Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.haben / in Vberfluß vnd Schwelgerey zu leben: Hergegen aber an Waffen / durch welche vnser Leben wider allerley Ellend / Widerwertigkeit vnnd Dienstbarkeit beschützt wird / nicht zum besten versehen sind. Ich weiß / daß in eylenden Sachen es erlaubt sey / auff einen Rath einen Schluß zumachen / vnnd wann derselbe gemacht ist / alßbald zur Execution zu schreiten. Der Rath ist der Compaß / nach welchem man alle grosse Sachen richten vnd wenden muß: er ist der Stern / nach welchem weise Leuth jhren Lanff nehmen. Solches gestehe ich / solches lobe ich / daß man die Sach zuvor wol bedencke: aber das mißfällt mir / daß wir in vnsern Rathschlägen so träg vnnd langsamb sind: Nach dem wir die Sach lang vnd breit vberlegt haben / so laßt vns einmal die Hand anschlagen / vnnd die Sach angreiffen / sonst wird es vns gehen / wie dem Artzt / welcher mit seiner Artzney kompt / wann der Patient schon todt ist. Fürwar solche langsamkeit ist ein Zeichen einer grossen Zagheit: vnd es heist: bis dat, qui cito dat: Wer fertig ist im geben / vermehrt vnd doppelt seine Gabe: Dimidium facti, qui bene caepit, habet: Wol angefangen / ist halb gewonnen. Wann ich an die Pfaltz gedencke / so verstumme ich gleichsamb / vnnd thut mir das Hertz so wehe / daß ich nichtreden kan: Siehe da die Füchse haben Gruben / vnd die Vögel vnder dem Himmel haben Nester: Aber die Tochter vnsers Königs vnd Königreichs hat nicht / da sie jhr Haupt hin lege. Vnd wann wir schon kein ander absehens hetten / so ist doch die Gedächtnuß jhrer Tugend / in aller frommen Hertzen dermassen eingegraben / daß schon vor diesem ein freywillige Stewer / auß gutem Eyfer geschehen: vnnd wiewol dazumal etliche Geitzhälß / die jhren Mammon anbetten / diß edel Werck lästerten / vnd außgaben / alß wann der König keinen gefallen dran hette: so waren es doch nur Panici terrores; ein eytele Forcht vnd Wolcken für der Sonnen / welche jetzund heller scheinet vnd herfür bricht / in dem J. May. vns vmb hülff ersucht / vns darzu ermahnet / vnd der gebohren ist vns zubefehlen / würdiget vns / daß er vns bitte. Jetzt oder nimmermehr ist es zeit / vnserm Land guts zuthun / wann wir demselben aller Beschwernussen wöllen abhelffen / vnd die Wurtzel darvon außreutten / daß sie nimmermehr in diesem Reich wider auffwachsen / wann wir die schädliche Spinnen mit jhren Spinnweben wöllen vertilgen. Mich düncketich sehe einen schönen vnnd ebenen Weg: Last vns erstlich dem König etwas zugefallen thun / er wird es gegen vns wider vergelten: Laßt vns ein Capital in sein Königlichen Busem machen: ich hoffe wir werden es widerumb reichlich geniessen. Grosse vnnd tapffere Gemühter sind alßdann bequem / den Supplicanten etwas zu bewilligen / wann sie zuvor erhalten was sie begehrt haben: nichts ist / das ein ehrlich Hertz mehr verbinde / das jenige zuvollbringen / was von jm erwartet wird / alß wann man jhm trawet. Diß ist der Weg dardurch man deß Königs Gunst vnd gute Zuneigung zum Parläment erwerben kan: Diß ist das Mittel deß Königs Tochter wider auß dem Elend zuruffen / vnd in jhr Landt zubringen: Dardurch werden wir auch das jenige erlangen vnnd befestigen / darnach wir trachten / nemblich die gegenwertige Ruhe vnd die zukünfftige Wolfahrt vnsers Landes. Laßt des Königs Hertz ruhe bey vns finden: so werden wir einen Dictamnum oder wilden Poley von jhm empfangen / dardurch die vergiffte