Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

missarius Enderung der Religion an vnderschiedlichen Orthen fortgetrieben. / vnd ein Wachtmeister / mit 100. Mann zu Fuß vnnd 50. Reutern zu Wesel ankommen / die haben im Nahmen deß Pfaltzgraffen von Newburg von dem Magistrat die Schlüssel zu beyden Evangelischen Kirchen abgefordert / oder solten bey Verwegerung dessen 5000. Goldgülden sampt den Principalen solches Vngehorsambs herauß geben. Als nun der Magistrat sampt den Bürgern eher alles zu leyden / als die Schlüssel herauß zugeben sich entschlossen / haben sie darauff den 16. 26. Junij durch einen Schlosser die grosse Kirch auffbrechen lassen: darauff die Catholischen mit Creutzen vnnd Fahnen eingegangen / gesungen vnd georgelt haben. Als dieses geschehen / sind alsobald die Schlüssel zur andern Kirchen wider gefordert worden / aber solches ist von dem Magistrat vnd Bürgern auch verweigert worden. Darauff haben vorgemelte Newburgische Gesandten deß andern Tags dieselbe Kirch auch auffgebrochen / vnd den Innwohnern aufferleget / die darzu gehörige Lateinische Schul sampt dem Waysenhauß in 14. Tagen zu raumen.

Hierauff ist in dem Clevischen Fürstenthumb zu Reeß / Emmerich vnd anderswo / da die Staten von Holland Meister spielten / mit den Catholischen vnd Jesuitischen Kirchen / ein gleiches zuthun getrawet worden / wo die obgemelten Kirchen jhren vorigen Innhabern nicht wider zugestellet würden. Dieweil aber nichts desto weniger zu Wesel die vorgenommene Reformation zu Wesel jhren Fortgang gehabt / als sind die Papistische Kirchen zu Reeß vnd Emmerich auch gesperret vnd Schiltwachten darfür gestellet worden. Es hatten zwar die Geistliche zuvor auß der Kirch zu Emmerich allen Zierat herauß genommen: Die sind aber hernach daß sie wider etliche Sachen herauß geben müssen / von dem Statischen Gubernator daselbst angehalten worden. Ob nun wol nach solchem Verlauff zwischen beyden theilen wegen Restituirung der Kirchen gehandelt worden: Hat man doch zu keinem Vergleich kommen können / sondern haben in den Kirchen zu Wesel die Catholischen / in denen aber zu Reeß vnd Emmerich die Reformirten zu predigen angefangen / biß endlich die Statische die Statt Wesel vberrascht vnnd eingenommen haben / da die / so andere von jhren Kirchen vertrieben hatten / widerumb darauß sind verjagt worden.

In Schlesien ward auch die Reformation starck fortgesetzt / wiewol es an etlichen Orthen schwer genug damit hergangen. Gestalt dann zu Groß Gloggaw / als der Hauptmann daselbst die Schlüssel zu der Evangelischen Kirchen begehrt / ein Auffstandt vnder der Bürgerschafft worden / die sich zur Römischen Catholischen Religion nicht bequemen wollen / sondern jhre Kirch starck verwacht. Darauff der Obriste von Donaw mit etlichem Kriegsvolck in Schlesien gerückt / vnnd ist bey nächtlicher weil in Groß Gloggaw kommen / hat die Statt eingenommen / vnnd zween Bürger / so fürnemblich in Vbergebung der Kirchen sich widersetzt / justificiren lassen. Nach diesem ist gemelter Obriste von Nonaw mit dem Kriegsvolck nach Freystatt vnd Sprottaw gezogen / vnd daselbst auch die Einführung der Papistischen Religion an die Hand genommen: Da dann auch etliche alte Leut von Hertzenleyd gantz schwürig worden. Die von Grünberg / welche vor diesem bey der Augspurgischen Confession steiff vnnd fest gehalten / sind den Soldaten vor die Statt entgegen gezogen / vnd haben sich zum Gehorsamb erbotten. Die Fürsten vnd Stände in Schlesien haben sich dessen bey dem Churfürsten zu Sachsen zum höchsten beschwert / vnnd gebetten / daß Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit bey der Keyserl. Mayest. eine Fürbitt thun wolte / damit die freye Vbung der Evangelischen Religion den Schlesiern / wie versprochen worden / möchte gelassen werden. Aber sie haben nichts erhalten: vnd ist solche Enderung der Religion auch in Mähren für genommen worden: deßwegen Graff Carl von Zerot[unleserliches Material - Zeichen fehlt] / der sonst allzeit gut Keyserisch gewesen / sich auß Mähren begeben / vnd hat lieber sein Vatterland vnd Güter / dann seine Religion / verlassen wollen. Sein Herrschafft hat er dem Herrn von Werda / Cantzlern in Mähren verkaufft.

