte jhn ins Graffenhaag / all da er hernach gestorben: seine beyde Capitayn aber Earev vnd Raf Dexter / sind im Streitt geblieben / welcher deß Nachts von zehen vhren an / biß deß Morgens gegen 5. gewehret. Hierauf wurde vmb den Mittag von beyden Theilen ein Stillstand auff ein Stund lang geschlossen / damit man die Todten begraben möchte. Wie aber die Spanier solches mißbrauchten vnd mit jhrem Schantzen vnderdessen jm̃er fortfuhren / liessen die Belägerte viel schüß auß Stücken vnder sie abgehen / davon etliche hingerichtet vnd verwund wurden.</p> <p>Selbiger Tagen kamen noch etliche Schweitzer vnd andere Soldaten in die Statt / vñ thaten die Italianer / so an deß von Lockern Quartier lagen / den Belagerten viel schaden vnd verdrieß / in dem sie die jenige / so sie erblickten / mit langen Rohren durch die Köpff schossen / welches sie mit einẽ sonderlichen List theten / in dem sie den Kopf oben mit Graß bedeckten / daß man also nit anders meinte / dann es weren grüne Wasen. Alß aber die von jnnen solches gewahr worden / vñ auff die lebendige Wasen zuschossen / wolte <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Boß nit mehr angehẽ.</p> <p>Den 20. Aug. gegen Abend vmb 10. Vhren / sind die Spanische an der Seithen deß besagten halben Monds / wider ankommen / vnd sich vnderstanden / mit aller gewalt auff die Brustwehr zuspringen / wie sie dann auch mit Spiessen gewaltig darauff gestochen: die Schweitzer aber / so dazumahl alle die Wacht hatten / brauchten sich tapffer / vnd haweten mit jren Dägen viel Spieß entzwey / vnd erhitzigte sich dieser Streitt also / daß selbig gantz Quartier in Allarm kam / vnd flogen nicht allein die Mußqueten Kugeln / sondern auch die Granaten vnnd dergleichen so heuffig / daß es einem Hagel gleich sahe.</p> <p>Den 21. sind 6. frische Fahnen Fußvolck in </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [763/0866]
durch die Häuser vnnd auff die Schiff gangen / auch an der Brücken ziemblich schaden gethan. Deßwegen die Belägerte der Enden starck gearbeitet vnd geschantzet. Die folgende Nacht haben eine Anzahl Stadische Reutter / sich an zweyen Orten hinauß begeben / zusehen was der Feind machte / alß sie aber vermercket / daß die Spanische fleissige Wachten hielten / reterirten sie sich wider in die Statt.
In den folgenden Tagen dieses Monats / wurden von Antorff viel Büschlein von Holtz / Thielen / Balcken vnd andere Materialia / wie ingleichem auch viel Pulfer / Bley / Granaten / eyserne Kugeln / Lunten vnnd dergleichen / ins Läger gebracht. Inmittels sind die Spanische vnd Stadische einander so nahe kommen / daß sie mit Mußquetenschüssen einander reichen können.
Den 1. Aug. sind 80 Reutter auß der Statt auß gefallen / vnd versucht zwischen den Schantzen vnd dem Gebürg / durchzukommen / vnd dem Spanischen Läger ein Schrecken einzujagen / aber sie haben nicht viel auß gerichtet / vnd sind von den 80. kaum 40. vnverletzt widerkommen. Den folgenden Tag haben die Belägerte starck mit Stücken geschossen / vñ vmb 2. Vhr in der Nacht 40. Muß quetirer auß geschickt / welche nach verjagung d' Wachten / das Läger in Allarm gebracht.
Den 6. Augusti wurden dem Wachtmeister in der Statt beyde Bein abgechossen.
Auff denselben Tag ist Graf Henrich von dem Berg / von Goch / so eine Statt im Clevischen Land gelegen / die er kurtz zuvor eingenom̃en hat. te / mit 11. Cornet Reuttern vnd 3000. zu Fuß / eylends auffgebrochen / vnd hatte einen Anschlag auff Graff Moritzen Läger / in meynung dasselbe gleich deß Morgens gegen Tag vnversehens anzugreiffen / wie er dann hierzu seine Außspäher gehabt. Weil aber Graff Moritz noch zur rechten Zeit vnd eher das Spanische Fußvolck ankommen / dieses Anschlags durch etliche / so in einer Kirchen gelegen / avisirt worden / hat er alßbald das Volck auff mahnen lassen: gleichwol haben etliche Spanische Cornet Reutter auff das Läger eingesetzet / die Wachten vberfallen vnd in 40. erlegt. Vnd wañ das Stadische Läger nit alßbald in den Waaffen gewesen / hette dasselbig leichtlich gantz zertrent vnd geschlagen werden köñen. Ein Hertzog von Sachsen Weymar / so mit 3. Comp. Reutern von den Spanischen angegriffen / in ein Bein geschossen vnnd in ein Arm verwund vom Pferd gefallen / ist gefangen / vnnd hingegen von den Stadischen ein Spanischer Capitayn bekommen worden.
