Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.abschiede: In den Graffen Haag aber / kondte er mit der gleichen Begehren / nicht viel Fruchtbarliches außrichten / dann die Staten dißmal jhr Volck selbsten bedorfften. Tartarn von Polen geschlagen. Wie nun der König in Polen sich allgemach wegen der vorigen Niderlag / wider gestärcket / hat man sich wider zu Feld / wider die Türcken begeben / vnd sind vnder dem Feldherrn Chotkibitz / in 8000. Cossaggen zum Vortrab / nach der Walachey geschicket / Die haben zu jhrer Ankunfft / in 12000. Tarkarn / auß gekundschafftet / so dem Bethlehemb zuziehen wollen / auff dieselbe zu gezogen / sie zertrennet / auch theils erschlagen vnd theils gefangen: Darauff ist der Polnische General mit dem vbrigen Wolck gefolget / sein Läger an einen Paß geschlagen / der Türckischen Armada allda auff zuwarten. Cossagen thun Schaden der Türckey. Vnderdessen haben andere Polnische Cossaggen / sich in die Eynfahrt deß schwartzen Meers / begeben / vnd allda den Türckischen Schiffen vorgewartet / etliche derselben mit Geschütz vnd Munition / erobert / die Statt Moroca geplündert vnd verbrennet / vnd biß auff 16. Meil von Constantinopel gestreiffet. Kriegsrüftung deß Türcken gegen Polen. Hierüber ist der Türckische Keyser hefftig verbittert worden / sich starck zum Krieg zu Wasser vnd Landt / gerüstet / zu solchem End auch alle Meerräuber vnnd Vasallen auß Barbaria zu hilff wider die Cossaggen / beruffen: die sich doch dardurch nit abschrecken lassen / sondern mit rauben vnd brennen in der Türckischen Landischafft / immer fortgefahren: haben auch die Statt Helul erobert. König in Polen kommt in Lebensgefahr. Kurtz hernach fast zu Auß gang deß Novemb. als J. Kön. M in Polen / von einer grossen Menge Volcks begleytet / Morgenos vmb 9. Vhrn in die Kirchen sich verfügt / derselben ältister Printz aber mit etlichen Herrn redende / ein wenig dar vor sich gesäumet / dringt vnderdessen ein Mäuchelmörder namens Bicharsky / ein Polnischer vom Adel / außm Winckel hinder der Thüren herfür / schlägt mit einem Tschekan auff Jh. Kön. M. zu / in meynung derselben mit einem Streich / das Haupt zuspalten / welcher streich zwar angangen / aber wegen der dicken vnd mit schwartz Füchsen gefütterten Hauben / damit Jh. Kön. M. bedeckt gewesen / abgewichen / jedoch durch den Mantelkragen / sammet Röcklein vnnd mit Baumwoll vnterlegtes Wammes / noch in etwas durchgangen vnnd verwundet / alsobald hat der Mörder geschwind einen andern Streich geführt / aber weil solcher an der nidern Thür angestrichen / ist er gebrochen / vnd der König vnterm Gestcht vberm Schlaff auff der rechten Seiten / doch nit tödlich / verletzt worden / darauff J. M. laut JESVS geschryen / welches so bald es die vorgehende Marschalcken gehört / einer von jhnen herzu gesprungen / vnd dem Mörder mit dem Regimentstab vbern Kopff vnnd zu Boden geschlagen / in dem eylet der Printz mit einem blossen Säbel vnd die Trabanten mit ihren Hellparten auch herzu / vnd verwundeten den Mörder in Kopff vnd Rücken / damit man aber auff den grund dieser grewlichen Thathandlung gelangen mö[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]t bat der Printz vnd Marschalck / daß der Mörder nit gar erschlagen würde / mit gewalt abgewehrt / vnterdessen ist der König von den empfangenen Streichen vmbher gedummelt / vnnd darüber im Gedräng gar nider gestossen worden / hat sich auch von der Erden nicht auffrichten können / biß etliche Herrn J. May. zu hilff kommen / dieselb in die nechste Capell geführt / vnd das eyserne Gitter / biß der Tumult fürüber / zugesperrt / darin haben J. May. erst wahr genommen / daß sie im Angesicht verwundt gewesen / dann sie sonst nur allein den starcken Hauptstreich empfunden. Die Königin / so allbereit in jhrem Oratorio gewesen / ist vber dem vngehewren Geschrey / Gedräng vnd vieler enthlöster Säbel dermassen erschrocken / daß man J. M. wegen entgangenen Kräfften / laben müssen. In diesem Tumult sind 2. Praelaten / welche den König begleytet / deren einer ein Ertzbischoff von 70. der ander ein Bischoff von 40. Jahren gewesen / schier ertretten worden. In mittels dieser Alarm in der Kirchen gewehret / vnd das Gerücht / alß wann der König gantz entleibt / vnterm Volck vor der Kirchen vnd in der Statterschollen / were an dem ein erschröcklich Blutbad angangen / wo nit die Marschalcken vnd andere vorneme Leuth zur Kirchen hinein kommen / vnd dem vngestüm men Pöpel deß Königs Leben vnd Gesundtheit mit erhabener Stimm verkündigt / in massen dann auch der König zum zweytenmal zum Fenster herauß sich sehen lassen / darauch sich der besorgende Aufflauff etwas gestillt / vnnd die Wachten mit etlich 100. Mann dopplirt vnd verstärckt worden / das Volck aber gäntzlich zustillen vnd auß dem Wahn zubringen / ist mit dem Ammt der Meß / vngeacht der Bäpstisch Nuncius, weil die Kirchen Prophanirt / solches nit zugeben wollen / fortgefahren vnd nachmaln das Te Deun laudamus gesungen / vnd hierzwischen der König verbunden worden / die Wunden aber im Rücken / hat J. M. nit eher als biß Abends empfunden / der Vbelthäter / dessen Schwester Tochter in dem Königlichen Frawenzimmer gewesen / ist ins Schloß gefänglich geführt / vnd mit Soldaten verwacht worden / der hat in seiner Verstockung beklagt / daß / jhm sein Mordpractick nicht recht angangen. Den 27. Novemb. ist dieser Mäuchelmörder / nach dem ihm hierzwischen sein Vrtheil gefällt / auß dem Schloß gefängnuß herauß / vnd auff einen Karn gebracht / auff einen Sessel darob starck gebunden / vnd biß zum Crackawer Thor geführt / vnd allda jhm der erste Zwick mit glüenden Zangen auff die rechte Brust gethan vnd herauß gerissen / gleicher gestalt bey dem andern Thor der Newstatt / vnd folgends auff der Richtstatt ebener massen mit jm vmbgangen worden. Hierauff hat der Vbelthäter / nach dem der Priester jhn getröstet vnd ermahnt / seine Sünd zuerkennen vnd zuberewen / vnd die Seel Gott zubefehlen / Gott den Allmächtigen vnd die Kön. May. zuförderst / vnd dann die gantze vmbstehende Nobilität vnd Gemeynd in grosser Anzahl / vmb Verzeihung gebetten / darauff dann der Scharpffrichter das Endvrtheil vollends exequirt / jhn auff ein auff gerichte abschiede: In den Graffen Haag aber / kondte er mit der gleichen Begehren / nicht viel Fruchtbarliches außrichten / dann die Staten dißmal jhr Volck selbsten bedorfften. Tartarn von Polen geschlagen. Wie nun der König in Polen sich allgemach wegen der vorigen Niderlag / wider gestärcket / hat man sich wider zu Feld / wider die Türcken begeben / vnd sind vnder dem Feldherrn Chotkibitz / in 8000. Cossaggen zum Vortrab / nach der Walachey geschicket / Die haben zu jhrer Ankunfft / in 12000. Tarkarn / auß gekundschafftet / so dem Bethlehemb zuziehen wollen / auff dieselbe zu gezogen / sie zertrennet / auch theils erschlagen vnd theils gefangen: Darauff ist der Polnische General mit dem vbrigen Wolck gefolget / sein Läger an einen Paß geschlagen / der Türckischen Armada allda auff zuwarten. Cossagen thun Schaden der Türckey. Vnderdessen haben andere Polnische Cossaggen / sich in die Eynfahrt deß schwartzen Meers / begeben / vnd allda den Türckischen Schiffen vorgewartet / etliche derselben mit Geschütz vnd Munition / erobert / die Statt Moroca geplündert vnd verbrennet / vnd biß auff 16. Meil von Constantinopel gestreiffet. Kriegsrüftung deß Türcken gegen Polen. Hierüber ist der Türckische Keyser hefftig verbittert worden / sich starck zum Krieg zu Wasser vnd Landt / gerüstet / zu solchem End auch alle Meerräuber vnnd Vasallen auß Barbaria zu hilff wider die Cossaggen / beruffen: die sich doch dardurch nit abschrecken lassen / sondern mit rauben vnd brennen in der Türckischen Landischafft / immer fortgefahren: haben auch die Statt Helul erobert. König in Polen kom̃t in Lebensgefahr. Kurtz hernach fast zu Auß gang deß Novemb. als J. Kön. M in Polen / von einer grossen Menge Volcks begleytet / Morgenos vmb 9. Vhrn in die Kirchen sich verfügt / derselben ältister Printz aber mit etlichen Herrn redende / ein wenig dar vor sich gesäumet / dringt vnderdessen ein Mäuchelmörder namens Bicharsky / ein Polnischer vom Adel / außm Winckel hinder der Thüren herfür / schlägt mit einem Tschekan auff Jh. Kön. M. zu / in meynung derselben mit einem Streich / das Haupt zuspalten / welcher streich zwar angangen / aber wegen der dicken vnd mit schwartz Füchsen gefütterten Hauben / damit Jh. Kön. M. bedeckt gewesen / abgewichen / jedoch durch den Mantelkragen / sammet Röcklein vnnd mit Baumwoll vnterlegtes Wam̃es / noch in etwas durchgangen vnnd verwundet / alsobald hat der Mörder geschwind einen andern Streich geführt / aber weil solcher an der nidern Thür angestrichen / ist er gebrochen / vnd der König vnterm Gestcht vberm Schlaff auff der rechten Seiten / doch nit tödlich / verletzt worden / darauff J. M. laut JESVS geschryen / welches so bald es die vorgehende Marschalcken gehört / einer von jhnen herzu gesprungen / vnd dem Mörder mit dem Regimentstab vbern Kopff vnnd zu Boden geschlagen / in dem eylet der Printz mit einem blossen Säbel vnd die Trabanten mit ihren Hellparten auch herzu / vnd verwundeten den Mörder in Kopff vnd Rücken / damit man aber auff den grund dieser grewlichen Thathandlung gelangen mö[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]t bat der Printz vnd Marschalck / daß der Mörder nit gar erschlagen würde / mit gewalt abgewehrt / vnterdessen ist der König von den empfangenen Streichen vmbher gedummelt / vnnd darüber im Gedräng gar nider gestossen worden / hat sich auch von der Erden nicht auffrichten können / biß etliche Herrn J. May. zu hilff kommen / dieselb in die nechste Capell geführt / vnd das eyserne Gitter / biß der Tumult fürüber / zugesperrt / darin haben J. May. erst wahr genommen / daß sie im Angesicht verwundt gewesen / dann sie sonst nur allein den starcken Hauptstreich empfunden. Die Königin / so allbereit in jhrem Oratorio gewesen / ist vber dem vngehewren Geschrey / Gedräng vnd vieler enthlöster Säbel dermassen erschrocken / daß man J. M. wegen entgangenen Kräfften / laben müssen. In diesem Tumult sind 2. Praelaten / welche den König begleytet / deren einer ein Ertzbischoff von 70. der ander ein Bischoff von 40. Jahren gewesen / schier ertretten worden. In mittels dieser Alarm in der Kirchen gewehret / vñ das Gerücht / alß wann der König gantz entleibt / vnterm Volck vor der Kirchen vnd in der Statterschollen / were an dem ein erschröcklich Blutbad angangen / wo nit die Marschalcken vnd andere vorneme Leuth zur Kirchen hinein kommen / vnd dem vngestüm men Pöpel deß Königs Leben vnd Gesundtheit mit erhabener Stim̃ verkündigt / in massen dann auch der König zum zweytenmal zum Fenster herauß sich sehen lassen / darauch sich der besorgende Aufflauff etwas gestillt / vnnd die Wachten mit etlich 100. Mann dopplirt vnd verstärckt worden / das Volck aber gäntzlich zustillen vnd auß dem Wahn zubringen / ist mit dem Am̃t der Meß / vngeacht der Bäpstisch Nuncius, weil die Kirchen Prophanirt / solches nit zugeben wollen / fortgefahren vnd nachmaln das Te Deũ laudamus gesungen / vnd hierzwischen der König verbunden worden / die Wunden aber im Rücken / hat J. M. nit eher als biß Abends empfunden / der Vbelthäter / dessen Schwester Tochter in dem Königlichen Frawenzimmer gewesen / ist ins Schloß gefänglich geführt / vnd mit Soldaten verwacht worden / der