Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.solches Ampt nehmen / vnd einem Papisten geben solte. Jedoch / als er wegen beschehener Verheissung / etwas zu rück gehalten wurd / ist sein Jesuit mit dem Rath deß Gewissens (da er doch kein gewissen hat) herfür kommen / vnd hat Jh. M. vberredt / daß sie durch eine AEquivocation vnnd Distinction, für welcher Gott vnd die Menschen billich ein Abschewen haben möchten / Jhre Zusag vernichtigen könte. Ewere Zusag (sagt Er) Herr König / gehet entweder auff das Politisch wesen / oder auff das Gewissen. Gewissens halben kan sie nicht bestehen: Dann sie ist dem Nutz der Kirchen zu wider. Was das Politisch Wesen anlangt / so sol E. M. jhren Räthen glauben: von welchen sie vernommen / daß deroselben nit wenig daran gelegen / daß gemelter Orth nit länger in eines Hugenoten Gewalt gelassen werde. Also wurd der König durch den Meister seines Gewissens / welcher alles auff seine Seel genommen / was er nach seinem Rath thun werde / bewegt / daß er dem von Sales befohlen / von seinem Ampt abzutretten. Welches also bald dem von Poyane / so ein geschworner Feind ist vnserer Religion / vbergeben worden. Darnach wurd die alte Besatzung auß der Statt geführt / die Bürger schafft wehrloß gemacht / vnd wurden 400. Papistische Soldaten / vnder dem Befehl deß von Poyane / hinein geleget. Nach diesem / damit denen von der Religion alle Versicherung entzogen würde / wurden sechs Capitainen zu Parsans abgedanckt / vnd die Stätt Sauuetere, Orthez, Oleron vnd Nai, mit Papistischer Guarnison erfüllet. Als der König gen Pau kommen / setzte er / bey versambleten Ständen deß Lands / die Bischoffe zu Praesidenten eyn / damit sie durch diß Mittel das fürnembste Gebiet in demselben hetten. Gott wolle / daß jhm von jhnen solche Vntrew nicht begegne / die sein Vatter erfahren / welcher von jhnen in seiner Kindheit auß dem Land vertrieben worden: Vnd daß deß angrentzenden Feinds Practicken durch sie nicht eine offene Pfort bekommen / Franckreich, von dannen zu vberfallen / dagegen der vnserigen Trew biß daher als ein Bolwerck gestanden. Damit aber den vnserigen nichts vberbliebe / was zu jhrer Religion / Versicherung vnd Freyheit dienete / so wurden alle Kirchen / in welchen dieselbe war geübet worden / den Papisten eingeraumt: ohnangesehen dieses / in der begerten Erstattung der Geistlichen Güter / vorbehalten worden / Daß man sie den vnserigen so lang lassen solte / biß sie mit andern versehen würden. Solche Enderung / als welche auß Haß vnserer Religion / vnd damit dieselbe gar auß dem Land gebandt würde / angestifftet worden / machte die jenige / so von Jugend auff vns Schaden zu zufügen angewiesen vnd getrieben worden / so kün vnd frech / daß sie / ohngeachtet der gegenwart deß Königs / sich in den Kirchen / da sie den Fuß gesetzt / deß Plünderns vnnd Verwüstens so gar nicht enthalten können / daß sie auch zu Pau (da der König war) nach dem sie den Predigstuhl vnnd die Bänck zerbrochen / die Bibel vnnd das New Testament offentlich verbrandt haben. Die Kirchendiener wurden an vielen Orten beleydiget Viel Leuth wurden gezwungen / bey den Vmbgängen / wider jhr Gewissen / auff jhre Knie niderzufallen. Was sonst für Vbermuth / Gewalt vnd Frevel / in gemeltem Bearn verübet worden / ist nicht zu erzehlen. Vnd hetten die grausamste Feinde in einem Land / welches sie mit Gewalt erobert / nit mehr thun können. Hierauff läst der Jesuit Arnold / zum Triumph