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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Aber sie seynd damals auß denselbigen / wie auch von dem Geschütz auß dem Schloß zurück getrieben vnd verjagt worden. Darmit sie sich nun vor gemeltem Geschütz auff den Hügeln deß Bergs versichern möchten / haben sie viel tausend Büschlein wie auch ein grosse Anzahl Schantzkörbe verfertigt / vnd sich damit / weil der Zeit auff den Berg nit wol zugraben / versehen vnd verschantzet.

Den 24. ist das scharmütziren zwischen beyden Theylen wider angangen / vnnd als der Gubernator der Tillischen Intent auß jhrem herbey tringen vermercket / hat er etliche newe Brustwehren vnnd Schantzen gegen sie oben an dem Berg / gegen der Brücke vber / zu Defendirung derselben / von Steinen / Reisig vnd anderm dergleichen verfertigen / auch mit zwey hundert Mußquetirern ein Außfall auff die Tillische thun lassen / welche dann mehrerntheils hinder den Büschen zu 2. oder 3. gelegen / vnnd fast wie die Enchhörner von einem Baum zum andern gesprungen vnd Fewer auff die Statt herab geben; Da haben sich die Außfallende in Form eines halben Monds / gleich wie man etwann auff Jagten / das Wild auffzutreiben / zuthun pflegt / rings vmm den Wald gethan / vnnd also mit continuirlichem schiessen denselben durchgangen / die Tillische also auß demselben / die Höhe hinauff / in die von jhnen eingenommene Schantz / vnd folgendts auch auß derselben gar vber den Berg hinab getrieben. Doch haben sie die Vberhand nit lang behalten / weil die Tillische bald darauff in starcker Anzahl / mit Macht vnd Fury wider angesetzet / also daß sie getrungen worden / sich zurück zubegeben / doch wurden nichts destoweniger die Scharmützel den 25. 26. vnd 27. Tag vnd Nacht continuiret / also daß in denselben / wie auch hernach in etlichen andern auff der Statt Seithen ein Capitain vnnd 37. Soldaten zu Fuß vnd 2. Reutter todt geblieben / ohne die verwundten: Doch ist auff der andern Seithen ein grössere Anzahl vmbkommen vnd in die 100. gefangen worden.

Als nun die Statt also geschlossen worden / haben zween Manßfeldische Capitain / so wegen dieses plötzlichen Angriffs nicht mehr hinauß geköndt zu jhrer Armada / zwo newe Compagnyen zu Fuß auffgerichtet / von etwa 380. Mann / welches eytel Manßfeldische vnnd andere Soldaten gewesen / so entweder dahinden geblieben / oder sonst kranck darinn gelegen vnd wider genesen: Gleicher gestalt haben sich auch bey 89. Reutter darin beysammen gethan / welche täglich außgefallen vnd den Tillischen viel Abbruch gethan.

Da nun General Tilly gesehen / daß er jenseit deß Neckers nicht viel außrichten köndte / ist er den 28. dieses auffgebrochen / zu Ladenburg mit seiner Armada vber den Necker gezogen / vnd vff der andern Seithen vor die Statt kommen / sich vor derselben / nach dem er beneben der Antollerey sein Ouartier zu Leimen genommen / das Fußvolck aber zu Rohrbach / vnnd die Reutterey zu Wißloch / Nußloch / Eppelheimb / Wiblingen / Schwetzingen vnd der Orthen losirt / offtmals in voller Schlachtordnung erzeigt. Darauff es dann täglich Scharmützel abgeben / welche dieses Orts alle zuerzehlen / dem Leser zuverdrießlich seyn würde. Die Frücht wurden vnder solchem Verlauff vmb die Statt herumb / wie auch die nechstgelegene Dörffer vnd Flecken mehrerntheils angestecket.

Crabaten hausen vbel in deß Marggr. von Durlach Landen. In dessen streifften die Tillische sehr auß in die vmbligende Herrschafften / vnd thaten sonderlich die Crabaten vnd Cossaggen in deß Marggraffen von Durlach (wiewol selbiger dieser Zeit sich gantz von dem Kriegswesen abgethan hatte) Land mit Mord / Raub vnnd Brand biß an die Würtenbergische Grentzen grossen Schaden / verwüsteten alles jämmerlich / schlugen den Fässern die Böden ein / schnitten die Bett auff / vnd zerstreuweten die Federn / den Kindern haweten sie die Köpff ab vnd zerstücketen sie hernach / die Eltern so sie bekamen vnnd nicht gar ermordeten / richteten sie jämmerlich zu. Sie streifften auch biß an den Boden See / der Enden jhnen die Eydgnossische Landtleuth auffpasseten vnnd viel erschlugen / also daß sie sich nicht weiter ins Gebirg wagen dorfften: An andern Orthen haben sie viel Vieh weggeholt vnd vnsäglichen Schaden gethan.