hat in seiner Verstockung beklagt / daß / jhm sein Mordpractick nicht recht angangen. Den 27. Novemb. ist dieser Mäuchelmörder / nach dem ihm hierzwischen sein Vrtheil gefällt / auß dem Schloß gefängnuß herauß / vnd auff einen Karn gebracht / auff einen Sessel darob starck gebunden / vnd biß zum Crackawer Thor geführt / vnd allda jhm der erste Zwick mit glüenden Zangen auff die rechte Brust gethan vñ herauß gerissen / gleicher gestalt bey dem andern Thor der Newstatt / vnd folgends auff der Richtstatt ebener massen mit jm vmbgangen worden. Hierauff hat der Vbelthäter / nach dem der Priester jhn getröstet vnd ermahnt / seine Sünd zuerkennen vnd zuberewen / vnd die Seel Gott zubefehlen / Gott den Allmächtigen vnd die Kön. May. zuförderst / vnd dann die gantze vmbstehende Nobilität vnd Gemeynd in grosser Anzahl / vmb Verzeihung gebetten / darauff dann der Scharpffrichter das Endvrtheil vollends exequirt / jhn auff ein auff gerichte <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0553" n="486"/> abschiede: In den Graffen Haag aber / kondte er mit der gleichen Begehren / nicht viel Fruchtbarliches außrichten / dann die Staten dißmal jhr Volck selbsten bedorfften.</p> <p><note place="left"> Tartarn von Polen geschlagen.</note> Wie nun der König in Polen sich allgemach wegen der vorigen Niderlag / wider gestärcket / hat man sich wider zu Feld / wider die Türcken begeben / vnd sind vnder dem Feldherrn Chotkibitz / in 8000. Cossaggen zum Vortrab / nach der Walachey geschicket / Die haben zu jhrer Ankunfft / in 12000. Tarkarn / auß gekundschafftet / so dem Bethlehemb zuziehen wollen / auff dieselbe zu gezogen / sie zertrennet / auch theils erschlagen vnd theils gefangen: Darauff ist der Polnische General mit dem vbrigen Wolck gefolget / sein Läger an einen Paß geschlagen / der Türckischen Armada allda auff zuwarten.</p> <p><note place="left"> Cossagen thun Schaden der Türckey.</note> Vnderdessen haben andere Polnische Cossaggen / sich in die Eynfahrt deß schwartzen Meers / begeben / vnd allda den Türckischen Schiffen vorgewartet / etliche derselben mit Geschütz vnd Munition / erobert / die Statt Moroca geplündert vnd verbrennet / vnd biß auff 16. Meil von Constantinopel gestreiffet.</p> <p><note place="left"> Kriegsrüftung deß Türcken gegen Polen.</note> Hierüber ist der Türckische Keyser hefftig verbittert worden / sich starck zum Krieg zu Wasser vnd Landt / gerüstet / zu solchem End auch alle Meerräuber vnnd Vasallen auß Barbaria zu hilff wider die Cossaggen / beruffen: die sich doch dardurch nit abschrecken lassen / sondern mit rauben vnd brennen in der Türckischen Landischafft / immer fortgefahren: haben auch die Statt Helul erobert.</p> <p><note place="left"> König in Polen kom̃t in Lebensgefahr.</note> Kurtz hernach fast zu Auß gang deß Novemb. als J. Kön. M in Polen / von einer grossen Menge Volcks begleytet / Morgenos vmb 9. Vhrn in die Kirchen sich verfügt / derselben ältister Printz aber mit etlichen Herrn redende / ein wenig dar vor sich gesäumet / dringt vnderdessen ein Mäuchelmörder namens Bicharsky / ein Polnischer vom Adel / außm Winckel hinder der Thüren herfür / schlägt mit einem Tschekan auff Jh. Kön. M. zu / in meynung derselben mit einem Streich / das Haupt zuspalten / welcher streich zwar angangen / aber wegen der dicken vnd mit schwartz Füchsen gefütterten Hauben / damit Jh. Kön. M. bedeckt gewesen / abgewichen / jedoch durch den Mantelkragen / sammet Röcklein vnnd mit Baumwoll vnterlegtes Wam̃es / noch in etwas durchgangen vnnd verwundet / alsobald hat der Mörder geschwind einen andern Streich geführt / aber weil solcher an der nidern Thür angestrichen / ist er gebrochen / vnd der König vnterm Gestcht vberm Schlaff auff der rechten Seiten / doch nit tödlich / verletzt worden / darauff