Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Landvolck geführet / heraussen blieben / vnd sampt deß Obristen von Manßfeldt fünff Compagnien deß nathfolgenden Tags bey der Bresche erwartet / vnnd damit von dem rothen Thurn vber dem Prager Thor mit schiessen jhnen nit sohart zugesetzet würde / hat gemelter Sadupsky bey Nacht die Brücken angezündet / in Meynung das Feuwer den Thurn auch ergreiffen solte. In dessen sind bey dem Barfüsser Closter die Manßfeldischen vnder Graff Hanß Georg von Solms auch starck angefallen / die hat Leutenant Kechler vnnd Helmstätter von Heydelberg zum ersten angeführt. Die vordersten hatten dieselbe Breschen auch erstiegen / jhre Fewerkugeln in die Statt geworffen / vnd wiewol die Belägerte mit schiessen Stein vnnd Pech werffen nit gefeyret / hetten sie sich doch in das Closter einlosieret / wann nicht hinder der Breschen / inwendig der Statt / einen langen Spieß tieffe / vnd mit grossen spitzigen Eysen belegte Gruben sie zurück gehalten hette. Vnd ob es schon da htenein zukommen vnmüglich gewesen / haben doch die Manßfeldischen / zu Beförderung der Sachen auff der andern Breschen / mit denen in der Statt allda gefochten / biß der Obriste nach Erkündigung der Sachen / sie von dannen abfordern lassen. Mitler Zeit haben auch am Lüttitzer Thor Capitain Tiesel / Cap. Mereschowsky / Cap. Lamminger mit jhren Landtvolck tapffer Lermen gemacht / also daß / wo ein Frantzoß / so die Petarden anschrauben sollen / dasselbige recht verrichtet hette / die Belägerte an diesem Orth auch gnug zu wehren gehabt hetten. Ingleichem ist auch an den andern zweyen Posten geschehen. Die obgemelte Manßfeldische Compagnyen so das Hauß / da die erste Bresche war / eingenommen / haben von den Obern Zimmern auff die Belägerte (so sich in der Gassen stracks vor demselben Hauß / mit einer Brustwehr von Erden vnd Mist gemacht / bey sich habende ein Stück mit Hagel geladen / so eines Haupts groß getrieben / wol verschantzet) so starck geschossen / daß / weil sie sie vberhöhet / sie von dannen zurück auff den Marckt hinder etliche mit Erden außgefüllete Faß / zwischen welchen das Geschütz auff jetztgedachte Gassen vnnd Hauß gerichtet war / sich begeben müssen / von dannen sie aber den Manßfeldischen in jhrem Hauß mit schiessen tapffer zugesetzet. In der vorigen Schantzen wurde jhnen die Zeit so kurtz / daß sie auch besagtes Hagelgeschütz nit anwenden kunden / sondern selbiges ist durch einen Manßfeldischen Soldaten der vngefehr auff die Zündpfann geschossen / loß gangen / der dann auch felber von einem Stücklein Stein getroffen vnd auff dem Platz geblieben. In dem sich dieses verloffen / haben etliche von den in gedachtem Hauß sich befindenden Manßfeldischen Compagnien / mit Aerten / Beylen vnd Steinpicken / auff beyden Seithen der Gassen die Häuser durch graben / vngeacht deß Fewrs so vber vnd neben jhnen brandte / welches die Pilßner in ein Hauß hart an der Breschen eingeleget hatten / in Meynung das Fewer sich in das besagte Hauß darin sich die Manßfeldischen befunden erstrecken vnnd dieselbe entweders zurück treiben / oder gar verbrennen würde; aber das Fewer ist weiter nit kommen / sondern von sich selber vnnd durch ein Regen / so die folgende Nacht entstanden erlöschet. Von den eingenommenen Häusern sind endlich die Manßfeldische auff den Marck zugetrungen / das Geschütz vernagelt. Mitler weil haben die in der Statt / als sie sich vberwunden gesehen / mit dem schiessen nachgelassen / sich zum Barfüsser Closter begeben / vnd daselbst mit dem Obrist. Leutenant zu Parlamentiren angefangen vnnd vmb Stillstand gebeten / so jnen auch verwilligt worden. Ehe sie sich ergeben ist vnter stätigem Trommeten (so zu beyden Theilen / von denen in der Statt aber dem Volck einen Muth vnd Hertz zumachen / geschehen) dromlen / pfeiffen / schiessen / Stein vnd Pechwerffen ein solch Zettergeschrey geführet worden / daß / weil auch zugleich etliche Häuser / wie vorgemelt gebrand / es grausam vnd erschröcklich gewesen / solches zu sehen vnd zuhören / vnd hat solches biß in die vierdte Stüd der