Förters haben die Tillische neben den Spanischen Landaw vnd andere Orth von den Tillischen eingenommen. die Statt Landaw vnd hernach einen Orth nach dem andern / darunder vornemblich Frieselsheim / Wintzingen vnd Newstatt eingenommen. Es setzten auch 2. Bischofflich Speyrische Fahnen mit 2. Stücken Geschütz vber den Rhein / beschossen das Schloß vnd Marckt Marientraut vnd nahmen es ein / darauff haben sie auch Kyrweiler / Dideßheimb vnd andere Speyrische Ort / so der Manßfelder besetzt gelassen / wider in jhren Gewalt gebracht. Vnder andern ist das Stättlein Heydelsheim wie auch sonst viel andere Dörfer vnd Flecken in Grund abgebrand worden.

Hagenaw vnd Speyr von Hertz. Leopold eingenommen. Ingleichem hat Ertzhertzog Leopold als er durch den Abzug deß Manßfelders vnd Braunschweigers wider Lufft bekommen / mit vielem Kriegsvolck sich wider auß dem Obern Elsaß herab begeben / die Statt Hagenaw / nach dem die Manßfeldische solche verlassen / vnnd etliche vornehme Innwohner vnd Juden / solche zu rantzioniren mit genommen / wider occupirt vnnd mit einer starcken Guarnison besetzt: Darauff mit etlich tausent Mann durch ein sonderlichen Vortheil der Statt Speyer sich bemächtiget / der Bürger Soldaten abgeschafft / vnd die Bürger disarmirt.

Germersheim von Leopoldischen eingenommen. Nach solchem ist er vor Germerßheimb gerucket / selbiges Orth belägert vnd beschossen / dardurch die Innwohner in grossen Schrecken gerathen / vnd mehrerntheils sampt der Besatzung zur andern Pforten hinauß gewichen. Solches die Leopoldischen vermerckende / haben den 14. das Stättlein erstiegen / worauff die Crabaten alles was sie noch von Bürgern / Soldaten / Weib vnd Kindern angetroffen / nidergehawen / welches als es Ertzh ertzog Leopoldus vernommen / hat er bey Leibs vnd Lebens Straff außblasen lassen / keinem Menschen mehr am Leben etwas zuthun / dadurch das massacriren ein End genommen.

Aber sie seynd damals auß denselbigen / wie auch von dem Geschütz auß dem Schloß zurück getrieben vnd verjagt worden. Darmit sie sich nun vor gemeltem Geschütz auff den Hügeln deß Bergs versichern möchten / haben sie viel tausend Büschlein wie auch ein grosse Anzahl Schantzkörbe verfertigt / vnd sich damit / weil der Zeit auff dẽ Berg nit wol zugraben / versehen vnd verschantzet.

Den 24. ist das scharmütziren zwischen beyden Theylen wider angangen / vnnd als der Gubernator der Tillischen Intent auß jhrem herbey tringẽ vermercket / hat er etliche newe Brustwehren vnnd Schantzen gegen sie oben an dem Berg / gegen der Brücke vber / zu Defendirung derselben / von Steinen / Reisig vnd anderm dergleichen verfertigẽ / auch mit zwey hundert Mußquetirern ein Außfall auff die Tillische thun lassen / welche dann mehrerntheils hinder den Büschen zu 2. oder 3. gelegen / vnnd fast wie die Enchhörner von einem Baum zum andern gesprungen vnd Fewer auff die Statt herab geben; Da haben sich die Außfallende in Form eines halben Monds / gleich wie man etwann auff Jagten / das Wild auffzutreiben / zuthun pflegt / rings vm̃ den Wald gethan / vnnd also mit continuirlichem schiessen denselben durchgangen / die Tillische also auß demselben / die Höhe hinauff / in die von jhnen eingenommene Schantz / vnd folgendts auch auß derselben gar vber den Berg hinab getrieben. Doch haben sie die Vberhand nit lang behalten / weil die Tillische bald darauff in starcker Anzahl / mit Macht vnd Fury wider angesetzet / also daß sie getrungen worden / sich zurück zubegeben / doch wurden nichts destoweniger die Scharmützel den 25. 26. vnd 27. Tag vnd Nacht continuiret / also daß in denselben / wie auch hernach in etlichen andern auff der Statt Seithen ein Capitain vnnd 37. Soldaten zu Fuß vnd 2. Reutter todt geblieben / ohne die verwundten: Doch ist auff der andern Seithen ein grössere Anzahl vmbkommen vnd in die 100. gefangen worden.