Pfeil / die am Leib deß gemeinen Wesens hangen / werden außgezogen werden. Hiermit habe ich meine Meinung an Tag geben / vnd so nicht ein jeder / der allhie gegenwertig ist / mit derselben vberein stimmet / will ich vmm günstige Verbesserung gebetten haben. Ich hab mein Hertz außgeschüttet / vnnd mein Gewissen entladen: deßgleichen mag ein anderer thun / der einer andern meynung ist. Dann was man auch für Linien in dem Vmbkreiß eines Circuls zeucht / so bleibt doch allezeit das Centrum oder Mittelpunct / nemblich die Wolfahrt deß Landts / vber welche ein jeder billich eyfern vnnd deren begierig sein soll. Welcher aber einen andern Weg suchet / als den ich gezeiget hab / vnd will / daß die Gravamina erst abgelegt werden / im fall er solches auß guter Affection gegen dem Vatterland wünscher vnd begehrt / vnnd nicht gern siehet / daß man die alte Gewonheit ändere / von dem will ich nichts mehr sagen / dann dieses: Optime sentit Cato, sed nocet interdum Reipublicae: Der Cato hat zwar recht: aber seine Meinung ist bißweilen dem gemeinen Wesen schädlich. So aber jemand anders ist / der ein verkehrt vnd eyterig Hertz hat / der auff nichts dann böses lauret / vnd gern ein Schied mawer zwischen dem König vnd seinem Volck machen wolte / von dem sage ich / daß er kein trewer Vnderthan / kein rechter Engelländer / ja kein guter Christ / sondern ein Meutmacher vnnd Geitzhalß sey. Solche Monstra, welche / wie ich hoffe / kein Geschlecht in diesem Königreich haben werden / sind keines Glückswerth / wie sie auch keine Tugend / noch Vernunfft haben / dasselbige zuerlangen: sie sind wie Harpyiae, oder Raubvögel / die allein suchen / eines andern Gut zuverschlingen / Gott geb wie sie darzu kommen / es ist jhnen genug / daß sie es erhaschen: sie leben sicher dahin / vnd dencken nit / daß sie einmal rechnung drüber werden geben müssen. Weiters weiß ich nichts zusagen / allein bitte ich Gott den Allmächtigen / er wolle vnsere Hertzen dahin lencken / was erstlich zu seiner Ehren / hernach zu deß Königs Frommen / vnd endlich zu vnsers geliebten Varterlanos Heyl vnnd Wolfahrt dienen mag. Sic animam liberavi meam: Also hab ich meine Seel errettet. Nachdem das Parlament 5. Monat lang beysamen gewesen / hat der König dasselbe zu Anfang deß Brachmonats bevrlaubet / daß es den nechstfolgenden October wider zusammen kommen solte: aber es lieff biß in den Wintermonat / ehe es wider versamblet ward. Der Königließ offentlich außruffen / welches auch hernach in Truck kommen / daß ob wol die Zusammenruflung / der Fortgang vnd das Ende haben / in Vberfluß vnd Schwelgerey zu leben: Hergegen aber an Waffen / durch welche vnser Leben wider allerley Ellend / Widerwertigkeit vnnd Dienstbarkeit beschützt wird / nicht zum besten versehen sind. Ich weiß / daß in eylenden Sachen es erlaubt sey / auff einen Rath einen Schluß zumachen / vnnd wann derselbe gemacht ist / alßbald zur Execution zu schreiten. Der Rath ist der Compaß / nach welchem man alle grosse Sachen richten vnd wenden muß: er ist der Stern / nach welchem weise Leuth jhren Lanff nehmen. Solches gestehe ich / solches lobe ich / daß man die Sach zuvor wol bedencke: aber das mißfällt mir / daß wir in vnsern Rathschlägen so träg vnnd langsamb sind: Nach dem wir die Sach lang vnd breit vberlegt haben / so laßt vns einmal die Hand anschlagen / vnnd die Sach angreiffen / sonst wird es vns gehen / wie dem Artzt / welcher mit seiner Artzney