ein Buch außgehen / mit diesem Titul / DER KOENIG IN BEARN. Darinn er sich nicht genugsamb erfrewen kan / daß seine Anschläge einen so glücklichen Fortgang gehabt: Vnnd daneben genugsamb entdecket / was ferrner sein Fürhaben sey. Er zeigt vns an / was wir ins künfftig zu gewarten. Der König / wie er fürgibt / sol nicht auffhören / biß Er die Religion / die jhm zu wider / vertilget hab. Vnnd dieweil er jhn / wegen solches Anfangs vnd deß verhofften Nachtrucks / hoch vnnd vber den verstorbenen König / seinen Vatter / erhebt / So gibt er zuverstehen / daß derselbe fromme König / eben darumb vmb das Leben kommen / dieweil er sich zu solchem Werck nicht wollen gebrauchen lassen: Vnd daß der jetzige König sich alles gutes zu den Jesuiten versehen soll / wo ferrn er also fortfährt. Da nun das Land Bearn in solchen Jammer gesetzt worden / hat der König im zurück kehren / ein theil seines Kriegsvolcks in Guyenne gelassen / das vbrige durch gantz Poictou zerstrewet. Welches vnsern Kirchen ein grosses Schrecken gebracht. Von der Zeit an / hat man nichts anders gehört / als von der Außrottung der Hugenoten. Zu Hofe gieng keine andere Rede / als von der Belägerung der Statt Rochelle. Man sagte / Es were nur noch vmb drey Monat zu thun / man wartete nur auff bequeme Zeit. Vnder dessen / dieweil nichts von dem / so man den vnserigen zu Loudun verheissen hatte / gehalten worden (außgenommen deß schrifftlichen Scheins von den Orthen vnserer Versicherung) ohnangesehen vnsere General Deputirte / die Zeit vber / mit Flehen vnnd Bitten nichts an jhnen erwinden lassen / So sind die in den Provintzen verordnete Deputirten (welche verpflichtet gewesen / sich wider zusammen zu thun / vnnd jhre vorige Bitt / Jhrer Mayest. zu widerholen / im Fall das jenige / so den vnserigen zugesagt gewesen / nicht geleistet würde) von der Statt Rochelle beschrieben / vnd jnen der fünff vnd zwantzigste November angesetzt worden. Diß wollen wir nit verhalten / daß nach geschehener Enderung in Bearn / die Statt Leytoure, einem Edelmann von der Religion wider in handen gestellt worden. Aber wir lassen einen jeden / der die Billigkeit lieb hat / vrtheilen / ob man vns das jenige / was vns versprochen worden / trewlich vnd auffrichtig gehalten? Sintemal eine Papistische Besatzung drinnen gelassen / vnd wider die vorige Ordnung vnd Gewonheit ein Leutenant eingeführt worden / vnd zwar solcher / den der Synodus solches Ampt nehmen / vnd einem Papisten geben solte. Jedoch / als er wegen beschehener Verheissung / etwas zu rück gehalten wurd / ist sein Jesuit mit dem Rath deß Gewissens (da er doch kein gewissen hat) herfür kommen / vnd hat Jh. M. vberredt / daß sie durch eine AEquivocation vnnd Distinction, für welcher Gott vnd die Menschẽ billich ein Abschewen haben möchten / Jhre Zusag vernichtigen könte. Ewere Zusag (sagt Er) Herr König / gehet entweder auff das Politisch wesen / oder auff das Gewissen. Gewissens halben kan sie nicht bestehen: Dann sie ist dem Nutz der Kirchen zu wider. Was das Politisch Wesen anlangt / so sol E. M. jhren Räthen glauben: von welchen sie vernommen / daß deroselben nit wenig daran gelegen / daß gemelter Orth nit länger in eines Hugenoten Gewalt gelassen werde. Also wurd der König durch den Meister seines Gewissens / welcher alles auff seine Seel genommen / was er nach seinem Rath thun werde / bewegt / daß er dem von Sales befohlen / von seinem Ampt abzutretten. Welches also bald dem