Graf Henrich vom Berg / fällt in Graff Moritzen Läger. Den 11. Augusti haben die Belägerte einen vnglücklichen Außfall gethan / dann sie darin viel Soldaten vnd etliche Officirer verlohren.
Ferrnere Erzehlung von Belägerung der Statt Bergen op Soom. Den 15. verfertigten die Belägerte noch ein halben Mond / darauff deß andern Tags die Spanische einen Anschlag machten / deß vorhabens / die darinnen vnversehens zu vberfallen / zu welchem End sie deß Nachts zwischen 10. vñ 11. Vhren in aller Still / biß an die erste verlohrne Schiltwacht kommen / welche durch loßbreñung der Mußqueten / einen Alarm gemacht. Die Spanische aber folgten tapffer nach biß an den halben Mond. Weil nun die darinn (so Schottische gewesen / vnder dem Obristen Hinderson) merckten / daß es jhnen an die Haut gehen wolte / haben sie sich zur Gegenwehr gerüstet / vnd die Spanische / alß sie ankom̃en / tapffer empfangen / da es dann ein hart Treffen abgabe / in welchem zwar die Spanische zur seithen hinder dem halben Mond abgetrieben wurden / aber fielen doch bald darauff mit grosser Fury wider an / also daß sie in 7. oder 8. Stürm darauff theten / vnnd bekamen den halben Mond zweymal eyn / mußten aber allemahl wider weichen / vnd zu letzt ablassen müssen. Es sind in diesem Sturm beyderseits etlich hundert todt geblieben. Vnder wehrendem solchem Scharmützel / haben die Belägerte von 3. Battereyen / nemblich an der Buschpfort / auff dem Hornwerck vnd am Woudischen Eck / mehr alß 300. Schüß auß groben Stücken herauß gethan. Vnder den Belägerten ist der Obriste Hinderson / in dem er mit einem Spieß tapffer vmb sich stach / mit einer Mußqueten Kugel durch den Schenckel geschossen / vñ weil er wegen der schweren Rüstung oben vom Wall abfiele / noch mehr dardurch beschädiget worden. Deßwegen führete man jhn auß der Statt vnd brachte jhn ins Graffenhaag / all da er hernach gestorben: seine beyde Capitayn aber Earev vnd Raf Dexter / sind im Streitt geblieben / welcher deß Nachts von zehen vhren an / biß deß Morgens gegen 5. gewehret. Hierauf wurde vmb den Mittag von beyden Theilen ein Stillstand auff ein Stund lang geschlossen / damit man die Todten begraben möchte. Wie aber die Spanier solches mißbrauchten vnd mit jhrem Schantzen vnderdessen jm̃er fortfuhren / liessen die Belägerte viel schüß auß Stücken vnder sie abgehen / davon etliche hingerichtet vnd verwund wurden.
Selbiger Tagen kamen noch etliche Schweitzer vnd andere Soldaten in die Statt / vñ thaten die Italianer / so an deß von Lockern Quartier lagen / den Belagerten viel schaden vnd verdrieß / in dem sie die jenige / so sie erblickten / mit langen Rohren durch die Köpff schossen / welches sie mit einẽ sonderlichen List theten / in dem sie den Kopf oben mit Graß bedeckten / daß man also nit anders meinte / dann es weren grüne Wasen. Alß aber die von jnnen solches gewahr worden / vñ auff die lebendige Wasen zuschossen / wolte d' Boß nit mehr angehẽ.
Den 20. Aug. gegen Abend vmb 10. Vhren / sind die Spanische an der Seithen deß besagten halben Monds / wider ankommen / vnd sich vnderstanden / mit aller gewalt auff die Brustwehr zuspringen / wie sie dann auch mit Spiessen gewaltig darauff gestochen: die Schweitzer aber / so dazumahl alle die Wacht hatten / brauchten sich tapffer / vnd haweten mit jren Dägen viel Spieß entzwey / vnd erhitzigte sich dieser Streitt also / daß selbig gantz Quartier in Allarm kam / vnd flogen nicht allein die Mußqueten Kugeln / sondern auch die Granaten vnnd dergleichen so heuffig / daß es einem Hagel gleich sahe.
Den 21. sind 6. frische Fahnen Fußvolck in
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/866>, abgerufen am 28.07.2024. |