Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Den 18. 28. Junij ist zu Preßlaw bey einem Grosse Fewersbrunft zu Breßlaw. Liechtmacher ein grosse Fewersbrunst auffgangen / welche ein grosses Theil auff dem newen Marckt in die Asche geleget / es ist auch ein grosser Wind darbey entstanden / welcher das Fewer in die Mewstatt hinauß geführet / daß daselbst auch viel Ort in die Flamme gerahten / vnder welchen die schöne newe Kirchen / vnd Hospital / darauff vber 400. Malter Getrayd gelegen / verbrunnen. Der Wind hat das Fewer weiter vber den Wall vnd Stattgraben hinauß für das Ziegelthor geführet / daselbst alle 4. Ziegelhüten / 800. Stöß Holtz (welches zum theil der Krayßkammer / zum theil dem Rath / zum theil auch der Bürgerschaft / vnd sonderlich den Bierbrawern gehörig / vnnd ein Stoß daran 24. Reichsthaler kostet / also 800. Stösse auff 19200. Reichsthaler sich belauffen) neben vielem Bawholtz verbronnen / dahero den armen abgebrandten Leuthen / die Mittel wider zu bawen gantz benommen worden: Bey diesem Brand seynd 150. Wohnhäuser gantz in geäschert worden.

Groß Vngewitter in Hispanien. Vmb Malgom in Hispanien ist zu End deß Augstmonats ein solches Vngewitter vnd starcker Regen entstanden / daß bey 600. Häuser / etlich tausend Menschen / auff 5000. Pfeiffen Wein / viel Früchte vnd andere Kauffmanschaften vndergangen / vnnd ist der Schade auff 40. Tonnen Golds geschätzet worden.

Schröcklicher Wind vnd Wunder zu Sagan. Zu Sagan in Schlesien hat sich vmb den 13. Octob. ein schrecklicher Wind erhoben / so 2. Tag vnnd Nacht gewehret / sonderlich aber die erste Nacht also tumultuiret / als wann die Statt zu Grund gehen wolte / hat auch gedonnert vnd geblitzet / vber der Kirchen seind fewrige Stralen / einem Schwerd vnd Ruthen gleich gesehen worden / die Glocken haben von sich selbst angefangen zu leuthen / auch ist eine Meil darvon der Himmel bey einer Stunden gleichsamb offen / vnd gantz Fewrig gesehen worden.

Erdbeben in Mechelnburg. In dem Hertzogthumb Mechelnburg ist in dem Monat Decembri ein schröckliches Erdbeben gewesen / daß auch die Leuthe in den Betten ein halbe Ellen / hoch auffgehaben worden / die Häusser auch hin vnd wider gewackelt. Vber diß hat es so sehr geblitzet vnd gedonnert / daß man gemeinet / der Jünste Tag würde daher brechen.

Der Graff von Embden wird entleibt. Den 21. Aprill hat der regierende Graff von Embden / Herr Rudolph Christian / sampt seinem Bruder / den Keyserlichen Obristen Gallasen / welcher in seiner Graffschafft einquartiert gewesen / zu Berum besucht / bey welchem er zween Tag geblieben / vnd ist von demselben wol empfangen vnd stattlich tractiert worden. Am dritten Tag / als der Graff von gemeltem Obristen seinen Abschied nehmen wolte / hat sichs zugetragen / daß ein Edelmann vnd Capitayn einander außgefordert / vnd sich miteinander gebalget haben. Der Graff wolte dem Spiel auch zusehen / vnd gieng auß dem Schloß herauß. Der Obriste / als er solches vernam / ließ alsbald einen Fendrichen vnd etlichen Soldaten ruffen / welchen er befahl / den Tumult zu stillen / vnd die Partheyen von einander zu scheiden. Dieweil aber ein groß Geträng daselbst war / vnnd der Fendrich nicht wol hindurch kommen konte / zog er seinen Dege auß / damit er jhm platz machte / vnnd schlug mit der flachen Klingen einen Diener deß Graffen. Als solches der Graff geschen / zog er auch von Leder / vnd lieff auff den Fendrich zu / welcher jmmer zurück wiche / biß er an einen Graben kam / da er nicht mehr weichen konte. Darumb ersich resolviete / sich seiner Haut zu wehren / vnnd gab dem Graffen einen Stich ins lincke Aug / darvon der Graff deß andern Tags gestorben. Nach solchem hat deß entleibten Graffen Bruder / Herr Vlrich / solches bey Keyserl. Mayest. durch seine Gesandten anbringen / vnd darneben vmb die Lehen vber Ost-Frießland / wie auch vmb die Neutralität / vnnd Abführung deß in gemelter Landtschafft ligenden Keyserlichen Kriegsvolcks / ansuchen lassen. Vber diesem allem hat er eine gute Resolution erlangt. Dann Jh. Keys. May. ein grosses Mittleyden vber den Todt deß vorigen Graffen getragen: die Belehung vber gemelte Graffschafft jhme / Graff Vlrichen / ertheylet: auch daß er Neutral bleiben möchte / zugelassen / vnd sich erbotten / daferrn die Staden die Statt Embden quittiren / vnd jhre Guarnison darauß abführen würden / bey dem König in Spanien anzuhalten / vnnd daran zu seyn / daß die gantze Graffschafft / weder zu Wasser noch zu Landt / von den Spaniern solte angefochten werden. Was den Ab-vnnd Außzug deß Keyserlichen Kriegsvolcks auß der Graffschafft anlanget / haben Jhre Keyserl. Majestät versprochen / die Anordnung zu thun / damit die. Vnderthanen deß Lasts zum theil vberhaben / vnd jhrer / so viei müglich / verschonet werden möchte. Wie dann das Keyserliche Kriegsvolck nach dreyen Monaten auß mehrbesagter Graffschafft meistentheils abgezogen / vnd allein etliche Schlösser vnd Festungen / als Berum / Aurich / Isens / Weißmünde / Vreburg vnnd Griet / sind bestzt verblieben.

Hertzog zu Würtemberg gehet mit Todt ab. Zu Anfang deß Monats Augusti ist der Durchleuchtig Fürst vnnd Herr / Herr Johan Friderich / regierender Hertzog zu Würtemberg (welcher sonst der Gütige genennet worden) Christlich von dieser Welt abgeschieden. Er hat das Regiment / so er nach Absterben seines Herren Vatters zu Anfang deß 1608. Jahrs / in dem 26. Jahr seines Alters / wol vnnd friedlich / 20. Jahr vnd 6. Monat / die erste halbe Zeit zwar in zimblicher Ruhe / die letzten Jahr aber in grosser Mühe vnd Sorgsältigkeit / jedoch durch Gottes Hülff vnd Beystand / also geführet / daß bey den Zerrüttungen vnd leydigem Kriegswesen in dem Röm-Reich / nicht allein seine Lande vnnd Leuthe / sondern auch der Schwäbische Crayß / dessen Obrister er war / in zimblicher Ruhe vnd Frieden verblieben. Von seiner Gemahel / Fraw Barbara Sophia / geborne vom Churfürstl. Hauß Brandenburg / hat er drey junge Herren vnnd drey Fräwlein gezeuget / vnnd nach jhm verlassen. Vnd dieweil der elteste / Herr Eberhard /

Den 18. 28. Junij ist zu Preßlaw bey einem Grosse Fewersbrunft zu Breßlaw. Liechtmacher ein grosse Fewersbrunst auffgangen / welche ein grosses Theil auff dem newen Marckt in die Asche geleget / es ist auch ein grosser Wind darbey entstanden / welcher das Fewer in die Mewstatt hinauß geführet / daß daselbst auch viel Ort in die Flamme gerahten / vnder welchen die schöne newe Kirchen / vnd Hospital / darauff vber 400. Malter Getrayd gelegen / verbrunnen. Der Wind hat das Fewer weiter vber den Wall vnd Stattgraben hinauß für das Ziegelthor geführet / daselbst alle 4. Ziegelhüten / 800. Stöß Holtz (welches zum theil der Krayßkammer / zum theil dem Rath / zum theil auch der Bürgerschaft / vnd sonderlich den Bierbrawern gehörig / vnnd ein Stoß daran 24. Reichsthaler kostet / also 800. Stösse auff 19200. Reichsthaler sich belauffen) neben vielem Bawholtz verbronnen / dahero den armen abgebrandten Leuthen / die Mittel wider zu bawen gantz benommen worden: Bey diesem Brand seynd 150. Wohnhäuser gantz in geäschert worden.

