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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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ins Werck gerichtet / oder müste alles vmbgekehret / vnd jetzo vnrecht seyn / was damals gut / nöthig vnd recht gewesen were: man hette in wenig Jahren hero / nach den erlangten Concessionen vnd Majestätbrieff mehr Beschwerung / Trangsal vnd Schimpff erdulden vnd außstehen müssen / als fast zuvor nie / da man solche vincula nicht gehabt hette / die grauamina in Vngarn / Böheim / Schlesien / Mähren vnnd Oesterreich auß einem Brunquell / weil man sich einen vnd andern Orts mit lären Worten abspeisen lassen.

Es were zwar kaum glaublich / aber doch so offt von Wien geschrieben worden / daß der Cardinal von Dietrichstein / als er jüngst von dannen in Mähren zum Landtag gezogen / sich hette verlauten lassen / er müste mit Einbildung deß Friedens den Lutheranern das Maul auff sperren: deß Clesels langwierige praxis hette eben dergleichen Kunststücklein mit sich gebracht: man dörffte nit meynen / daß die Jesuiter von jhrer Art / vnnd jhre Natur ändern liessen / dann sie doch in jhren Schrifften jhre Intention gnugsam an Tag geben / wie hoch vnd zu was End vnd Zweck sied dem Bapst zu Rom so starck verbunden weren: Es were auch bekant / wie weit sie die cupiditas vindictae wider die Venediger / Schweden vnnd andere Potentaten vnnd Stände getrieben habe. Sie sagten vnnd schrieben selbsten / daß jetzo die rechte Zeit vnnd Gelegenheit / die Stände vmb die Religions Freyheit vnd priuilegia vnder das Joch zu bringen / so weren außführliche Discurs auch vornehmer Leut vorhanden / die vmbständlich zu erkennen geben / wie man nummehr mit Gewalt ein absolutum dominium in den Königreichen vnnd Landen einführen vnd behaupten solte: vnd gehörte solches alles in specie zu demonstriren an andere Ort. Jetzo / weil mit blosser Vertröstung der so lang auffgehaltenen Interposition man die Ständ irr mache / solte man nur darbey alle Vmbstände in vnd ausserhalb Reichs / vnnd wie vnder solchem Praetext so viel vnschuldig Blut vergossen / so grosser Barbarischer Muthwill geübet / Weiber vnd Töchter geschändet / Kinder an der Mutter Brüsten zerhawet würden / vnnd mit Raub vnd Brand viel Thonnen Golts Schaden geschehe / auch solches Land-Verderbens vber vnd wider Keyserlich Verbott noch kein End seyn wolte / betrachten. Wann auch gleich ein Anstandt / oder suspensio armorum bewilliget / liesse sich doch solch vnbändig vnd rauberisch Gesindlein im Zaum nicht halten / man wüste wol / wie es im Passawer Wesen vor etlichen Jahren hergangen. Ja wann gleich die Intercession jhren Fortgang hette / were darumb nicht gleich Frieden gemacht / inzwischen consummirten sich die betrangte verfolgte Stände / mit Vnderhaltung jhres zur Defension habenden Kriegs Volcks / vnder dessen aber erhielt vnnd stärckte sich der Gegentheil: Dann es were je genugsamb bewust / vnd rühmeten sie sich selbs / weren auch documenta vorhanden / wie eyferig gleich von Anfang dieses vnseligen Kriegs / vnnd noch auff diese Stund starcke Gelt vnnd Volck Hülffen / in vnd ausserhalb dem Reich in Italia / Franckreich / Spanien / Polen / den Niderlanden vnd anderswo gesucht / vnd noch bey den Reichs-Kreysen vrgiert vnd getrieben würde.

Daß es aber allein vmb die Böhmen / vnnd zwar derer nur etliche wenig zu straffen zu thun / vnd die andern Länder vnd Euangelische Stände sicher vnnd ausser der Gefahr seyn solten / wie man die Leut beredete / das bezeugete allbereit der leydige Augenschein / in dem ohn Vnderscheidt alles / was nur der Feind antreffe / verheeret würde / vnd jetzo die Oesterreicher Ob vnd Vnder der Ens / nicht in geringerer Noth als die Böhmen sich befinden.

So würde auch vnfehlbar die Mährer jhre Neutralitet mehr nit nutzen / als den Vlissem deß Polyphemi Zusag / daß er jhn zum letzten fressen wolle.