kompt / wann der Patient schon todt ist. Fürwar solche langsamkeit ist ein Zeichen einer grossen Zagheit: vnd es heist: bis dat, qui citò dat: Wer fertig ist im geben / vermehrt vnd doppelt seine Gabe: Dimidium facti, qui benè caepit, habet: Wol angefangen / ist halb gewonnen. Wann ich an die Pfaltz gedencke / so verstumme ich gleichsamb / vnnd thut mir das Hertz so wehe / daß ich nichtreden kan: Siehe da die Füchse haben Gruben / vnd die Vögel vnder dem Himmel haben Nester: Aber die Tochter vnsers Königs vnd Königreichs hat nicht / da sie jhr Haupt hin lege. Vnd wann wir schon kein ander absehens hetten / so ist doch die Gedächtnuß jhrer Tugend / in aller frommen Hertzen dermassen eingegraben / daß schon vor diesem ein freywillige Stewer / auß gutem Eyfer geschehen: vnnd wiewol dazumal etliche Geitzhälß / die jhren Mammon anbetten / diß edel Werck lästerten / vnd außgaben / alß wann der König keinen gefallen dran hette: so waren es doch nur Panici terrores; ein eytele Forcht vnd Wolcken für der Sonnen / welche jetzund heller scheinet vnd herfür bricht / in dem J. May. vns vmb hülff ersucht / vns darzu ermahnet / vnd der gebohren ist vns zubefehlen / würdiget vns / daß er vns bitte. Jetzt oder nimmermehr ist es zeit / vnserm Land guts zuthun / wann wir demselben aller Beschwernussen wöllen abhelffen / vñ die Wurtzel darvon außreutten / daß sie nimmermehr in diesem Reich wider auffwachsen / wann wir die schädliche Spinnen mit jhren Spinnweben wöllen vertilgen. Mich düncketich sehe einen schönen vnnd ebenen Weg: Last vns erstlich dem König etwas zugefallen thun / er wird es gegen vns wider vergelten: Laßt vns ein Capital in sein Königlichen Busem machen: ich hoffe wir werden es widerumb reichlich geniessen. Grosse vnnd tapffere Gemühter sind alßdann bequem / den Supplicanten etwas zu bewilligen / wann sie zuvor erhalten was sie begehrt haben: nichts ist / das ein ehrlich Hertz mehr verbinde / das jenige zuvollbringen / was von jm erwartet wird / alß wann man jhm trawet. Diß ist der Weg dardurch man deß Königs Gunst vnd gute Zuneigung zum Parläment erwerben kan: Diß ist das Mittel deß Königs Tochter wider auß dem Elend zuruffen / vnd in jhr Landt zubringen: Dardurch werden wir auch das jenige erlangen vnnd befestigen / darnach wir trachten / nemblich die gegenwertige Ruhe vnd die zukünfftige Wolfahrt vnsers Landes. Laßt des Königs Hertz ruhe bey vns finden: so werden wir einen Dictamnum oder wilden Poley von jhm empfangen / dardurch die vergiffte Pfeil / die am Leib deß gemeinen Wesens hangen / werden außgezogen werden. Hiermit habe ich meine Meinung an Tag geben / vñ so nicht ein jeder / der allhie gegenwertig ist / mit derselben vberein stimmet / will ich vm̃ günstige Verbesserung gebetten haben. Ich hab mein Hertz außgeschüttet / vnnd mein Gewissen entladen: deßgleichen mag ein anderer thun / der einer andern meynung ist. Dann was man auch für Linien in dem Vmbkreiß eines Circuls zeucht / so bleibt doch allezeit das Centrum oder Mittelpunct / nemblich die Wolfahrt deß Landts / vber welche ein jeder billich eyfern vnnd deren begierig sein soll. Welcher aber einen andern Weg suchet / als den ich gezeiget hab / vnd will / daß die Gravamina erst abgelegt werden / im fall er solches auß guter Affection gegen dem Vatterland wünscher vnd begehrt / vnnd nicht gern siehet / daß man die alte Gewonheit ändere / von dem will ich nichts mehr sagen / dann dieses: Optimè sentit Cato, sed nocet interdum Reipublicae: Der Cato hat zwar recht: aber seine Meinung ist bißweilen dem gemeinen Wesen schädlich. So aber jemand anders ist / der ein verkehrt vnd eyterig Hertz hat / der auff nichts dañ böses lauret / vñ gern ein Schied mawer zwischen dem König vnd seinem Volck machen wolte / von dem sage ich / daß er kein trewer Vnderthan / kein rechter Engelländer / ja kein guter Christ / sondern ein Meutmacher vnnd Geitzhalß sey. Solche Monstra, welche / wie ich hoffe / kein Geschlecht in diesem Königreich haben werden / sind keines Glückswerth / wie sie auch keine Tugend / noch Vernunfft haben / dasselbige zuerlangen: sie sind wie Harpyiae, oder Raubvögel / die allein suchen / eines andern Gut zuverschlingen / Gott geb wie sie darzu kommen / es ist jhnen genug / daß sie es erhaschen: sie leben sicher dahin / vnd dencken nit / daß sie einmal rechnung drüber werden geben müssen. Weiters weiß ich nichts zusagen / allein bitte ich Gott den Allmächtigen / er wolle vnsere Hertzen dahin lencken / was erstlich zu seiner Ehren / hernach zu deß Königs Frommen / vnd endlich zu vnsers geliebten Varterlanos Heyl vnnd Wolfahrt dienen mag. Sic animam liberavi meam: Also hab ich meine Seel errettet. Nachdem das Parlament 5. Monat lang beysamen gewesen / hat der König dasselbe zu Anfang deß Brachmonats bevrlaubet / daß es den nechstfolgenden October wider zusammen kommen solte: aber es lieff biß in den Wintermonat / ehe es wider versamblet ward. Der Königließ offentlich außruffen / welches auch hernach in Truck kommen / daß ob wol die Zusammenruflung / der Fortgang vñ das Ende <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0657" n="588"/> haben / in Vberfluß vnd Schwelgerey zu leben: Hergegen aber an Waffen / durch welche vnser Leben wider allerley Ellend / Widerwertigkeit vnnd Dienstbarkeit beschützt wird / nicht zum besten versehen sind. Ich weiß / daß in eylenden Sachen es erlaubt sey / auff einen Rath einen Schluß zumachen / vnnd wann derselbe gemacht ist / alßbald zur Execution zu schreiten. Der Rath ist der Compaß / nach welchem man alle grosse Sachen richten vnd wenden muß: er ist der Stern / nach welchem weise Leuth jhren Lanff nehmen. Solches gestehe ich / solches lobe ich / daß man die Sach zuvor wol bedencke: aber das mißfällt mir / daß wir in vnsern Rathschlägen so träg vnnd langsamb sind: Nach dem wir die Sach lang vnd breit vberlegt haben / so laßt vns einmal die Hand anschlagen / vnnd die Sach angreiffen / sonst wird es vns gehen / wie dem Artzt / welcher mit seiner Artzney kompt / wann der Patient schon todt ist. Fürwar solche langsamkeit ist ein Zeichen einer grossen Zagheit: vnd es heist: bis dat, qui citò dat: Wer fertig ist im geben / vermehrt vnd doppelt seine Gabe: Dimidium facti, qui benè caepit, habet: Wol angefangen / ist halb gewonnen. Wann ich an die Pfaltz gedencke / so verstumme ich gleichsamb / vnnd thut mir das Hertz so wehe / daß ich nichtreden kan: Siehe da die Füchse haben Gruben / vnd die Vögel vnder dem Himmel haben Nester: Aber die Tochter vnsers Königs vnd Königreichs hat nicht / da sie jhr Haupt hin lege. Vnd wann wir schon kein ander absehens hetten / so ist doch die Gedächtnuß jhrer Tugend / in aller frommen Hertzen dermassen eingegraben / daß schon vor diesem ein freywillige Stewer / auß gutem Eyfer geschehen: vnnd wiewol dazumal etliche Geitzhälß / die jhren Mammon anbetten / diß edel Werck