Von den Keyserlichen Commissarien / so zu reformiren hin vnd wider außgeschickt worden / sind auch etliche in die Statt Kauffbeyern kommen / die haben die Schlüsse / der Evangelischen Kirchen vnd Schulen Augspurgischer Confession zu sich genommen / die Prediger vnd Schulmeister alsobald cassirt vnd alle die so in Emptern gesessen / vnd sich Päpstlich zu werden geweigert / abgesetzt / vnd ernstlich gebotten / sich alsbald zuerklären / oder von dannen zu weichen / inmassen dann die Prediger vnd Schulmeister / in continenti von dannen ziehen müssen: worüber groß Weheklagen entstanden.

Ingleichem ist an die Statt Regenspurg ein Keyserlich Mandat abgangen / darinnen befohlen worden / den newen Calender anzunehmen / vnd die Römisch. Catholischen vnverhindert mit jhrer Procession durch die Statt gehen zulassen. Vnd ob schon der Rath bey dem Bischoff vmb einen Stillstandt / biß man die Sach nach Prag an Keyserlichen Hofrecht anbrächte / angehalten / ist doch die Procession auff den Charfreytag vor dem Rathhauß vorüber gangen.

Zu Auß gang deß Aprilis ist zu Wien ein Keyserlich Patent angeschlagen worden / dieses Innhalts:

Demnach nach Abschaffung der Sectirischen Lutherischen Praedicanten / etliche Landherrn vnd deren Pfleger / auff jhren Schlössern / Mühlen / vnd Höfen / sich vnderstanden / das Exercitium Religionis privatim mit Predigen / Lesen vnnd Singen zu üben / vnd darzu jhre Vnderthanen auch beruffen / jhnen auch wider Verbott zugelassen / der Kindstauffe / Communication / vnnd Copulation / anderer Orthen sich zuerholen vnd zugebrauchen. Dardurch dann das gesuchte Werck der Bekehrung zur Catholische Reli-

missarius Enderung der Religion an vnderschiedlichen Orthen fortgetrieben. / vnd ein Wachtmeister / mit 100. Mañ zu Fuß vnnd 50. Reutern zu Wesel ankommen / die haben im Nahmen deß Pfaltzgraffen von Newburg von dem Magistrat die Schlüssel zu beyden Evangelischen Kirchen abgefordert / oder solten bey Verwegerung dessen 5000. Goldgülden sampt den Principalen solches Vngehorsambs herauß geben. Als nun der Magistrat sampt den Bürgern eher alles zu leyden / als die Schlüssel herauß zugeben sich entschlossen / haben sie darauff den 16. 26. Junij durch einen Schlosser die grosse Kirch auffbrechen lassen: darauff die Catholischen mit Creutzen vnnd Fahnen eingegangen / gesungen vnd georgelt haben. Als dieses geschehen / sind alsobald die Schlüssel zur andern Kirchen wider gefordert worden / aber solches ist von dem Magistrat vnd Bürgern auch verweigert worden. Darauff haben vorgemelte Newburgische Gesandten deß andern Tags dieselbe Kirch auch auffgebrochen / vnd den Innwohnern aufferleget / die darzu gehörige Lateinische Schul sampt dem Waysenhauß in 14. Tagen zu raumen.

