Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.mit der That erfahren / daß sie von den Rochellern heßlich weren angeführet worden / in dem sie jhnen die Sach gar leicht gemacht / vnnd sie vberredt hatten / sie würden ohn einige Mühe in jhren Port einfahren können / da doch der Canal erstlich durch deß Königs Schiff / die mit Kriegsvolck vnnd vielen freywilligen vom Adel erfüllt waren / darnach durch drey Steckaden / so mit Anckern gehefftet / vnd mit starcken Seylern an einander gebunden waren / wie auch den Damm / der mit Steinen vermauret gewesen / allerdings gesperrt war / zu geschweigen der menge deß Geschützes / so an beyden Seiten am Vfer plantiret war / vnnd auff die Engliche gewaltig Fewer gab: vnd also die Engelländer augenscheinlich befunden / daß es vnmüglich wäre durchzukommen; gaben sie den Deputirten der Stadt Rochell zu erkennen / daß sie das jhre gethan hetten / vnnd nicht mehr thun köndten / es were dann sach / daß sie alle zu Grund gehen wolten. Jhnen were nicht mehr befohlen / dann die Schiff / so mit Proviandt geladen / biß vor die Stadt zu bringen vnnd zu convoyiren / wie sie begehrt hetten / vnnd stünde jhnen nunmehr frey / dieselbe daselbst abzuholen. Wiewol nun die von Rochelle bey den Engelländern mit bitten vnd flehen anhielten / daß sie die Belägerte in jhrer grossen Noth nicht wolten stecken lassen / noch die Hand von jhnen abziehen; so haben sie doch nichts bey jhnen erlangen können / vnd haben die Engelländer jhnen verwiesen / daß sie den König in Engelland betrogen / vnnd jhm die Sach viel anderst fürgemahlet hetten / als sie in der Warheit beschaffen were. Darauff sie jhre Segel auffgezogen / vnd sich von dannen begeben haben. Vor jhrem Abzug / haben sie ein Brandtschiff an die Königliche Schiff anführen lassen / mit welchem sie vermeynten dieselbe anzuzünden: aber das Fewer gieng zu bald an / vnd that jhnen selbst Schaden; auch wurd ein Englisch Schiff / so mit Proviandt vnd Munition geladen war / von den Frantzosen genommen vnd preiß gemacht. In demselben wurden etliche Britannische Kauffleut / welche von den Engelländern waren gefangen worden / gefunden / vnnd frey gelassen; die sagten auß / wie zwischen den Engelländern vnd Rochellern ein groß Gezänck vnd Vneinigkeit sich erhaben hette / vnd daß diese wolten gethan haben / was jene für vnmüglich hielten. Rocheller wollen von keinem vertrag wissen. Nach dem die Engelländer abgezogen / hoffere der König / die Belägerten würden jhn vmb Gnad ersuchen / vnd sich in einen Vertrag einlassen. Aber an statt dessen / schossen sie jmmer dapffer auff den Damm / welches ohn Schaden der Königischen nicht abgieng. Derowegen der König an gemeltem Damm dapffer arbeiten ließ / in Hoffnung / derselbe würde im Monat Julio vnd noch vor Mariae Magdalenae Tag fertig werden / damit er wider den Gewalt deß Meers / welches alsdann sehr zu schwellen vnnd sich vngestümmig zu erzeigen pflegt / bestehen möchte. Es war dem König nicht vnbewust / daß deß Hertzogen von Rohan Mutter / die in der Stadt war / vnnd etliche Kirchendiener die Belägerten stättig zur Standthafftigkeit vermahneten / vnd eines gewissen Entsatzes / welcher vber Land von den Religionsverwandten in Franckreich kömmen solte / vertrösteten: deßwegen sie desto länger gehalten / vnnd manchen Außfall gethan / damit sie gleichwol wenig gewonnen haben: Den 24. May wolten