von Poyane / so ein geschworner Feind ist vnserer Religion / vbergeben worden. Darnach wurd die alte Besatzung auß der Statt geführt / die Bürger schafft wehrloß gemacht / vnd wurden 400. Papistische Soldaten / vnder dem Befehl deß von Poyane / hinein geleget. Nach diesem / damit denen von der Religion alle Versicherung entzogen würde / wurden sechs Capitainen zu Parsans abgedanckt / vñ die Stätt Sauuetere, Orthez, Oleron vnd Nai, mit Papistischer Guarnison erfüllet. Als der König gen Pau kommen / setzte er / bey versambleten Ständen deß Lands / die Bischoffe zu Praesidenten eyn / damit sie durch diß Mittel das fürnembste Gebiet in demselben hetten. Gott wolle / daß jhm von jhnen solche Vntrew nicht begegne / die sein Vatter erfahren / welcher von jhnen in seiner Kindheit auß dem Land vertrieben worden: Vnd daß deß angrentzenden Feinds Practicken durch sie nicht eine offene Pfort bekommen / Franckreich, von dannen zu vberfallen / dagegen der vnserigẽ Trew biß daher als ein Bolwerck gestanden. Damit aber den vnserigen nichts vberbliebe / was zu jhrer Religion / Versicherung vnd Freyheit dienete / so wurden alle Kirchen / in welchen dieselbe war geübet worden / den Papisten eingeraumt: ohnangesehen dieses / in der begerten Erstattung der Geistlichen Güter / vorbehalten worden / Daß man sie den vnserigen so lang lassen solte / biß sie mit andern versehen würden. Solche Enderung / als welche auß Haß vnserer Religion / vnd damit dieselbe gar auß dem Land gebandt würde / angestifftet worden / machte die jenige / so von Jugend auff vns Schaden zu zufügen angewiesen vnd getrieben worden / so kün vnd frech / daß sie / ohngeachtet der gegenwart deß Königs / sich in den Kirchen / da sie den Fuß gesetzt / deß Plünderns vnnd Verwüstens so gar nicht enthalten können / daß sie auch zu Pau (da der König war) nach dem sie den Predigstuhl vnnd die Bänck zerbrochen / die Bibel vnnd das New Testament offentlich verbrandt haben. Die Kirchendiener wurden an vielen Orten beleydiget Viel Leuth wurden gezwungen / bey den Vmbgängen / wider jhr Gewissen / auff jhre Knie niderzufallen. Was sonst für Vbermuth / Gewalt vnd Frevel / in gemeltem Bearn verübet worden / ist nicht zu erzehlen. Vnd hetten die grausamste Feinde in einem Land / welches sie mit Gewalt erobert / nit mehr thun können. Hierauff läst der Jesuit Arnold / zum Triumph ein Buch außgehen / mit diesem Titul / DER KOENIG IN BEARN. Darinn er sich nicht genugsamb erfrewen kan / daß seine Anschläge einen so glücklichen Fortgang gehabt: Vnnd daneben genugsamb entdecket / was ferrner sein Fürhaben sey. Er zeigt vns an / was wir ins künfftig zu gewarten. Der König / wie er fürgibt / sol nicht auffhören / biß Er die Religion / die jhm zu wider / vertilget hab. Vnnd dieweil er jhn / wegen solches Anfangs vnd deß verhofften Nachtrucks / hoch vnnd vber den verstorbenen König / seinen Vatter / erhebt / So gibt er zuverstehen / daß derselbe fromme König / eben darumb vmb das Leben kommen / dieweil er sich zu solchem Werck nicht wollen gebrauchen lassen: Vnd daß der jetzige König sich alles gutes zu den Jesuiten versehen soll / wo ferrn er also fortfährt. Da nun das Land Bearn in solchen Jammer gesetzt worden / hat der König im zurück kehren / ein theil seines Kriegsvolcks in Guyenne gelassen / das vbrige durch gantz Poictou zerstrewet. Welches vnsern Kirchen ein grosses Schrecken gebracht. Von der Zeit an / hat man nichts anders gehört / als