J. M. laut JESVS geschryen / welches so bald es die vorgehende Marschalcken gehört / einer von jhnen herzu gesprungen / vnd dem Mörder mit dem Regimentstab vbern Kopff vnnd zu Boden geschlagen / in dem eylet der Printz mit einem blossen Säbel vnd die Trabanten mit ihren Hellparten auch herzu / vnd verwundeten den Mörder in Kopff vnd Rücken / damit man aber auff den grund dieser grewlichen Thathandlung gelangen mö<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/>t bat der Printz vnd Marschalck / daß der Mörder nit gar erschlagen würde / mit gewalt abgewehrt / vnterdessen ist der König von den empfangenen Streichen vmbher gedummelt / vnnd darüber im Gedräng gar nider gestossen worden / hat sich auch von der Erden nicht auffrichten können / biß etliche Herrn J. May. zu hilff kommen / dieselb in die nechste Capell geführt / vnd das eyserne Gitter / biß der Tumult fürüber / zugesperrt / darin haben J. May. erst wahr genommen / daß sie im Angesicht verwundt gewesen / dann sie sonst nur allein den starcken Hauptstreich empfunden. Die Königin / so allbereit in jhrem Oratorio gewesen / ist vber dem vngehewren Geschrey / Gedräng vnd vieler enthlöster Säbel dermassen erschrocken / daß man J. M. wegen entgangenen Kräfften / laben müssen. In diesem Tumult sind 2. Praelaten / welche den König begleytet / deren einer ein Ertzbischoff von 70. der ander ein Bischoff von 40. Jahren gewesen / schier ertretten worden. In mittels dieser Alarm in der Kirchen gewehret / vñ das Gerücht / alß wann der König gantz entleibt / vnterm Volck vor der Kirchen vnd in der Statterschollen / were an dem ein erschröcklich Blutbad angangen / wo nit die Marschalcken vnd andere vorneme Leuth zur Kirchen hinein kommen / vnd dem vngestüm men Pöpel deß Königs Leben vnd Gesundtheit mit erhabener Stim̃ verkündigt / in massen dann auch der König zum zweytenmal zum Fenster herauß sich sehen lassen / darauch sich der besorgende Aufflauff etwas gestillt / vnnd die Wachten mit etlich 100. Mann dopplirt vnd verstärckt worden / das Volck aber gäntzlich zustillen vnd auß dem Wahn zubringen / ist mit dem Am̃t der Meß / vngeacht der Bäpstisch Nuncius, weil die Kirchen Prophanirt / solches nit zugeben wollen / fortgefahren vnd nachmaln das Te Deũ laudamus gesungen / vnd hierzwischen der König verbunden worden / die Wunden aber im Rücken / hat J. M. nit eher als biß Abends empfunden / der Vbelthäter / dessen Schwester Tochter in dem Königlichen Frawenzimmer gewesen / ist ins Schloß gefänglich geführt / vnd mit Soldaten verwacht worden / der hat in seiner Verstockung beklagt / daß / jhm sein Mordpractick nicht recht angangen.</p> <p>Den 27. Novemb. ist dieser Mäuchelmörder / nach dem ihm hierzwischen sein Vrtheil gefällt / auß dem Schloß gefängnuß herauß / vnd auff einen Karn gebracht / auff einen Sessel darob starck gebunden / vnd biß zum Crackawer Thor geführt / vnd allda jhm der erste Zwick mit glüenden Zangen auff die rechte Brust gethan vñ herauß gerissen / gleicher gestalt bey dem andern Thor <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Newstatt / vnd folgends auff der Richtstatt ebener massen mit jm vmbgangen worden. Hierauff hat der Vbelthäter / nach dem der Priester jhn getröstet vnd ermahnt / seine Sünd zuerkennen vnd zuberewen / vnd die Seel Gott zubefehlen / Gott den Allmächtigen vnd die Kön. May. zuförderst / vnd dann die gantze vmbstehende Nobilität vnd Gemeynd in grosser Anzahl / vmb Verzeihung gebetten / darauff dann der Scharpffrichter das Endvrtheil vollends exequirt / jhn auff ein auff gerichte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [486/0553]
abschiede: In den Graffen Haag aber / kondte er mit der gleichen Begehren / nicht viel Fruchtbarliches außrichten / dann die Staten dißmal jhr Volck selbsten bedorfften.