Groß Vngewitter in Hispanien. Vmb Malgom in Hispanien ist zu End deß Augstmonats ein solches Vngewitter vnd starcker Regen entstanden / daß bey 600. Häuser / etlich tausend Menschen / auff 5000. Pfeiffen Wein / viel Früchte vnd andere Kauffmanschaften vndergangen / vnnd ist der Schade auff 40. Tonnen Golds geschätzet worden.

Schröcklicher Wind vnd Wunder zu Sagan. Zu Sagan in Schlesien hat sich vmb den 13. Octob. ein schrecklicher Wind erhoben / so 2. Tag vnnd Nacht gewehret / sonderlich aber die erste Nacht also tumultuiret / als wann die Statt zu Grund gehen wolte / hat auch gedonnert vnd geblitzet / vber der Kirchen seind fewrige Stralen / einem Schwerd vnd Ruthen gleich gesehen worden / die Glocken haben von sich selbst angefangen zu leuthen / auch ist eine Meil darvon der Himmel bey einer Stunden gleichsamb offen / vnd gantz Fewrig gesehen worden.

Erdbeben in Mechelnburg. In dem Hertzogthumb Mechelnburg ist in dem Monat Decembri ein schröckliches Erdbeben gewesen / daß auch die Leuthe in den Betten ein halbe Ellen / hoch auffgehaben worden / die Häusser auch hin vnd wider gewackelt. Vber diß hat es so sehr geblitzet vnd gedonnert / daß man gemeinet / der Jünste Tag würde daher brechen.

Der Graff von Embden wird entleibt. Den 21. Aprill hat der regierende Graff von Embden / Herr Rudolph Christian / sampt seinem Bruder / den Keyserlichen Obristen Gallasen / welcher in seiner Graffschafft einquartiert gewesen / zu Berum besucht / bey welchem er zween Tag geblieben / vñ ist von demselben wol empfangen vnd stattlich tractiert worden. Am dritten Tag / als der Graff von gemeltem Obristen seinen Abschied nehmen wolte / hat sichs zugetragen / daß ein Edelmann vnd Capitayn einander außgefordert / vnd sich miteinander gebalget haben. Der Graff wolte dem Spiel auch zusehen / vnd gieng auß dem Schloß herauß. Der Obriste / als er solches vernam / ließ alsbald einen Fendrichen vnd etlichen Soldaten ruffen / welchen er befahl / den Tumult zu stillen / vnd die Partheyen von einander zu scheiden. Dieweil aber ein groß Geträng daselbst war / vnnd der Fendrich nicht wol hindurch kommen konte / zog er seinen Dege auß / damit er jhm platz machte / vnnd schlug mit der flachen Klingen einen Diener deß Graffen. Als solches der Graff geschen / zog er auch von Leder / vnd lieff auff den Fendrich zu / welcher jmmer zurück wiche / biß er an einen Graben kam / da er nicht mehr weichen konte. Darumb ersich resolviete / sich seiner Haut zu wehren / vnnd gab dem Graffen einen Stich ins lincke Aug / darvon der Graff deß andern Tags gestorben. Nach solchem hat deß entleibten Graffen Bruder / Herr Vlrich / solches bey Keyserl. Mayest. durch seine Gesandten anbringen / vnd darneben vmb die Lehen vber Ost-Frießland / wie auch vmb die Neutralität / vnnd Abführung deß in gemelter Landtschafft ligenden Keyserlichen Kriegsvolcks / ansuchen lassen. Vber diesem allem hat er eine gute Resolution erlangt. Dann Jh. Keys. May. ein grosses Mittleyden vber den Todt deß vorigen Graffen getragen: die Belehung vber gemelte Graffschafft jhme / Graff Vlrichen / ertheylet: auch daß er Neutral bleiben möchte / zugelassen / vnd sich erbotten / daferrn die Staden die Statt Embden quittiren / vnd jhre Guarnison darauß abführen würden / bey dem König in Spanien anzuhalten / vnnd daran zu seyn / daß die gantze Graffschafft / weder zu Wasser noch zu Landt / von den Spaniern solte angefochten werden. Was den Ab-vnnd Außzug deß Keyserlichen Kriegsvolcks auß der Graffschafft anlanget / haben Jhre Keyserl. Majestät versprochen / die Anordnung zu thun / damit die. Vnderthanen deß Lasts zum theil vberhaben / vnd jhrer / so viei müglich / verschonet werden möchte. Wie dann das Keyserliche Kriegsvolck nach dreyen Monaten auß mehrbesagter Graffschafft meistentheils abgezogen / vnd allein etliche Schlösser vnd Festungen / als Berum / Aurich / Isens / Weißmünde / Vreburg vnnd Griet / sind bestzt verblieben.

