Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.deß wegen sie zu sich kommen lassen / nidergehawen. Die Pfältzische haben jhr Läger / nachdem sie Pfaltzgräffisch Kriegsvolck hauset vbel. von Stein abgezogen / zu Birstätt auffgeschlagen / welches ein reicher Flecken war / darauß die Innwohner fast alle entwichen / weil die Soldaten ärger als Feind darinn gehauset Kisten vnd Kasten eröffnet vnnd alles Preiß gemacht / die Frücht auß den Schewren vnnd die Pfäl auß den Weingärten weggeführet / die Thüren außgehaben vnd Hütten darauß gemacht / Küh vnd Schwein nider gestossen vnd alles verwüstet / dahero der Pfaltz Defensores, jhre Deuoratores genennet worden. Sonsten haben die Spanische auch grosse Forcht / vnd Flehnen von einem Ort zum andern im Landt vervrsachet / vnd vmb diese Zeit das Stättlein Bensheim an der Bergstraß auff fordern lassen; Hingegen der Englisch Obriste Veer den Bischoff von Speyer / dem erschuld geben / daß er Mitvrsächer an Verwüstung der Spanische nehmen wider vnderschiedliche Orth in der Pfaltz ein. Pfaltz / einen Absagbrieff zugeschickt. Als nun in dessen der Spanische General Don Cordua / mit seinem Volck Bensheim / Heppenheim / Weinheim / deß Schlosses Starckenburg vnd also der gantzen Bergstraß sich bemächtigte / hernach sich wider wendete / bey Stein vber die Brück auff die ander Seiten deß Rheins auff Lautern zuruckete / vnd weil kein Entsatz vorhanden / die Bürgerschafft auch keine Belägerung außstehen wolte / selbige Statt gleichfalls in seinen Gewalt brachte / als versahe der General Veer das Pfältzisch Stammhauß Heydelberg / die Vestung Mannheim vnd Franckenthal mit stärckern Besatzungen: Wordurch die Laugen / So dem Bischoff von Speyer vbergehenckt war / wider etwas erkaltet. Ein Schaf hirt zu Ogersheim accordirt mit den Spanischen. Inmittels hat sich Don Cordua gerüstet / die Statt Franckenthal zubelägern / da sich dann kurtz zuvor hero mit Ogersheim ein denck würdige Sach zugetragen. Dann als Cordua sein erstes Quartier nahe dem Stättlein Ogersheim / zu Lambsheim genommen / ist darauff ein solcher Schrecken vnder die Innwohner zu gedachtem Ogersheim kommen / daß die Vornembste alle mit Sack vnd Pack / vnd was sie nur führen / tragen vnd in der Eyl fortbringen können / sich in die Vestung Mannheim salvirt / der meiste Haußrath aber / sampt Wein / Früchten vnd Viehe ist alles zurück gelassen worden / vnd sind nicht mehr als etwan 24. Bürger / so nit viel zuverlieren gehabt / allda geblieben / die haben so bald die andern fort gewesen / die Brücken auffgezogen / die Thor verschlossen / vnnd sich auff die Stattmawer vnd beyde Pfortenthürn begeben / vmb zuerwarten / wie die Sachen ablauffen würden. Stracks darauff aber haben sich die Spanier von Lambsheim auß mit 17. Cornet Reutern im Feld praesentirt. Darauff gedachte Ogersheimer / weil damalen noch in 15. Doppelhacken auff beyden Pforten gelegen / solche zu vnderschiedlich mahlen loß gebrand / in meynung die Spanier damit abzuschrecken / daß sie sich wider zurück degeben solten. Aber dessen vngeachtet ist ein Trommeter herbey geritten / vnd dreymahl geblasen. Darauff einer von den restierenden Bürgern vom Thurn hinunder geruffen vnd gefragt / was er begere / auff welches der Trommeter geantwortet / er begerte im namen Don Cordua / sie sollen die Statt auffgeben. Vnd als er ferner gefragt wurde in wessen Nahmen Don Cordua solchs thete; Hat er hinwiderumb geantwortet / im Namen Jh. Kay. M. darüber vorgemelte Bürger ein solche Forcht ankommen / daß sie alle vom Thurn vnnd Mawren sich herunder