von der Außrottung der Hugenoten. Zu Hofe gieng keine andere Rede / als von der Belägerung der Statt Rochelle. Man sagte / Es were nur noch vmb drey Monat zu thun / man wartete nur auff bequeme Zeit. Vnder dessen / dieweil nichts von dem / so man den vnserigen zu Loudun verheissen hatte / gehalten worden (außgenommen deß schrifftlichen Scheins von den Orthen vnserer Versicherung) ohnangesehen vnsere General Deputirte / die Zeit vber / mit Flehen vnnd Bitten nichts an jhnen erwinden lassen / So sind die in den Provintzen verordnete Deputirten (welche verpflichtet gewesen / sich wider zusammen zu thun / vnnd jhre vorige Bitt / Jhrer Mayest. zu widerholen / im Fall das jenige / so den vnserigen zugesagt gewesen / nicht geleistet würde) von der Statt Rochelle beschrieben / vnd jnen der fünff vnd zwantzigste November angesetzt worden. Diß wollen wir nit verhalten / daß nach geschehener Enderung in Bearn / die Statt Leytoure, einem Edelmann von der Religion wider in handen gestellt worden. Aber wir lassen einen jeden / der die Billigkeit lieb hat / vrtheilen / ob man vns das jenige / was vns versprochen worden / trewlich vnd auffrichtig gehalten? Sintemal eine Papistische Besatzung drinnen gelassen / vnd wider die vorige Ordnung vnd Gewonheit ein Leutenant eingeführt wordẽ / vñ zwar solcher / dẽ der Synodus <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0751" n="672"/> solches Ampt nehmen / vnd einem Papisten geben solte. Jedoch / als er wegen beschehener Verheissung / etwas zu rück gehalten wurd / ist sein Jesuit mit dem Rath deß Gewissens (da er doch kein gewissen hat) herfür kommen / vnd hat Jh. M. vberredt / daß sie durch eine AEquivocation vnnd Distinction, für welcher Gott vnd die Menschẽ billich ein Abschewen haben möchten / Jhre Zusag vernichtigen könte. Ewere Zusag (sagt Er) Herr König / gehet entweder auff das Politisch wesen / oder auff das Gewissen. Gewissens halben kan sie nicht bestehen: Dann sie ist dem Nutz der Kirchen zu wider. Was das Politisch Wesen anlangt / so sol E. M. jhren Räthen glauben: von welchen sie vernommen / daß deroselben nit wenig daran gelegen / daß gemelter Orth nit länger in eines Hugenoten Gewalt gelassen werde. Also wurd der König durch den Meister seines Gewissens / welcher alles auff seine Seel genommen / was er nach seinem Rath thun werde / bewegt / daß er dem von Sales befohlen / von seinem Ampt abzutretten. Welches also bald dem von Poyane / so ein geschworner Feind ist vnserer Religion / vbergeben worden. Darnach wurd die alte Besatzung auß der Statt geführt / die Bürger schafft wehrloß gemacht / vnd wurden 400. Papistische Soldaten / vnder dem Befehl deß von Poyane / hinein geleget. Nach diesem / damit denen von der Religion alle Versicherung entzogen würde / wurden sechs Capitainen zu Parsans abgedanckt / vñ die Stätt Sauuetere, Orthez, Oleron vnd Nai, mit Papistischer Guarnison erfüllet. Als der König gen Pau kommen / setzte er / bey versambleten Ständen deß Lands / die Bischoffe zu Praesidenten eyn / damit sie durch diß Mittel das fürnembste Gebiet in demselben hetten. Gott wolle / daß jhm von jhnen solche Vntrew nicht begegne / die sein Vatter erfahren / welcher von jhnen in seiner Kindheit auß dem Land <choice><sic>vetrieben</sic><corr>vertrieben</corr></choice> worden: Vnd daß deß angrentzenden Feinds Practicken durch sie nicht eine offene Pfort bekommen / Franckreich, von dannen zu vberfallen / dagegen der vnserigẽ Trew biß daher als ein Bolwerck gestanden. Damit aber den vnserigen nichts vberbliebe / was zu jhrer Religion / Versicherung vnd Freyheit dienete / so wurden alle Kirchen / in welchen dieselbe war geübet worden / den Papisten eingeraumt: ohnangesehen dieses / in der begerten Erstattung der Geistlichen Güter / vorbehalten worden / Daß man sie den vnserigen so lang lassen solte / biß sie mit andern versehen würden. Solche Enderung / als welche auß Haß vnserer Religion / vnd damit dieselbe gar auß dem Land gebandt würde / angestifftet worden / machte die jenige / so von Jugend auff vns Schaden zu zufügen angewiesen vnd getrieben worden / so kün vnd frech / daß sie / ohngeachtet der gegenwart deß Königs / sich in den Kirchen / da sie den Fuß gesetzt / deß Plünderns vnnd Verwüstens so gar nicht enthalten können / daß sie auch zu Pau (da der König war) nach dem sie den Predigstuhl vnnd die Bänck zerbrochen / die Bibel vnnd das New Testament offentlich verbrandt haben.</p> <p>Die Kirchendiener wurden an vielen Orten beleydiget Viel Leuth wurden gezwungen / bey den Vmbgängen / wider jhr Gewissen / auff jhre Knie niderzufallen. Was sonst für Vbermuth / Gewalt vnd Frevel / in gemeltem Bearn verübet worden / ist nicht zu erzehlen. Vnd hetten die grausamste Feinde in einem Land / welches sie mit Gewalt erobert / nit mehr thun können.</p> <p>Hierauff läst der Jesuit Arnold / zum Triumph ein Buch außgehen / mit diesem Titul / DER KOENIG IN BEARN. Darinn er sich nicht genugsamb erfrewen kan / daß seine Anschläge einen so glücklichen Fortgang gehabt: Vnnd daneben genugsamb entdecket / was ferrner sein Fürhaben sey. Er zeigt vns an / was wir ins künfftig zu gewarten. Der König / wie er fürgibt / sol nicht auffhören / biß Er die Religion / die jhm zu wider / vertilget hab. Vnnd dieweil er jhn / wegen solches Anfangs vnd deß verhofften Nachtrucks / hoch vnnd vber den verstorbenen König / seinen Vatter / erhebt / So gibt er zuverstehen / daß derselbe fromme König / eben darumb vmb das Leben kommen / dieweil er sich zu solchem Werck nicht wollen gebrauchen lassen: Vnd daß der jetzige König sich alles gutes zu den Jesuiten versehen soll / wo ferrn er also fortfährt.</p> <p>Da nun das Land Bearn in solchen Jammer gesetzt worden / hat der König im zurück kehren / ein theil seines Kriegsvolcks in Guyenne gelassen / das vbrige durch gantz Poictou zerstrewet. Welches vnsern Kirchen ein grosses Schrecken gebracht. Von der Zeit an / hat man nichts anders gehört / als von der Außrottung der Hugenoten.</p> <p>Zu Hofe gieng keine andere Rede / als von der Belägerung der Statt Rochelle. Man sagte / Es were nur noch vmb drey Monat zu thun / man wartete nur auff bequeme Zeit. Vnder dessen / dieweil nichts von dem / so man den vnserigen zu Loudun verheissen hatte / gehalten worden (außgenommen deß schrifftlichen Scheins von den Orthen vnserer Versicherung) ohnangesehen vnsere General Deputirte / die Zeit vber / mit Flehen vnnd Bitten nichts an jhnen erwinden lassen / So sind die in den Provintzen verordnete Deputirten (welche verpflichtet gewesen / sich wider zusammen zu thun / vnnd jhre vorige Bitt / Jhrer Mayest. zu widerholen / im Fall das jenige / so den vnserigen zugesagt gewesen / nicht geleistet würde) von der Statt Rochelle beschrieben / vnd jnen der fünff vnd zwantzigste November angesetzt worden.</p> <p>Diß wollen wir nit verhalten / daß nach geschehener Enderung in Bearn / die Statt Leytoure, einem Edelmann von der Religion wider in handen gestellt worden. Aber wir lassen einen jeden / der die Billigkeit lieb hat / vrtheilen / ob man vns das jenige / was vns versprochen worden / trewlich vnd auffrichtig gehalten? Sintemal eine Papistische Besatzung drinnen gelassen / vnd wider die vorige Ordnung vnd Gewonheit ein Leutenant eingeführt wordẽ / vñ zwar solcher / dẽ der Synodus </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [672/0751]
