Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.cket wurde. So baldt er aber sich auffmachte / vnd von einem Ort zum andern sich begeben wolte / so zogen die Fürsten zu Feldt / vnnd wolten jhm eine Schlacht lieffern: aber er wandte jedesmahls wider vmb: Also haben sie jhn zum zweyten verhindert / daß er nicht auff Keyserslautern / darauff er einen Anschlag gemacht / fortrucken können. Demnach nun Printz Henrich Friderich zu den Vnirten Fürsten kommen / seynd sie den vierzehenden Octobris zu Wormbs vber die Brück gezogen / bey sich habende fünff Tausendt zu Pferdt / vnd sechs Tausendt zu Fuß / zwantzig Stück Geschütz / vnd andere Bereitschafften: Damit seynd sie auff Altzey zugezogen / in Meynung selbige Statt mit allem Ernst anzugreiffen / oder mit dem Spinola ein Treffen zu wagen. Zu Altzey lagen 1600. zu Fuß / vnd etliche Reuter. Dieweil aber die Fürsten nicht mit allem / was zum Anfall von nöthen / versehen waren / hatte man Bedenckens / etwas wider gedachtes Ort fürzunehmen / vnd vor das rahtsambste gehalten / dem Spinola eine Schlacht anzubieten. Wie sie nun mit dieser Resolution auff Oppenheim gezogen / wurden sie berichtet / daß Spinola im Anzug were Altzen zu entsetzen: Welches die Vnirte Fürsten für ein erwündschte Gelegenheit gehalten / vnd derowegen sich geeylet / zwischen jhn vnd sein Läger zu kommen. Als aber Spinola diesen Brathen gerochen / hat er sich stracks zurück nach seinem Läger gewendet: Gleichwol haben jhn die Fürsten noch ins Gesicht bekommen / etwa eine Stundt Wegs von seinem Läger bey Oppenheim: Derohalben sie jhr Volck alsbaldt in Schlacht Ordnung gestellt / vnd sich resolvirt / jhne anzugreiffen. Spinola aber ersahe seinen Vortheil / vnd begab sich auff einen Berg / da ein enger Paß war / stellete acht Stück Geschütz auff beyde seiten / da es bergicht war / vnd viel Weinstöck hatte / setzte er seine Mußquetierer / also daß man schwerlich an jhn kommen kondte. Dessen aber vngeachtet / waren die Vnirte Fürsten willens jhn anzugreiffen / vnd es ließ sich ansehen / daß ein Schrecken vnter sein Volck kommen war. Aber der Tag nahm sehr ab / vnd hatten die Vnirte Fürsten keine Schantzengräber bey jhnen / einen Weg für das Geschütz durch einen Thal zu bereiten / dardurch man auch das Kriegsvolck / welches sonsten zum Schlagen begierig war / in Ordnung hette führen mögen. Etliche waren deren Meynung / man solte den Weg zu seinem Läger abschneiden: aber in dessen als man die Gelegenheit besichtigte / war der Tag dahin / vnd der Abendt herbey kommen / also daß man weiter nichts anfangen kondte. Spinola sahe wol / daß jhme lang allda sich anffzuhalten nicht nützlich seyn würde / derohalben er / so baldt es finster worden / sich stillschweigend / ohne Trompetenschall vnnd Trommenschlag auß dem Staub machte / vnd nach seinem Läger reterirte: Darauff deß Morgens die Fürsten auch vnverrichter Sachen wider nacher Wormbs zogen. Spinola hatte jhme dieses wol für ein Glück zu achten / daß dazumal die Tage kurtz waren: dann sonsten were er vberfallen / vnd vielleicht geschlagen worden / dieweil sein Volck kleinmütig war. Churfürst zu Mayntz intercedirt für die vertriebene