Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge. IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsamm zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vnd Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vnd die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen. V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / oder wer ist der? so die Gefahr wolte gering halten. VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte. VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht. VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden. IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dann daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge. X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen. Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vnd sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befunden / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stimmen wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stimm vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegen dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt worden / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vnd Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt. König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vmm Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vnd Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden. Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge. IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsam̃ zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vñ Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vñ die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen. V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / oder wer ist der? so die Gefahr wolte gering haltẽ. VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte. VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht. VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden. IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dañ daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge. X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen. Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vñ sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befundẽ / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stim̃en wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim̃ vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegẽ dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt wordẽ / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vñ Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt. König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vm̃ Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vñ Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden. Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0552" n="485"/> gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge.</p> <p>IV. 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Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht.</p> <p>VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden.</p> <p>IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dañ daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge.</p> <p>X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen.</p> <p>Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vñ sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befundẽ / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stim̃en wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim̃ vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegẽ dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt wordẽ / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vñ Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt.</p> <p><note place="right"> König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn.</note> Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vm̃ Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vñ Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden.</p> <p>Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [485/0552]
gen / wie das Kriegsvolck auff deß Feinds eygenem Land den Krieg führen möge.
IV. Weil des Königreichs Nachbarn / welche gar schändlich den Gehorsam̃ zu leysten / recusirt / alle Mittel zum Frieden verachtet / vnd mit jhrer Verwirrung jhnen das Türckische Joch an den Halß gehenckt / wir auch dessen nit sicher sein können / so lang der Bethlehem Gabor in Vngarn die Verwirrung wird Handhaben / da doch der gantzen Welt kundbar / was sein Intent vñ Vorhaben ist / derohalben die Gräntzen dieses Orts / vñ die Statt Cracaw / fürnemlich wol zubesetzen.
V. Vnd gleicher massen hette es eine Gelegenheit mit Böhmen / dann wer ist der? Wann seines Nachbarn Hauß brent / jhn dasselb auch nit angehe / od' wer ist der? so die Gefahr wolte gering haltẽ.
VI. Man solte auch in steiffe Berachschlagung ziehen / wie man bey dieser Gelegenheit das Recht / mit welchem Schlesien / dem König in Polen verbunden gewesen / wider restauriren möchte.
VII. Weil die Schlesier Kriegsvolck an deß Königreichs Gräntzen halten / so dem Landt sehr beschwärlich / welches den Compactaten zuwider / Kön. M. Brieff (so sie mit eygenen Handen vnderschrieben) sampt dem Curir auffgefangen / die Kön. vnd des Lands Insigel erbrochen / auch in Polen etliche Edelleut geplündert / alles wider Billichkeit vnd Recht.
VIII. Weil der Anstand mit Schweden sein Endschafft erreicht / vnd durch die Commissarien nicht länger können erhalten werden / ein Vorsorg zuthun / wie Liefflandt vor der Schweden Eynfall möchte versichert werden.
IX. Weil offenbar daß der Moscowiter nichts liebers sehe / dañ daß das Königreich Polen durch den Türcken angegriffen / vnd verhergt werden möcht / als ist von nöthen zu deliberiren / was dem Reich mit der Landschaft Schmolensko zuthun / zu defendiren vnd zu behalten seyn möge.
