Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Statt die Vngarn un Jahr 955. mit einer na uhafften Schlacht dermassen erleget / vnd auß dem gantzen Teutschlandt vertrieben / daß sie forthin biß so lang sie Christen worden / nicht wider kommen dörffen. Sie ist nicht von den Hertzogen auß Schwaben / oder andern Herrschafften / sondern von jhrer eygenen Bürgerschafft / auß den Geschlechtern / vnder der Römischen Keyser Schutz / etlich hundert Jahr regiert worden. Im Jahr Christi 1368 zur Zeit Caroli IV. kam das Regiment der Statt an die Gemein / welches zw[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]r Keyser Carl damals bestättigte: Aber Keyser Carl der V. hat solches vber 180. Jahr hernacher wider abgeschafft / die Obrigkeit denen von den Geschlechtern wider eingehändiget / vnnd zu seinen Zeiten bestättiget. Die Statt führet in jhrem Wappen ein pinum oder Zirbelnuß / vnnd ehe sie zu dem Christlichen Glauben durch Lucium von Eyrenen / wie die Historici melden / bekehret worden / hat Sie die Göttin Eybelen neben andern vnzehlichen Heydnischen Götzen verehret. Gute Künsten werden sonderlich allda in acht genommen. Wie schön die Statt von Alters gewesen / so wol gemeine / als Bürgerliche Gebäw belangendt / vnnd was man sonsten diß Orths an den grossen Stätten zu loben pfleget / ist ohne Noht allhie außführlich anzuzeigen: Als die erbawte Röhrkasten / welche auß künstlichen vnnd zierlich gemachten Röhren immerzu springendes Wasser / mit nicht wenigerem Lust der Zuseher / vnd zu sonderem Nutz der Leut / fassen / seyn darbey mit schönen Contrafacturen vnd Bildern gezieret. Deß Weberhauß / Brodthauß vnd der Metzig (dergleichen weit vnnd breit nicht zu finden) nicht zu gedencken. Ferrners hat sie zwey schöne Zenghäuser / von deren einem / als dem ältern stehet nicht weit ein Leyhauß / darinnen vmb ein gar leydenlichen Zinß / gegen einem Pfandt / armen Bürgern mit Vorstreckung Gelts geholffen wirdt. Fürnemblich aber ist zu rühmen das Rathhauß / so erst newlich erbawet worden / dann selbiges an künstlicher Arbeit nicht wol seines gleichen findet. So befinden sich auch allda für die arme / preßhaffte Leut / ein Pilgerhauß / Blaterhauß / drey Giechhäuser / drey Pfründe / ein Brechhauß / deßgleichen hat man auch erst ein newen Hospital erbawet. Weitern Bericht von dieser Statt mag der Leser bey andern Scribenten suchen. Keyser Ferdinand reyset wider von Augspurg ab. Jhr. Maj. Keyser Ferdinand ist nach beschehener Huldigung wider von dannen ab vnnd auff München gereyset / allda er gleichfalls stattlich empfangen / eingeholet / vnd tractirt worden. Von da auß ist die Reyß auff Grätz / vnd dann fürters auff Wien gangen; allda Jhre Maj. wider männiglichs verhoffen mit grossem Frolocken den 2. Wintermonats deß Abends vmb 5. Vhren glücklich Kompt glücklich nach Wien. ankommen; Ertzhertzog Leopold ist deroselben entgegen geritten / vnnd hat die Einbeleytung / so gut als es dieser gefährlichen Zeit Gelegenheit geben mochte / verrichtet / darauff die Stück auff den Wällen loß gebrandt / vnnd von den Soldaten bey der Burgk dreymal Salve geschossen / vnnd andere Frewdenzeichen angestellet worden. Bethlehemb Gabors vnd Graffen von Thurn Einfall gegen Wien. Strack deß andern Tags hernach sind die Vngarn vnd Böhmen / vnder dem Bethlemb Gabor vnnd dem Graffen von Thurn / nach dem sie Keys. Maj. Ankunfft vernommen / auff Vischet eingefallen / vnd nacher der Statt Wien zugestreiffet / das Keyserisch Volck auß jhren Quartieren nach Wien verjaget / das Schloß Ebersdorff eingenommen / da dann sonderlich die Vngarn alle Marckt vnd Flecken / wo nur noch etwas zu finden gewesen / vollends außgeplündert / auch viel Leut zum theil nidergehawen / zum theil gefangen / vnd vbel gehauset; deßwegen dann viel Landvolck / vmb Sicherheit willen / sich nach Wien begeben. Dahero es kommen / weil ohne das wegen der Kriegsläufften der Mangel schon allbereit zuvor erschienen / daß die Thewrung vnd Hungersnoth daselbs je mehr vnd mehr zugenommen / vnd ist diese Statt von dem Feind vmb vnd vmb durch stetiges Streiffen / daß nichts darein zu bringen etlich Tag lang vmbsingelt gewesen; das Kriegsvolck ist offtmalen so nahe hinzu kommen / daß mit Glücken auff den Wällen nach jhnen geschossen worden. Vnd ohne Zweiffel würde es hart gehalten haben / daß nicht damals der Bethlem Gabor vnnd der Graff von Thurn jhr Intent zu Werck gesetzet / wann nicht jener vmb diese Zeit / wider all sein Verhoffen / von der Niderlag / so sein Obrister Ragotzy in Vngarn erlitten / Zeitung bekommen. Treffen zwischen Vngarn vnd Polen. Diß hat sich also verhalten; Hiebevor ist Meldung geschehen / was massen der Vngarische landherr Humanay / als er bey deß Bethlehemb Gabors Einfall in Vngarn / jhme zu widerstehen sich zu schwach befunden / in das Königreich Polen sich begeben habe. Dieser hat daselbs in die 8000. Mann / zu Polen von Vngarn geschlagen. Dienst J. Key. M. zusammen gebracht / vnd darmit einen Versuch auff Ober Vngarn thun wollen. Wie er nun deßwegen erstlich auff Zips zugerucker / ist deß Bethlehems zu Caschaw hinderlassener Obrister solche zeitlich gewahr Worden / der dann mit in 12000. Vngarn an einem Paß dem Humanoy vorgewartet / denselben vnversehens vberfallen / eine grosse Anzahl der Polen erschlagen / vnd jhn also wider zu rück getrieben. Vngarn von Polen geschlagen. Aber er hat solches zu rechen neben dem Radul gewesenen Weywoden in der Walachey / vnd dem Graffen von Altheim wider auff ein newes bey zehen tausend Mann in Polen zusammen gebracht / damit hat er vnlang hernach den Siebenbürgischen Obristen Ragotzy / als selbiger sich dessen am wenigsten besorget / bey der Hummel vberfallen / der gleichwol biß in den andern Tag gegen jhnen sich tapffer gewehret / also daß beyder seits ein grosse Anzahl erschlagen worden / biß endlich die Polen sich gestellet / als ob sie das Feld raumen / vnd die Flucht geben müsten. Da dann das Vngarisch Fußvolck zu gefahren / vnnd auß jhrer Ordnung sich auffs Beuthen begeben. Darauff die Polen sich vnversehens gewendet / vnnd in vier Hauffen zertheilet in sie gesetzet / das Vngarisch Statt die Vngarn un Jahr 955. mit einer na uhafften Schlacht dermassen erleget / vnd auß dem gantzen Teutschlandt vertrieben / daß sie forthin biß so lang sie Christen worden / nicht wider kommen dörffen. Sie ist nicht von den Hertzogen auß Schwaben / oder andern Herrschafften / sondern von jhrer eygenen Bürgerschafft / auß den Geschlechtern / vnder der Römischen Keyser Schutz / etlich hundert Jahr regiert worden. Im Jahr Christi 1368 zur Zeit Caroli IV. kam das Regiment der Statt an die Gemein / welches zw[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]r Keyser Carl damals bestättigte: Aber Keyser Carl der V. hat solches vber 180. Jahr hernacher wider abgeschafft / die Obrigkeit denen von den Geschlechtern wider eingehändiget / vnnd zu seinen Zeiten bestättiget. Die Statt führet in jhrem Wappen ein pinum oder Zirbelnuß / vnnd ehe sie zu dem Christlichen Glauben durch Lucium von Eyrenen / wie die Historici melden / bekehret worden / hat Sie die Göttin Eybelen neben andern vnzehlichen Heydnischen Götzen verehret. Gute Künsten werden sonderlich allda in acht genommen. Wie schön die Statt von Alters gewesen / so wol gemeine / als Bürgerliche Gebäw belangendt / vnnd was man sonsten diß Orths an den grossen Stätten zu loben pfleget / ist ohne Noht allhie außführlich anzuzeigen: Als die erbawte Röhrkasten / welche auß künstlichen vnnd zierlich gemachten Röhren immerzu springendes Wasser / mit nicht wenigerem Lust der Zuseher / vnd zu sonderem Nutz der Leut / fassen / seyn darbey mit schönen Contrafacturen vnd Bildern gezieret. Deß Weberhauß / Brodthauß vnd der Metzig (dergleichen weit vnnd breit nicht zu finden) nicht zu gedencken. Ferrners hat sie zwey schöne Zenghäuser / von deren einem / als dem ältern stehet nicht weit ein Leyhauß / darinnen vmb ein gar leydenlichen Zinß / gegen einem Pfandt / armen Bürgern mit Vorstreckung Gelts geholffen wirdt. Fürnemblich aber ist zu rühmen das Rathhauß / so erst newlich erbawet worden / dann selbiges an künstlicher Arbeit nicht wol seines gleichen findet. So befinden sich auch allda für die arme / preßhaffte Leut / ein Pilgerhauß / Blaterhauß / drey Giechhäuser / drey Pfründe / ein Brechhauß / deßgleichen hat man auch erst ein newen Hospital erbawet. Weitern Bericht von dieser Statt mag der Leser bey andern Scribenten suchen. Keyser Ferdinand reyset wider von Augspurg ab. Jhr. Maj. Keyser Ferdinand ist nach beschehener Huldigung wider von dannen ab vnnd auff München gereyset / allda er gleichfalls stattlich empfangen / eingeholet / vnd tractirt worden. Von da auß ist die Reyß auff Grätz / vnd dann fürters auff Wien gangen; allda Jhre Maj. wider männiglichs verhoffen mit grossem Frolocken den 2. Wintermonats deß Abends vmb 5. Vhren glücklich Kompt glücklich nach Wien. ankommen; Ertzhertzog Leopold ist deroselben entgegen geritten / vnnd hat die Einbeleytung / so gut als es dieser gefährlichen Zeit Gelegenheit geben mochte / verrichtet / darauff die Stück auff den Wällen loß gebrandt / vnnd von den Soldaten bey der Burgk dreymal Salve geschossen / vnnd andere Frewdenzeichen angestellet worden. Bethlehemb Gabors vnd Graffen von Thurn Einfall gegen Wien. Strack deß andern Tags hernach sind die Vngarn vnd Böhmen / vnder dem Bethlemb Gabor vnnd dem Graffen von Thurn / nach dem sie Keys. Maj. Ankunfft vernommen / auff Vischet eingefallen / vñ nacher der Statt Wien zugestreiffet / das Keyserisch Volck auß jhren Quartieren nach Wien verjaget / das Schloß Ebersdorff eingenommen / da dann sonderlich die Vngarn alle Marckt vnd Flecken / wo nur noch etwas zu finden gewesen / vollends außgeplündert / auch viel Leut zum theil nidergehawen / zum theil gefangen / vnd vbel gehauset; deßwegen dann viel Landvolck / vmb Sicherheit willen / sich nach Wien begeben. Dahero es kommen / weil ohne das wegen der Kriegsläufften der Mangel schon allbereit zuvor erschienen / daß die Thewrung vnd Hungersnoth daselbs je mehr vnd mehr zugenommen / vñ ist diese Statt von dem Feind vmb vñ vmb durch stetiges Streiffen / daß nichts darein zu bringen etlich Tag lang vmbsingelt gewesen; das Kriegsvolck ist offtmalen so nahe hinzu kommen / daß mit Glücken auff den Wällen nach jhnen geschossen worden. Vnd ohne Zweiffel würde es hart gehalten haben / daß nicht damals der Bethlem Gabor vnnd der Graff von Thurn jhr Intent zu Werck gesetzet / wann nicht jener vmb diese Zeit / wider all sein Verhoffen / von der Niderlag / so sein Obrister Ragotzy in Vngarn erlitten / Zeitung bekommen. Treffen zwischen Vngarn vnd Polen. Diß hat sich also verhalten; Hiebevor ist Meldung geschehen / was massen der Vngarische landherr Humanay / als er bey deß Bethlehemb Gabors Einfall in Vngarn / jhme zu widerstehen sich zu schwach befunden / in das Königreich Polen sich begeben habe. Dieser hat daselbs in die 8000. Mann / zu Polen von Vngarn geschlagen. Dienst J. Key. M. zusammen gebracht / vnd