Die Vngelegenheit komme nirgends anderstwo her / als daß man nicht in communi periculo communia consilia sonder vnderschiedliche Respect vnd vergebliche Hoffnung hette / oder etwan seinen Vortheil absonderlich vnd a part zu erlangen vermeynte / welches doch nur mit Worten vnnd keiner würcklichen Assecuration geschehe / auch mit gutem Gewissen nicht geschehen könte oder solte / daß man durch seiner Verwandten / Brüdern vnd Religionsgenossen Verderben vnd Vndergang seinen eygenen Nutzen suchen wolte / darbey auch kein Bestandt / sondern nur Gottes Fluch vnd Straff zu gewarten were. Vnd zwar daß dieses die Hauptvrsach sey / alles gegenwärtigen Vnheyls / das bezeugete Gegentheil selbsten dardurch kräftig vnd klärlich / in dem er auff mehr geklagte Separation vnnd Diuision der Länder sein gantzes Fundament / Trost vnd Hoffnung gesetzet hette.

Würde sich demnach im Grund der Warheit finden / daß nechst Gott kein ander Mittel / in dieser gemeinen Noth / seyn wolte / als daß die Königreich vnd Länder sich vnverzüglich rechtschaffen vnd einmüthig conjungirten / vnd nit auff andere warteten oder sehen / die selbsten als Interponenten bey gleichem scopo vnd consiliis, sich noch nicht vergleichen können / sondern daß sie viel mehr alle mit einander für einen Mann stünden zugleich eine durchgehende innerliche Defension vnd Verfassung machten / vnd alsdann den Frieden der Gestalt tractireten / daß der Keys. Majest. als der höchsten Obrigkeit / Ehr / Hochheit vnnd Respect in acht genommen / vnnd der Fried also versichert würde / darmit das Hause vnd die Glieder darbey sich wol befunden / vnnd dergleichen Vnruhe / Empörung vnnd Land Verderbnuß künfftig abgewendet werden möchte. Es were auch das Mittel besagter einmütigen Conjunction vnd Verfassung einen Weg als den andern nöthig / vnnd weder zu vnderlassen / noch länger auffzuschieben / wann gleich der Chur-vnd Fürsten deß Reichs mehrberührte Interposition noch fortgieng / vnd jhre Würcklichkeit endlich erreichen solte: Dann da solche Zusammensetzung der Länder noch vor / oder auch bey der Interpo-

ins Werck gerichtet / oder müste alles vmbgekehret / vnd jetzo vnrecht seyn / was damals gut / nöthig vnd recht gewesen were: man hette in wenig Jahren hero / nach den erlangten Concessionen vnd Majestätbrieff mehr Beschwerung / Trangsal vnd Schimpff erdulden vnd außstehen müssen / als fast zuvor nie / da man solche vincula nicht gehabt hette / die grauamina in Vngarn / Böheim / Schlesien / Mähren vnnd Oesterreich auß einem Brunquell / weil man sich einen vnd andern Orts mit lären Worten abspeisen lassen.

Es were zwar kaum glaublich / aber doch so offt von Wien geschrieben worden / daß der Cardinal von Dietrichstein / als er jüngst von dannen in Mähren zum Landtag gezogen / sich hette verlauten lassen / er müste mit Einbildung deß Friedens den Lutheranern das Maul auff sperren: deß Clesels langwierige praxis hette eben dergleichen Kunststücklein mit sich gebracht: man dörffte nit meynen / daß die Jesuiter von jhrer Art / vnnd jhre Natur ändern liessen / dann sie doch in jhren Schrifften jhre Intention gnugsam an Tag geben / wie hoch vnd zu was End vnd Zweck sied dem Bapst zu Rom so starck verbunden weren: Es were auch bekant / wie weit sie die cupiditas vindictae wider die Venediger / Schweden vnnd andere Potentaten vnnd Stände getrieben habe. Sie sagten vnnd schrieben selbsten / daß jetzo die rechte Zeit vnnd Gelegenheit / die Stände vmb die Religions Freyheit vnd priuilegia vnder das Joch zu bringen / so weren außführliche Discurs auch vornehmer Leut vorhanden / die vmbständlich zu erkennen geben / wie man nummehr mit Gewalt ein absolutum dominium in den Königreichen vnnd Landen einführen vnd behaupten solte: vnd gehörte solches alles in specie zu demonstriren an andere Ort. Jetzo / weil mit blosser Vertröstung der so lang auffgehaltenen Interposition man die Ständ irr mache / solte man nur darbey alle Vmbstände in vnd ausserhalb Reichs / vnnd wie vnder solchem Praetext so viel vnschuldig Blut vergossen / so grosser Barbarischer Muthwill geübet / Weiber vnd Töchter geschändet / Kinder an der Mutter Brüsten zerhawet würden / vnnd mit Raub vnd Brand viel Thonnen Golts Schaden geschehe / auch solches Land-Verderbens vber vnd wider Keyserlich Verbott noch kein End seyn wolte / betrachten. Wann auch gleich ein Anstandt / oder suspensio armorum bewilliget / liesse sich doch solch vnbändig vnd rauberisch Gesindlein im Zaum nicht halten / man wüste wol / wie es im Passawer Wesen vor etlichen Jahren hergangen. Ja wann gleich die Intercession jhren Fortgang hette / were darumb nicht gleich Frieden gemacht / inzwischen consummirten sich die betrangte verfolgte Stände / mit Vnderhaltung jhres zur Defension habenden Kriegs Volcks / vnder dessen aber erhielt vnnd stärckte sich der Gegentheil: Dann es were je genugsamb bewust / vnd rühmeten sie sich selbs / weren auch documenta vorhanden / wie eyferig gleich von Anfang dieses vnseligen Kriegs / vnnd noch auff diese Stund starcke Gelt vnnd Volck Hülffen / in vnd ausserhalb dem Reich in Italia / Franckreich / Spanien / Polen / den Niderlanden vnd anderswo gesucht / vnd noch bey den Reichs-Kreysen vrgiert vnd getrieben würde.