X. Wie auch die beständige Kriegesverfassungen vnnd jmmerwehrende Defension vorsichtiglich anzustellen.
Vmb diese Zeit hat die Türckische Kriegsarmada in 90000. starck / sich zu Feld begeben / diser Kriegsmacht zu begegnen vnd auß dem Landt zu halten / ist d' Polnisch Großcantzler mit in 12000. Mann / zu Roß vnd Fuß / nach der Wallachey gezogen / vnd weil der Grationus / welchen der Sultan zum Weywoda darinn gesetzt / die Türckische Armada sehr gering zuseyn / auß geben / als ist gedachter Groß Cantzler mit seiner Armee / vber den Fluß Ryster gesetzt / vnd dem Feind vnter Augen gerückt / den er in schrecklicher Meng vñ sein Heer wol 7. mal stärcker als das seinig / befundẽ / nichts desto minder hat er dem Feind ein Feldschlacht geliffert / darin zwar der Polen viel / aber der Türcken wol 5. mal mehr geblieben / welch Treffen selbigen Tag / die Nacht gescheiden / vnd beyde Theil in jhr Läger sich reterirt. Folgenden Tag hat der Groß-Cantzler Kriegsrath gehalten / darbey etliche der Meynung gewesen / weil der Feind zu starck were / solte man das Läger bey Nacht verlassen vnd sich salviren / darzu aber der Groß Cantzler nit stim̃en wollen / sondern sich resolviert / noch ein Treffen zu wagen / hierauff haben etliche Befelchshaber / so keine lust darzu gehabt / vnd jrer Haut geförchtet / in der Nacht im Läger ein Tumult gemacht / mit falschem Geschrey / der Groß Cantzler wolte felber außreissen / solte derwegen ein jeder mit der Flucht sich auch versehen / wie solches der Groß Cantzler erhört / ist er eylend auß seinem Gezelt herfür kommen / sich jederman gezeygt / vnd mit lauter Stim̃ vmb Gottes willen geruffen vnd gebetten / daß ein jeder Fuß halten solte / wodurch er dann viel zurück gehalten / nichts desto minder aber ist der Starosta von Kanietz / mit 3000. Soldaten außgerissen / derowegen der Groß Cantzler / nach dem er noch 8. tag lang gegẽ dem Feind sich verschantzt vnd gewehrt / mit einer starcken Wagenburg zurück marschirt / vnter wegs hat das muthwillige Gesindlein / ein grossen Lermen erregt / vnd obgedachten auß gerissenen Starostae vnnd seines Volcks / wie auch theils der Anwesenden Wägen geplündert / dardurch dann solche Verwirrung erfolgt / daß der Groß Cantzler das Läger nit mehr in Ordnung bringen mögen / wie dieses die Türcken verkundschafft / sind sie mit gantzer Macht augefallen / der Polen Wagenburg zertrent / vnd alles was sich nicht mit der Flucht salviert / erlegt vnd niedergehawt / der Groß Cantzler / ob wol jhm gerahten vnd gebetten worden / sich auch mit der Flucht zu retteriren / hat er doch sich resolviert / lieber Ritterlich auff der Wahlstatt sein Leben zu enden / als die Flucht / darin er eben so wol vom nachjagenden Feind könt vnd möcht vmbkommen / zu nehmen / hat sich also mit 300. zu Roß / beneben dem vnter Feldherrn Konitzpoltzky / Mannlich gegen dem Feind gewehrt / biß endlich der Vnter-Feldherr gefangen / vnd er nieder gehawt worden / des Groß Cantzlers Leichnam ist nach mahln vnter den Todten ohne Kopff / welchen die Türcken abgehawen vnd nach Constantinopel geschickt / vnnd die rechte Hand bey nahe auch abgehawen / gefunden / vnd nach Vane auff seine Starostey geführt wordẽ / wegen dieses Verlusts an Volck / Munition / Geschütz vnd was zu einem Läger gehört / ist in Polen ein groß Trawren vnd Forcht erfolgt / sonderlich weil auch die Tartarn in groser Meng / nachmaln zu vnterschiedl chen mahln vñ Trouppen in selbig Königreich gefallen / grossen Raub darauß geholt / auch einsmals in 60. Wägen mit Frawen vnd Kindern / darbey viel vorneme vom Adel gewesen / so nach Lemberg fliehen wollen / auffgefangen vnd weggeführt.
Bey so gestalten Sachen hat König Sigismund in Polen / sich vm̃ Hilff bey etlichen Christlichen Potentaten / wider die Türcken vñ Tartarn beworben; vnd alß sein Gesandter nach Londen in Engelland kommen / vnd vmb erlaubnuß Volck allda zuwerben angesuchet / ist jhm 5000. zu werben vergünstiget worden.
König in Polen bewirbt sich wmb Hülff wider die Türcken vnd Tartarn. Von dannen hat der Gesandte seinen Weg nach Brüssel genommen / allda er auch stattlich empfangen ward / vnnd ein stattliche Hilff von Volck vnd Gelt erlangete / auch sonsten auff andere seine Wertungen / mit guter Satisfaction
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/552>, abgerufen am 01.07.2024. |