Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden.

Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden.

Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichen Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen.

Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte.

Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vnd Ständ Ansuchungen. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen.

Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren.

Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren.

Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten.

Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden.

Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden.

Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichẽ Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen.

Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte.

Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vñ Ständ Ansuchungẽ. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen.

Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren.

Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren.

Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten.

Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0463" n="410"/>
den Kayserlichen Hoff                      abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen                      auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die                      wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden.</p>
          <p>Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen                      Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche                      Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd                      befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch                      gesucht worden.</p>
          <p>Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen                      Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl.                      Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu                      remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstliche&#x0303; Intercession                      eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche                      Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen.</p>
          <p>Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt                      zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in                      Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen                      geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte.</p>
          <p>Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der                      Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden /                      vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts                      Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen                      Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer                      Evangelischen Chur-Fürsten vn&#x0303; Ständ Ansuchunge&#x0303;. Es würden auch                      Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe                      nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in                      dieser kürtze nicht erzehlen liessen.</p>
          <p>Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd                      Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so                      hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der                      Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo                      behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß                      Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu                      Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer                      Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche                      Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie                      vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig                      beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten                      zuverharren.</p>
          <p>Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die                      jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß                      zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff                      an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten /                      die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das                      wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das                      Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen                      kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem                      Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese                      Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen                      vnd continuiren.</p>
          <p>Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische                      Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die                      Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion                      Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische                      Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla                      das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die                      Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der                      Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben                      in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten                      were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die                      Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren                      müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein                      vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in                      specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der                      Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de                      Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46.                      Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. &amp; 332. Martin. Becanus, vnnd viel                      andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen                      Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd                      recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie                      begehrten.</p>
          <p>Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu                      machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0463] den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden. Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden. Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichẽ Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen. Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte. Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vñ Ständ Ansuchungẽ. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen. Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren. Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren. Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten. Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/463
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/463>, abgerufen am 22.11.2024.