Hierauff ist in dem Clevischen Fürstenthumb zu Reeß / Emmerich vnd anderswo / da die Staten von Holland Meister spielten / mit den Catholischen vnd Jesuitischen Kirchen / ein gleiches zuthun getrawet worden / wo die obgemelten Kirchen jhren vorigen Innhabern nicht wider zugestellet würden. Dieweil aber nichts desto weniger zu Wesel die vorgenommene Reformation zu Wesel jhren Fortgang gehabt / als sind die Papistische Kirchen zu Reeß vnd Emmerich auch gesperret vnd Schiltwachten darfür gestellet worden. Es hatten zwar die Geistliche zuvor auß der Kirch zu Emmerich allen Zierat herauß genommen: Die sind aber hernach daß sie wider etliche Sachen herauß geben müssen / von dem Statischen Gubernator daselbst angehalten worden. Ob nun wol nach solchem Verlauff zwischen beyden theilen wegen Restituirung der Kirchen gehandelt worden: Hat man doch zu keinem Vergleich kommen können / sondern haben in den Kirchen zu Wesel die Catholischen / in denen aber zu Reeß vnd Emmerich die Reformirten zu predigen angefangen / biß endlich die Statische die Statt Wesel vberrascht vnnd eingenommen haben / da die / so andere von jhren Kirchen vertrieben hatten / widerumb darauß sind verjagt worden.

In Schlesien ward auch die Reformation starck fortgesetzt / wiewol es an etlichen Orthen schwer genug damit hergangen. Gestalt dann zu Groß Gloggaw / als der Hauptmann daselbst die Schlüssel zu der Evangelischen Kirchen begehrt / ein Auffstandt vnder der Bürgerschafft worden / die sich zur Römischen Catholischen Religion nicht bequemen wollen / sondern jhre Kirch starck verwacht. Darauff der Obriste von Donaw mit etlichem Kriegsvolck in Schlesien gerückt / vnnd ist bey nächtlicher weil in Groß Gloggaw kommen / hat die Statt eingenommen / vnnd zween Bürger / so fürnemblich in Vbergebung der Kirchen sich widersetzt / justificiren lassen. Nach diesem ist gemelter Obriste von Nonaw mit dem Kriegsvolck nach Freystatt vnd Sprottaw gezogen / vnd daselbst auch die Einführung der Papistischen Religion an die Hand genommen: Da dann auch etliche alte Leut von Hertzenleyd gantz schwürig worden. Die von Grünberg / welche vor diesem bey der Augspurgischen Confession steiff vnnd fest gehalten / sind den Soldaten vor die Statt entgegen gezogen / vnd haben sich zum Gehorsamb erbotten. Die Fürsten vnd Stände in Schlesien haben sich dessen bey dem Churfürsten zu Sachsen zum höchsten beschwert / vnnd gebetten / daß Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit bey der Keyserl. Mayest. eine Fürbitt thun wolte / damit die freye Vbung der Evangelischen Religion den Schlesiern / wie versprochen worden / möchte gelassen werden. Aber sie haben nichts erhalten: vnd ist solche Enderung der Religion auch in Mähren für genommen worden: deßwegen Graff Carl von Zerot[unleserliches Material – Zeichen fehlt] / der sonst allzeit gut Keyserisch gewesen / sich auß Mähren begeben / vnd hat lieber sein Vatterland vnd Güter / dann seine Religion / verlassen wollen. Sein Herrschafft hat er dem Herrn von Werda / Cantzlern in Mähren verkaufft.