Wie nun der König in Polen sich allgemach wegen der vorigen Niderlag / wider gestärcket / hat man sich wider zu Feld / wider die Türcken begeben / vnd sind vnder dem Feldherrn Chotkibitz / in 8000. Cossaggen zum Vortrab / nach der Walachey geschicket / Die haben zu jhrer Ankunfft / in 12000. Tarkarn / auß gekundschafftet / so dem Bethlehemb zuziehen wollen / auff dieselbe zu gezogen / sie zertrennet / auch theils erschlagen vnd theils gefangen: Darauff ist der Polnische General mit dem vbrigen Wolck gefolget / sein Läger an einen Paß geschlagen / der Türckischen Armada allda auff zuwarten.
Tartarn von Polen geschlagen. Vnderdessen haben andere Polnische Cossaggen / sich in die Eynfahrt deß schwartzen Meers / begeben / vnd allda den Türckischen Schiffen vorgewartet / etliche derselben mit Geschütz vnd Munition / erobert / die Statt Moroca geplündert vnd verbrennet / vnd biß auff 16. Meil von Constantinopel gestreiffet.
Cossagen thun Schaden der Türckey. Hierüber ist der Türckische Keyser hefftig verbittert worden / sich starck zum Krieg zu Wasser vnd Landt / gerüstet / zu solchem End auch alle Meerräuber vnnd Vasallen auß Barbaria zu hilff wider die Cossaggen / beruffen: die sich doch dardurch nit abschrecken lassen / sondern mit rauben vnd brennen in der Türckischen Landischafft / immer fortgefahren: haben auch die Statt Helul erobert.
Kriegsrüftung deß Türcken gegen Polen. Kurtz hernach fast zu Auß gang deß Novemb. als J. Kön. M in Polen / von einer grossen Menge Volcks begleytet / Morgenos vmb 9. Vhrn in die Kirchen sich verfügt / derselben ältister Printz aber mit etlichen Herrn redende / ein wenig dar vor sich gesäumet / dringt vnderdessen ein Mäuchelmörder namens Bicharsky / ein Polnischer vom Adel / außm Winckel hinder der Thüren herfür / schlägt mit einem Tschekan auff Jh. Kön. M. zu / in meynung derselben mit einem Streich / das Haupt zuspalten / welcher streich zwar angangen / aber wegen der dicken vnd mit schwartz Füchsen gefütterten Hauben / damit Jh. Kön. M. bedeckt gewesen / abgewichen / jedoch durch den Mantelkragen / sammet Röcklein vnnd mit Baumwoll vnterlegtes Wam̃es / noch in etwas durchgangen vnnd verwundet / alsobald hat der Mörder geschwind einen andern Streich geführt / aber weil solcher an der nidern Thür angestrichen / ist er gebrochen / vnd der König vnterm Gestcht vberm Schlaff auff der rechten Seiten / doch nit tödlich / verletzt worden / darauff J. M. laut JESVS geschryen / welches so bald es die vorgehende Marschalcken gehört / einer von jhnen herzu gesprungen / vnd dem Mörder mit dem Regimentstab vbern Kopff vnnd zu Boden geschlagen / in dem eylet der Printz mit einem blossen Säbel vnd die Trabanten mit ihren Hellparten auch herzu / vnd verwundeten den Mörder in Kopff vnd Rücken / damit man aber auff den grund dieser grewlichen Thathandlung gelangen mö__t bat der Printz vnd Marschalck / daß der Mörder nit gar erschlagen würde / mit gewalt abgewehrt / vnterdessen ist der König von den empfangenen