die Belägerten abermal etliche Weiber vnd andere zum Krieg vntüchtige Persohnen auß der Stadt schaffen: Aber der König befahl / daß man jhnen keinen Paß geben / sie wider zu rück in die Stadt treiben solte: Vnd damit er die Stadt desto eher durch Hungersnoth in seinen Gewalt bringen möchte / ließ er den 26. dito alle Bohnen / so die Belägerten vmb die Stadt gesähet hatten abschneiden; deßgleichen wurden alle Früchte / so nahe an der Stadt auff dem Feld stunden / von den Königischen abgemähet / auff welche die in der Stadt dermassen schossen / daß sie in fünff oder sechs Tagen mehr Schüsse thäten / dann sie zuvor in sechs Wochen gethan hatten. Der König war dazumal wol auff; welches seine Kriegs Obristen vnd Soldaten desto frewdiger machte / jhm trewlich zu dienen / vnnd alle Mühe vnnd Vngelegenheiten bey einer so beschwerlichen vnd langwirigen Belägerung mit einem vnverdrossenen Gemüt zu vberwinden. Vnd wie sie deß jüngst verflossenen Winters Kälte mit einer grossen Gedult außgestanden hatten; also liessen sie sich durch die grosse Hitz deß Sommers in einem dürren Land / da es keine Bäume hatte / nicht matt noch vnwillig machen. Auffruhr in der Stadt Rochell. Dazumal war schon grosser Mangel an Proviandt in der Stadt / vnd waren etliche die riethen man solte accordiren / vnd die Stadt vbergeben darüber ein Auffruhr in der Stadt entstund / vnd waren die jenige / so von keinem Accord wissen wolten / die stärckste: darumb der andern / die sich ergeben wolten / etlich gefangen vnd gerichter wurden / deren Häupter man auff die Pforten de Cognes steckte. Vngewitter thut den köngischen schaden. Den 28. Julij erhub sich ein solch Vngewitter auff dem Meer / daß die Königliche Armada zertrennt / etliche Schiff zerschmetrert / vnnd ein Theil der Brücken auff dem Damm vber einen hauffen geworffen wurd. So bald aber das Vngewitter nachließ / ward alles wider reparirt / vnd in Ordnung gebracht. Grosse Hügersnoth in der stadt Rochell. Zu Anfangs deß Monats Augusti / war die Hungersnoth in der Stadt so groß / daß nicht allein kein Brodt mehr zu bekommen / sondern auch alle Pferd / Hund / Katzen / Ratten vnd Mäuß auffgezehret waren / vnd machte man Brey von Leder / Seyff vnnd Zucker / damit die Belägerte sich ein zeitlang erhalten. Etliche lieffen auß der Stadt vnd samleten Kräuter / wie auch Schnecken vnd Moscheln / wann das Meer abgelauffen / war / damit sie sich behalffen. Als solches der König jnnen worden / hat er etliche Musquetirer verordnet / die solchs verhindern solten. Die von der mit der That erfahren / daß sie von den Rochellern heßlich weren angeführet worden / in dem sie jhnen die Sach gar leicht gemacht / vnnd sie vberredt hatten / sie würden ohn einige Mühe in jhren Port einfahren können / da doch der Canal erstlich durch deß Königs Schiff / die mit Kriegsvolck vnnd vielen freywilligen vom Adel erfüllt waren / darnach durch drey Steckaden / so mit Anckern gehefftet / vnd mit starcken Seylern an einander gebunden waren / wie auch den Damm / der mit Steinen vermauret gewesen / allerdings gesperrt war / zu geschweigen der menge deß Geschützes / so an beyden Seiten am Vfer plantiret war / vnnd auff die Engliche gewaltig Fewer gab: vnd also die Engelländer augenscheinlich befunden / daß es vnmüglich wäre durchzukommen; gaben sie den Deputirten der Stadt Rochell zu erkennen / daß sie das jhre gethan hetten / vnnd nicht mehr thun köndten / es were dann sach / daß sie alle zu Grund gehen wolten. Jhnen were nicht mehr befohlen / dann die Schiff / so mit Proviandt geladen / biß vor die Stadt zu bringen vnnd zu convoyiren / wie sie begehrt hetten / vnnd stünde jhnen nunmehr frey / dieselbe daselbst abzuholen. Wiewol nun die von Rochelle bey den Engelländern mit bitten vnd flehen anhielten / daß sie die Belägerte in jhrer grossen Noth nicht wolten stecken lassen / noch die Hand von jhnen abziehen; so haben sie doch nichts bey jhnen erlangen können / vnd haben die Engelländer jhnen verwiesen / daß sie den König in Engelland betrogen / vnnd jhm die Sach viel anderst fürgemahlet hetten / als sie in der Warheit beschaffen were. Darauff sie jhre Segel auffgezogen / vnd sich von dannen begeben haben. Vor jhrem Abzug / haben sie ein Brandtschiff an die Königliche Schiff anführen lassen / mit welchem sie vermeynten dieselbe anzuzünden: aber das Fewer gieng zu bald an / vnd that jhnen selbst Schaden; auch wurd ein Englisch Schiff / so mit Proviandt vnd Munition geladen war / von den Frantzosen genommen vnd preiß gemacht. In demselben wurden etliche Britannische Kauffleut / welche von den Engelländern waren gefangen worden / gefunden / vnnd frey gelassen; die sagten auß / wie zwischen den Engelländern vnd Rochellern ein groß Gezänck vnd Vneinigkeit sich erhaben hette / vnd daß diese wolten gethan haben / was jene für vnmüglich hielten. Rocheller wollen von keinem vertrag wissen. Nach dem die Engelländer abgezogen / hoffere der König / die Belägerten würden jhn vmb Gnad ersuchen / vnd sich in einen Vertrag einlassen. Aber an statt dessen / schossen sie jmmer dapffer auff den Damm / welches ohn Schaden der Königischen nicht abgieng. Derowegen der König an gemeltem Damm dapffer arbeiten ließ / in Hoffnung / derselbe würde im Monat Julio vnd noch vor Mariae Magdalenae Tag fertig werden / damit er wider den Gewalt deß Meers / welches alsdann sehr zu schwellen vnnd sich vngestümmig zu erzeigen pflegt / bestehen möchte. Es war dem König nicht vnbewust / daß deß Hertzogen von Rohan Mutter / die in der Stadt war / vnnd etliche Kirchendiener die Belägerten stättig zur Standthafftigkeit vermahneten / vnd eines gewissen Entsatzes / welcher vber Land von den Religionsverwandten in Franckreich köm̃en solte / vertrösteten: deßwegen sie desto länger gehalten / vnnd manchen Außfall gethan / damit sie gleichwol wenig gewonnen haben: Den 24. May wolten die Belägerten abermal etliche Weiber vnd andere zum Krieg vntüchtige Persohnen auß der Stadt schaffen: Aber der König befahl / daß man jhnen keinen Paß geben / sie wider zu rück in die Stadt treiben solte: Vnd damit er die Stadt desto eher durch Hungersnoth in seinen Gewalt bringen möchte / ließ er den 26. dito alle Bohnen / so die Belägerten vmb die Stadt gesähet hatten abschneiden; deßgleichen wurden alle Früchte / so nahe an der Stadt auff dem Feld stunden / von den Königischen abgemähet / auff welche die in der Stadt dermassen schossen / daß sie in fünff oder sechs Tagen mehr Schüsse thäten / dann sie zuvor in sechs Wochen gethan hatten. Der König war dazumal wol auff; welches seine Kriegs Obristen vnd Soldaten desto frewdiger machte / jhm trewlich zu dienen / vnnd alle Mühe vnnd Vngelegenheiten bey einer so beschwerlichen vnd langwirigen Belägerung mit einem vnverdrossenen Gemüt