Von den Keyserlichen Commissarien / so zu reformiren hin vnd wider außgeschickt worden / sind auch etliche in die Statt Kauffbeyern kommen / die haben die Schlüsse / der Evangelischen Kirchen vnd Schulen Augspurgischer Confession zu sich genommen / die Prediger vnd Schulmeister alsobald cassirt vnd alle die so in Emptern gesessen / vnd sich Päpstlich zu werden geweigert / abgesetzt / vnd ernstlich gebotten / sich alsbald zuerklären / oder von dannen zu weichen / inmassen dann die Prediger vnd Schulmeister / in continenti von dannen ziehen müssen: worüber groß Weheklagen entstanden.

Ingleichem ist an die Statt Regenspurg ein Keyserlich Mandat abgangen / darinnen befohlen worden / den newen Calender anzunehmen / vnd die Römisch. Catholischen vnverhindert mit jhrer Procession durch die Statt gehen zulassen. Vnd ob schon der Rath bey dem Bischoff vmb einen Stillstandt / biß man die Sach nach Prag an Keyserlichen Hofrecht anbrächte / angehaltẽ / ist doch die Procession auff den Charfreytag vor dem Rathhauß vorüber gangen.

Zu Auß gang deß Aprilis ist zu Wien ein Keyserlich Patent angeschlagen worden / dieses Innhalts:

Demnach nach Abschaffung der Sectirischen Lutherischen Praedicanten / etliche Landherrn vnd deren Pfleger / auff jhren Schlössern / Mühlen / vnd Höfen / sich vnderstanden / das Exercitium Religionis privatim mit Predigen / Lesen vnnd Singen zu üben / vnd darzu jhre Vnderthanen auch beruffen / jhnen auch wider Verbott zugelassen / der Kindstauffe / Communication / vnnd Copulation / anderer Orthen sich zuerholen vnd zugebrauchen. Dardurch dann das gesuchte Werck der Bekehrung zur Catholische Reli-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f1407" n="1260"/>
missarius                      <note place="left">Enderung der Religion an vnderschiedlichen Orthen                          fortgetrieben.</note> / vnd ein Wachtmeister / mit 100. Man&#x0303;                      zu Fuß vnnd 50. Reutern zu Wesel ankommen / die haben im Nahmen deß                      Pfaltzgraffen von Newburg von dem Magistrat die Schlüssel zu beyden                      Evangelischen Kirchen abgefordert / oder solten bey Verwegerung dessen 5000.                      Goldgülden sampt den Principalen solches Vngehorsambs herauß geben. Als nun der                      Magistrat sampt den Bürgern eher alles zu leyden / als die Schlüssel herauß                      zugeben sich entschlossen / haben sie darauff den 16. 26. Junij durch einen                      Schlosser die grosse Kirch auffbrechen lassen: darauff die Catholischen mit                      Creutzen vnnd Fahnen eingegangen / gesungen vnd georgelt haben. Als dieses                      geschehen / sind alsobald die Schlüssel zur andern Kirchen wider gefordert                      worden / aber solches ist von dem Magistrat vnd Bürgern auch verweigert worden.                      Darauff haben vorgemelte Newburgische Gesandten deß andern Tags dieselbe Kirch                      auch auffgebrochen / vnd den Innwohnern aufferleget / die darzu gehörige                      Lateinische Schul sampt dem Waysenhauß in 14. Tagen zu raumen.</p>
          <p>Hierauff ist in dem Clevischen Fürstenthumb zu Reeß / Emmerich vnd anderswo / da                      die Staten von Holland Meister spielten / mit den Catholischen vnd Jesuitischen                      Kirchen / ein gleiches zuthun getrawet worden / wo die obgemelten Kirchen jhren                      vorigen Innhabern nicht wider zugestellet würden. Dieweil aber nichts desto                      weniger zu Wesel die vorgenommene Reformation zu Wesel jhren Fortgang gehabt /                      als sind die Papistische Kirchen zu Reeß vnd Emmerich auch gesperret vnd                      Schiltwachten darfür gestellet worden. Es hatten zwar die Geistliche zuvor auß                      der Kirch zu Emmerich allen Zierat herauß genommen: Die sind aber hernach daß                      sie wider etliche Sachen herauß geben müssen / von dem Statischen Gubernator                      daselbst angehalten worden. Ob nun wol nach solchem Verlauff zwischen beyden                      theilen wegen Restituirung der Kirchen gehandelt worden: Hat man doch zu keinem                      Vergleich kommen können / sondern haben in den Kirchen zu Wesel die Catholischen                      / in denen aber zu Reeß vnd Emmerich die Reformirten zu predigen angefangen /                      biß endlich die Statische die Statt Wesel vberrascht vnnd eingenommen haben / da                      die / so andere von jhren Kirchen vertrieben hatten / widerumb darauß sind                      verjagt worden.</p>
          <p>In Schlesien ward auch die Reformation starck fortgesetzt / wiewol es an etlichen                      Orthen schwer genug damit hergangen. Gestalt dann zu Groß Gloggaw / als der                      Hauptmann daselbst die Schlüssel zu der Evangelischen Kirchen begehrt / ein                      Auffstandt vnder der Bürgerschafft worden / die sich zur Römischen Catholischen                      Religion nicht bequemen wollen / sondern jhre Kirch starck verwacht. Darauff der                      Obriste von Donaw mit etlichem Kriegsvolck in Schlesien gerückt / vnnd ist bey                      nächtlicher weil in Groß Gloggaw kommen / hat die Statt eingenommen / vnnd zween                      Bürger / so fürnemblich in Vbergebung der Kirchen sich widersetzt / justificiren                      lassen. Nach diesem ist gemelter Obriste von Nonaw mit dem Kriegsvolck nach                      Freystatt vnd Sprottaw gezogen / vnd daselbst auch die Einführung der                      Papistischen Religion an die Hand genommen: Da dann auch etliche alte Leut