gemacht / auff der andern Seiten deß Stättleins vber die Mawer / da sie am nidrigsten war gesprungen vnd darvon geloffen / also das niemand zurück geblieben / als der Schaffhirt / so Hans Warsch gehlieben. Dieser als er sich nun solcher Gestalt von den andern allen verlassen / vnd allein in dem Stättlein befunden / auch auff einen Succurs jhm einige Gedancke nit machen können / hat er sich entschlossen das Stättlein den Spaniern zuvber geben; Hat also für seine Person vor sich vnd die Seinige allein mit dem Trommeter dergestalt accordirt / daß man jhn bey seiner Religion vnnd allem was er habe / lassen vnnd sampt Weib vnd Kindern schützen vnd schirmen wolle; Welches alles vom Trommeter jhm zugesagt vnd versprochen worden. Darauff der Schäffer die Thor geöffnet / vnd die Spanier einziehen lassen / welche jhm stracks ein Schiltwacht für sein Hauß gestellt / vnd den Accord stattlich gehalten. Gegen Abend sind die Kühe / von denen der Kühhirt / als er vernommen / daß die Spanier das Stättlein jnnen hetten / entloffen / selbsten heim in jhre Ställ vnd also von freyem den Spaniern in jhre Quartier gangen / also daß mancher von 2. biß in 12. vnd mehr Stück in sein Quartier bekommen. Kurtz hernach hat gedachter Hans Warsch / nach dem sein Weib eins Kinds genesen / den Don Cordua / welcher daselbs zur Cronen gelegen / zu Gevattern gebetten / welcher auch solchs bey der Tauff henben vnd den Warschen von seiner Tafel speisen lassen. Franckenthal von den Spanischen belägert. Demnach Ogersheim von den Spanischen erzehlter massen eingenommen worden / ist Don Cordua den 19. Sept. in dreyfacher voller Schlachtordnung gegen Franckenthal angezogen / deren eine den Weg vom Dorff Hessen / die ander von Ogersheim vnnd die dritte von Lambsheim her marchiret: Denen alsbald auß der Statt drey Hauffen (welche gleichwol an der Anzahl viel geringer gewesen) entgegen gezogen / vnd obwol der Englische Gubernator in der Statt / so ein Freyherr Johann Borres genannt / ein sehr tapfferer vnd resoluter Mann / dz Treffen widerrathen vnd verbotten / haben doch die freywillige Reuter / so alle Bürger waren / neben etlichen zu Fuß / mit der Truppen / so von Ogersheim herkommen / ein Schäntzlein gewagt / welches jhnen so wol geglücket / daß die Spanische in die Flucht gejagt / vnd ein vornehmer Corporal / so ein Burgunder gewesen / erlegt worden / welcher als er vom Pferdt gefallen / jämmerlich geschrien vnd geflucht / daß er sein Leben in diesem Land / vnnd vor einer so verfluchten Statt lassen solte: Dem ein Bürger / Johann de Cerf genannt / das Facit gemacht / mit vermelden / daß er billich in dem Land ins Graß beisse / in welches er vnschuldige Leuch deß wegen sie zu sich kom̃en lassen / nidergehawen. Die Pfältzische haben jhr Läger / nachdem sie Pfaltzgräffisch Kriegsvolck hauset vbel. von Stein abgezogen / zu Birstätt auffgeschlagen / welches ein reicher Flecken war / darauß die Innwohner fast alle entwichen / weil die Soldaten ärger als Feind darinn gehauset Kisten vnd Kasten eröffnet vnnd alles Preiß gemacht / die Frücht auß den Schewren vnnd die Pfäl auß den Weingärten weggeführet / die Thüren außgehaben vnd Hütten darauß gemacht / Küh vnd Schwein nider gestossen vnd alles verwüstet / dahero der Pfaltz Defensores, jhre Deuoratores genennet worden. Sonsten haben die Spanische auch grosse Forcht / vnd Flehnen von einem Ort zum andern im Landt vervrsachet / vnd vmb diese Zeit das Stättlein Bensheim an der Bergstraß auff fordern lassen; Hingegen der Englisch Obriste Veer dẽ Bischoff von Speyer / dem erschuld geben / daß er Mitvrsächer an Verwüstung der Spanische nehmen wider vnderschiedliche Orth in der Pfaltz ein. Pfaltz / einen Absagbrieff zugeschickt. Als nun in dessen der Spanische General Don Cordua / mit seinem Volck Bensheim / Heppenheim / Weinheim / deß Schlosses Starckenburg vnd also der gantzen Bergstraß sich bemächtigte / hernach sich wider wendete / bey Stein vber die Brück auff die ander Seiten deß Rheins auff Lautern zuruckete / vnd weil kein Entsatz vorhanden / die Bürgerschafft auch keine Belägerung außstehen wolte / selbige Statt gleichfalls in seinen Gewalt brachte / als versahe der General Veer das Pfältzisch Stammhauß Heydelberg / die Vestung Mannheim vnd Franckenthal mit stärckern Besatzungen: Wordurch die Laugen / So dem Bischoff von Speyer vbergehenckt war / wider etwas erkaltet. Ein Schaf hirt zu Ogersheim accordirt mit den Spanischen. Inmittels hat sich Don Cordua gerüstet / die Statt Franckenthal zubelägern / da sich dann kurtz zuvor hero mit Ogersheim ein denck würdige Sach zugetragen. Dann als Cordua sein erstes Quartier nahe dem Stättlein Ogersheim / zu Lambsheim genommen / ist darauff ein solcher Schrecken vnder die Innwohner zu gedachtem Ogersheim kommen / daß die Vornembste alle mit Sack vnd Pack / vnd was sie nur führen / tragen vnd in der Eyl fortbringen können / sich in die Vestung Mannheim salvirt / der meiste Haußrath aber / sampt Wein / Früchten vnd Viehe ist alles zurück gelassen worden / vnd sind nicht mehr als etwan 24. Bürger / so nit viel zuverlieren gehabt / allda geblieben / die haben so bald die andern fort gewesen / die Brücken auffgezogen / die Thor verschlossen / vnnd sich auff die Stattmawer vnd beyde Pfortenthürn begebẽ / vmb zuerwarten / wie die Sachen ablauffen würden. Stracks darauff aber haben sich die Spanier von Lambsheim auß mit 17. Cornet Reutern im Feld praesentirt. Darauff gedachte Ogersheimer / weil damalẽ noch in 15. Doppelhacken auff beyden Pforten gelegen / solche zu vnderschiedlich mahlen loß gebrand / in meynung die Spanier damit abzuschrecken / daß sie sich wider zurück degeben solten. Aber dessen vngeachtet ist ein Trommeter herbey geritten / vnd dreymahl geblasen. Darauff einer von den restierenden Bürgern vom Thurn hinunder geruffen vñ gefragt / was er begere / auff welches der Trommeter geantwortet / er begerte im namen Don Cordua / sie sollen die Statt auffgeben. Vnd als er ferner gefragt wurde in wessen Nahmen Don Cordua solchs thete; Hat er hinwiderumb geantwortet / im Namen Jh. Kay. M. darüber vorgemelte Bürger ein solche Forcht ankommen / daß sie alle vom Thurn vnnd Mawren sich herunder gemacht / auff der andern Seiten deß Stättleins vber die Mawer / da sie am nidrigstẽ war gesprungen vñ darvon geloffen / also das niemand zurück geblieben / als der Schaffhirt / so Hans Warsch gehlieben. Dieser als er sich nun solcher Gestalt von den andern allen verlassen / vnd allein in dem Stättlein befunden / auch auff einen Succurs jhm einige Gedancke nit machen können / hat er sich entschlossen das Stättlein den Spaniern zuvber geben; Hat also für seine Person vor sich vnd die Seinige allein mit dem Trommeter dergestalt accordirt / daß man jhn bey seiner Religion vnnd allem was er habe / lassen vnnd sampt Weib vnd Kindern schützen vnd schirmen wolle; Welches alles vom Trommeter jhm zugesagt vnd versprochen worden. Darauff der Schäffer die Thor geöffnet / vnd die Spanier einziehen lassen / welche jhm stracks ein Schiltwacht für sein Hauß gestellt / vnd den Accord stattlich gehalten. Gegen Abend sind die Kühe / von denen