Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Krieg / dessen fürnembste Vorgängere vnd Stiffter Außländische seyen / einzuwickeln / auch andere / ausser dem Königreich gesessener Potentaten vnd Fürsten Hülff vnd Beystandt durch sonderliche Absendungen zubegehren / vnd also die Gemüther gegen Jhr. May. zuverbittern gewesen.

Männiglichen were offenbahr / daß den Privilegien / vnd zwar dem Majestätbrieff kein Abbruch geschehen seye / were auch J. M. niemals in Sinn kommen / wider die gegebne Trew vnd mitgetheilte Bestätigungen den allergeringsten Buchstaben zweiffelhafftig zu machen: der jenigen Sachen Entscheydung vnd Außlegung aber / welche in den Religions Privilegien nicht begriffen / vnd also ausser allem Zweiffel seyen / were nicht von einem Part der Streuenden zu verfechten / sondern dessen Erörterung / Außlegung vnd Außspruch würde billich Jhr. M. auffrichtigem Vrtheil vorbehalten.

Derhalben were es gar liderlich anzusehen / daß man solchen groben Vnthaten die Religion zu einem Deckmantel fürhängen wolle / welche auch Jh. May Person selbsten nicht wenig angiengen / vnd darumb auch sie ach Verdienst ohne Verzug zu straffen / vnd Jhre Königliche Authorität zuerhalten / wiewoles Jhrer M. weder an Gemüthe / noch andern Mitteln nicht ermangelte / doch wegen angeborner Güte / vnd sonderlicher Sanfftmütigkeit / damit sie / die vielfältige Kriegsnoth vnd elender Jammer gleich samb vor Augen sehende / diß herrliche Königreich auß Erbärmbd vnd hertzlichem Mitleyden anschawete / bezeugte sie vor der gantzen Welt / daß sie nicht anders Sinnes were / dann daß man / laut der Satzungen deß Reichs / durch ordentliche Erkündigung der Sachen / dem Rechten nach folge / vnd dessen Außspruch auff allen seiten nachgelebte: hierzwischen alles Kriegsvolck abgedanckt / vnd die cusserste Gefahr dieses Königreichs / durch Mittel der Gerechtigkeit / vermieden würde.

An jetzo wollen wir die Böhmische Händel ein wenig beseyts setzen / vnnd besehen / was diese Zeil sich zu Venedig zugetragen habe.

Zu Venedig wirdt eine grosse Verrähterey entdecket. In derselben Statt hat sich vnder bißhero erzehltem Verlauff ein grosse Verrähterey entdecket / welche von etlichen Venetianischen Edelleuten / Frantzosen / Hispaniern vnd Italiänern nachfolgender Gestalt angestellt war:

Es hielten sich in der Statt an vnterschiedlichen Orten vertheilet von erstgemeldten Nationen in 60. Obristen / neben in 700. Meuchelmörderischen Soldaten / so auff eine bestimpte Zeit vnd Termin sich zusammen thun / der Signoria Pallast vnverschens einnehmen / vnd alle Rahtsherren vmbbringen solten / denen als dann in Verübung solcher Mord Thaten ein grosse Anzahl / so sich hin vnd wider auff den Schiffen vnd Galleen befunden zu Hülffe zu kommen bestellt war / diese solten den ersten Anfall an der Müntz machen / vnd mit bey sich habenden künstlichem Fewerwerck / welches sonderlich zu solchen Vorhaben zugerichtet worden / das Zeughauß sampt vielen Gewölben / so voller Leinöhl / Bech vnnd Holtz gewesen / in Brandt stecken: vber diß vnter solchem Alarm / damit die Bürger vnd Innwohner / die Statt zu defendiren / nicht zusammen kommen köndten / die Brücken / zu welchem Ende sie dann auch etliche grosse vnd kleine Galleen mit vielen Geschütz verschen in Bereitschafft hatten / abwerfen.