zu vberwinden. Vnd wie sie deß jüngst verflossenen Winters Kälte mit einer grossen Gedult außgestanden hatten; also liessen sie sich durch die grosse Hitz deß Sommers in einem dürren Land / da es keine Bäume hatte / nicht matt noch vnwillig machen. Auffruhr in der Stadt Rochell. Dazumal war schon grosser Mangel an Proviandt in der Stadt / vnd waren etliche die riethen man solte accordiren / vnd die Stadt vbergeben darüber ein Auffruhr in der Stadt entstund / vnd waren die jenige / so von keinem Accord wissen wolten / die stärckste: darumb der andern / die sich ergeben wolten / etlich gefangen vnd gerichter wurden / deren Häupter man auff die Pforten de Cognes steckte. Vngewitter thut den köngischen schaden. Den 28. Julij erhub sich ein solch Vngewitter auff dem Meer / daß die Königliche Armada zertrennt / etliche Schiff zerschmetrert / vnnd ein Theil der Brücken auff dem Damm vber einen hauffen geworffen wurd. So bald aber das Vngewitter nachließ / ward alles wider reparirt / vnd in Ordnung gebracht. Grosse Hügersnoth in der stadt Rochell. Zu Anfangs deß Monats Augusti / war die Hungersnoth in der Stadt so groß / daß nicht allein kein Brodt mehr zu bekommen / sondern auch alle Pferd / Hund / Katzen / Ratten vnd Mäuß auffgezehret waren / vnd machte man Brey von Leder / Seyff vnnd Zucker / damit die Belägerte sich ein zeitlang erhalten. Etliche lieffen auß der Stadt vnd samleten Kräuter / wie auch Schnecken vnd Moscheln / wann das Meer abgelauffen / war / damit sie sich behalffen. Als solches der König jnnen worden / hat er etliche Musquetirer verordnet / die solchs verhindern solten. Die von der <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1432" n="1285"/> mit der That erfahren / daß sie von den Rochellern heßlich weren angeführet worden / in dem sie jhnen die Sach gar leicht gemacht / vnnd sie vberredt hatten / sie würden ohn einige Mühe in jhren Port einfahren können / da doch der Canal erstlich durch deß Königs Schiff / die mit Kriegsvolck vnnd vielen freywilligen vom Adel erfüllt waren / darnach durch drey Steckaden / so mit Anckern gehefftet / vnd mit starcken Seylern an einander gebunden waren / wie auch den Damm / der mit Steinen vermauret gewesen / allerdings gesperrt war / zu geschweigen der menge deß Geschützes / so an beyden Seiten am Vfer plantiret war / vnnd auff die Engliche gewaltig Fewer gab: vnd also die Engelländer augenscheinlich befunden / daß es vnmüglich wäre durchzukommen; gaben sie den Deputirten der Stadt Rochell zu erkennen / daß sie das jhre gethan hetten / vnnd nicht mehr thun köndten / es were dann sach / daß sie alle zu Grund gehen wolten. Jhnen were nicht mehr befohlen / dann die Schiff / so mit Proviandt geladen / biß vor die Stadt zu bringen vnnd zu convoyiren / wie sie begehrt hetten / vnnd stünde jhnen nunmehr frey / dieselbe daselbst abzuholen.</p> <p>Wiewol nun die von Rochelle bey den Engelländern mit bitten vnd flehen anhielten / daß sie die Belägerte in jhrer grossen Noth nicht wolten stecken lassen / noch die Hand von jhnen abziehen; so haben sie doch nichts bey jhnen erlangen können / vnd haben die Engelländer jhnen verwiesen / daß sie den König in Engelland betrogen / vnnd jhm die Sach viel anderst fürgemahlet hetten / als sie in der Warheit beschaffen were. Darauff sie jhre Segel auffgezogen / vnd sich von dannen begeben haben. Vor jhrem Abzug / haben sie ein Brandtschiff an die Königliche Schiff anführen lassen / mit welchem sie vermeynten dieselbe anzuzünden: aber das Fewer gieng zu bald an / vnd that jhnen selbst Schaden; auch wurd ein Englisch Schiff / so mit Proviandt vnd Munition geladen war / von den Frantzosen genommen vnd preiß gemacht. In demselben wurden etliche Britannische Kauffleut / welche von den Engelländern waren gefangen worden / gefunden / vnnd frey gelassen; die sagten auß / wie zwischen den Engelländern vnd Rochellern ein groß Gezänck vnd Vneinigkeit sich erhaben hette / vnd daß diese wolten gethan haben / was jene für vnmüglich hielten.</p> <p><note place="left">Rocheller wollen von keinem vertrag wissen.</note> Nach dem die Engelländer abgezogen / hoffere der König / die Belägerten würden jhn vmb Gnad ersuchen / vnd sich in einen Vertrag einlassen. Aber an statt dessen / schossen sie jmmer dapffer auff den Damm / welches ohn Schaden der Königischen nicht abgieng. Derowegen der König an gemeltem Damm dapffer arbeiten ließ / in Hoffnung / derselbe würde im Monat Julio vnd noch vor Mariae Magdalenae Tag fertig werden / damit er wider den Gewalt deß Meers / welches alsdann sehr zu schwellen vnnd sich vngestümmig zu erzeigen pflegt / bestehen möchte.</p> <p>Es war dem König nicht vnbewust / daß deß Hertzogen von Rohan Mutter / die in der Stadt war / vnnd etliche Kirchendiener die Belägerten stättig zur Standthafftigkeit vermahneten / vnd eines gewissen Entsatzes / welcher vber Land von den Religionsverwandten in Franckreich köm̃en solte / vertrösteten: deßwegen sie desto länger gehalten / vnnd manchen Außfall gethan / damit sie gleichwol wenig gewonnen haben:</p> <p>Den 24. May wolten die Belägerten abermal etliche Weiber vnd andere zum Krieg vntüchtige Persohnen auß der Stadt schaffen: Aber der König befahl / daß man jhnen keinen Paß geben / sie wider zu rück in die Stadt treiben solte: Vnd damit er die Stadt desto eher durch Hungersnoth in seinen Gewalt bringen möchte / ließ er den 26. dito alle Bohnen / so die Belägerten vmb die Stadt gesähet hatten abschneiden; deßgleichen wurden alle Früchte / so nahe an der Stadt auff dem Feld stunden / von den Königischen abgemähet / auff welche die in der Stadt dermassen schossen / daß sie in fünff oder sechs Tagen mehr Schüsse thäten / dann sie zuvor in sechs Wochen gethan hatten. Der König war dazumal wol auff; welches seine Kriegs Obristen vnd Soldaten desto frewdiger machte / jhm trewlich zu dienen / vnnd alle Mühe vnnd Vngelegenheiten bey einer so beschwerlichen vnd langwirigen Belägerung mit einem vnverdrossenen Gemüt zu vberwinden. Vnd wie sie deß jüngst verflossenen Winters Kälte mit einer grossen Gedult außgestanden hatten; also liessen sie sich durch die grosse Hitz deß Sommers in einem dürren Land / da es keine Bäume hatte / nicht matt noch vnwillig machen.</p> <p><note place="right">Auffruhr in <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Stadt Rochell.</note> Dazumal war schon grosser Mangel an Proviandt in der Stadt / vnd waren etliche die riethen man solte accordiren / vnd die Stadt vbergeben darüber ein Auffruhr in der Stadt entstund / vnd waren die jenige / so von keinem Accord wissen wolten / die stärckste: darumb der andern / die sich ergeben wolten / etlich gefangen vnd gerichter wurden / deren Häupter man auff die Pforten de Cognes steckte.