solches Ampt nehmen / vnd einem Papisten geben solte. Jedoch / als er wegen beschehener Verheissung / etwas zu rück gehalten wurd / ist sein Jesuit mit dem Rath deß Gewissens (da er doch kein gewissen hat) herfür kommen / vnd hat Jh. M. vberredt / daß sie durch eine AEquivocation vnnd Distinction, für welcher Gott vnd die Menschẽ billich ein Abschewen haben möchten / Jhre Zusag vernichtigen könte. Ewere Zusag (sagt Er) Herr König / gehet entweder auff das Politisch wesen / oder auff das Gewissen. Gewissens halben kan sie nicht bestehen: Dann sie ist dem Nutz der Kirchen zu wider. Was das Politisch Wesen anlangt / so sol E. M. jhren Räthen glauben: von welchen sie vernommen / daß deroselben nit wenig daran gelegen / daß gemelter Orth nit länger in eines Hugenoten Gewalt gelassen werde. Also wurd der König durch den Meister seines Gewissens / welcher alles auff seine Seel genommen / was er nach seinem Rath thun werde / bewegt / daß er dem von Sales befohlen / von seinem Ampt abzutretten. Welches also bald dem von Poyane / so ein geschworner Feind ist vnserer Religion / vbergeben worden. Darnach wurd die alte Besatzung auß der Statt geführt / die Bürger schafft wehrloß gemacht / vnd wurden 400. Papistische Soldaten / vnder dem Befehl deß von Poyane / hinein geleget. Nach diesem / damit denen von der Religion alle Versicherung entzogen würde / wurden sechs Capitainen zu Parsans abgedanckt / vñ die Stätt Sauuetere, Orthez, Oleron vnd Nai, mit Papistischer Guarnison erfüllet. Als der König gen Pau kommen / setzte er / bey versambleten Ständen deß Lands / die Bischoffe zu Praesidenten eyn / damit sie durch diß Mittel das fürnembste Gebiet in demselben hetten. Gott wolle / daß jhm von jhnen solche Vntrew nicht begegne / die sein Vatter erfahren / welcher von jhnen in seiner Kindheit auß dem Land vertrieben worden: Vnd daß deß angrentzenden Feinds Practicken durch sie nicht eine offene Pfort bekommen / Franckreich, von dannen zu vberfallen / dagegen der vnserigẽ Trew biß daher als ein Bolwerck gestanden. Damit aber den vnserigen nichts vberbliebe / was zu jhrer Religion / Versicherung vnd Freyheit dienete / so wurden alle Kirchen / in welchen dieselbe war geübet worden / den Papisten eingeraumt: ohnangesehen dieses / in der begerten Erstattung der Geistlichen Güter / vorbehalten worden / Daß man sie den vnserigen so lang lassen solte / biß sie mit andern versehen würden. Solche Enderung / als welche auß Haß vnserer Religion / vnd damit dieselbe gar auß dem Land gebandt würde / angestifftet worden / machte die jenige / so von Jugend auff vns Schaden zu zufügen angewiesen vnd getrieben worden / so kün vnd frech / daß sie / ohngeachtet der gegenwart deß Königs / sich in den Kirchen / da sie den Fuß gesetzt / deß Plünderns vnnd Verwüstens so gar nicht enthalten können / daß sie auch zu Pau (da der König war) nach dem sie den Predigstuhl vnnd die Bänck zerbrochen / die Bibel vnnd das New Testament offentlich verbrandt haben.