Dieses alles nun were ein elender Jammer worden / vnd ohn ein grosse Blutbadt nicht abgegangen / wann dieser böse vnd Verrähterische Anschlag nicht bey Zeiten were offenbahret worden. Welches geschehen durch einen / der diese ding selber practiciren helffen / hernacher aber in sich geschlagen / sich eines bessern bedacht / vnd der Herrschafft alles offenbaret: Welches dann seine Mitgesellen baldt gewahr worden / derhalben mehrertheils bey Zeiten sich auß dem Staub gemacht: Aber man hat noch ein ziemliche Anzahl von jhnen erdappet / welche theils mit den Füssen / theils mit den Hälsen auffgehenckt: auch viel / vnd sonderlich was Venetianische Edelleut gewesen / bey Nacht vmb jhrer grossen vnnd ansehenlichen Freund schafft willen / ersäufft worden. Vnter anderm ward ein Frantzösischer Capitain auff einer Galleen mit den Füssen an den Segelbaum auffgehenckt.

Den jenigen so diesen Anschlag geoffenbahret / ist von der Herrschafft nicht allein ein groß Summa Gelts / sondern auch jährlich / jhme vnd seinen Nachkommen / ein stattliches Einkommen zugeordnet worden.

Verrähterey zu Crema. Die Statt Crem (so den Venedigern vnterworffen / am Fluß Adda auff einer schönen Ebne gelegen / vnnd mit starcken Mawern / vnd einem Wassergraben wol versehen / auch mit schönen Gebäwen gezieret) hat auff gleiche Zeit auch durch ein solchen Verrähterischen Anschlag sollen vberwältiget werden / da dann auch etliche Befelchshabere / so dem Feind ein Thor öffnen sollen / ertappet / vnd nach jhrem Verdienst abgestraffet worden.

Zu Venedig vnd Constantinopel grassirt ein beschwerliche Seuche. Eben vmb solche Zeit hat in obgemelter Statt Venedig / wie auch zu Constantinopel ein vnbekandte beschwerliche Schwachheit grassirt: in deme die Leute so schwach vnd krafftloß worden / daß sie plötzlich dahin gefallen / vnd gestorben / vnd doch nicht recht gewußt / was jhnen gemangelt hat / wodurch dann viel fürnehme Leute hingeraffet worden. Als nun solche Kranckheit wider nachgelassen / hat man darüber zu Venedig ein sonderlich Danck: vnd Frewden Fest gehalten.

Venedig. Es ligt aber die Statt Venedig in dem jnnersten Recessu oder Winckel deß Adriatischen Meers / auff die sechszig kleine Insulen in sich begreiffende: sie ist zwar mit kleine Mawern oder Wällen vmbgeben / aber doch gleichwol durch die Gelegenheil deß Orts sehr wol bewahret: Dann sie ist mit deß Adriatischen Meers (das zwischen der Statt vnd dem Land eindringet) Seen vmbgeben: Sintemahl vom Lande her / weil ein tieff Meer / fünff Welsche Meilen breit / darzwischen ligt / vnd von dem Meer her / weil der Boden deß Meers vnsicher vnd gar nidrig / vnd allein den

Krieg / dessen fürnembste Vorgängere vnd Stiffter Außländische seyen / einzuwickeln / auch andere / ausser dem Königreich gesessener Potentaten vnd Fürsten Hülff vnd Beystandt durch sonderliche Absendungen zubegehren / vnd also die Gemüther gegen Jhr. May. zuverbittern gewesen.

Männiglichen were offenbahr / daß den Privilegien / vnd zwar dem Majestätbrieff kein Abbruch geschehen seye / were auch J. M. niemals in Sinn kommen / wider die gegebne Trew vnd mitgetheilte Bestätigungen den allergeringsten Buchstaben zweiffelhafftig zu machen: der jenigen Sachen Entscheydung vnd Außlegung aber / welche in den Religions Privilegien nicht begriffen / vnd also ausser allem Zweiffel seyen / were nicht von einem Part der Streuenden zu verfechten / sondern dessen Erörterung / Außlegung vnd Außspruch würde billich Jhr. M. auffrichtigem Vrtheil vorbehalten.