lästerten / vnd außgaben / alß wann der König keinen gefallen dran hette: so waren es doch nur Panici terrores; ein eytele Forcht vnd Wolcken für der Sonnen / welche jetzund heller scheinet vnd herfür bricht / in dem J. May. vns vmb hülff ersucht / vns darzu ermahnet / vnd der gebohren ist vns zubefehlen / würdiget vns / daß er vns bitte. Jetzt oder nimmermehr ist es zeit / vnserm Land guts zuthun / wann wir demselben aller Beschwernussen wöllen abhelffen / vñ die Wurtzel darvon außreutten / daß sie nimmermehr in diesem Reich wider auffwachsen / wann wir die schädliche Spinnen mit jhren Spinnweben wöllen vertilgen. Mich düncketich sehe einen schönen vnnd ebenen Weg: Last vns erstlich dem König etwas zugefallen thun / er wird es gegen vns wider vergelten: Laßt vns ein Capital in sein Königlichen Busem machen: ich hoffe wir werden es widerumb reichlich geniessen.</p> <p>Grosse vnnd tapffere Gemühter sind alßdann bequem / den Supplicanten etwas zu bewilligen / wann sie zuvor erhalten was sie begehrt haben: nichts ist / das ein ehrlich Hertz mehr verbinde / das jenige zuvollbringen / was von jm erwartet wird / alß wann man jhm trawet. Diß ist der Weg dardurch man deß Königs Gunst vnd gute Zuneigung zum Parläment erwerben kan: Diß ist das Mittel deß Königs Tochter wider auß dem Elend zuruffen / vnd in jhr Landt zubringen: Dardurch werden wir auch das jenige erlangen vnnd befestigen / darnach wir trachten / nemblich die gegenwertige Ruhe vnd die zukünfftige Wolfahrt vnsers Landes. Laßt des Königs Hertz ruhe bey vns finden: so werden wir einen Dictamnum oder wilden Poley von jhm empfangen / dardurch die vergiffte Pfeil / die am Leib deß gemeinen Wesens hangen / werden außgezogen werden. Hiermit habe ich meine Meinung an Tag geben / vñ so nicht ein jeder / der allhie gegenwertig ist / mit derselben vberein stimmet / will ich vm̃ günstige Verbesserung gebetten haben. Ich hab mein Hertz außgeschüttet / vnnd mein Gewissen entladen: deßgleichen mag ein anderer thun / der einer andern meynung ist. Dann was man auch für Linien in dem Vmbkreiß eines Circuls zeucht / so bleibt doch allezeit das Centrum oder Mittelpunct / nemblich die Wolfahrt deß Landts / vber welche ein jeder billich eyfern vnnd deren begierig sein soll. Welcher aber einen andern Weg suchet / als den ich gezeiget hab / vnd will / daß die Gravamina erst abgelegt werden / im fall er solches auß guter Affection gegen dem Vatterland wünscher vnd begehrt / vnnd nicht gern siehet / daß man die alte Gewonheit ändere / von dem will ich nichts mehr sagen / dann dieses: Optimè sentit Cato, sed nocet interdum Reipublicae: Der Cato hat zwar recht: aber seine Meinung ist bißweilen dem gemeinen Wesen schädlich. So aber jemand anders ist / der ein verkehrt vnd eyterig Hertz hat / der auff nichts dañ böses lauret / vñ gern ein Schied mawer zwischen dem König vnd seinem Volck machen wolte / von dem sage ich / daß er kein trewer Vnderthan / kein rechter Engelländer / ja kein guter Christ / sondern ein Meutmacher vnnd Geitzhalß sey. Solche Monstra, welche / wie ich hoffe / kein Geschlecht in diesem Königreich haben werden / sind keines Glückswerth / wie sie auch keine Tugend / noch Vernunfft haben / dasselbige zuerlangen: sie sind wie Harpyiae, oder Raubvögel / die allein suchen / eines andern Gut zuverschlingen / Gott geb wie sie darzu kommen / es ist jhnen genug / daß sie es erhaschen: sie leben sicher dahin / vnd dencken nit / daß sie einmal rechnung drüber werden geben müssen. Weiters weiß ich nichts zusagen / allein bitte ich Gott den Allmächtigen / er wolle vnsere Hertzen dahin lencken / was erstlich zu seiner Ehren / hernach zu deß Königs Frommen / vnd endlich zu vnsers geliebten Varterlanos Heyl vnnd Wolfahrt dienen mag. Sic animam liberavi meam: Also hab ich meine Seel errettet.