der Kühhirt / als er vernom̃en / daß die Spanier das Stättlein jnnen hettẽ / entloffen / selbstẽ heim in jhre Ställ vnd also von freyem den Spaniern in jhre Quartier gangen / also daß mancher von 2. biß in 12. vnd mehr Stück in sein Quartier bekom̃en. Kurtz hernach hat gedachter Hans Warsch / nach dem sein Weib eins Kinds genesen / den Don Cordua / welcher daselbs zur Cronen gelegen / zu Gevattern gebetten / welcher auch solchs bey der Tauff henben vñ den Warschen von seiner Tafel speisen lassen. Franckenthal von den Spanischen belägert. Demnach Ogersheim von den Spanischẽ erzehlter massen eingenom̃en worden / ist Don Cordua den 19. Sept. in dreyfacher voller Schlachtordnung gegen Franckenthal angezogen / deren eine den Weg vom Dorff Hessen / die ander von Ogersheim vnnd die dritte von Lambsheim her marchiret: Denen alsbald auß der Statt drey Hauffen (welche gleichwol an der Anzahl viel geringer gewesen) entgegen gezogen / vnd obwol der Englische Gubernator in der Statt / so ein Freyherr Johann Borres genannt / ein sehr tapfferer vnd resoluter Mann / dz Treffen widerrathen vnd verbotten / haben doch die freywillige Reuter / so alle Bürger waren / neben etlichen zu Fuß / mit der Truppen / so von Ogersheim herkommen / ein Schäntzlein gewagt / welches jhnen so wol geglücket / daß die Spanische in die Flucht gejagt / vnd ein vornehmer Corporal / so ein Burgunder gewesen / erlegt worden / welcher als er vom Pferdt gefallen / jämmerlich geschrien vnd geflucht / daß er sein Leben in diesem Land / vnnd vor einer so verfluchten Statt lassen solte: Dem ein Bürger / Johann de Cerf genannt / das Facit gemacht / mit vermelden / daß er billich in dem Land ins Graß beisse / in welches er vnschuldige Leuch <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0670" n="599"/> <p>deß wegen sie zu sich kom̃en lassen / nidergehawen.</p> <p>Die Pfältzische haben jhr Läger / nachdem sie <note place="left">Pfaltzgräffisch Kriegsvolck hauset vbel.</note> von Stein abgezogen / zu Birstätt auffgeschlagen / welches ein reicher Flecken war / darauß die Innwohner fast alle entwichen / weil die Soldaten ärger als Feind darinn gehauset Kisten vnd Kasten eröffnet vnnd alles Preiß gemacht / die Frücht auß den Schewren vnnd die Pfäl auß den Weingärten weggeführet / die Thüren außgehaben vnd Hütten darauß gemacht / Küh vnd Schwein nider gestossen vnd alles verwüstet / dahero der Pfaltz Defensores, jhre Deuoratores genennet worden. Sonsten haben die Spanische auch grosse Forcht / vnd Flehnen von einem Ort zum andern im Landt vervrsachet / vnd vmb diese Zeit das Stättlein Bensheim an der Bergstraß auff fordern lassen; Hingegen der Englisch Obriste Veer dẽ Bischoff von Speyer / dem erschuld geben / daß er Mitvrsächer an Verwüstung der <note place="left">Spanische nehmen wider vnderschiedliche Orth in der Pfaltz ein.</note> Pfaltz / einen Absagbrieff zugeschickt. Als nun in dessen der Spanische General Don Cordua / mit seinem Volck Bensheim / Heppenheim / Weinheim / deß Schlosses Starckenburg vnd also der gantzen Bergstraß sich bemächtigte / hernach sich wider wendete / bey Stein vber die Brück auff die ander Seiten deß Rheins auff Lautern zuruckete / vnd weil kein Entsatz vorhanden / die Bürgerschafft auch keine Belägerung außstehen wolte / selbige Statt gleichfalls in seinen Gewalt brachte / als versahe der General Veer das Pfältzisch Stammhauß Heydelberg / die Vestung Mannheim vnd Franckenthal mit stärckern Besatzungen: Wordurch die Laugen / So dem Bischoff von Speyer vbergehenckt war / wider etwas erkaltet.