Marggraven von Baden. Mit dem Marquis Spinola seynd zweenjunge Marggraffen von Baden / Eduardischer Linien / so sich bißhero zu Brüssel auffgehalten / auch in Teutschlandt ankommen / vnd bey dem Churfürsten von Mayntz angehalten / daß er jhrentwegen bey Keyserlicher Majestät intercediren wolte / damit sie die Lande / so jhnen Marggraff Georg Friederich von Baden Durlach / auß gewissen Vrsachen vorenthalten (welche Sachen ein gute Zeit hero bey dem Keyserlichen Reichs Hoffraht rechthängig gewesen) widerbekommen möchten: Welcher dann auch solchem zu Folge ein Schreiben an Key serliche Majestät abgehen liesse / dieses Innhalts: Weil er mit den Fürstlichen Pupillen ein Christliches Mitleyden trüge / vnd nach Beschaffenheit dieser jhrer in allen Rechten hochbegünstigten Pupillar: vnnd Alimentation-Sachen ausser allem Zweiffel setzte / Jhre Keyserliche Majestät dieselbe nicht länger Hülffloß lassen würden: So hette er demnach nicht vmbgehen können / deßwegen bey Jhrer Keyserlichen Majestät nochmalige Erinnerung zu thun: Vnd were derohalben an dieselbe sein ferrnere gehorsambste Bitte / Sie wolten in gnädigster Behertzigung solcher Vmbstände die billich mässige Verordnung thun lassen / damit gemeldten armen Fürstlichen Pupillen dermaln eins zu dem jenigen / darzu sie von Gott vnd von Rechtswegen befugt / Obrigkeitliche Verhelffung förderlichst gedeyen vnd widerfahren möge. Wie dann Jhrer Keyserlichen Majest. zu solchem Ende / von jhme vnd seinen Mit Churfürsten vnlängsten durch ein gesampt vorbittlich Schreiben auch gehorsambst ersucht worden / etc. Damit aber der günstige Leser von dem Herkommen gedachter Marggraffen / vnd Sippschafft mit dem damals regierenden Marggraff Georg Friderichen mehrere Nachrichtung haben möge / wöllen wir deren Geschlecht-Register hiehero setzen. cket wurde. So baldt er aber sich auffmachte / vnd von einem Ort zum andern sich begeben wolte / so zogen die Fürsten zu Feldt / vnnd wolten jhm eine Schlacht lieffern: aber er wandte jedesmahls wider vmb: Also haben sie jhn zum zweyten verhindert / daß er nicht auff Keyserslautern / darauff er einen Anschlag gemacht / fortrucken können. Demnach nun Printz Henrich Friderich zu den Vnirten Fürsten kommẽ / seynd sie den vierzehenden Octobris zu Wormbs vber die Brück gezogẽ / bey sich habende fünff Tausendt zu Pferdt / vnd sechs Tausendt zu Fuß / zwantzig Stück Geschütz / vnd andere Bereitschafften: Damit seynd sie auff Altzey zugezogen / in Meynung selbige Statt mit allem Ernst anzugreiffen / oder mit dem Spinola ein Treffen zu wagen. Zu Altzey lagen 1600. zu Fuß / vnd etliche Reuter. Dieweil aber die Fürsten nicht mit allem / was zum Anfall von nöthen / versehẽ waren / hatte man Bedenckens / etwas wider gedachtes Ort fürzunehmen / vnd vor das rahtsambste gehalten / dem Spinola eine Schlacht anzubieten. Wie sie nun mit dieser Resolution auff Oppenheim gezogen / wurden sie berichtet / daß Spinola im Anzug were Altzen zu entsetzen: Welches die Vnirte Fürsten für ein erwündschte Gelegenheit gehalten / vnd derowegen sich geeylet / zwischen jhn vnd sein Läger zu kommen. Als aber Spinola diesen Brathen gerochen / hat er