</p> <p>Nachdem das Parlament 5. Monat lang beysamen gewesen / hat der König dasselbe zu Anfang deß Brachmonats bevrlaubet / daß es den nechstfolgenden October wider zusammen kommen solte: aber es lieff biß in den Wintermonat / ehe es wider versamblet ward.</p> <p>Der Königließ offentlich außruffen / welches auch hernach in Truck kommen / daß ob wol die Zusammenruflung / der Fortgang vñ das Ende </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [588/0657]
haben / in Vberfluß vnd Schwelgerey zu leben: Hergegen aber an Waffen / durch welche vnser Leben wider allerley Ellend / Widerwertigkeit vnnd Dienstbarkeit beschützt wird / nicht zum besten versehen sind. Ich weiß / daß in eylenden Sachen es erlaubt sey / auff einen Rath einen Schluß zumachen / vnnd wann derselbe gemacht ist / alßbald zur Execution zu schreiten. Der Rath ist der Compaß / nach welchem man alle grosse Sachen richten vnd wenden muß: er ist der Stern / nach welchem weise Leuth jhren Lanff nehmen. Solches gestehe ich / solches lobe ich / daß man die Sach zuvor wol bedencke: aber das mißfällt mir / daß wir in vnsern Rathschlägen so träg vnnd langsamb sind: Nach dem wir die Sach lang vnd breit vberlegt haben / so laßt vns einmal die Hand anschlagen / vnnd die Sach angreiffen / sonst wird es vns gehen / wie dem Artzt / welcher mit seiner Artzney kompt / wann der Patient schon todt ist. Fürwar solche langsamkeit ist ein Zeichen einer grossen Zagheit: vnd es heist: bis dat, qui citò dat: Wer fertig ist im geben / vermehrt vnd doppelt seine Gabe: Dimidium facti, qui benè caepit, habet: Wol angefangen / ist halb gewonnen. Wann ich an die Pfaltz gedencke / so verstumme ich gleichsamb / vnnd thut mir das Hertz so wehe / daß ich nichtreden kan: Siehe da die Füchse haben Gruben / vnd die Vögel vnder dem Himmel haben Nester: Aber die Tochter vnsers Königs vnd Königreichs hat nicht / da sie jhr Haupt hin lege. Vnd wann wir schon kein ander absehens hetten / so ist doch die Gedächtnuß jhrer Tugend / in aller frommen Hertzen dermassen eingegraben / daß schon vor diesem ein freywillige Stewer / auß gutem Eyfer geschehen: vnnd wiewol dazumal etliche Geitzhälß / die jhren Mammon anbetten / diß edel Werck lästerten / vnd außgaben / alß wann der König keinen gefallen dran hette: so waren es doch nur Panici terrores; ein eytele Forcht vnd Wolcken für der Sonnen / welche jetzund heller scheinet vnd herfür bricht / in dem J. May. vns vmb hülff ersucht / vns darzu ermahnet / vnd der gebohren ist vns zubefehlen / würdiget vns / daß er vns bitte. Jetzt oder nimmermehr ist es zeit / vnserm Land guts zuthun / wann wir demselben aller Beschwernussen wöllen abhelffen / vñ die Wurtzel darvon außreutten / daß sie nimmermehr in diesem Reich wider auffwachsen / wann wir die schädliche Spinnen mit jhren Spinnweben wöllen vertilgen. Mich düncketich sehe einen schönen vnnd ebenen Weg: Last vns erstlich dem König etwas zugefallen thun / er wird es gegen vns wider vergelten: Laßt vns ein Capital in sein Königlichen Busem machen: ich hoffe wir werden es widerumb reichlich geniessen.