darmit einen Versuch auff Ober Vngarn thun wollen. Wie er nun deßwegen erstlich auff Zips zugerucker / ist deß Bethlehems zu Caschaw hinderlassener Obrister solche zeitlich gewahr Worden / der dann mit in 12000. Vngarn an einem Paß dem Humanoy vorgewartet / denselben vnversehens vberfallen / eine grosse Anzahl der Polen erschlagen / vnd jhn also wider zu rück getrieben. Vngarn von Polen geschlagen. Aber er hat solches zu rechen neben dem Radul gewesenen Weywoden in der Walachey / vnd dem Graffen von Altheim wider auff ein newes bey zehen tausend Mann in Polen zusam̃en gebracht / damit hat er vnlang hernach den Siebenbürgischen Obristen Ragotzy / als selbiger sich dessen am wenigsten besorget / bey der Hummel vberfallen / der gleichwol biß in den andern Tag gegen jhnen sich tapffer gewehret / also daß beyder seits ein grosse Anzahl erschlagen worden / biß endlich die Polen sich gestellet / als ob sie das Feld raumen / vnd die Flucht geben müsten. Da dann das Vngarisch Fußvolck zu gefahren / vnnd auß jhrer Ordnung sich auffs Beuthen begeben. 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Die Statt führet in jhrem Wappen ein pinum oder Zirbelnuß / vnnd ehe sie zu dem Christlichen Glauben durch Lucium von Eyrenen / wie die Historici melden / bekehret worden / hat Sie die Göttin Eybelen neben andern vnzehlichen Heydnischen Götzen verehret. Gute Künsten werden sonderlich allda in acht genommen. Wie schön die Statt von Alters gewesen / so wol gemeine / als Bürgerliche Gebäw belangendt / vnnd was man sonsten diß Orths an den grossen Stätten zu loben pfleget / ist ohne Noht allhie außführlich anzuzeigen: Als die erbawte Röhrkasten / welche auß künstlichen vnnd zierlich gemachten Röhren immerzu springendes Wasser / mit nicht wenigerem Lust der Zuseher / vnd zu sonderem Nutz der Leut / fassen / seyn darbey mit schönen Contrafacturen vnd Bildern gezieret. Deß Weberhauß / Brodthauß vnd der Metzig (dergleichen weit vnnd breit nicht zu finden) nicht zu gedencken. Ferrners hat sie zwey schöne Zenghäuser / von deren einem / als dem ältern stehet nicht weit ein Leyhauß / darinnen vmb ein gar leydenlichen Zinß / gegen einem Pfandt / armen Bürgern mit Vorstreckung Gelts geholffen wirdt. Fürnemblich aber ist zu rühmen das Rathhauß / so erst newlich erbawet worden / dann selbiges an künstlicher Arbeit nicht wol seines gleichen findet.</p> <p>So befinden sich auch allda für die arme / preßhaffte Leut / ein Pilgerhauß / Blaterhauß / drey Giechhäuser / drey Pfründe / ein Brechhauß / deßgleichen hat man auch erst ein newen Hospital erbawet. Weitern Bericht von dieser Statt mag der Leser bey andern Scribenten suchen.</p> <p><note place="left">Keyser Ferdinand reyset wider von Augspurg ab.</note> Jhr. Maj. Keyser Ferdinand ist nach beschehener Huldigung wider von dannen ab vnnd auff München gereyset / allda er gleichfalls stattlich empfangen / eingeholet / vnd tractirt worden. 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Ankunfft vernommen / auff Vischet eingefallen / vñ nacher der Statt Wien zugestreiffet / das Keyserisch Volck auß jhren Quartieren nach Wien verjaget / das Schloß Ebersdorff eingenommen / da dann sonderlich die Vngarn alle Marckt vnd Flecken / wo nur noch etwas zu finden gewesen / vollends außgeplündert / auch viel Leut zum theil nidergehawen / zum theil gefangen / vnd vbel gehauset; deßwegen dann viel Landvolck / vmb Sicherheit willen / sich nach Wien begeben. Dahero es kommen / weil ohne das wegen der Kriegsläufften der Mangel schon allbereit zuvor erschienen / daß die Thewrung vnd Hungersnoth daselbs je mehr vnd mehr zugenommen / vñ ist diese Statt von dem Feind vmb vñ vmb durch stetiges Streiffen / daß nichts darein zu bringen etlich Tag lang vmbsingelt gewesen; das Kriegsvolck ist offtmalen so nahe hinzu kommen / daß mit Glücken auff den Wällen nach jhnen geschossen worden.