Hertzog zu Würtemberg gehet mit Todt ab. Zu Anfang deß Monats Augusti ist der Durchleuchtig Fürst vnnd Herr / Herr Johan Friderich / regierender Hertzog zu Würtemberg (welcher sonst der Gütige genennet worden) Christlich von dieser Welt abgeschieden. Er hat das Regiment / so er nach Absterben seines Herren Vatters zu Anfang deß 1608. Jahrs / in dem 26. Jahr seines Alters / wol vnnd friedlich / 20. Jahr vnd 6. Monat / die erste halbe Zeit zwar in zimblicher Ruhe / die letzten Jahr aber in grosser Mühe vnd Sorgsältigkeit / jedoch durch Gottes Hülff vnd Beystand / also geführet / daß bey den Zerrüttungen vnd leydigem Kriegswesen in dem Röm-Reich / nicht allein seine Lande vnnd Leuthe / sondern auch der Schwäbische Crayß / dessen Obrister er war / in zimblicher Ruhe vnd Frieden verblieben. Von seiner Gemahel / Fraw Barbara Sophia / geborne vom Churfürstl. Hauß Brandenburg / hat er drey junge Herren vnnd drey Fräwlein gezeuget / vnnd nach jhm verlassen. Vnd dieweil der elteste / Herr Eberhard /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f1455" n="1304"/>
          <p>Den 18. 28. Junij ist zu Preßlaw bey einem <note place="left">Grosse                          Fewersbrunft zu Breßlaw.</note> Liechtmacher ein grosse Fewersbrunst                      auffgangen / welche ein grosses Theil auff dem newen Marckt in die Asche geleget                      / es ist auch ein grosser Wind darbey entstanden / welcher das Fewer in die                      Mewstatt hinauß geführet / daß daselbst auch viel Ort in die Flamme gerahten /                      vnder welchen die schöne newe Kirchen / vnd Hospital / darauff vber 400. Malter                      Getrayd gelegen / verbrunnen. Der Wind hat das Fewer weiter vber den Wall vnd                      Stattgraben hinauß für das Ziegelthor geführet / daselbst alle 4. Ziegelhüten /                      800. Stöß Holtz (welches zum theil der Krayßkammer / zum theil dem Rath / zum                      theil auch der Bürgerschaft / vnd sonderlich den Bierbrawern gehörig / vnnd ein                      Stoß daran 24. Reichsthaler kostet / also 800. Stösse auff 19200. Reichsthaler                      sich belauffen) neben vielem Bawholtz verbronnen / dahero den armen abgebrandten                      Leuthen / die Mittel wider zu bawen gantz benommen worden: Bey diesem Brand                      seynd 150. Wohnhäuser gantz in geäschert worden.</p>
          <p><note place="left">Groß Vngewitter in Hispanien.</note> Vmb Malgom in                      Hispanien ist zu End deß Augstmonats ein solches Vngewitter vnd starcker Regen                      entstanden / daß bey 600. Häuser / etlich tausend Menschen / auff 5000. Pfeiffen                      Wein / viel Früchte vnd andere Kauffmanschaften vndergangen / vnnd ist der                      Schade auff 40. Tonnen Golds geschätzet worden.</p>
          <p><note place="left">Schröcklicher Wind vnd Wunder zu Sagan.</note> Zu Sagan                      in Schlesien hat sich vmb den 13. Octob. ein schrecklicher Wind erhoben / so 2.                      Tag vnnd Nacht gewehret / sonderlich aber die erste Nacht also tumultuiret / als                      wann die Statt zu Grund gehen wolte / hat auch gedonnert vnd geblitzet / vber                      der Kirchen seind fewrige Stralen / einem Schwerd vnd Ruthen gleich gesehen                      worden / die Glocken haben von sich selbst angefangen zu leuthen / auch ist eine                      Meil darvon der Himmel bey einer Stunden gleichsamb offen / vnd gantz Fewrig                      gesehen worden.</p>