Grosse vnnd tapffere Gemühter sind alßdann bequem / den Supplicanten etwas zu bewilligen / wann sie zuvor erhalten was sie begehrt haben: nichts ist / das ein ehrlich Hertz mehr verbinde / das jenige zuvollbringen / was von jm erwartet wird / alß wann man jhm trawet. Diß ist der Weg dardurch man deß Königs Gunst vnd gute Zuneigung zum Parläment erwerben kan: Diß ist das Mittel deß Königs Tochter wider auß dem Elend zuruffen / vnd in jhr Landt zubringen: Dardurch werden wir auch das jenige erlangen vnnd befestigen / darnach wir trachten / nemblich die gegenwertige Ruhe vnd die zukünfftige Wolfahrt vnsers Landes. Laßt des Königs Hertz ruhe bey vns finden: so werden wir einen Dictamnum oder wilden Poley von jhm empfangen / dardurch die vergiffte Pfeil / die am Leib deß gemeinen Wesens hangen / werden außgezogen werden. Hiermit habe ich meine Meinung an Tag geben / vñ so nicht ein jeder / der allhie gegenwertig ist / mit derselben vberein stimmet / will ich vm̃ günstige Verbesserung gebetten haben. Ich hab mein Hertz außgeschüttet / vnnd mein Gewissen entladen: deßgleichen mag ein anderer thun / der einer andern meynung ist. Dann was man auch für Linien in dem Vmbkreiß eines Circuls zeucht / so bleibt doch allezeit das Centrum oder Mittelpunct / nemblich die Wolfahrt deß Landts / vber welche ein jeder billich eyfern vnnd deren begierig sein soll. Welcher aber einen andern Weg suchet / als den ich gezeiget hab / vnd will / daß die Gravamina erst abgelegt werden / im fall er solches auß guter Affection gegen dem Vatterland wünscher vnd begehrt / vnnd nicht gern siehet / daß man die alte Gewonheit ändere / von dem will ich nichts mehr sagen / dann dieses: Optimè sentit Cato, sed nocet interdum Reipublicae: Der Cato hat zwar recht: aber seine Meinung ist bißweilen dem gemeinen Wesen schädlich. So aber jemand anders ist / der ein verkehrt vnd eyterig Hertz hat / der auff nichts dañ böses lauret / vñ gern ein Schied mawer zwischen dem König vnd seinem Volck machen wolte / von dem sage ich / daß er kein trewer Vnderthan / kein rechter Engelländer / ja kein guter Christ / sondern ein Meutmacher vnnd Geitzhalß sey. Solche Monstra, welche / wie ich hoffe / kein Geschlecht in diesem Königreich haben werden / sind keines Glückswerth / wie sie auch keine Tugend / noch Vernunfft haben / dasselbige zuerlangen: sie sind wie Harpyiae, oder Raubvögel / die allein suchen / eines andern Gut zuverschlingen / Gott geb wie sie darzu kommen / es ist jhnen genug / daß sie es erhaschen: sie leben sicher dahin / vnd dencken nit / daß sie einmal rechnung drüber werden geben müssen. Weiters weiß ich nichts zusagen / allein bitte ich Gott den Allmächtigen / er wolle vnsere Hertzen dahin lencken / was erstlich zu seiner Ehren / hernach zu deß Königs Frommen / vnd endlich zu vnsers geliebten Varterlanos Heyl vnnd Wolfahrt dienen mag. Sic animam liberavi meam: Also hab ich meine Seel errettet.
Nachdem das Parlament 5. Monat lang beysamen gewesen / hat der König dasselbe zu Anfang deß Brachmonats bevrlaubet / daß es den nechstfolgenden October wider zusammen kommen solte: aber es lieff biß in den Wintermonat / ehe es wider versamblet ward.
Der Königließ offentlich außruffen / welches auch hernach in Truck kommen / daß ob wol die Zusammenruflung / der Fortgang vñ das Ende
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/657>, abgerufen am 01.07.2024. |