sich stracks zurück nach seinem Läger gewendet: Gleichwol haben jhn die Fürsten noch ins Gesicht bekommen / etwa eine Stundt Wegs von seinem Läger bey Oppenheim: Derohalben sie jhr Volck alsbaldt in Schlacht Ordnung gestellt / vnd sich resolvirt / jhne anzugreiffen. Spinola aber ersahe seinen Vortheil / vnd begab sich auff einen Berg / da ein enger Paß war / stellete acht Stück Geschütz auff beyde seiten / da es bergicht war / vnd viel Weinstöck hatte / setzte er seine Mußquetierer / also daß man schwerlich an jhn kommen kondte. Dessen aber vngeachtet / waren die Vnirte Fürsten willens jhn anzugreiffen / vnd es ließ sich ansehen / daß ein Schrecken vnter sein Volck kommen war. Aber der Tag nahm sehr ab / vnd hatten die Vnirte Fürsten keine Schantzengräber bey jhnen / einen Weg für das Geschütz durch einen Thal zu bereiten / dardurch man auch das Kriegsvolck / welches sonsten zum Schlagen begierig war / in Ordnung hette führen mögen. Etliche waren deren Meynung / man solte den Weg zu seinem Läger abschneiden: aber in dessen als man die Gelegenheit besichtigte / war der Tag dahin / vnd der Abendt herbey kommen / also daß man weiter nichts anfangen kondte. Spinola sahe wol / daß jhme lang allda sich anffzuhalten nicht nützlich seyn würde / derohalben er / so baldt es finster worden / sich stillschweigend / ohne Trompetenschall vnnd Trommenschlag auß dem Staub machte / vnd nach seinem Läger reterirte: Darauff deß Morgens die Fürsten auch vnverrichter Sachen wider nacher Wormbs zogen. Spinola hatte jhme dieses wol für ein Glück zu achten / daß dazumal die Tage kurtz waren: dann sonsten were er vberfallen / vnd vielleicht geschlagen worden / dieweil sein Volck kleinmütig war. Churfürst zu Mayntz intercedirt für die vertriebene Marggraven von Baden. Mit dem Marquis Spinola seynd zweenjunge Marggraffen von Baden / Eduardischer Linien / so sich bißhero zu Brüssel auffgehalten / auch in Teutschlandt ankommen / vnd bey dem Churfürsten von Mayntz angehalten / daß er jhrentwegen bey Keyserlicher Majestät intercediren wolte / damit sie die Lande / so jhnen Marggraff Georg Friederich von Baden Durlach / auß gewissen Vrsachen vorenthalten (welche Sachen ein gute Zeit hero bey dem Keyserlichẽ Reichs Hoffraht rechthängig gewesen) widerbekommen möchten: Welcher dann auch solchem zu Folge ein Schreiben an Key serliche Majestät abgehen liesse / dieses Innhalts: Weil er mit den Fürstlichẽ Pupillen ein Christliches Mitleyden trüge / vnd nach Beschaffenheit dieser jhrer in allen Rechtẽ hochbegünstigten Pupillar: vnnd Alimentation-Sachen ausser allem Zweiffel setzte / Jhre Keyserliche Majestät dieselbe nicht länger Hülffloß lassen würden: So hette er demnach nicht vmbgehen können / deßwegen bey Jhrer Keyserlichen Majestät nochmalige Erinnerung zu thun: Vnd were derohalben an dieselbe sein ferrnere gehorsambste Bitte / Sie wolten in gnädigster Behertzigung solcher Vmbstände die billich mässige Verordnung thun lassen / damit gemeldten armen Fürstlichen Pupillen dermaln eins zu dem jenigen / darzu sie von Gott vnd von Rechtswegen befugt / Obrigkeitliche Verhelffung förderlichst gedeyen vnd widerfahren möge. Wie dann Jhrer Keyserlichen Majest. zu solchem Ende / von jhme vnd seinen Mit Churfürsten vnlängsten durch ein gesampt vorbittlich Schreiben auch gehorsambst ersucht worden / etc. Damit aber der günstige Leser von dem Herkommẽ gedachter Marggraffen / vnd Sippschafft mit dem damals regierenden Marggraff Georg Friderichen mehrere Nachrichtung haben möge / wöllen wir deren Geschlecht-Register hiehero setzen. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0495" n="436"/> cket wurde. So baldt er aber sich auffmachte / vnd von einem Ort zum andern sich begeben wolte / so zogen die Fürsten zu Feldt / vnnd wolten jhm eine Schlacht lieffern: aber er wandte jedesmahls wider vmb: Also haben sie jhn zum zweyten verhindert / daß er nicht auff Keyserslautern / darauff er einen Anschlag gemacht / fortrucken können.</p> <p>Demnach nun Printz Henrich Friderich zu den Vnirten Fürsten kommẽ / seynd sie den vierzehenden Octobris zu Wormbs vber die Brück gezogẽ / bey sich habende fünff Tausendt zu Pferdt / vnd sechs Tausendt zu Fuß / zwantzig Stück Geschütz / vnd andere Bereitschafften: Damit seynd sie auff Altzey zugezogen / in Meynung selbige Statt mit allem Ernst anzugreiffen / oder mit dem Spinola ein Treffen zu wagen. Zu Altzey lagen 1600. zu Fuß / vnd etliche Reuter.</p> <p>Dieweil aber die Fürsten nicht mit allem / was zum Anfall von nöthen / versehẽ waren / hatte man Bedenckens / etwas wider gedachtes Ort fürzunehmen / vnd vor das rahtsambste gehalten / dem Spinola eine Schlacht anzubieten. Wie sie nun mit dieser Resolution auff Oppenheim gezogen / wurden sie berichtet / daß Spinola im Anzug were Altzen zu entsetzen: Welches die Vnirte Fürsten für ein erwündschte Gelegenheit gehalten / vnd derowegen sich geeylet / zwischen jhn vnd sein Läger zu kommen. Als aber Spinola diesen Brathen gerochen / hat er sich stracks zurück nach seinem Läger gewendet: Gleichwol haben jhn die Fürsten noch ins Gesicht bekommen / etwa eine Stundt Wegs von seinem Läger bey Oppenheim: Derohalben sie jhr Volck alsbaldt in Schlacht Ordnung gestellt / vnd sich resolvirt / jhne anzugreiffen. Spinola aber ersahe seinen Vortheil / vnd begab sich auff einen Berg / da ein enger Paß war / stellete acht Stück Geschütz auff beyde seiten / da es bergicht war / vnd viel Weinstöck hatte / setzte er seine Mußquetierer / also daß man schwerlich an jhn kommen kondte. Dessen aber vngeachtet / waren die Vnirte Fürsten willens jhn anzugreiffen / vnd es ließ sich ansehen / daß ein Schrecken vnter sein Volck kommen war. Aber der Tag nahm sehr ab / vnd hatten die Vnirte Fürsten keine Schantzengräber bey jhnen / einen Weg für das Geschütz durch einen Thal zu bereiten / dardurch man auch das Kriegsvolck / welches sonsten zum Schlagen begierig war / in Ordnung hette führen mögen. Etliche waren deren Meynung / man solte den Weg zu seinem Läger abschneiden: aber in dessen als man die Gelegenheit besichtigte / war der Tag dahin / vnd der Abendt herbey kommen / also daß man weiter nichts anfangen kondte. Spinola sahe wol / daß jhme lang allda sich anffzuhalten nicht nützlich seyn würde / derohalben er / so baldt es finster worden / sich stillschweigend / ohne Trompetenschall vnnd Trommenschlag auß dem Staub machte / vnd nach seinem Läger reterirte: Darauff deß Morgens die Fürsten auch vnverrichter Sachen wider nacher Wormbs zogen. Spinola hatte jhme dieses wol für ein Glück zu achten / daß dazumal die Tage kurtz waren: dann sonsten were er vberfallen / vnd vielleicht geschlagen worden / dieweil sein Volck kleinmütig war.