Daß es aber allein vmb die Böhmen / vnnd zwar derer nur etliche wenig zu straffen zu thun / vnd die andern Länder vnd Euangelische Stände sicher vnnd ausser der Gefahr seyn solten / wie man die Leut beredete / das bezeugete allbereit der leydige Augenschein / in dem ohn Vnderscheidt alles / was nur der Feind antreffe / verheeret würde / vnd jetzo die Oesterreicher Ob vnd Vnder der Ens / nicht in geringerer Noth als die Böhmen sich befinden.

So würde auch vnfehlbar die Mährer jhre Neutralitet mehr nit nutzen / als den Vlissem deß Polyphemi Zusag / daß er jhn zum letzten fressen wolle.

Die Vngelegenheit komme nirgends anderstwo her / als daß man nicht in communi periculo communia consilia sonder vnderschiedliche Respect vnd vergebliche Hoffnung hette / oder etwan seinen Vortheil absonderlich vnd à part zu erlangen vermeynte / welches doch nur mit Worten vnnd keiner würcklichen Assecuration geschehe / auch mit gutem Gewissen nicht geschehen könte oder solte / daß man durch seiner Verwandten / Brüdern vnd Religionsgenossen Verderben vnd Vndergang seinen eygenen Nutzen suchen wolte / darbey auch kein Bestandt / sondern nur Gottes Fluch vnd Straff zu gewarten were. Vnd zwar daß dieses die Hauptvrsach sey / alles gegenwärtigen Vnheyls / das bezeugete Gegentheil selbsten dardurch kräftig vnd klärlich / in dem er auff mehr geklagte Separation vnnd Diuision der Länder sein gantzes Fundament / Trost vnd Hoffnung gesetzet hette.

Würde sich demnach im Grund der Warheit finden / daß nechst Gott kein ander Mittel / in dieser gemeinen Noth / seyn wolte / als daß die Königreich vnd Länder sich vnverzüglich rechtschaffen vnd einmüthig conjungirten / vnd nit auff andere warteten oder sehen / die selbsten als Interponenten bey gleichem scopo vnd consiliis, sich noch nicht vergleichen können / sondern daß sie viel mehr alle mit einander für einen Mann stünden zugleich eine durchgehende innerliche Defension vnd Verfassung machten / vnd alsdann den Frieden der Gestalt tractireten / daß der Keys. Majest. als der höchsten Obrigkeit / Ehr / Hochheit vnnd Respect in acht genommen / vnnd der Fried also versichert würde / darmit das Hause vnd die Glieder darbey sich wol befunden / vnnd dergleichen Vnruhe / Empörung vnnd Land Verderbnuß künfftig abgewendet werden möchte. Es were auch das Mittel besagter einmütigen Conjunction vnd Verfassung einen Weg als den andern nöthig / vnnd weder zu vnderlassen / noch länger auffzuschieben / wann gleich der Chur-vnd Fürsten deß Reichs mehrberührte Interposition noch fortgieng / vnd jhre Würcklichkeit endlich erreichen solte: Dann da solche Zusammensetzung der Länder noch vor / oder auch bey der Interpo-