Derhalben were es gar liderlich anzusehen / daß man solchen groben Vnthaten die Religion zu einem Deckmantel fürhängen wolle / welche auch Jh. May Person selbsten nicht wenig angiengen / vnd darumb auch sie ach Verdienst ohne Verzug zu straffen / vnd Jhre Königliche Authorität zuerhalten / wiewoles Jhrer M. weder an Gemüthe / noch andern Mitteln nicht ermangelte / doch wegẽ angeborner Güte / vnd sonderlicher Sanfftmütigkeit / damit sie / die vielfältige Kriegsnoth vñ elender Jammer gleich samb vor Augen sehende / diß herrliche Königreich auß Erbärmbd vnd hertzlichem Mitleyden anschawete / bezeugte sie vor der gantzen Welt / daß sie nicht anders Sinnes were / dann daß man / laut der Satzungen deß Reichs / durch ordentliche Erkündigung der Sachen / dem Rechten nach folge / vnd dessen Außspruch auff allen seiten nachgelebte: hierzwischen alles Kriegsvolck abgedanckt / vnd die cusserste Gefahr dieses Königreichs / durch Mittel der Gerechtigkeit / vermieden würde.

An jetzo wollen wir die Böhmische Händel ein wenig beseyts setzen / vnnd besehen / was diese Zeil sich zu Venedig zugetragen habe.

Zu Venedig wirdt eine grosse Verrähterey entdecket. In derselben Statt hat sich vnder bißhero erzehltem Verlauff ein grosse Verrähterey entdecket / welche von etlichen Venetianischen Edelleuten / Frantzosen / Hispaniern vnd Italiänern nachfolgender Gestalt angestellt war:

Es hielten sich in der Statt an vnterschiedlichen Orten vertheilet von erstgemeldten Nationen in 60. Obristen / neben in 700. Meuchelmörderischen Soldaten / so auff eine bestimpte Zeit vnd Termin sich zusammen thun / der Signoria Pallast vnverschens einnehmen / vnd alle Rahtsherren vmbbringen solten / denen als dann in Verübung solcher Mord Thaten ein grosse Anzahl / so sich hin vnd wider auff den Schiffen vnd Galleen befunden zu Hülffe zu kommen bestellt war / diese solten den ersten Anfall an der Müntz machen / vnd mit bey sich habenden künstlichem Fewerwerck / welches sonderlich zu solchen Vorhaben zugerichtet worden / das Zeughauß sampt vielen Gewölben / so voller Leinöhl / Bech vnnd Holtz gewesen / in Brandt stecken: vber diß vnter solchem Alarm / damit die Bürger vnd Innwohner / die Statt zu defendiren / nicht zusammen kommen köndten / die Brücken / zu welchem Ende sie dann auch etliche grosse vnd kleine Galleen mit vielen Geschütz verschen in Bereitschafft hatten / abwerfen.

Dieses alles nun were ein elender Jammer worden / vnd ohn ein grosse Blutbadt nicht abgegangen / wann dieser böse vnd Verrähterische Anschlag nicht bey Zeiten were offenbahret worden. Welches geschehen durch einen / der diese ding selber practiciren helffen / hernacher aber in sich geschlagen / sich eines bessern bedacht / vnd der Herrschafft alles offenbaret: Welches dann seine Mitgesellen baldt gewahr worden / derhalben mehrertheils bey Zeiten sich auß dem Staub gemacht: Aber man hat noch ein ziemliche Anzahl von jhnen erdappet / welche theils mit den Füssen / theils mit den Hälsen auffgehenckt: auch viel / vnd sonderlich was Venetianische Edelleut gewesen / bey Nacht vmb jhrer grossen vnnd ansehenlichen Freund schafft willen / ersäufft worden. Vnter anderm ward ein Frantzösischer Capitain auff einer Galleen mit den Füssen an den Segelbaum auffgehenckt.

Den jenigen so diesen Anschlag geoffenbahret / ist von der Herrschafft nicht allein ein groß Summa Gelts / sondern auch jährlich / jhme vnd seinen Nachkommen / ein stattliches Einkommen zugeordnet worden.