</p> <p><note place="right">Churfürst zu Mayntz intercedirt für die vertriebene Marggraven von Baden.</note> Mit dem Marquis Spinola seynd zweenjunge Marggraffen von Baden / Eduardischer Linien / so sich bißhero zu Brüssel auffgehalten / auch in Teutschlandt ankommen / vnd bey dem Churfürsten von Mayntz angehalten / daß er jhrentwegen bey Keyserlicher Majestät intercediren wolte / damit sie die Lande / so jhnen Marggraff Georg Friederich von Baden Durlach / auß gewissen Vrsachen vorenthalten (welche Sachen ein gute Zeit hero bey dem Keyserlichẽ Reichs Hoffraht rechthängig gewesen) widerbekommen möchten: Welcher dann auch solchem zu Folge ein Schreiben an Key serliche Majestät abgehen liesse / dieses Innhalts:</p> <p>Weil er mit den Fürstlichẽ Pupillen ein Christliches Mitleyden trüge / vnd nach Beschaffenheit dieser jhrer in allen Rechtẽ hochbegünstigten Pupillar: vnnd Alimentation-Sachen ausser allem Zweiffel setzte / Jhre Keyserliche Majestät dieselbe nicht länger Hülffloß lassen würden: So hette er demnach nicht vmbgehen können / deßwegen bey Jhrer Keyserlichen Majestät nochmalige Erinnerung zu thun: Vnd were derohalben an dieselbe sein ferrnere gehorsambste Bitte / Sie wolten in gnädigster Behertzigung solcher Vmbstände die billich mässige Verordnung thun lassen / damit gemeldten armen Fürstlichen Pupillen dermaln eins zu dem jenigen / darzu sie von Gott vnd von Rechtswegen befugt / Obrigkeitliche Verhelffung förderlichst gedeyen vnd widerfahren möge. Wie dann Jhrer Keyserlichen Majest. zu solchem Ende / von jhme vnd seinen Mit Churfürsten vnlängsten durch ein gesampt vorbittlich Schreiben auch gehorsambst ersucht worden / etc.</p> <p>Damit aber der günstige Leser von dem Herkommẽ gedachter Marggraffen / vnd Sippschafft mit dem damals regierenden Marggraff Georg Friderichen mehrere Nachrichtung haben möge / wöllen wir deren Geschlecht-Register hiehero setzen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [436/0495]
cket wurde. So baldt er aber sich auffmachte / vnd von einem Ort zum andern sich begeben wolte / so zogen die Fürsten zu Feldt / vnnd wolten jhm eine Schlacht lieffern: aber er wandte jedesmahls wider vmb: Also haben sie jhn zum zweyten verhindert / daß er nicht auff Keyserslautern / darauff er einen Anschlag gemacht / fortrucken können.
Demnach nun Printz Henrich Friderich zu den Vnirten Fürsten kommẽ / seynd sie den vierzehenden Octobris zu Wormbs vber die Brück gezogẽ / bey sich habende fünff Tausendt zu Pferdt / vnd sechs Tausendt zu Fuß / zwantzig Stück Geschütz / vnd andere Bereitschafften: Damit seynd sie auff Altzey zugezogen / in Meynung selbige Statt mit allem Ernst anzugreiffen / oder mit dem Spinola ein Treffen zu wagen. Zu Altzey lagen 1600. zu Fuß / vnd etliche Reuter.