Als nun die Statt also geschlossen worden / haben zween Manßfeldische Capitain / so wegen dieses plötzlichen Angriffs nicht mehr hinauß geköndt zu jhrer Armada / zwo newe Compagnyen zu Fuß auffgerichtet / von etwa 380. Mann / welches eytel Manßfeldische vnnd andere Soldaten gewesen / so entweder dahinden gebliebẽ / oder sonst kranck darinn gelegen vnd wider genesen: Gleicher gestalt haben sich auch bey 89. Reutter darin beysammen gethan / welche täglich außgefallen vnd den Tillischen viel Abbruch gethan.

Da nun General Tilly gesehen / daß er jenseit deß Neckers nicht viel außrichten köndte / ist er den 28. dieses auffgebrochen / zu Ladenburg mit seiner Armada vber den Necker gezogen / vnd vff der andern Seithen vor die Statt kommen / sich vor derselben / nach dem er beneben der Antollerey sein Ouartier zu Leimen genommen / das Fußvolck aber zu Rohrbach / vnnd die Reutterey zu Wißloch / Nußloch / Eppelheimb / Wiblingen / Schwetzingen vnd der Orthen losirt / offtmals in voller Schlachtordnung erzeigt. Darauff es dañ täglich Scharmützel abgeben / welche dieses Orts alle zuerzehlen / dem Leser zuverdrießlich seyn würde. Die Frücht wurden vnder solchem Verlauff vmb die Statt herumb / wie auch die nechstgelegene Dörffer vnd Flecken mehrerntheils angestecket.

Crabaten hausen vbel in deß Marggr. võ Durlach Landen. In dessen streifften die Tillische sehr auß in die vmbligende Herrschafften / vnd thaten sonderlich die Crabaten vnd Cossaggen in deß Marggraffen von Durlach (wiewol selbiger dieser Zeit sich gantz von dem Kriegswesen abgethan hatte) Land mit Mord / Raub vnnd Brand biß an die Würtenbergische Grentzen grossen Schaden / verwüsteten alles jämmerlich / schlugen den Fässern die Böden ein / schnitten die Bett auff / vnd zerstreuweten die Federn / den Kindern haweten sie die Köpff ab vnd zerstücketen sie hernach / die Eltern so sie bekamen vnnd nicht gar ermordeten / richteten sie jämmerlich zu. Sie streifften auch biß an den Boden See / der Enden jhnen die Eydgnossische Landtleuth auffpasseten vnnd viel erschlugen / also daß sie sich nicht weiter ins Gebirg wagen dorfften: An andern Orthen haben sie viel Vieh weggeholt vñ vnsäglichen Schaden gethã.

Förters haben die Tillische neben den Spanischen Landaw vnd andere Orth von den Tillischen eingenommẽ. die Statt Landaw vnd hernach einen Orth nach dem andern / darunder vornemblich Frieselsheim / Wintzingen vnd Newstatt eingenommen. Es setzten auch 2. Bischofflich Speyrische Fahnen mit 2. Stücken Geschütz vber den Rhein / beschossen das Schloß vnd Marckt Marientraut vnd nahmen es ein / darauff haben sie auch Kyrweiler / Dideßheimb vnd andere Speyrische Ort / so der Manßfelder besetzt gelassen / wider in jhren Gewalt gebracht. Vnder andern ist das Stättlein Heydelsheim wie auch sonst viel andere Dörfer vnd Flecken in Grund abgebrand worden.

Hagenaw vnd Speyr von Hertz. Leopold eingenommen. Ingleichem hat Ertzhertzog Leopold als er durch den Abzug deß Manßfelders vnd Braunschweigers wider Lufft bekommen / mit vielem Kriegsvolck sich wider auß dem Obern Elsaß herab begeben / die Statt Hagenaw / nach dem die Manßfeldische solche verlassen / vnnd etliche vornehme Innwohner vnd Juden / solche zu rantzioniren mit genommen / wider occupirt vnnd mit einer starcken Guarnison besetzt: Darauff mit etlich tausent Mann durch ein sonderlichen Vortheil der Statt Speyer sich bemächtiget / der Bürger Soldaten abgeschafft / vnd die Bürger disarmirt.