Nacht gewehret; nach dem aber die Inwohner vmb Frieden gebetten / ist alsbald das Schiessen bey Hencken verbotten worden / darauff dann alles still vnd von dem Obrist. Wachtmeister Carpezo / auff deß Obristen Befehl alle Thor / Marckt vnd Gassen besetzet worden: Deß Morgens früh / weil die Besatzung gesehen / daß nunmehr die gantze Statt in deß von Manßfeld Gewalt were / haben sie sich mit jhrem Gewehr auff den Marckt verfüget / vnd alda weiters Bescheids erwartet. Die Bürger aber haben jhre Gewehr auff das Rathauß ablegen / auch die Schlüssel zun Thoren von sich geben müssen. Als nun der von Manßfeld in die Statt kommen / hat jme der Statt Soldaten Fenderich die Fahne alsobald eingewicklet vberantwortet / der jme aber doch dieselbe wider geschencket. Darauff ist von dem Obrist. Wachtmeister die Besatzung / an der Zahl 400. Mann / darunder deß Landvolckes 160. gewesen / mit eingewickelter Fahnen / vmmgekehrten Mußqueten ohne Lunten vnd Spiel / doch mit Sack vnd Pack / auß der Statt geführet worden / dem Landtvolck aber darunder ist an der Porten Ober-vnd Vnderwehr abgenommen / vnd mit weiß Stäblin in den Händen fortgeschicket worden. Die vbrige geworbene Soldaten / weil jr Hauptmann Dornheimb 14. Tag vor der Eroberung / als er / wie nahe der Feind an die Statt geschantzet / besichtigen wollen / erschossen worden / sind von den Stattmeistern zu Pilsen vor der Pforten abgedancket worden / aber die meisten vnter jhnen haben sich bey den Manßfeldischen vndergestellet / etlich wenig haben den Fendrich begleitet / andere sind wider zu den jhrigen gekehret. Gleichfals ist auch die Statt Reuterey abgedancket worden. Den alten Galgen / welchen die Pilßner deß Zischkae Küchen / weil er sein Quartier / als er Pilsen belägert daselbs gehabt / zunennen / vnnd älter als die Evangelische Religion zu seyn zu rühmen pflegten / haben die Manßfeldischen abgerissen / vnd einen newen / mit vermelden / daß Landvolck geführet / heraussen blieben / vnd sampt deß Obristen von Manßfeldt fünff Compagnien deß nathfolgenden Tags bey der Bresche erwartet / vnnd damit von dem rothen Thurn vber dem Prager Thor mit schiessen jhnen nit sohart zugesetzet würde / hat gemelter Sadupsky bey Nacht die Brücken angezündet / in Meynung das Feuwer den Thurn auch ergreiffen solte. In dessen sind bey dem Barfüsser Closter die Manßfeldischen vnder Graff Hanß Georg von Solms auch starck angefallen / die hat Leutenant Kechler vnnd Helmstätter von Heydelberg zum ersten angeführt. Die vordersten hatten dieselbe Breschen auch erstiegen / jhre Fewerkugeln in die Statt geworffen / vnd wiewol die Belägerte mit schiessen Stein vnnd Pech werffen nit gefeyret / hetten sie sich doch in das Closter einlosieret / wann nicht hinder der Breschen / inwendig der Statt / einen langen Spieß tieffe / vnd mit grossen spitzigen Eysen belegte Gruben sie zurück gehalten hette. Vnd ob es schon da htenein zukommen vnmüglich gewesen / haben doch die Manßfeldischen / zu Beförderung der Sachen auff der andern Breschen / mit denen in der Statt allda gefochten / biß der Obriste nach Erkündigung der Sachen / sie von dannen abfordern lassen. Mitler Zeit haben auch am Lüttitzer Thor Capitain Tiesel / Cap. Mereschowsky / Cap. Lam̃inger mit jhrẽ Landtvolck tapffer Lermen gemacht / also daß / wo ein Frantzoß / so die Petarden anschrauben sollen / dasselbige recht verrichtet hette / die Belägerte an diesem Orth auch gnug zu wehren gehabt hetten. Ingleichem ist auch an den andern zweyen Posten geschehen. Die obgemelte Manßfeldische Compagnyen so das Hauß / da die erste Bresche war / eingenommen / haben von den Obern Zimmern auff die Belägerte (so sich in der Gassen stracks vor demselben Hauß / mit einer Brustwehr von Erden vnd Mist gemacht / bey sich habende ein Stück mit Hagel geladen / so eines Haupts groß getrieben / wol verschantzet) so starck geschossen / daß / weil sie sie vberhöhet / sie von dannen zurück auff den Marckt hinder etliche mit Erden außgefüllete Faß / zwischen welchen das Geschütz auff jetztgedachte Gassen vnnd Hauß gerichtet war / sich begeben