Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben. Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergarten oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wann nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge- ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben. Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergartẽ oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wañ nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0536" n="469"/> ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben.</p> <p>Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergartẽ oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wañ nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [469/0536]
ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben.
Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergartẽ oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wañ nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge-
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