Germersheim von Leopoldischen eingenommen. Nach solchem ist er vor Germerßheimb gerucket / selbiges Orth belägert vnd beschossen / dardurch die Innwohner in grossen Schrecken gerathen / vnd mehrerntheils sampt der Besatzung zur andern Pforten hinauß gewichẽ. Solches die Leopoldischen vermerckende / haben den 14. das Stättlein erstiegen / worauff die Crabaten alles was sie noch von Bürgern / Soldaten / Weib vnd Kindern angetroffen / nidergehawen / welches als es Ertzh ertzog Leopoldus vernommen / hat er bey Leibs vñ Lebens Straff außblasen lassen / keinem Menschen mehr am Leben etwas zuthun / dadurch das massacriren ein End genommen.

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          <p>Aber sie seynd damals auß denselbigen / wie auch von dem Geschütz auß dem Schloß                      zurück getrieben vnd verjagt worden. Darmit sie sich nun vor gemeltem Geschütz                      auff den Hügeln deß Bergs versichern möchten / haben sie viel tausend Büschlein                      wie auch ein grosse Anzahl Schantzkörbe verfertigt / vnd sich damit / weil der                      Zeit auff de&#x0303; Berg nit wol zugraben / versehen vnd verschantzet.</p>
          <p>Den 24. ist das scharmütziren zwischen beyden Theylen wider angangen / vnnd als                      der Gubernator der Tillischen Intent auß jhrem herbey tringe&#x0303; vermercket / hat er                      etliche newe Brustwehren vnnd Schantzen gegen sie oben an dem Berg / gegen der                      Brücke vber / zu Defendirung derselben / von Steinen / Reisig vnd anderm                      dergleichen verfertige&#x0303; / auch mit zwey hundert Mußquetirern ein                      Außfall auff die Tillische thun lassen / welche dann mehrerntheils hinder den                      Büschen zu 2. oder 3. gelegen / vnnd fast wie die Enchhörner von einem Baum zum                      andern gesprungen vnd Fewer auff die Statt herab geben; Da haben sich die                      Außfallende in Form eines halben Monds / gleich wie man etwann auff Jagten / das                      Wild auffzutreiben / zuthun pflegt / rings vm&#x0303; den Wald gethan /                      vnnd also mit continuirlichem schiessen denselben durchgangen / die Tillische                      also auß demselben / die Höhe hinauff / in die von jhnen eingenommene Schantz /                      vnd folgendts auch auß derselben gar vber den Berg hinab getrieben. Doch haben                      sie die Vberhand nit lang behalten / weil die Tillische bald darauff in starcker                      Anzahl / mit Macht vnd Fury wider angesetzet / also daß sie getrungen worden /                      sich zurück zubegeben / doch wurden nichts destoweniger die Scharmützel den 25.                      26. vnd 27. Tag vnd Nacht continuiret / also daß in denselben / wie auch hernach                      in etlichen andern auff der Statt Seithen ein Capitain vnnd 37. Soldaten zu Fuß                      vnd 2. Reutter todt geblieben / ohne die verwundten: Doch ist auff der andern                      Seithen ein grössere Anzahl vmbkommen vnd in die 100. gefangen worden.</p>
          <p>Als nun die Statt also geschlossen worden / haben zween Manßfeldische Capitain /                      so wegen dieses plötzlichen Angriffs nicht mehr hinauß geköndt zu jhrer Armada /                      zwo newe Compagnyen zu Fuß auffgerichtet / von etwa 380. Mann / welches eytel                      Manßfeldische vnnd andere Soldaten gewesen / so entweder dahinden gebliebe&#x0303; /                      oder sonst kranck darinn gelegen vnd wider genesen: Gleicher gestalt haben sich                      auch bey 89. Reutter darin beysammen gethan / welche täglich außgefallen vnd den                      Tillischen viel Abbruch gethan.</p>