Streichen vmbher gedummelt / vnnd darüber im Gedräng gar nider gestossen worden / hat sich auch von der Erden nicht auffrichten können / biß etliche Herrn J. May. zu hilff kommen / dieselb in die nechste Capell geführt / vnd das eyserne Gitter / biß der Tumult fürüber / zugesperrt / darin haben J. May. erst wahr genommen / daß sie im Angesicht verwundt gewesen / dann sie sonst nur allein den starcken Hauptstreich empfunden. Die Königin / so allbereit in jhrem Oratorio gewesen / ist vber dem vngehewren Geschrey / Gedräng vnd vieler enthlöster Säbel dermassen erschrocken / daß man J. M. wegen entgangenen Kräfften / laben müssen. In diesem Tumult sind 2. Praelaten / welche den König begleytet / deren einer ein Ertzbischoff von 70. der ander ein Bischoff von 40. Jahren gewesen / schier ertretten worden. In mittels dieser Alarm in der Kirchen gewehret / vñ das Gerücht / alß wann der König gantz entleibt / vnterm Volck vor der Kirchen vnd in der Statterschollen / were an dem ein erschröcklich Blutbad angangen / wo nit die Marschalcken vnd andere vorneme Leuth zur Kirchen hinein kommen / vnd dem vngestüm men Pöpel deß Königs Leben vnd Gesundtheit mit erhabener Stim̃ verkündigt / in massen dann auch der König zum zweytenmal zum Fenster herauß sich sehen lassen / darauch sich der besorgende Aufflauff etwas gestillt / vnnd die Wachten mit etlich 100. Mann dopplirt vnd verstärckt worden / das Volck aber gäntzlich zustillen vnd auß dem Wahn zubringen / ist mit dem Am̃t der Meß / vngeacht der Bäpstisch Nuncius, weil die Kirchen Prophanirt / solches nit zugeben wollen / fortgefahren vnd nachmaln das Te Deũ laudamus gesungen / vnd hierzwischen der König verbunden worden / die Wunden aber im Rücken / hat J. M. nit eher als biß Abends empfunden / der Vbelthäter / dessen Schwester Tochter in dem Königlichen Frawenzimmer gewesen / ist ins Schloß gefänglich geführt / vnd mit Soldaten verwacht worden / der hat in seiner Verstockung beklagt / daß / jhm sein Mordpractick nicht recht angangen.
König in Polen kom̃t in Lebensgefahr. Den 27. Novemb. ist dieser Mäuchelmörder / nach dem ihm hierzwischen sein Vrtheil gefällt / auß dem Schloß gefängnuß herauß / vnd auff einen Karn gebracht / auff einen Sessel darob starck gebunden / vnd biß zum Crackawer Thor geführt / vnd allda jhm der erste Zwick mit glüenden Zangen auff die rechte Brust gethan vñ herauß gerissen / gleicher gestalt bey dem andern Thor d' Newstatt / vnd folgends auff der Richtstatt ebener massen mit jm vmbgangen worden. Hierauff hat der Vbelthäter / nach dem der Priester jhn getröstet vnd ermahnt / seine Sünd zuerkennen vnd zuberewen / vnd die Seel Gott zubefehlen / Gott den Allmächtigen vnd die Kön. May. zuförderst / vnd dann die gantze vmbstehende Nobilität vnd Gemeynd in grosser Anzahl / vmb Verzeihung gebetten / darauff dann der Scharpffrichter das Endvrtheil vollends exequirt / jhn auff ein auff gerichte
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/553>, abgerufen am 01.07.2024. |