Verrähterey zu Crema. Die Statt Crem (so den Venedigern vnterworffen / am Fluß Adda auff einer schönen Ebne gelegen / vnnd mit starcken Mawern / vnd einem Wassergrabẽ wol versehen / auch mit schönen Gebäwen gezieret) hat auff gleiche Zeit auch durch ein solchen Verrähterischen Anschlag sollen vberwältiget werden / da dann auch etliche Befelchshabere / so dem Feind ein Thor öffnen sollen / ertappet / vnd nach jhrem Verdienst abgestraffet worden.

Zu Venedig vnd Constantinopel grassirt ein beschwerliche Seuche. Eben vmb solche Zeit hat in obgemelter Statt Venedig / wie auch zu Constantinopel ein vnbekandte beschwerliche Schwachheit grassirt: in deme die Leute so schwach vnd krafftloß worden / daß sie plötzlich dahin gefallen / vnd gestorben / vnd doch nicht recht gewußt / was jhnen gemangelt hat / wodurch dann viel fürnehme Leute hingeraffet worden. Als nun solche Kranckheit wider nachgelassen / hat man darüber zu Venedig ein sonderlich Danck: vnd Frewden Fest gehalten.

Venedig. Es ligt aber die Statt Venedig in dem jnnersten Recessu oder Winckel deß Adriatischen Meers / auff die sechszig kleine Insulen in sich begreiffende: sie ist zwar mit kleine Mawern oder Wällen vmbgeben / aber doch gleichwol durch die Gelegenheil deß Orts sehr wol bewahret: Dann sie ist mit deß Adriatischen Meers (das zwischen der Statt vnd dem Land eindringet) Seen vmbgeben: Sintemahl vom Lande her / weil ein tieff Meer / fünff Welsche Meilen breit / darzwischen ligt / vnd von dem Meer her / weil der Boden deß Meers vnsicher vnd gar nidrig / vnd allein den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0054" n="29"/>
          <p>Krieg / dessen fürnembste Vorgängere vnd Stiffter Außländische seyen /                      einzuwickeln / auch andere / ausser dem Königreich gesessener Potentaten vnd                      Fürsten Hülff vnd Beystandt durch sonderliche Absendungen zubegehren / vnd also                      die Gemüther gegen Jhr. May. zuverbittern gewesen.</p>
          <p>Männiglichen were offenbahr / daß den Privilegien / vnd zwar dem Majestätbrieff                      kein Abbruch geschehen seye / were auch J. M. niemals in Sinn kommen / wider die                      gegebne Trew vnd mitgetheilte Bestätigungen den allergeringsten Buchstaben                      zweiffelhafftig zu machen: der jenigen Sachen Entscheydung vnd Außlegung aber /                      welche in den Religions Privilegien nicht begriffen / vnd also ausser allem                      Zweiffel seyen / were nicht von einem Part der Streuenden zu verfechten /                      sondern dessen Erörterung / Außlegung vnd Außspruch würde billich Jhr. M.                      auffrichtigem Vrtheil vorbehalten.</p>
          <p>Derhalben were es gar liderlich anzusehen / daß man solchen groben Vnthaten die                      Religion zu einem Deckmantel fürhängen wolle / welche auch Jh. May Person                      selbsten nicht wenig angiengen / vnd darumb auch sie ach Verdienst ohne Verzug                      zu straffen / vnd Jhre Königliche Authorität zuerhalten / wiewoles Jhrer M.                      weder an Gemüthe / noch andern Mitteln nicht ermangelte / doch wege&#x0303; angeborner                      Güte / vnd sonderlicher Sanfftmütigkeit / damit sie / die vielfältige Kriegsnoth                          vn&#x0303; elender Jammer gleich samb vor Augen sehende / diß                      herrliche Königreich auß Erbärmbd vnd hertzlichem Mitleyden anschawete /                      bezeugte sie vor der gantzen Welt / daß sie nicht anders Sinnes were / dann daß                      man / laut der Satzungen deß Reichs / durch ordentliche Erkündigung der Sachen /                      dem Rechten nach folge / vnd dessen Außspruch auff allen seiten nachgelebte:                      hierzwischen alles Kriegsvolck abgedanckt / vnd die cusserste Gefahr dieses                      Königreichs / durch Mittel der Gerechtigkeit / vermieden würde.</p>