</p> <p><note place="right">Vngewitter thut den köngischen schaden.</note> Den 28. Julij erhub sich ein solch Vngewitter auff dem Meer / daß die Königliche Armada zertrennt / etliche Schiff zerschmetrert / vnnd ein Theil der Brücken auff dem Damm vber einen hauffen geworffen wurd. So bald aber das Vngewitter nachließ / ward alles wider reparirt / vnd in Ordnung gebracht.</p> <p><note place="right">Grosse Hügersnoth in der stadt Rochell.</note> Zu Anfangs deß Monats Augusti / war die Hungersnoth in der Stadt so groß / daß nicht allein kein Brodt mehr zu bekommen / sondern auch alle Pferd / Hund / Katzen / Ratten vnd Mäuß auffgezehret waren / vnd machte man Brey von Leder / Seyff vnnd Zucker / damit die Belägerte sich ein zeitlang erhalten. Etliche lieffen auß der Stadt vnd samleten Kräuter / wie auch Schnecken vnd Moscheln / wann das Meer abgelauffen / war / damit sie sich behalffen. Als solches der König jnnen worden / hat er etliche Musquetirer verordnet / die solchs verhindern solten. Die von der </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1285/1432]
mit der That erfahren / daß sie von den Rochellern heßlich weren angeführet worden / in dem sie jhnen die Sach gar leicht gemacht / vnnd sie vberredt hatten / sie würden ohn einige Mühe in jhren Port einfahren können / da doch der Canal erstlich durch deß Königs Schiff / die mit Kriegsvolck vnnd vielen freywilligen vom Adel erfüllt waren / darnach durch drey Steckaden / so mit Anckern gehefftet / vnd mit starcken Seylern an einander gebunden waren / wie auch den Damm / der mit Steinen vermauret gewesen / allerdings gesperrt war / zu geschweigen der menge deß Geschützes / so an beyden Seiten am Vfer plantiret war / vnnd auff die Engliche gewaltig Fewer gab: vnd also die Engelländer augenscheinlich befunden / daß es vnmüglich wäre durchzukommen; gaben sie den Deputirten der Stadt Rochell zu erkennen / daß sie das jhre gethan hetten / vnnd nicht mehr thun köndten / es were dann sach / daß sie alle zu Grund gehen wolten. Jhnen were nicht mehr befohlen / dann die Schiff / so mit Proviandt geladen / biß vor die Stadt zu bringen vnnd zu convoyiren / wie sie begehrt hetten / vnnd stünde jhnen nunmehr frey / dieselbe daselbst abzuholen.
Wiewol nun die von Rochelle bey den Engelländern mit bitten vnd flehen anhielten / daß sie die Belägerte in jhrer grossen Noth nicht wolten stecken lassen / noch die Hand von jhnen abziehen; so haben sie doch nichts bey jhnen erlangen können / vnd haben die Engelländer jhnen verwiesen / daß sie den König in Engelland betrogen / vnnd jhm die Sach viel anderst fürgemahlet hetten / als sie in der Warheit beschaffen were. Darauff sie jhre Segel auffgezogen / vnd sich von dannen begeben haben. Vor jhrem Abzug / haben sie ein Brandtschiff an die Königliche Schiff anführen lassen / mit welchem sie vermeynten dieselbe anzuzünden: aber das Fewer gieng zu bald an / vnd that jhnen selbst Schaden; auch wurd ein Englisch Schiff / so mit Proviandt vnd Munition geladen war / von den Frantzosen genommen vnd preiß gemacht. In demselben wurden etliche Britannische Kauffleut / welche von den Engelländern waren gefangen worden / gefunden / vnnd frey gelassen; die sagten auß / wie zwischen den Engelländern vnd Rochellern ein groß Gezänck vnd Vneinigkeit sich erhaben hette / vnd daß diese wolten gethan haben / was jene für vnmüglich hielten.