von                      Hertzenleyd gantz schwürig worden. Die von Grünberg / welche vor diesem bey der                      Augspurgischen Confession steiff vnnd fest gehalten / sind den Soldaten vor die                      Statt entgegen gezogen / vnd haben sich zum Gehorsamb erbotten. Die Fürsten vnd                      Stände in Schlesien haben sich dessen bey dem Churfürsten zu Sachsen zum                      höchsten beschwert / vnnd gebetten / daß Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit                      bey der Keyserl. Mayest. eine Fürbitt thun wolte / damit die freye Vbung der                      Evangelischen Religion den Schlesiern / wie versprochen worden / möchte gelassen                      werden. Aber sie haben nichts erhalten: vnd ist solche Enderung der Religion                      auch in Mähren für genommen worden: deßwegen Graff Carl von Zerot<gap reason="illegible" unit="chars"/> / der                      sonst allzeit gut Keyserisch gewesen / sich auß Mähren begeben / vnd hat lieber                      sein Vatterland vnd Güter / dann seine Religion / verlassen wollen. Sein                      Herrschafft hat er dem Herrn von Werda / Cantzlern in Mähren verkaufft.</p>
          <p>Von den Keyserlichen Commissarien / so zu reformiren hin vnd wider außgeschickt                      worden / sind auch etliche in die Statt Kauffbeyern kommen / die haben die                      Schlüsse / der Evangelischen Kirchen vnd Schulen Augspurgischer Confession zu                      sich genommen / die Prediger vnd Schulmeister alsobald cassirt vnd alle die so                      in Emptern gesessen / vnd sich Päpstlich zu werden geweigert / abgesetzt / vnd                      ernstlich gebotten / sich alsbald zuerklären / oder von dannen zu weichen /                      inmassen dann die Prediger vnd Schulmeister / in continenti von dannen ziehen                      müssen: worüber groß Weheklagen entstanden.</p>
          <p>Ingleichem ist an die Statt Regenspurg ein Keyserlich Mandat abgangen / darinnen                      befohlen worden / den newen Calender anzunehmen / vnd die Römisch. Catholischen                      vnverhindert mit jhrer Procession durch die Statt gehen zulassen. Vnd ob schon                      der Rath bey dem Bischoff vmb einen Stillstandt / biß man die Sach nach Prag an                      Keyserlichen Hofrecht anbrächte / angehalte&#x0303; / ist doch die                      Procession auff den Charfreytag vor dem Rathhauß vorüber gangen.</p>
          <p>Zu Auß gang deß Aprilis ist zu Wien ein Keyserlich Patent angeschlagen worden /                      dieses Innhalts:</p>
          <p>Demnach nach Abschaffung der Sectirischen Lutherischen Praedicanten / etliche                      Landherrn vnd deren Pfleger / auff jhren Schlössern / Mühlen / vnd Höfen / sich                      vnderstanden / das Exercitium Religionis privatim mit Predigen / Lesen vnnd                      Singen zu üben / vnd darzu jhre Vnderthanen auch beruffen / jhnen auch wider                      Verbott zugelassen / der Kindstauffe / Communication / vnnd Copulation / anderer                      Orthen sich zuerholen vnd zugebrauchen. Dardurch dann das gesuchte Werck der                      Bekehrung zur Catholische Reli-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1260/1407] missarius / vnd ein Wachtmeister / mit 100. Mañ zu Fuß vnnd 50. Reutern zu Wesel ankommen / die haben im Nahmen deß Pfaltzgraffen von Newburg von dem Magistrat die Schlüssel zu beyden Evangelischen Kirchen abgefordert / oder solten bey Verwegerung dessen 5000. Goldgülden sampt den Principalen solches Vngehorsambs herauß geben. Als nun der Magistrat sampt den Bürgern eher alles zu leyden / als die Schlüssel herauß zugeben sich entschlossen / haben sie darauff den 16. 26. Junij durch einen Schlosser die grosse Kirch auffbrechen lassen: darauff die Catholischen mit Creutzen vnnd Fahnen eingegangen / gesungen vnd georgelt haben. Als dieses geschehen / sind alsobald die Schlüssel zur andern Kirchen wider gefordert worden / aber solches ist von dem Magistrat vnd Bürgern auch verweigert worden. Darauff haben vorgemelte Newburgische Gesandten deß andern Tags dieselbe Kirch auch auffgebrochen / vnd den Innwohnern aufferleget / die darzu gehörige Lateinische Schul sampt dem Waysenhauß in 14. Tagen zu raumen. Enderung der Religion an vnderschiedlichen Orthen fortgetrieben. Hierauff ist in dem Clevischen Fürstenthumb zu Reeß / Emmerich vnd anderswo / da die Staten von Holland Meister spielten / mit den Catholischen