          <p>Da nun General Tilly gesehen / daß er jenseit deß Neckers nicht viel außrichten                      köndte / ist er den 28. dieses auffgebrochen / zu Ladenburg mit seiner Armada                      vber den Necker gezogen / vnd vff der andern Seithen vor die Statt kommen / sich                      vor derselben / nach dem er beneben der Antollerey sein Ouartier zu Leimen                      genommen / das Fußvolck aber zu Rohrbach / vnnd die Reutterey zu Wißloch /                      Nußloch / Eppelheimb / Wiblingen / Schwetzingen vnd der Orthen losirt / offtmals                      in voller Schlachtordnung erzeigt. Darauff es dan&#x0303; täglich                      Scharmützel abgeben / welche dieses Orts alle zuerzehlen / dem Leser                      zuverdrießlich seyn würde. Die Frücht wurden vnder solchem Verlauff vmb die                      Statt herumb / wie auch die nechstgelegene Dörffer vnd Flecken mehrerntheils                      angestecket.</p>
          <p><note place="right">Crabaten hausen vbel in deß Marggr. vo&#x0303;                          Durlach Landen.</note> In dessen streifften die Tillische sehr auß in die                      vmbligende Herrschafften / vnd thaten sonderlich die Crabaten vnd Cossaggen in                      deß Marggraffen von Durlach (wiewol selbiger dieser Zeit sich gantz von dem                      Kriegswesen abgethan hatte) Land mit Mord / Raub vnnd Brand biß an die                      Würtenbergische Grentzen grossen Schaden / verwüsteten alles jämmerlich /                      schlugen den Fässern die Böden ein / schnitten die Bett auff / vnd zerstreuweten                      die Federn / den Kindern haweten sie die Köpff ab vnd zerstücketen sie hernach /                      die Eltern so sie bekamen vnnd nicht gar ermordeten / richteten sie jämmerlich                      zu. Sie streifften auch biß an den Boden See / der Enden jhnen die Eydgnossische                      Landtleuth auffpasseten vnnd viel erschlugen / also daß sie sich nicht weiter                      ins Gebirg wagen dorfften: An andern Orthen haben sie viel Vieh weggeholt vn&#x0303; vnsäglichen Schaden getha&#x0303;.</p>
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[737/0828] Aber sie seynd damals auß denselbigen / wie auch von dem Geschütz auß dem Schloß zurück getrieben vnd verjagt worden. Darmit sie sich nun vor gemeltem Geschütz auff den Hügeln deß Bergs versichern möchten / haben sie viel tausend Büschlein wie auch ein grosse Anzahl Schantzkörbe verfertigt / vnd sich damit / weil der Zeit auff dẽ Berg nit wol zugraben / versehen vnd verschantzet. Den 24. ist das scharmütziren zwischen beyden Theylen wider angangen / vnnd als der Gubernator der Tillischen Intent auß jhrem herbey tringẽ vermercket / hat er etliche newe Brustwehren vnnd Schantzen gegen sie oben an dem Berg / gegen der Brücke vber / zu Defendirung derselben / von Steinen / Reisig vnd anderm dergleichen verfertigẽ / auch mit zwey hundert Mußquetirern ein Außfall auff die Tillische thun lassen / welche dann mehrerntheils hinder den Büschen zu 2. oder 3. gelegen / vnnd fast wie die Enchhörner von einem Baum zum andern gesprungen vnd Fewer auff die Statt herab geben; Da haben sich die Außfallende in Form eines halben Monds / gleich wie man etwann auff Jagten / das Wild auffzutreiben / zuthun pflegt / rings vm̃ den Wald gethan / vnnd also mit continuirlichem schiessen denselben durchgangen / die Tillische also auß demselben / die Höhe hinauff / in die von jhnen eingenommene Schantz / vnd folgendts auch auß derselben gar vber den Berg hinab getrieben. Doch haben sie die Vberhand nit lang behalten / weil die Tillische bald darauff in starcker Anzahl / mit Macht vnd Fury wider angesetzet / also daß sie getrungen worden / sich zurück zubegeben / doch wurden nichts destoweniger die Scharmützel den 25. 