</p> <p>Vnd ohne Zweiffel würde es hart gehalten haben / daß nicht damals der Bethlem Gabor vnnd der Graff von Thurn jhr Intent zu Werck gesetzet / wann nicht jener vmb diese Zeit / wider all sein Verhoffen / von der Niderlag / so sein Obrister Ragotzy in Vngarn erlitten / Zeitung bekommen.</p> <p><note place="right">Treffen zwischen Vngarn vnd Polen.</note> Diß hat sich also verhalten; Hiebevor ist Meldung geschehen / was massen der Vngarische landherr Humanay / als er bey deß Bethlehemb Gabors Einfall in Vngarn / jhme zu widerstehen sich zu schwach befunden / in das Königreich Polen sich begeben habe.</p> <p>Dieser hat daselbs in die 8000. Mann / zu <note place="right">Polen von Vngarn geschlagen.</note> Dienst J. Key. M. zusammen gebracht / vnd darmit einen Versuch auff Ober Vngarn thun wollen. Wie er nun deßwegen erstlich auff Zips zugerucker / ist deß Bethlehems zu Caschaw hinderlassener Obrister solche zeitlich gewahr Worden / der dann mit in 12000. 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Darauff die Polen sich vnversehens gewendet / vnnd in vier Hauffen zertheilet in sie gesetzet / das Vngarisch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [281/0332]
Statt die Vngarn un Jahr 955. mit einer na uhafften Schlacht dermassen erleget / vnd auß dem gantzen Teutschlandt vertrieben / daß sie forthin biß so lang sie Christen worden / nicht wider kommen dörffen.
Sie ist nicht von den Hertzogen auß Schwaben / oder andern Herrschafften / sondern von jhrer eygenen Bürgerschafft / auß den Geschlechtern / vnder der Römischen Keyser Schutz / etlich hundert Jahr regiert worden. Im Jahr Christi 1368 zur Zeit Caroli IV. kam das Regiment der Statt an die Gemein / welches zw_r Keyser Carl damals bestättigte: Aber Keyser Carl der V. hat solches vber 180. Jahr hernacher wider abgeschafft / die Obrigkeit denen von den Geschlechtern wider eingehändiget / vnnd zu seinen Zeiten bestättiget. Die Statt führet in jhrem Wappen ein pinum oder Zirbelnuß / vnnd ehe sie zu dem Christlichen Glauben durch Lucium von Eyrenen / wie die Historici melden / bekehret worden / hat Sie die Göttin Eybelen neben andern vnzehlichen Heydnischen Götzen verehret. Gute Künsten werden sonderlich allda in acht genommen. Wie schön die Statt von Alters gewesen / so wol gemeine / als Bürgerliche Gebäw belangendt / vnnd was man sonsten diß Orths an den grossen Stätten zu loben pfleget / ist ohne Noht allhie außführlich anzuzeigen: Als die erbawte Röhrkasten / welche auß künstlichen vnnd zierlich gemachten Röhren immerzu springendes Wasser / mit nicht wenigerem Lust der Zuseher / vnd zu sonderem Nutz der Leut / fassen / seyn darbey mit schönen Contrafacturen vnd Bildern gezieret. Deß Weberhauß / Brodthauß vnd der Metzig (dergleichen weit vnnd breit nicht zu finden) nicht zu gedencken. Ferrners hat sie zwey schöne Zenghäuser / von deren einem / als dem ältern stehet nicht weit ein Leyhauß / darinnen vmb ein gar leydenlichen Zinß / gegen einem Pfandt / armen Bürgern mit Vorstreckung Gelts geholffen wirdt. Fürnemblich aber ist zu rühmen das Rathhauß / so erst newlich erbawet worden / dann selbiges an künstlicher Arbeit nicht wol seines gleichen findet.
So befinden sich auch allda für die arme / preßhaffte Leut / ein Pilgerhauß / Blaterhauß / drey Giechhäuser / drey Pfründe / ein Brechhauß / deßgleichen hat man auch erst ein newen Hospital erbawet. Weitern Bericht von dieser Statt mag der Leser bey andern Scribenten suchen.