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          <p>Die Vngelegenheit komme nirgends anderstwo her / als daß man nicht in communi                      periculo communia consilia sonder vnderschiedliche Respect vnd vergebliche                      Hoffnung hette / oder etwan seinen Vortheil absonderlich vnd à part zu erlangen                      vermeynte / welches doch nur mit Worten vnnd keiner würcklichen Assecuration                      geschehe / auch mit gutem Gewissen nicht geschehen könte oder solte / daß man                      durch seiner Verwandten / Brüdern vnd Religionsgenossen Verderben vnd Vndergang                      seinen eygenen Nutzen suchen wolte / darbey auch kein Bestandt / sondern nur                      Gottes Fluch vnd Straff zu gewarten were. Vnd zwar daß dieses die Hauptvrsach                      sey / alles gegenwärtigen Vnheyls / das bezeugete Gegentheil selbsten dardurch                      kräftig vnd klärlich / in dem er auff mehr geklagte Separation vnnd Diuision der                      Länder sein gantzes Fundament / Trost vnd Hoffnung gesetzet hette.</p>
          <p>Würde sich demnach im Grund der Warheit finden / daß nechst Gott kein ander                      Mittel / in dieser gemeinen Noth / seyn wolte / als daß die Königreich vnd                      Länder sich vnverzüglich rechtschaffen vnd einmüthig conjungirten / vnd nit auff                      andere warteten oder sehen / die selbsten als Interponenten bey gleichem scopo                      vnd consiliis, sich noch nicht vergleichen können / sondern daß sie viel mehr                      alle mit einander für einen Mann stünden zugleich eine durchgehende innerliche                      Defension vnd Verfassung machten / vnd alsdann den Frieden der Gestalt                      tractireten / daß der Keys. Majest. als der höchsten Obrigkeit / Ehr / Hochheit                      vnnd Respect in acht genommen / vnnd der Fried also versichert würde / darmit                      das Hause vnd die Glieder darbey sich wol befunden / vnnd dergleichen Vnruhe /                      Empörung vnnd Land Verderbnuß künfftig abgewendet werden möchte. Es were auch                      das Mittel besagter einmütigen Conjunction vnd Verfassung einen Weg als den                      andern nöthig / vnnd weder zu vnderlassen / noch länger auffzuschieben / wann                      gleich der Chur-vnd Fürsten deß Reichs mehrberührte Interposition noch fortgieng                      / vnd jhre Würcklichkeit endlich erreichen solte: Dann da solche Zusammensetzung                      der Länder noch vor / oder auch bey der Interpo-
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[122/0169] ins Werck gerichtet / oder müste alles vmbgekehret / vnd jetzo vnrecht seyn / was damals gut / nöthig vnd recht gewesen were: man hette in wenig Jahren hero / nach den erlangten Concessionen vnd Majestätbrieff mehr Beschwerung / Trangsal vnd Schimpff erdulden vnd außstehen müssen / als fast zuvor nie / da man solche vincula nicht gehabt hette / die grauamina in Vngarn / Böheim / Schlesien / Mähren vnnd Oesterreich auß einem Brunquell / weil man sich einen vnd andern Orts mit lären Worten abspeisen lassen. Es were zwar kaum glaublich / aber doch so offt von Wien geschrieben worden / daß der Cardinal von Dietrichstein / als er jüngst von dannen in Mähren zum Landtag gezogen / sich hette verlauten lassen / er müste mit Einbildung deß Friedens den Lutheranern das Maul auff sperren: deß Clesels langwierige praxis hette eben dergleichen Kunststücklein mit sich gebracht: man dörffte nit meynen / daß die Jesuiter von jhrer Art / vnnd jhre Natur ändern liessen / dann sie doch in jhren Schrifften jhre Intention gnugsam an Tag geben / wie hoch vnd zu was End vnd Zweck sied dem Bapst zu Rom so starck verbunden weren: Es were auch bekant / wie weit sie die cupiditas vindictae wider die Venediger / Schweden vnnd andere Potentaten vnnd Stände getrieben habe. Sie sagten vnnd schrieben selbsten / daß jetzo die rechte Zeit vnnd Gelegenheit / die Stände vmb die Religions Freyheit vnd priuilegia vnder das Joch zu bringen / so weren außführliche Discurs auch vornehmer Leut vorhanden / die vmbständlich zu erkennen geben / wie man nummehr mit Gewalt ein