26. vnd 27. Tag vnd Nacht continuiret / also daß in denselben / wie auch hernach in etlichen andern auff der Statt Seithen ein Capitain vnnd 37. Soldaten zu Fuß vnd 2. Reutter todt geblieben / ohne die verwundten: Doch ist auff der andern Seithen ein grössere Anzahl vmbkommen vnd in die 100. gefangen worden. Als nun die Statt also geschlossen worden / haben zween Manßfeldische Capitain / so wegen dieses plötzlichen Angriffs nicht mehr hinauß geköndt zu jhrer Armada / zwo newe Compagnyen zu Fuß auffgerichtet / von etwa 380. Mann / welches eytel Manßfeldische vnnd andere Soldaten gewesen / so entweder dahinden gebliebẽ / oder sonst kranck darinn gelegen vnd wider genesen: Gleicher gestalt haben sich auch bey 89. Reutter darin beysammen gethan / welche täglich außgefallen vnd den Tillischen viel Abbruch gethan. Da nun General Tilly gesehen / daß er jenseit deß Neckers nicht viel außrichten köndte / ist er den 28. dieses auffgebrochen / zu Ladenburg mit seiner Armada vber den Necker gezogen / vnd vff der andern Seithen vor die Statt kommen / sich vor derselben / nach dem er beneben der Antollerey sein Ouartier zu Leimen genommen / das Fußvolck aber zu Rohrbach / vnnd die Reutterey zu Wißloch / Nußloch / Eppelheimb / Wiblingen / Schwetzingen vnd der Orthen losirt / offtmals in voller Schlachtordnung erzeigt. Darauff es dañ täglich Scharmützel abgeben / welche dieses Orts alle zuerzehlen / dem Leser zuverdrießlich seyn würde. Die Frücht wurden vnder solchem Verlauff vmb die Statt herumb / wie auch die nechstgelegene Dörffer vnd Flecken mehrerntheils angestecket. In dessen streifften die Tillische sehr auß in die vmbligende Herrschafften / vnd thaten sonderlich die Crabaten vnd Cossaggen in deß Marggraffen von Durlach (wiewol selbiger dieser Zeit sich gantz von dem Kriegswesen abgethan hatte) Land mit Mord / Raub vnnd Brand biß an die Würtenbergische Grentzen grossen Schaden / verwüsteten alles jämmerlich / schlugen den Fässern die Böden ein / schnitten die Bett auff / vnd zerstreuweten die Federn / den Kindern haweten sie die Köpff ab vnd zerstücketen sie hernach / die Eltern so sie bekamen vnnd nicht gar ermordeten / richteten sie jämmerlich zu. Sie streifften auch biß an den Boden See / der Enden jhnen die Eydgnossische Landtleuth auffpasseten vnnd viel erschlugen / also daß sie sich nicht weiter ins Gebirg wagen dorfften: An andern Orthen haben sie viel Vieh weggeholt vñ vnsäglichen Schaden gethã. Crabaten hausen vbel in deß Marggr. võ Durlach Landen. Förters haben die Tillische neben den Spanischen die Statt Landaw vnd hernach einen Orth nach dem andern / darunder vornemblich Frieselsheim / Wintzingen vnd Newstatt eingenommen. Es setzten auch 2. Bischofflich Speyrische Fahnen mit 2. Stücken Geschütz vber den Rhein / beschossen das Schloß vnd Marckt Marientraut vnd nahmen es ein / darauff haben sie auch Kyrweiler / Dideßheimb vnd andere Speyrische Ort / so der Manßfelder besetzt gelassen / wider in jhren Gewalt gebracht. Vnder andern ist das Stättlein Heydelsheim wie auch sonst viel andere Dörfer vnd Flecken in Grund abgebrand worden. Landaw vnd andere Orth von den Tillischen eingenommẽ. Ingleichem hat Ertzhertzog Leopold als er durch den Abzug deß Manßfelders vnd Braunschweigers wider Lufft bekommen / mit vielem Kriegsvolck sich wider auß dem Obern Elsaß herab begeben / die Statt Hagenaw / nach dem die Manßfeldische solche verlassen / vnnd etliche vornehme Innwohner vnd Juden / solche zu rantzioniren mit genommen / wider occupirt vnnd mit einer starcken Guarnison besetzt: Darauff mit etlich tausent Mann durch ein sonderlichen Vortheil der Statt Speyer sich bemächtiget / der Bürger Soldaten abgeschafft / vnd die Bürger disarmirt. Hagenaw vnd Speyr von Hertz. Leopold eingenommen. Nach solchem ist er vor Germerßheimb gerucket / selbiges Orth belägert vnd beschossen / dardurch die Innwohner in grossen Schrecken gerathen / vnd mehrerntheils sampt der Besatzung zur andern Pforten hinauß gewichẽ. Solches die Leopoldischen vermerckende / haben den 14. das Stättlein erstiegen / worauff die Crabaten alles was sie noch von Bürgern / Soldaten / Weib vnd Kindern angetroffen / nidergehawen / welches als es Ertzh ertzog Leopoldus vernommen / hat er bey Leibs vñ Lebens Straff außblasen lassen / keinem Menschen mehr am Leben etwas zuthun / dadurch das massacriren ein End genommen. Germersheim von Leopoldischen eingenommen.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/828>, abgerufen am 23.11.2024.