Jhr. Maj. Keyser Ferdinand ist nach beschehener Huldigung wider von dannen ab vnnd auff München gereyset / allda er gleichfalls stattlich empfangen / eingeholet / vnd tractirt worden. Von da auß ist die Reyß auff Grätz / vnd dann fürters auff Wien gangen; allda Jhre Maj. wider männiglichs verhoffen mit grossem Frolocken den 2. Wintermonats deß Abends vmb 5. Vhren glücklich ankommen; Ertzhertzog Leopold ist deroselben entgegen geritten / vnnd hat die Einbeleytung / so gut als es dieser gefährlichen Zeit Gelegenheit geben mochte / verrichtet / darauff die Stück auff den Wällen loß gebrandt / vnnd von den Soldaten bey der Burgk dreymal Salve geschossen / vnnd andere Frewdenzeichen angestellet worden.
Keyser Ferdinand reyset wider von Augspurg ab.
Kompt glücklich nach Wien. Strack deß andern Tags hernach sind die Vngarn vnd Böhmen / vnder dem Bethlemb Gabor vnnd dem Graffen von Thurn / nach dem sie Keys. Maj. Ankunfft vernommen / auff Vischet eingefallen / vñ nacher der Statt Wien zugestreiffet / das Keyserisch Volck auß jhren Quartieren nach Wien verjaget / das Schloß Ebersdorff eingenommen / da dann sonderlich die Vngarn alle Marckt vnd Flecken / wo nur noch etwas zu finden gewesen / vollends außgeplündert / auch viel Leut zum theil nidergehawen / zum theil gefangen / vnd vbel gehauset; deßwegen dann viel Landvolck / vmb Sicherheit willen / sich nach Wien begeben. Dahero es kommen / weil ohne das wegen der Kriegsläufften der Mangel schon allbereit zuvor erschienen / daß die Thewrung vnd Hungersnoth daselbs je mehr vnd mehr zugenommen / vñ ist diese Statt von dem Feind vmb vñ vmb durch stetiges Streiffen / daß nichts darein zu bringen etlich Tag lang vmbsingelt gewesen; das Kriegsvolck ist offtmalen so nahe hinzu kommen / daß mit Glücken auff den Wällen nach jhnen geschossen worden.
Bethlehemb Gabors vnd Graffen von Thurn Einfall gegen Wien. Vnd ohne Zweiffel würde es hart gehalten haben / daß nicht damals der Bethlem Gabor vnnd der Graff von Thurn jhr Intent zu Werck gesetzet / wann nicht jener vmb diese Zeit / wider all sein Verhoffen / von der Niderlag / so sein Obrister Ragotzy in Vngarn erlitten / Zeitung bekommen.
Diß hat sich also verhalten; Hiebevor ist Meldung geschehen / was massen der Vngarische landherr Humanay / als er bey deß Bethlehemb Gabors Einfall in Vngarn / jhme zu widerstehen sich zu schwach befunden / in das Königreich Polen sich begeben habe.
Treffen zwischen Vngarn vnd Polen. Dieser hat daselbs in die 8000. Mann / zu Dienst J. Key. M. zusammen gebracht / vnd darmit einen Versuch auff Ober Vngarn thun wollen. Wie er nun deßwegen erstlich auff Zips zugerucker / ist deß Bethlehems zu Caschaw hinderlassener Obrister solche zeitlich gewahr Worden / der dann mit in 12000. Vngarn an einem Paß dem Humanoy vorgewartet / denselben vnversehens vberfallen / eine grosse Anzahl der Polen erschlagen / vnd jhn also wider zu rück getrieben.
Polen von Vngarn geschlagen. Aber er hat solches zu rechen neben dem Radul gewesenen Weywoden in der Walachey / vnd dem Graffen von Altheim wider auff ein newes bey zehen tausend Mann in Polen zusam̃en gebracht / damit hat er vnlang hernach den Siebenbürgischen Obristen Ragotzy / als selbiger sich dessen am wenigsten besorget / bey der Hummel vberfallen / der gleichwol biß in den andern Tag gegen jhnen sich tapffer gewehret / also daß beyder seits ein grosse Anzahl erschlagen worden / biß endlich die Polen sich gestellet / als ob sie das Feld raumen / vnd die Flucht geben müsten. Da dann das Vngarisch Fußvolck zu gefahren / vnnd auß jhrer Ordnung sich auffs Beuthen begeben. Darauff die Polen sich vnversehens gewendet / vnnd in vier Hauffen zertheilet in sie gesetzet / das Vngarisch
Vngarn von Polen geschlagen.
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