          <p><note place="left">Erdbeben in Mechelnburg.</note> In dem Hertzogthumb                      Mechelnburg ist in dem Monat Decembri ein schröckliches Erdbeben gewesen / daß                      auch die Leuthe in den Betten ein halbe Ellen / hoch auffgehaben worden / die                      Häusser auch hin vnd wider gewackelt. Vber diß hat es so sehr geblitzet vnd                      gedonnert / daß man gemeinet / der Jünste Tag würde daher brechen.</p>
          <p><note place="left">Der Graff von Embden wird entleibt.</note> Den 21.                      Aprill hat der regierende Graff von Embden / Herr Rudolph Christian / sampt                      seinem Bruder / den Keyserlichen Obristen Gallasen / welcher in seiner                      Graffschafft einquartiert gewesen / zu Berum besucht / bey welchem er zween Tag                      geblieben / vn&#x0303; ist von demselben wol empfangen vnd stattlich                      tractiert worden. Am dritten Tag / als der Graff von gemeltem Obristen seinen                      Abschied nehmen wolte / hat sichs zugetragen / daß ein Edelmann vnd Capitayn                      einander außgefordert / vnd sich miteinander gebalget haben. Der Graff wolte dem                      Spiel auch zusehen / vnd gieng auß dem Schloß herauß. Der Obriste / als er                      solches vernam / ließ alsbald einen Fendrichen vnd etlichen Soldaten ruffen /                      welchen er befahl / den Tumult zu stillen / vnd die Partheyen von einander zu                      scheiden. Dieweil aber ein groß Geträng daselbst war / vnnd der Fendrich nicht                      wol hindurch kommen konte / zog er seinen Dege auß / damit er jhm platz machte /                      vnnd schlug mit der flachen Klingen einen Diener deß Graffen. Als solches der                      Graff geschen / zog er auch von Leder / vnd lieff auff den Fendrich zu / welcher                      jmmer zurück wiche / biß er an einen Graben kam / da er nicht mehr weichen                      konte. Darumb ersich resolviete / sich seiner Haut zu wehren / vnnd gab dem                      Graffen einen Stich ins lincke Aug / darvon der Graff deß andern Tags gestorben.                      Nach solchem hat deß entleibten Graffen Bruder / Herr Vlrich / solches bey                      Keyserl. Mayest. durch seine Gesandten anbringen / vnd darneben vmb die Lehen                      vber Ost-Frießland / wie auch vmb die Neutralität / vnnd Abführung deß in                      gemelter Landtschafft ligenden Keyserlichen Kriegsvolcks / ansuchen lassen. Vber                      diesem allem hat er eine gute Resolution erlangt. Dann Jh. Keys. May. ein                      grosses Mittleyden vber den Todt deß vorigen Graffen getragen: die Belehung vber                      gemelte Graffschafft jhme / Graff Vlrichen / ertheylet: auch daß er Neutral                      bleiben möchte / zugelassen / vnd sich erbotten / daferrn die Staden die Statt                      Embden quittiren / vnd jhre Guarnison darauß abführen würden / bey dem König in                      Spanien anzuhalten / vnnd daran zu seyn / daß die gantze Graffschafft / weder zu                      Wasser noch zu Landt / von den Spaniern solte angefochten werden. Was den                      Ab-vnnd Außzug deß Keyserlichen Kriegsvolcks auß der Graffschafft anlanget /                      haben Jhre Keyserl. Majestät versprochen / die Anordnung zu thun / damit die.                      Vnderthanen deß Lasts zum theil vberhaben / vnd jhrer / so viei müglich /                      verschonet werden möchte. Wie dann das Keyserliche Kriegsvolck nach dreyen                      Monaten auß mehrbesagter Graffschafft meistentheils abgezogen / vnd allein                      etliche Schlösser vnd Festungen / als Berum / Aurich / Isens / Weißmünde /                      Vreburg vnnd Griet / sind bestzt verblieben.</p>