Die Kirchendiener wurden an vielen Orten beleydiget Viel Leuth wurden gezwungen / bey den Vmbgängen / wider jhr Gewissen / auff jhre Knie niderzufallen. Was sonst für Vbermuth / Gewalt vnd Frevel / in gemeltem Bearn verübet worden / ist nicht zu erzehlen. Vnd hetten die grausamste Feinde in einem Land / welches sie mit Gewalt erobert / nit mehr thun können.
Hierauff läst der Jesuit Arnold / zum Triumph ein Buch außgehen / mit diesem Titul / DER KOENIG IN BEARN. Darinn er sich nicht genugsamb erfrewen kan / daß seine Anschläge einen so glücklichen Fortgang gehabt: Vnnd daneben genugsamb entdecket / was ferrner sein Fürhaben sey. Er zeigt vns an / was wir ins künfftig zu gewarten. Der König / wie er fürgibt / sol nicht auffhören / biß Er die Religion / die jhm zu wider / vertilget hab. Vnnd dieweil er jhn / wegen solches Anfangs vnd deß verhofften Nachtrucks / hoch vnnd vber den verstorbenen König / seinen Vatter / erhebt / So gibt er zuverstehen / daß derselbe fromme König / eben darumb vmb das Leben kommen / dieweil er sich zu solchem Werck nicht wollen gebrauchen lassen: Vnd daß der jetzige König sich alles gutes zu den Jesuiten versehen soll / wo ferrn er also fortfährt.
Da nun das Land Bearn in solchen Jammer gesetzt worden / hat der König im zurück kehren / ein theil seines Kriegsvolcks in Guyenne gelassen / das vbrige durch gantz Poictou zerstrewet. Welches vnsern Kirchen ein grosses Schrecken gebracht. Von der Zeit an / hat man nichts anders gehört / als von der Außrottung der Hugenoten.
Zu Hofe gieng keine andere Rede / als von der Belägerung der Statt Rochelle. Man sagte / Es were nur noch vmb drey Monat zu thun / man wartete nur auff bequeme Zeit. Vnder dessen / dieweil nichts von dem / so man den vnserigen zu Loudun verheissen hatte / gehalten worden (außgenommen deß schrifftlichen Scheins von den Orthen vnserer Versicherung) ohnangesehen vnsere General Deputirte / die Zeit vber / mit Flehen vnnd Bitten nichts an jhnen erwinden lassen / So sind die in den Provintzen verordnete Deputirten (welche verpflichtet gewesen / sich wider zusammen zu thun / vnnd jhre vorige Bitt / Jhrer Mayest. zu widerholen / im Fall das jenige / so den vnserigen zugesagt gewesen / nicht geleistet würde) von der Statt Rochelle beschrieben / vnd jnen der fünff vnd zwantzigste November angesetzt worden.
Diß wollen wir nit verhalten / daß nach geschehener Enderung in Bearn / die Statt Leytoure, einem Edelmann von der Religion wider in handen gestellt worden. Aber wir lassen einen jeden / der die Billigkeit lieb hat / vrtheilen / ob man vns das jenige / was vns versprochen worden / trewlich vnd auffrichtig gehalten? Sintemal eine Papistische Besatzung drinnen gelassen / vnd wider die vorige Ordnung vnd Gewonheit ein Leutenant eingeführt wordẽ / vñ zwar solcher / dẽ der Synodus
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/751>, abgerufen am 04.07.2024. |