vnd Jesuitischen Kirchen / ein gleiches zuthun getrawet worden / wo die obgemelten Kirchen jhren vorigen Innhabern nicht wider zugestellet würden. Dieweil aber nichts desto weniger zu Wesel die vorgenommene Reformation zu Wesel jhren Fortgang gehabt / als sind die Papistische Kirchen zu Reeß vnd Emmerich auch gesperret vnd Schiltwachten darfür gestellet worden. Es hatten zwar die Geistliche zuvor auß der Kirch zu Emmerich allen Zierat herauß genommen: Die sind aber hernach daß sie wider etliche Sachen herauß geben müssen / von dem Statischen Gubernator daselbst angehalten worden. Ob nun wol nach solchem Verlauff zwischen beyden theilen wegen Restituirung der Kirchen gehandelt worden: Hat man doch zu keinem Vergleich kommen können / sondern haben in den Kirchen zu Wesel die Catholischen / in denen aber zu Reeß vnd Emmerich die Reformirten zu predigen angefangen / biß endlich die Statische die Statt Wesel vberrascht vnnd eingenommen haben / da die / so andere von jhren Kirchen vertrieben hatten / widerumb darauß sind verjagt worden. In Schlesien ward auch die Reformation starck fortgesetzt / wiewol es an etlichen Orthen schwer genug damit hergangen. Gestalt dann zu Groß Gloggaw / als der Hauptmann daselbst die Schlüssel zu der Evangelischen Kirchen begehrt / ein Auffstandt vnder der Bürgerschafft worden / die sich zur Römischen Catholischen Religion nicht bequemen wollen / sondern jhre Kirch starck verwacht. Darauff der Obriste von Donaw mit etlichem Kriegsvolck in Schlesien gerückt / vnnd ist bey nächtlicher weil in Groß Gloggaw kommen / hat die Statt eingenommen / vnnd zween Bürger / so fürnemblich in Vbergebung der Kirchen sich widersetzt / justificiren lassen. Nach diesem ist gemelter Obriste von Nonaw mit dem Kriegsvolck nach Freystatt vnd Sprottaw gezogen / vnd daselbst auch die Einführung der Papistischen Religion an die Hand genommen: Da dann auch etliche alte Leut von Hertzenleyd gantz schwürig worden. Die von Grünberg / welche vor diesem bey der Augspurgischen Confession steiff vnnd fest gehalten / sind den Soldaten vor die Statt entgegen gezogen / vnd haben sich zum Gehorsamb erbotten. Die Fürsten vnd Stände in Schlesien haben sich dessen bey dem Churfürsten zu Sachsen zum höchsten beschwert / vnnd gebetten / daß Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit bey der Keyserl. Mayest. eine Fürbitt thun wolte / damit die freye Vbung der Evangelischen Religion den Schlesiern / wie versprochen worden / möchte gelassen werden. Aber sie haben nichts erhalten: vnd ist solche Enderung der Religion auch in Mähren für genommen worden: deßwegen Graff Carl von Zerot_ / der sonst allzeit gut Keyserisch gewesen / sich auß Mähren begeben / vnd hat lieber sein Vatterland vnd Güter / dann seine Religion / verlassen wollen. Sein Herrschafft hat er dem Herrn von Werda / Cantzlern in Mähren verkaufft. Von den Keyserlichen Commissarien / so zu reformiren hin vnd wider außgeschickt worden / sind auch etliche in die Statt Kauffbeyern kommen / die haben die Schlüsse / der Evangelischen Kirchen vnd Schulen Augspurgischer Confession zu sich genommen / die Prediger vnd Schulmeister alsobald cassirt vnd alle die so in Emptern gesessen / vnd sich Päpstlich zu werden geweigert / abgesetzt / vnd ernstlich gebotten / sich alsbald zuerklären / oder von dannen zu weichen / inmassen dann die Prediger vnd Schulmeister / in continenti von dannen ziehen müssen: worüber groß Weheklagen entstanden. Ingleichem ist an die Statt Regenspurg ein Keyserlich Mandat abgangen / darinnen befohlen worden / den newen Calender anzunehmen / vnd die Römisch. Catholischen vnverhindert mit jhrer Procession durch die Statt gehen zulassen. Vnd ob schon der Rath bey dem Bischoff vmb einen Stillstandt / biß man die Sach nach Prag an Keyserlichen Hofrecht anbrächte / angehaltẽ / ist doch die Procession auff den Charfreytag vor dem Rathhauß vorüber gangen. Zu Auß gang deß Aprilis ist zu Wien ein Keyserlich Patent angeschlagen worden / dieses Innhalts: Demnach nach Abschaffung der Sectirischen Lutherischen Praedicanten / etliche Landherrn vnd deren Pfleger / auff jhren Schlössern / Mühlen / vnd Höfen / sich vnderstanden / das Exercitium Religionis privatim mit Predigen / Lesen vnnd Singen zu üben / vnd darzu jhre Vnderthanen auch beruffen / jhnen auch wider Verbott zugelassen / der Kindstauffe / Communication / vnnd Copulation / anderer Orthen sich zuerholen vnd zugebrauchen. Dardurch dann das gesuchte Werck der Bekehrung zur Catholische Reli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1407
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1407>, abgerufen am 23.11.2024.