          <p>An jetzo wollen wir die Böhmische Händel ein wenig beseyts setzen / vnnd besehen                      / was diese Zeil sich zu Venedig zugetragen habe.</p>
          <p><note place="left">Zu Venedig wirdt eine grosse Verrähterey                      entdecket.</note> In derselben Statt hat sich vnder bißhero erzehltem Verlauff                      ein grosse Verrähterey entdecket / welche von etlichen Venetianischen Edelleuten                      / Frantzosen / Hispaniern vnd Italiänern nachfolgender Gestalt angestellt war:</p>
          <p>Es hielten sich in der Statt an vnterschiedlichen Orten vertheilet von                      erstgemeldten Nationen in 60. Obristen / neben in 700. Meuchelmörderischen                      Soldaten / so auff eine bestimpte Zeit vnd Termin sich zusammen thun / der                      Signoria Pallast vnverschens einnehmen / vnd alle Rahtsherren vmbbringen solten                      / denen als dann in Verübung solcher Mord Thaten ein grosse Anzahl / so sich hin                      vnd wider auff den Schiffen vnd Galleen befunden zu Hülffe zu kommen bestellt                      war / diese solten den ersten Anfall an der Müntz machen / vnd mit bey sich                      habenden künstlichem Fewerwerck / welches sonderlich zu solchen Vorhaben                      zugerichtet worden / das Zeughauß sampt vielen Gewölben / so voller Leinöhl /                      Bech vnnd Holtz gewesen / in Brandt stecken: vber diß vnter solchem Alarm /                      damit die Bürger vnd Innwohner / die Statt zu defendiren / nicht zusammen kommen                      köndten / die Brücken / zu welchem Ende sie dann auch etliche grosse vnd kleine                      Galleen mit vielen Geschütz verschen in Bereitschafft hatten / abwerfen.</p>
          <p>Dieses alles nun were ein elender Jammer worden / vnd ohn ein grosse Blutbadt                      nicht abgegangen / wann dieser böse vnd Verrähterische Anschlag nicht bey Zeiten                      were offenbahret worden. Welches geschehen durch einen / der diese ding selber                      practiciren helffen / hernacher aber in sich geschlagen / sich eines bessern                      bedacht / vnd der Herrschafft alles offenbaret: Welches dann seine Mitgesellen                      baldt gewahr worden / derhalben mehrertheils bey Zeiten sich auß dem Staub                      gemacht: Aber man hat noch ein ziemliche Anzahl von jhnen erdappet / welche                      theils mit den Füssen / theils mit den Hälsen auffgehenckt: auch viel / vnd                      sonderlich was Venetianische Edelleut gewesen / bey Nacht vmb jhrer grossen vnnd                      ansehenlichen Freund schafft willen / ersäufft worden. Vnter anderm ward ein                      Frantzösischer Capitain auff einer Galleen mit den Füssen an den Segelbaum                      auffgehenckt.</p>
          <p>Den jenigen so diesen Anschlag geoffenbahret / ist von der Herrschafft nicht                      allein ein groß Summa Gelts / sondern auch jährlich / jhme vnd seinen Nachkommen                      / ein stattliches Einkommen zugeordnet worden.</p>
          <p><note place="right">Verrähterey zu Crema.</note> Die Statt Crem (so den                      Venedigern vnterworffen / am Fluß Adda auff einer schönen Ebne gelegen / vnnd                      mit starcken Mawern / vnd einem Wassergrabe&#x0303; wol versehen / auch                      mit schönen Gebäwen gezieret) hat auff gleiche Zeit auch durch ein solchen                      Verrähterischen Anschlag sollen vberwältiget werden / da dann auch etliche                      Befelchshabere / so dem Feind ein Thor öffnen sollen / ertappet / vnd nach jhrem                      Verdienst abgestraffet worden.</p>