</p> <p><note place="left">Ein Schaf hirt zu Ogersheim accordirt mit den Spanischen.</note> Inmittels hat sich Don Cordua gerüstet / die Statt Franckenthal zubelägern / da sich dann kurtz zuvor hero mit Ogersheim ein denck würdige Sach zugetragen. Dann als Cordua sein erstes Quartier nahe dem Stättlein Ogersheim / zu Lambsheim genommen / ist darauff ein solcher Schrecken vnder die Innwohner zu gedachtem Ogersheim kommen / daß die Vornembste alle mit Sack vnd Pack / vnd was sie nur führen / tragen vnd in der Eyl fortbringen können / sich in die Vestung Mannheim salvirt / der meiste Haußrath aber / sampt Wein / Früchten vnd Viehe ist alles zurück gelassen worden / vnd sind nicht mehr als etwan 24. Bürger / so nit viel zuverlieren gehabt / allda geblieben / die haben so bald die andern fort gewesen / die Brücken auffgezogen / die Thor verschlossen / vnnd sich auff die Stattmawer vnd beyde Pfortenthürn begebẽ / vmb zuerwarten / wie die Sachen ablauffen würden. Stracks darauff aber haben sich die Spanier von Lambsheim auß mit 17. Cornet Reutern im Feld praesentirt. Darauff gedachte Ogersheimer / weil damalẽ noch in 15. Doppelhacken auff beyden Pforten gelegen / solche zu vnderschiedlich mahlen loß gebrand / in meynung die Spanier damit abzuschrecken / daß sie sich wider zurück degeben solten. Aber dessen vngeachtet ist ein Trommeter herbey geritten / vnd dreymahl geblasen. Darauff einer von den restierenden Bürgern vom Thurn hinunder geruffen vñ gefragt / was er begere / auff welches der Trommeter geantwortet / er begerte im namen Don Cordua / sie sollen die Statt auffgeben. Vnd als er ferner gefragt wurde in wessen Nahmen Don Cordua solchs thete; Hat er hinwiderumb geantwortet / im Namen Jh. Kay. M. darüber vorgemelte Bürger ein solche Forcht ankommen / daß sie alle vom Thurn vnnd Mawren sich herunder gemacht / auff der andern Seiten deß Stättleins vber die Mawer / da sie am nidrigstẽ war gesprungen vñ darvon geloffen / also das niemand zurück geblieben / als der Schaffhirt / so Hans Warsch gehlieben. Dieser als er sich nun solcher Gestalt von den andern allen verlassen / vnd allein in dem Stättlein befunden / auch auff einen Succurs jhm einige Gedancke nit machen können / hat er sich entschlossen das Stättlein den Spaniern zuvber geben; Hat also für seine Person vor sich vnd die Seinige allein mit dem Trommeter dergestalt accordirt / daß man jhn bey seiner Religion vnnd allem was er habe / lassen vnnd sampt Weib vnd Kindern schützen vnd schirmen wolle; Welches alles vom Trommeter jhm zugesagt vnd versprochen worden. Darauff der Schäffer die Thor geöffnet / vnd die Spanier einziehen lassen / welche jhm stracks ein Schiltwacht für sein Hauß gestellt / vnd den Accord stattlich gehalten. Gegen Abend sind die Kühe / von denen der Kühhirt / als er vernom̃en / daß die Spanier das Stättlein jnnen hettẽ / entloffen / selbstẽ heim in jhre Ställ vnd also von freyem den Spaniern in jhre Quartier gangen / also daß mancher von 2. biß in 12. vnd mehr Stück in sein Quartier bekom̃en. Kurtz hernach hat gedachter Hans Warsch / nach dem sein Weib eins Kinds genesen / den Don Cordua / welcher daselbs zur Cronen gelegen / zu Gevattern gebetten / welcher auch solchs bey der Tauff henben vñ den Warschen von seiner Tafel speisen lassen.</p> <p><note place="right">Franckenthal von den Spanischen belägert.</note> Demnach Ogersheim von den Spanischẽ erzehlter massen eingenom̃en worden / ist Don Cordua den 19. 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deß wegen sie zu sich kom̃en lassen / nidergehawen.