Dieweil aber die Fürsten nicht mit allem / was zum Anfall von nöthen / versehẽ waren / hatte man Bedenckens / etwas wider gedachtes Ort fürzunehmen / vnd vor das rahtsambste gehalten / dem Spinola eine Schlacht anzubieten. Wie sie nun mit dieser Resolution auff Oppenheim gezogen / wurden sie berichtet / daß Spinola im Anzug were Altzen zu entsetzen: Welches die Vnirte Fürsten für ein erwündschte Gelegenheit gehalten / vnd derowegen sich geeylet / zwischen jhn vnd sein Läger zu kommen. Als aber Spinola diesen Brathen gerochen / hat er sich stracks zurück nach seinem Läger gewendet: Gleichwol haben jhn die Fürsten noch ins Gesicht bekommen / etwa eine Stundt Wegs von seinem Läger bey Oppenheim: Derohalben sie jhr Volck alsbaldt in Schlacht Ordnung gestellt / vnd sich resolvirt / jhne anzugreiffen. Spinola aber ersahe seinen Vortheil / vnd begab sich auff einen Berg / da ein enger Paß war / stellete acht Stück Geschütz auff beyde seiten / da es bergicht war / vnd viel Weinstöck hatte / setzte er seine Mußquetierer / also daß man schwerlich an jhn kommen kondte. Dessen aber vngeachtet / waren die Vnirte Fürsten willens jhn anzugreiffen / vnd es ließ sich ansehen / daß ein Schrecken vnter sein Volck kommen war. Aber der Tag nahm sehr ab / vnd hatten die Vnirte Fürsten keine Schantzengräber bey jhnen / einen Weg für das Geschütz durch einen Thal zu bereiten / dardurch man auch das Kriegsvolck / welches sonsten zum Schlagen begierig war / in Ordnung hette führen mögen. Etliche waren deren Meynung / man solte den Weg zu seinem Läger abschneiden: aber in dessen als man die Gelegenheit besichtigte / war der Tag dahin / vnd der Abendt herbey kommen / also daß man weiter nichts anfangen kondte. Spinola sahe wol / daß jhme lang allda sich anffzuhalten nicht nützlich seyn würde / derohalben er / so baldt es finster worden / sich stillschweigend / ohne Trompetenschall vnnd Trommenschlag auß dem Staub machte / vnd nach seinem Läger reterirte: Darauff deß Morgens die Fürsten auch vnverrichter Sachen wider nacher Wormbs zogen. Spinola hatte jhme dieses wol für ein Glück zu achten / daß dazumal die Tage kurtz waren: dann sonsten were er vberfallen / vnd vielleicht geschlagen worden / dieweil sein Volck kleinmütig war.
Mit dem Marquis Spinola seynd zweenjunge Marggraffen von Baden / Eduardischer Linien / so sich bißhero zu Brüssel auffgehalten / auch in Teutschlandt ankommen / vnd bey dem Churfürsten von Mayntz angehalten / daß er jhrentwegen bey Keyserlicher Majestät intercediren wolte / damit sie die Lande / so jhnen Marggraff Georg Friederich von Baden Durlach / auß gewissen Vrsachen vorenthalten (welche Sachen ein gute Zeit hero bey dem Keyserlichẽ Reichs Hoffraht rechthängig gewesen) widerbekommen möchten: Welcher dann auch solchem zu Folge ein Schreiben an Key serliche Majestät abgehen liesse / dieses Innhalts:
Churfürst zu Mayntz intercedirt für die vertriebene Marggraven von Baden. Weil er mit den Fürstlichẽ Pupillen ein Christliches Mitleyden trüge / vnd nach Beschaffenheit dieser jhrer in allen Rechtẽ hochbegünstigten Pupillar: vnnd Alimentation-Sachen ausser allem Zweiffel setzte / Jhre Keyserliche Majestät dieselbe nicht länger Hülffloß lassen würden: So hette er demnach nicht vmbgehen können / deßwegen bey Jhrer Keyserlichen Majestät nochmalige Erinnerung zu thun: Vnd were derohalben an dieselbe sein ferrnere gehorsambste Bitte / Sie wolten in gnädigster Behertzigung solcher Vmbstände die billich mässige Verordnung thun lassen / damit gemeldten armen Fürstlichen Pupillen dermaln eins zu dem jenigen / darzu sie von Gott vnd von Rechtswegen befugt / Obrigkeitliche Verhelffung förderlichst gedeyen vnd widerfahren möge. Wie dann Jhrer Keyserlichen Majest. zu solchem Ende / von jhme vnd seinen Mit Churfürsten vnlängsten durch ein gesampt vorbittlich Schreiben auch gehorsambst ersucht worden / etc.
Damit aber der günstige Leser von dem Herkommẽ gedachter Marggraffen / vnd Sippschafft mit dem damals regierenden Marggraff Georg Friderichen mehrere Nachrichtung haben möge / wöllen wir deren Geschlecht-Register hiehero setzen.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/495>, abgerufen am 29.06.2024. |