          <p><note place="right">Zu Venedig vnd Constantinopel grassirt ein                          beschwerliche Seuche.</note> Eben vmb solche Zeit hat in obgemelter Statt                      Venedig / wie auch zu Constantinopel ein vnbekandte beschwerliche Schwachheit                      grassirt: in deme die Leute so schwach vnd krafftloß worden / daß sie plötzlich                      dahin gefallen / vnd gestorben / vnd doch nicht recht gewußt / was jhnen                      gemangelt hat / wodurch dann viel fürnehme Leute hingeraffet worden. Als nun                      solche Kranckheit wider nachgelassen / hat man darüber zu Venedig ein sonderlich                      Danck: vnd Frewden Fest gehalten.</p>
          <p><note place="right">Venedig.</note> Es ligt aber die Statt Venedig in dem                      jnnersten Recessu oder Winckel deß Adriatischen Meers / auff die sechszig kleine                      Insulen in sich begreiffende: sie ist zwar mit kleine Mawern oder Wällen                      vmbgeben / aber doch gleichwol durch die Gelegenheil deß Orts sehr wol bewahret:                      Dann sie ist mit deß Adriatischen Meers (das zwischen der Statt vnd dem Land                      eindringet) Seen vmbgeben: Sintemahl vom Lande her / weil ein tieff Meer / fünff                      Welsche Meilen breit / darzwischen ligt / vnd von dem Meer her / weil der Boden                      deß Meers vnsicher vnd gar nidrig / vnd allein den
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0054] Krieg / dessen fürnembste Vorgängere vnd Stiffter Außländische seyen / einzuwickeln / auch andere / ausser dem Königreich gesessener Potentaten vnd Fürsten Hülff vnd Beystandt durch sonderliche Absendungen zubegehren / vnd also die Gemüther gegen Jhr. May. zuverbittern gewesen. Männiglichen were offenbahr / daß den Privilegien / vnd zwar dem Majestätbrieff kein Abbruch geschehen seye / were auch J. M. niemals in Sinn kommen / wider die gegebne Trew vnd mitgetheilte Bestätigungen den allergeringsten Buchstaben zweiffelhafftig zu machen: der jenigen Sachen Entscheydung vnd Außlegung aber / welche in den Religions Privilegien nicht begriffen / vnd also ausser allem Zweiffel seyen / were nicht von einem Part der Streuenden zu verfechten / sondern dessen Erörterung / Außlegung vnd Außspruch würde billich Jhr. M. auffrichtigem Vrtheil vorbehalten. Derhalben were es gar liderlich anzusehen / daß man solchen groben Vnthaten die Religion zu einem Deckmantel fürhängen wolle / welche auch Jh. May Person selbsten nicht wenig angiengen / vnd darumb auch sie ach Verdienst ohne Verzug zu straffen / vnd Jhre Königliche Authorität zuerhalten / wiewoles Jhrer M. weder an Gemüthe / noch andern Mitteln nicht ermangelte / doch wegẽ angeborner Güte / vnd sonderlicher Sanfftmütigkeit / damit sie / die vielfältige Kriegsnoth vñ elender Jammer gleich samb vor Augen sehende / diß herrliche Königreich auß Erbärmbd vnd hertzlichem Mitleyden anschawete / bezeugte sie vor der gantzen Welt / daß sie nicht anders Sinnes were / dann daß man / laut der Satzungen deß Reichs / durch ordentliche Erkündigung der Sachen / dem Rechten nach folge / vnd dessen Außspruch auff allen seiten nachgelebte: hierzwischen alles Kriegsvolck abgedanckt / vnd die cusserste Gefahr dieses Königreichs / durch Mittel der Gerechtigkeit / vermieden würde. An jetzo wollen wir die Böhmische Händel ein wenig beseyts setzen / vnnd besehen / was diese Zeil sich zu Venedig zugetragen habe. In derselben Statt hat sich vnder bißhero erzehltem Verlauff ein grosse Verrähterey entdecket / welche von etlichen Venetianischen Edelleuten / Frantzosen / Hispaniern vnd Italiänern nachfolgender