Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben. Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden. So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ. Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vnd Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen. Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden. Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ier einen Betrag gehalten. König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken. Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren. heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben. Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden. So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ. Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vñ Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen. Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden. Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ier einen Betrag gehalten. König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken. Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0772" n="689"/> heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben.</p> <p>Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden.</p> <p>So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ.</p> <p>Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vñ Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen.</p> <p>Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden.</p> <p>Den 7. 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Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [689/0772]
heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben.
Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden.
So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ.
Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vñ Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen.
Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve_te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M_anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler_eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden.
Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma_ier einen Betrag gehalten.
Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge_tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl_ de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren.
König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/772>, abgerufen am 28.07.2024. |