Die Pfältzische haben jhr Läger / nachdem sie von Stein abgezogen / zu Birstätt auffgeschlagen / welches ein reicher Flecken war / darauß die Innwohner fast alle entwichen / weil die Soldaten ärger als Feind darinn gehauset Kisten vnd Kasten eröffnet vnnd alles Preiß gemacht / die Frücht auß den Schewren vnnd die Pfäl auß den Weingärten weggeführet / die Thüren außgehaben vnd Hütten darauß gemacht / Küh vnd Schwein nider gestossen vnd alles verwüstet / dahero der Pfaltz Defensores, jhre Deuoratores genennet worden. Sonsten haben die Spanische auch grosse Forcht / vnd Flehnen von einem Ort zum andern im Landt vervrsachet / vnd vmb diese Zeit das Stättlein Bensheim an der Bergstraß auff fordern lassen; Hingegen der Englisch Obriste Veer dẽ Bischoff von Speyer / dem erschuld geben / daß er Mitvrsächer an Verwüstung der Pfaltz / einen Absagbrieff zugeschickt. Als nun in dessen der Spanische General Don Cordua / mit seinem Volck Bensheim / Heppenheim / Weinheim / deß Schlosses Starckenburg vnd also der gantzen Bergstraß sich bemächtigte / hernach sich wider wendete / bey Stein vber die Brück auff die ander Seiten deß Rheins auff Lautern zuruckete / vnd weil kein Entsatz vorhanden / die Bürgerschafft auch keine Belägerung außstehen wolte / selbige Statt gleichfalls in seinen Gewalt brachte / als versahe der General Veer das Pfältzisch Stammhauß Heydelberg / die Vestung Mannheim vnd Franckenthal mit stärckern Besatzungen: Wordurch die Laugen / So dem Bischoff von Speyer vbergehenckt war / wider etwas erkaltet.
Pfaltzgräffisch Kriegsvolck hauset vbel.
Spanische nehmen wider vnderschiedliche Orth in der Pfaltz ein. Inmittels hat sich Don Cordua gerüstet / die Statt Franckenthal zubelägern / da sich dann kurtz zuvor hero mit Ogersheim ein denck würdige Sach zugetragen. Dann als Cordua sein erstes Quartier nahe dem Stättlein Ogersheim / zu Lambsheim genommen / ist darauff ein solcher Schrecken vnder die Innwohner zu gedachtem Ogersheim kommen / daß die Vornembste alle mit Sack vnd Pack / vnd was sie nur führen / tragen vnd in der Eyl fortbringen können / sich in die Vestung Mannheim salvirt / der meiste Haußrath aber / sampt Wein / Früchten vnd Viehe ist alles zurück gelassen worden / vnd sind nicht mehr als etwan 24. Bürger / so nit viel zuverlieren gehabt / allda geblieben / die haben so bald die andern fort gewesen / die Brücken auffgezogen / die Thor verschlossen / vnnd sich auff die Stattmawer vnd beyde Pfortenthürn begebẽ / vmb zuerwarten / wie die Sachen ablauffen würden. Stracks darauff aber haben sich die Spanier von Lambsheim auß mit 17. Cornet Reutern im Feld praesentirt. Darauff gedachte Ogersheimer / weil damalẽ noch in 15. Doppelhacken auff beyden Pforten gelegen / solche zu vnderschiedlich mahlen loß gebrand / in meynung die Spanier damit abzuschrecken / daß sie sich wider zurück degeben solten. Aber dessen vngeachtet ist ein Trommeter herbey geritten / vnd dreymahl geblasen. Darauff einer von den restierenden Bürgern vom Thurn hinunder geruffen vñ gefragt / was er begere / auff welches der Trommeter geantwortet / er begerte im namen Don Cordua / sie sollen die Statt auffgeben. Vnd als er ferner gefragt wurde in wessen Nahmen Don Cordua solchs thete; Hat er hinwiderumb geantwortet / im Namen Jh. Kay. M. darüber vorgemelte Bürger ein solche Forcht ankommen / daß sie alle vom Thurn vnnd Mawren sich herunder gemacht / auff der andern Seiten deß Stättleins vber die Mawer / da sie am nidrigstẽ war gesprungen vñ darvon geloffen / also das niemand zurück geblieben / als der Schaffhirt / so Hans Warsch gehlieben. Dieser als er sich nun solcher Gestalt von den andern allen verlassen / vnd allein in dem Stättlein befunden / auch auff einen Succurs jhm einige Gedancke nit machen können / hat er sich entschlossen das Stättlein den Spaniern zuvber geben; Hat also für seine Person vor sich vnd die Seinige allein mit dem Trommeter dergestalt accordirt / daß man jhn bey seiner Religion vnnd allem was er habe / lassen vnnd sampt Weib vnd Kindern schützen vnd schirmen wolle; Welches alles vom Trommeter jhm zugesagt vnd versprochen worden. Darauff der Schäffer die Thor geöffnet / vnd die Spanier einziehen lassen / welche jhm stracks ein Schiltwacht für sein Hauß gestellt / vnd den Accord stattlich gehalten. Gegen Abend sind die Kühe / von denen der Kühhirt / als er vernom̃en / daß die Spanier das Stättlein jnnen hettẽ / entloffen / selbstẽ heim in jhre Ställ vnd also von freyem den Spaniern in jhre Quartier gangen / also daß mancher von 2. biß in 12. vnd mehr Stück in sein Quartier bekom̃en. Kurtz hernach hat gedachter Hans Warsch / nach dem sein Weib eins Kinds genesen / den Don Cordua / welcher daselbs zur Cronen gelegen / zu Gevattern gebetten / welcher auch solchs bey der Tauff henben vñ den Warschen von seiner Tafel speisen lassen.
Ein Schaf hirt zu Ogersheim accordirt mit den Spanischen. Demnach Ogersheim von den Spanischẽ erzehlter massen eingenom̃en worden / ist Don Cordua den 19. Sept. in dreyfacher voller Schlachtordnung gegen Franckenthal angezogen / deren eine den Weg vom Dorff Hessen / die ander von Ogersheim vnnd die dritte von Lambsheim her marchiret: Denen alsbald auß der Statt drey Hauffen (welche gleichwol an der Anzahl viel geringer gewesen) entgegen gezogen / vnd obwol der Englische Gubernator in der Statt / so ein Freyherr Johann Borres genannt / ein sehr tapfferer vnd resoluter Mann / dz Treffen widerrathen vnd verbotten / haben doch die freywillige Reuter / so alle Bürger waren / neben etlichen zu Fuß / mit der Truppen / so von Ogersheim herkommen / ein Schäntzlein gewagt / welches jhnen so wol geglücket / daß die Spanische in die Flucht gejagt / vnd ein vornehmer Corporal / so ein Burgunder gewesen / erlegt worden / welcher als er vom Pferdt gefallen / jämmerlich geschrien vnd geflucht / daß er sein Leben in diesem Land / vnnd vor einer so verfluchten Statt lassen solte: Dem ein Bürger / Johann de Cerf genannt / das Facit gemacht / mit vermelden / daß er billich in dem Land ins Graß beisse / in welches er vnschuldige Leuch
Franckenthal von den Spanischen belägert.
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