          <p><note place="right">Hertzog zu Würtemberg gehet mit Todt ab.</note> Zu                      Anfang deß Monats Augusti ist der Durchleuchtig Fürst vnnd Herr / Herr Johan                      Friderich / regierender Hertzog zu Würtemberg (welcher sonst der Gütige genennet                      worden) Christlich von dieser Welt abgeschieden. Er hat das Regiment / so er                      nach Absterben seines Herren Vatters zu Anfang deß 1608. Jahrs / in dem 26. Jahr                      seines Alters / wol vnnd friedlich / 20. Jahr vnd 6. Monat / die erste halbe                      Zeit zwar in zimblicher Ruhe / die letzten Jahr aber in grosser Mühe vnd                      Sorgsältigkeit / jedoch durch Gottes Hülff vnd Beystand / also geführet / daß                      bey den Zerrüttungen vnd leydigem Kriegswesen in dem Röm-Reich / nicht allein                      seine Lande vnnd Leuthe / sondern auch der Schwäbische Crayß / dessen Obrister                      er war / in zimblicher Ruhe vnd Frieden verblieben. Von seiner Gemahel / Fraw                      Barbara Sophia / geborne vom Churfürstl. Hauß Brandenburg / hat er drey junge                      Herren vnnd drey Fräwlein gezeuget / vnnd nach jhm verlassen. Vnd dieweil der                      elteste / Herr Eberhard /
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1304/1455] Den 18. 28. Junij ist zu Preßlaw bey einem Liechtmacher ein grosse Fewersbrunst auffgangen / welche ein grosses Theil auff dem newen Marckt in die Asche geleget / es ist auch ein grosser Wind darbey entstanden / welcher das Fewer in die Mewstatt hinauß geführet / daß daselbst auch viel Ort in die Flamme gerahten / vnder welchen die schöne newe Kirchen / vnd Hospital / darauff vber 400. Malter Getrayd gelegen / verbrunnen. Der Wind hat das Fewer weiter vber den Wall vnd Stattgraben hinauß für das Ziegelthor geführet / daselbst alle 4. Ziegelhüten / 800. Stöß Holtz (welches zum theil der Krayßkammer / zum theil dem Rath / zum theil auch der Bürgerschaft / vnd sonderlich den Bierbrawern gehörig / vnnd ein Stoß daran 24. Reichsthaler kostet / also 800. Stösse auff 19200. Reichsthaler sich belauffen) neben vielem Bawholtz verbronnen / dahero den armen abgebrandten Leuthen / die Mittel wider zu bawen gantz benommen worden: Bey diesem Brand seynd 150. Wohnhäuser gantz in geäschert worden. Grosse Fewersbrunft zu Breßlaw. Vmb Malgom in Hispanien ist zu End deß Augstmonats ein solches Vngewitter vnd starcker Regen entstanden / daß bey 600. Häuser / etlich tausend Menschen / auff 5000. Pfeiffen Wein / viel Früchte vnd andere Kauffmanschaften vndergangen / vnnd ist der Schade auff 40. Tonnen Golds geschätzet worden. Groß Vngewitter in Hispanien. Zu Sagan in Schlesien hat sich vmb den 13. Octob. ein schrecklicher Wind erhoben / so 2. Tag vnnd Nacht gewehret / sonderlich aber die erste Nacht also tumultuiret / als wann die Statt zu Grund gehen wolte / hat auch gedonnert vnd geblitzet / vber der Kirchen seind fewrige Stralen / einem Schwerd vnd Ruthen gleich gesehen worden / die Glocken haben von sich selbst angefangen zu leuthen / auch ist eine Meil darvon der Himmel bey einer Stunden gleichsamb offen / vnd gantz Fewrig gesehen worden. Schröcklicher Wind vnd Wunder zu Sagan. In dem Hertzogthumb Mechelnburg ist in dem Monat Decembri ein schröckliches Erdbeben gewesen / daß auch die Leuthe in den Betten ein halbe Ellen / hoch auffgehaben worden / die Häusser auch hin vnd wider gewackelt. Vber diß hat es so sehr geblitzet vnd gedonnert / daß man gemeinet / der Jünste Tag würde daher brechen. Erdbeben in Mechelnburg. Den 21. Aprill hat der regierende Graff von Embden / Herr Rudolph Christian / sampt seinem