Nach dem die Engelländer abgezogen / hoffere der König / die Belägerten würden jhn vmb Gnad ersuchen / vnd sich in einen Vertrag einlassen. Aber an statt dessen / schossen sie jmmer dapffer auff den Damm / welches ohn Schaden der Königischen nicht abgieng. Derowegen der König an gemeltem Damm dapffer arbeiten ließ / in Hoffnung / derselbe würde im Monat Julio vnd noch vor Mariae Magdalenae Tag fertig werden / damit er wider den Gewalt deß Meers / welches alsdann sehr zu schwellen vnnd sich vngestümmig zu erzeigen pflegt / bestehen möchte.
Rocheller wollen von keinem vertrag wissen. Es war dem König nicht vnbewust / daß deß Hertzogen von Rohan Mutter / die in der Stadt war / vnnd etliche Kirchendiener die Belägerten stättig zur Standthafftigkeit vermahneten / vnd eines gewissen Entsatzes / welcher vber Land von den Religionsverwandten in Franckreich köm̃en solte / vertrösteten: deßwegen sie desto länger gehalten / vnnd manchen Außfall gethan / damit sie gleichwol wenig gewonnen haben:
Den 24. May wolten die Belägerten abermal etliche Weiber vnd andere zum Krieg vntüchtige Persohnen auß der Stadt schaffen: Aber der König befahl / daß man jhnen keinen Paß geben / sie wider zu rück in die Stadt treiben solte: Vnd damit er die Stadt desto eher durch Hungersnoth in seinen Gewalt bringen möchte / ließ er den 26. dito alle Bohnen / so die Belägerten vmb die Stadt gesähet hatten abschneiden; deßgleichen wurden alle Früchte / so nahe an der Stadt auff dem Feld stunden / von den Königischen abgemähet / auff welche die in der Stadt dermassen schossen / daß sie in fünff oder sechs Tagen mehr Schüsse thäten / dann sie zuvor in sechs Wochen gethan hatten. Der König war dazumal wol auff; welches seine Kriegs Obristen vnd Soldaten desto frewdiger machte / jhm trewlich zu dienen / vnnd alle Mühe vnnd Vngelegenheiten bey einer so beschwerlichen vnd langwirigen Belägerung mit einem vnverdrossenen Gemüt zu vberwinden. Vnd wie sie deß jüngst verflossenen Winters Kälte mit einer grossen Gedult außgestanden hatten; also liessen sie sich durch die grosse Hitz deß Sommers in einem dürren Land / da es keine Bäume hatte / nicht matt noch vnwillig machen.
Dazumal war schon grosser Mangel an Proviandt in der Stadt / vnd waren etliche die riethen man solte accordiren / vnd die Stadt vbergeben darüber ein Auffruhr in der Stadt entstund / vnd waren die jenige / so von keinem Accord wissen wolten / die stärckste: darumb der andern / die sich ergeben wolten / etlich gefangen vnd gerichter wurden / deren Häupter man auff die Pforten de Cognes steckte.
Auffruhr in d' Stadt Rochell. Den 28. Julij erhub sich ein solch Vngewitter auff dem Meer / daß die Königliche Armada zertrennt / etliche Schiff zerschmetrert / vnnd ein Theil der Brücken auff dem Damm vber einen hauffen geworffen wurd. So bald aber das Vngewitter nachließ / ward alles wider reparirt / vnd in Ordnung gebracht.
Vngewitter thut den köngischen schaden. Zu Anfangs deß Monats Augusti / war die Hungersnoth in der Stadt so groß / daß nicht allein kein Brodt mehr zu bekommen / sondern auch alle Pferd / Hund / Katzen / Ratten vnd Mäuß auffgezehret waren / vnd machte man Brey von Leder / Seyff vnnd Zucker / damit die Belägerte sich ein zeitlang erhalten. Etliche lieffen auß der Stadt vnd samleten Kräuter / wie auch Schnecken vnd Moscheln / wann das Meer abgelauffen / war / damit sie sich behalffen. Als solches der König jnnen worden / hat er etliche Musquetirer verordnet / die solchs verhindern solten. Die von der
Grosse Hügersnoth in der stadt Rochell.
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