Gestalt angestellt war: Zu Venedig wirdt eine grosse Verrähterey entdecket. Es hielten sich in der Statt an vnterschiedlichen Orten vertheilet von erstgemeldten Nationen in 60. Obristen / neben in 700. Meuchelmörderischen Soldaten / so auff eine bestimpte Zeit vnd Termin sich zusammen thun / der Signoria Pallast vnverschens einnehmen / vnd alle Rahtsherren vmbbringen solten / denen als dann in Verübung solcher Mord Thaten ein grosse Anzahl / so sich hin vnd wider auff den Schiffen vnd Galleen befunden zu Hülffe zu kommen bestellt war / diese solten den ersten Anfall an der Müntz machen / vnd mit bey sich habenden künstlichem Fewerwerck / welches sonderlich zu solchen Vorhaben zugerichtet worden / das Zeughauß sampt vielen Gewölben / so voller Leinöhl / Bech vnnd Holtz gewesen / in Brandt stecken: vber diß vnter solchem Alarm / damit die Bürger vnd Innwohner / die Statt zu defendiren / nicht zusammen kommen köndten / die Brücken / zu welchem Ende sie dann auch etliche grosse vnd kleine Galleen mit vielen Geschütz verschen in Bereitschafft hatten / abwerfen. Dieses alles nun were ein elender Jammer worden / vnd ohn ein grosse Blutbadt nicht abgegangen / wann dieser böse vnd Verrähterische Anschlag nicht bey Zeiten were offenbahret worden. Welches geschehen durch einen / der diese ding selber practiciren helffen / hernacher aber in sich geschlagen / sich eines bessern bedacht / vnd der Herrschafft alles offenbaret: Welches dann seine Mitgesellen baldt gewahr worden / derhalben mehrertheils bey Zeiten sich auß dem Staub gemacht: Aber man hat noch ein ziemliche Anzahl von jhnen erdappet / welche theils mit den Füssen / theils mit den Hälsen auffgehenckt: auch viel / vnd sonderlich was Venetianische Edelleut gewesen / bey Nacht vmb jhrer grossen vnnd ansehenlichen Freund schafft willen / ersäufft worden. Vnter anderm ward ein Frantzösischer Capitain auff einer Galleen mit den Füssen an den Segelbaum auffgehenckt. Den jenigen so diesen Anschlag geoffenbahret / ist von der Herrschafft nicht allein ein groß Summa Gelts / sondern auch jährlich / jhme vnd seinen Nachkommen / ein stattliches Einkommen zugeordnet worden. Die Statt Crem (so den Venedigern vnterworffen / am Fluß Adda auff einer schönen Ebne gelegen / vnnd mit starcken Mawern / vnd einem Wassergrabẽ wol versehen / auch mit schönen Gebäwen gezieret) hat auff gleiche Zeit auch durch ein solchen Verrähterischen Anschlag sollen vberwältiget werden / da dann auch etliche Befelchshabere / so dem Feind ein Thor öffnen sollen / ertappet / vnd nach jhrem Verdienst abgestraffet worden. Verrähterey zu Crema. Eben vmb solche Zeit hat in obgemelter Statt Venedig / wie auch zu Constantinopel ein vnbekandte beschwerliche Schwachheit grassirt: in deme die Leute so schwach vnd krafftloß worden / daß sie plötzlich dahin gefallen / vnd gestorben / vnd doch nicht recht gewußt / was jhnen gemangelt hat / wodurch dann viel fürnehme Leute hingeraffet worden. Als nun solche Kranckheit wider nachgelassen / hat man darüber zu Venedig ein sonderlich Danck: vnd Frewden Fest gehalten. Zu Venedig vnd Constantinopel grassirt ein beschwerliche Seuche. Es ligt aber die Statt Venedig in dem jnnersten Recessu oder Winckel deß Adriatischen Meers / auff die sechszig kleine Insulen in sich begreiffende: sie ist zwar mit kleine Mawern oder Wällen vmbgeben / aber doch gleichwol durch die Gelegenheil deß Orts sehr wol bewahret: Dann sie ist mit deß Adriatischen Meers (das zwischen der Statt vnd dem Land eindringet) Seen vmbgeben: Sintemahl vom Lande her / weil ein tieff Meer / fünff Welsche Meilen breit / darzwischen ligt / vnd von dem Meer her / weil der Boden deß Meers vnsicher vnd gar nidrig / vnd allein den Venedig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/54
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/54>, abgerufen am 22.11.2024.