Bruder / den Keyserlichen Obristen Gallasen / welcher in seiner Graffschafft einquartiert gewesen / zu Berum besucht / bey welchem er zween Tag geblieben / vñ ist von demselben wol empfangen vnd stattlich tractiert worden. Am dritten Tag / als der Graff von gemeltem Obristen seinen Abschied nehmen wolte / hat sichs zugetragen / daß ein Edelmann vnd Capitayn einander außgefordert / vnd sich miteinander gebalget haben. Der Graff wolte dem Spiel auch zusehen / vnd gieng auß dem Schloß herauß. Der Obriste / als er solches vernam / ließ alsbald einen Fendrichen vnd etlichen Soldaten ruffen / welchen er befahl / den Tumult zu stillen / vnd die Partheyen von einander zu scheiden. Dieweil aber ein groß Geträng daselbst war / vnnd der Fendrich nicht wol hindurch kommen konte / zog er seinen Dege auß / damit er jhm platz machte / vnnd schlug mit der flachen Klingen einen Diener deß Graffen. Als solches der Graff geschen / zog er auch von Leder / vnd lieff auff den Fendrich zu / welcher jmmer zurück wiche / biß er an einen Graben kam / da er nicht mehr weichen konte. Darumb ersich resolviete / sich seiner Haut zu wehren / vnnd gab dem Graffen einen Stich ins lincke Aug / darvon der Graff deß andern Tags gestorben. Nach solchem hat deß entleibten Graffen Bruder / Herr Vlrich / solches bey Keyserl. Mayest. durch seine Gesandten anbringen / vnd darneben vmb die Lehen vber Ost-Frießland / wie auch vmb die Neutralität / vnnd Abführung deß in gemelter Landtschafft ligenden Keyserlichen Kriegsvolcks / ansuchen lassen. Vber diesem allem hat er eine gute Resolution erlangt. Dann Jh. Keys. May. ein grosses Mittleyden vber den Todt deß vorigen Graffen getragen: die Belehung vber gemelte Graffschafft jhme / Graff Vlrichen / ertheylet: auch daß er Neutral bleiben möchte / zugelassen / vnd sich erbotten / daferrn die Staden die Statt Embden quittiren / vnd jhre Guarnison darauß abführen würden / bey dem König in Spanien anzuhalten / vnnd daran zu seyn / daß die gantze Graffschafft / weder zu Wasser noch zu Landt / von den Spaniern solte angefochten werden. Was den Ab-vnnd Außzug deß Keyserlichen Kriegsvolcks auß der Graffschafft anlanget / haben Jhre Keyserl. Majestät versprochen / die Anordnung zu thun / damit die. Vnderthanen deß Lasts zum theil vberhaben / vnd jhrer / so viei müglich / verschonet werden möchte. Wie dann das Keyserliche Kriegsvolck nach dreyen Monaten auß mehrbesagter Graffschafft meistentheils abgezogen / vnd allein etliche Schlösser vnd Festungen / als Berum / Aurich / Isens / Weißmünde / Vreburg vnnd Griet / sind bestzt verblieben. Der Graff von Embden wird entleibt. Zu Anfang deß Monats Augusti ist der Durchleuchtig Fürst vnnd Herr / Herr Johan Friderich / regierender Hertzog zu Würtemberg (welcher sonst der Gütige genennet worden) Christlich von dieser Welt abgeschieden. Er hat das Regiment / so er nach Absterben seines Herren Vatters zu Anfang deß 1608. Jahrs / in dem 26. Jahr seines Alters / wol vnnd friedlich / 20. Jahr vnd 6. Monat / die erste halbe Zeit zwar in zimblicher Ruhe / die letzten Jahr aber in grosser Mühe vnd Sorgsältigkeit / jedoch durch Gottes Hülff vnd Beystand / also geführet / daß bey den Zerrüttungen vnd leydigem Kriegswesen in dem Röm-Reich / nicht allein seine Lande vnnd Leuthe / sondern auch der Schwäbische Crayß / dessen Obrister er war / in zimblicher Ruhe vnd Frieden verblieben. Von seiner Gemahel / Fraw Barbara Sophia / geborne vom Churfürstl. Hauß Brandenburg / hat er drey junge Herren vnnd drey Fräwlein gezeuget / vnnd nach jhm verlassen. Vnd dieweil der elteste / Herr Eberhard / Hertzog zu Würtemberg gehet mit Todt ab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1455
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1455>, abgerufen am 23.11.2024.