Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge.

IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsamm zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vnd Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vnd die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen.

V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / oder wer ist der? so die Gefahr wolte gering halten.

VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte.

VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht.

VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden.

IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dann daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge.

X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen.

Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vnd sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befunden / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stimmen wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stimm vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegen dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt worden / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vnd Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt.

König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vmm Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vnd Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden.

Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction

gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge.

IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsam̃ zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vñ Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vñ die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen.

V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / oder wer ist der? so die Gefahr wolte gering haltẽ.

VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte.

VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht.

VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden.

IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dañ daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge.

X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen.

Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vñ sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befundẽ / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stim̃en wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim̃ vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegẽ dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt wordẽ / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vñ Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt.

König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vm̃ Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vñ Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden.

Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0552" n="485"/>
gen                      / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge.</p>
          <p>IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsam&#x0303; zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd                      mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch                      dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die                      Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent                          vn&#x0303; Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vn&#x0303; die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen.</p>
          <p>V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der?                      Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / <choice><abbr>od'</abbr><expan>oder</expan></choice> wer ist der?                      so die Gefahr wolte gering halte&#x0303;.</p>
          <p>VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser                      Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden                      gewesen / wider restauriren möchte.</p>
          <p>VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem                      Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so                      sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön.                      vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert /                      alles wider Billichkeit vnd Recht.</p>
          <p>VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die                      Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie                      Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden.</p>
          <p>IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dan&#x0303; daß                      das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht /                      als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko                      zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge.</p>
          <p>X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension                      vorsichtiglich anzustellen.</p>
          <p>Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld                      begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d'                      Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey                      gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt                      / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß                      Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter                      Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vn&#x0303; sein Heer wol 7.                      mal stärcker als das seinig / befunde&#x0303; / nichts desto minder hat er dem Feind                      ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5.                      mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd                      beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler                      Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu                      starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu                      aber der Groß Cantzler nit stim&#x0303;en wollen / sondern sich                      resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber /                      so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger                      ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber                      außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie                      solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen                      / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim&#x0303; vmb Gottes willen                      geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel                      zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit                      3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8.                      tag lang gege&#x0303; dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken                      Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein                      grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines                      Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche                      Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen                      mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht                      augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der                      Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm                      gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er                      doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden                      / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht                      vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter                      Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der                      Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers                      Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken                      abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch                      abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt worde&#x0303; / wegen                      dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört /                      ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die                      Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vn&#x0303;                      Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch                      einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel                      gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt.</p>
          <p><note place="right"> König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die                          Türcken vnd Tartarn.</note> Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in                      Polen / sich vm&#x0303; Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten /                      wider die Türcken vn&#x0303; Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter                      nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben                      angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden.</p>
          <p>Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch                      stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt                      erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0552] gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge. IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsam̃ zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vñ Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vñ die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen. V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / od' wer ist der? so die Gefahr wolte gering haltẽ. VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte. VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht. VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden. IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dañ daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge. X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen. Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vñ sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befundẽ / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stim̃en wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim̃ vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegẽ dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt wordẽ / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vñ Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt. Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vm̃ Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vñ Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden. König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/552
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/552>, abgerufen am 22.11.2024.