absolutum dominium in den Königreichen vnnd Landen einführen vnd behaupten solte: vnd gehörte solches alles in specie zu demonstriren an andere Ort. Jetzo / weil mit blosser Vertröstung der so lang auffgehaltenen Interposition man die Ständ irr mache / solte man nur darbey alle Vmbstände in vnd ausserhalb Reichs / vnnd wie vnder solchem Praetext so viel vnschuldig Blut vergossen / so grosser Barbarischer Muthwill geübet / Weiber vnd Töchter geschändet / Kinder an der Mutter Brüsten zerhawet würden / vnnd mit Raub vnd Brand viel Thonnen Golts Schaden geschehe / auch solches Land-Verderbens vber vnd wider Keyserlich Verbott noch kein End seyn wolte / betrachten. Wann auch gleich ein Anstandt / oder suspensio armorum bewilliget / liesse sich doch solch vnbändig vnd rauberisch Gesindlein im Zaum nicht halten / man wüste wol / wie es im Passawer Wesen vor etlichen Jahren hergangen. Ja wann gleich die Intercession jhren Fortgang hette / were darumb nicht gleich Frieden gemacht / inzwischen consummirten sich die betrangte verfolgte Stände / mit Vnderhaltung jhres zur Defension habenden Kriegs Volcks / vnder dessen aber erhielt vnnd stärckte sich der Gegentheil: Dann es were je genugsamb bewust / vnd rühmeten sie sich selbs / weren auch documenta vorhanden / wie eyferig gleich von Anfang dieses vnseligen Kriegs / vnnd noch auff diese Stund starcke Gelt vnnd Volck Hülffen / in vnd ausserhalb dem Reich in Italia / Franckreich / Spanien / Polen / den Niderlanden vnd anderswo gesucht / vnd noch bey den Reichs-Kreysen vrgiert vnd getrieben würde. Daß es aber allein vmb die Böhmen / vnnd zwar derer nur etliche wenig zu straffen zu thun / vnd die andern Länder vnd Euangelische Stände sicher vnnd ausser der Gefahr seyn solten / wie man die Leut beredete / das bezeugete allbereit der leydige Augenschein / in dem ohn Vnderscheidt alles / was nur der Feind antreffe / verheeret würde / vnd jetzo die Oesterreicher Ob vnd Vnder der Ens / nicht in geringerer Noth als die Böhmen sich befinden. So würde auch vnfehlbar die Mährer jhre Neutralitet mehr nit nutzen / als den Vlissem deß Polyphemi Zusag / daß er jhn zum letzten fressen wolle. Die Vngelegenheit komme nirgends anderstwo her / als daß man nicht in communi periculo communia consilia sonder vnderschiedliche Respect vnd vergebliche Hoffnung hette / oder etwan seinen Vortheil absonderlich vnd à part zu erlangen vermeynte / welches doch nur mit Worten vnnd keiner würcklichen Assecuration geschehe / auch mit gutem Gewissen nicht geschehen könte oder solte / daß man durch seiner Verwandten / Brüdern vnd Religionsgenossen Verderben vnd Vndergang seinen eygenen Nutzen suchen wolte / darbey auch kein Bestandt / sondern nur Gottes Fluch vnd Straff zu gewarten were. Vnd zwar daß dieses die Hauptvrsach sey / alles gegenwärtigen Vnheyls / das bezeugete Gegentheil selbsten dardurch kräftig vnd klärlich / in dem er auff mehr geklagte Separation vnnd Diuision der Länder sein gantzes Fundament / Trost vnd Hoffnung gesetzet hette. Würde sich demnach im Grund der Warheit finden / daß nechst Gott kein ander Mittel / in dieser gemeinen Noth / seyn wolte / als daß die Königreich vnd Länder sich vnverzüglich rechtschaffen vnd einmüthig conjungirten / vnd nit auff andere warteten oder sehen / die selbsten als Interponenten bey gleichem scopo vnd consiliis, sich noch nicht vergleichen können / sondern daß sie viel mehr alle mit einander für einen Mann stünden zugleich eine durchgehende innerliche Defension vnd Verfassung machten / vnd alsdann den Frieden der Gestalt tractireten / daß der Keys. Majest. als der höchsten Obrigkeit / Ehr / Hochheit vnnd Respect in acht genommen / vnnd der Fried also versichert würde / darmit das Hause vnd die Glieder darbey sich wol befunden / vnnd dergleichen Vnruhe / Empörung vnnd Land Verderbnuß künfftig abgewendet werden möchte. Es were auch das Mittel besagter einmütigen Conjunction vnd Verfassung einen Weg als den andern nöthig / vnnd weder zu vnderlassen / noch länger auffzuschieben / wann gleich der Chur-vnd Fürsten deß Reichs mehrberührte Interposition noch fortgieng / vnd jhre Würcklichkeit endlich erreichen solte: Dann da solche Zusammensetzung der Länder noch vor / oder auch bey der Interpo-

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/169>, abgerufen am 30.11.2024.