müssen / von dannen sie aber den Manßfeldischen in jhrem Hauß mit schiessen tapffer zugesetzet. In der vorigen Schantzen wurde jhnen die Zeit so kurtz / daß sie auch besagtes Hagelgeschütz nit anwenden kunden / sondern selbiges ist durch einen Manßfeldischen Soldaten der vngefehr auff die Zündpfann geschossen / loß gangen / der dann auch felber von einem Stücklein Stein getroffen vnd auff dem Platz geblieben. In dem sich dieses verloffen / haben etliche von den in gedachtem Hauß sich befindenden Manßfeldischen Compagnien / mit Aerten / Beylen vnd Steinpicken / auff beydẽ Seithen der Gassen die Häuser durch graben / vngeacht deß Fewrs so vber vnd neben jhnen brandte / welches die Pilßner in ein Hauß hart an der Breschen eingeleget hatten / in Meynung das Fewer sich in das besagte Hauß darin sich die Manßfeldischen befunden erstreckẽ vnnd dieselbe entweders zurück treiben / oder gar verbrennen würde; aber das Fewer ist weiter nit kommen / sondern von sich selber vnnd durch ein Regen / so die folgende Nacht entstandẽ erlöschet. Von den eingenommenen Häusern sind endlich die Manßfeldische auff den Marck zugetrungen / das Geschütz vernagelt. Mitler weil haben die in der Statt / als sie sich vberwunden gesehen / mit dem schiessen nachgelassen / sich zum Barfüsser Closter begeben / vnd daselbst mit dem Obrist. Leutenant zu Parlamentiren angefangen vnnd vmb Stillstand gebeten / so jnen auch verwilligt wordẽ. Ehe sie sich ergeben ist vnter stätigem Trom̃eten (so zu beyden Theilen / von denen in der Statt aber dem Volck einen Muth vnd Hertz zumachẽ / geschehen) dromlen / pfeiffen / schiessen / Stein vnd Pechwerffen ein solch Zettergeschrey geführet worden / daß / weil auch zugleich etliche Häuser / wie vorgemelt gebrand / es grausam vnd erschröcklich gewesen / solches zu sehen vnd zuhören / vnd hat solches biß in die vierdte Stüd der Nacht gewehret; nach dem aber die Inwohner vmb Frieden gebetten / ist alsbald das Schiessen bey Hencken verbotten worden / darauff dann alles still vnd von dem Obrist. Wachtmeister Carpezo / auff deß Obristen Befehl alle Thor / Marckt vñ Gassen besetzet worden: Deß Morgens früh / weil die Besatzung gesehen / daß nunmehr die gantze Statt in deß von Manßfeld Gewalt were / haben sie sich mit jhrem Gewehr auff den Marckt verfüget / vnd alda weiters Bescheids erwartet. Die Bürger aber haben jhre Gewehr auff das Rathauß ablegen / auch die Schlüssel zun Thoren von sich geben müssen. Als nun der von Manßfeld in die Statt kommen / hat jme der Statt Soldaten Fenderich die Fahne alsobald eingewicklet vberantwortet / der jme aber doch dieselbe wider geschencket. Darauff ist von dem Obrist. Wachtmeister die Besatzung / an der Zahl 400. Mann / darunder deß Landvolckes 160. gewesen / mit eingewickelter Fahnẽ / vm̃gekehrten Mußqueten ohne Lunten vnd Spiel / doch mit Sack vnd Pack / auß der Statt geführet worden / dem Landtvolck aber darunder ist an der Porten Ober-vnd Vnderwehr abgenommen / vñ mit weiß Stäblin in den Händen fortgeschicket worden. Die vbrige geworbene Soldaten / weil jr Hauptmann Dornheimb 14. Tag vor der Eroberung / als er / wie nahe der Feind an die Statt geschantzet / besichtigen wollen / erschossen worden / sind von den Stattmeistern zu Pilsen vor der Pforten abgedancket worden / aber die meisten vnter jhnen haben sich bey den Manßfeldischen vndergestellet / etlich wenig haben den Fendrich begleitet / andere sind wider zu den jhrigen gekehret. Gleichfals ist auch die Statt Reuterey abgedancket worden. Den alten Galgen / welchen die Pilßner deß Zischkae Küchen / weil er sein Quartier / als er Pilsen belägert daselbs gehabt / zunennen / vnnd älter als die Evangelische Religion zu seyn zu rühmen pflegten / haben die Manßfeldischen abgerissen / vnd einen newen / mit vermelden / daß <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0133" n="92"/> Landvolck geführet / heraussen blieben / vnd sampt deß Obristen von Manßfeldt fünff Compagnien deß nathfolgenden Tags bey der Bresche erwartet / vnnd damit von dem rothen Thurn vber dem Prager Thor mit schiessen jhnen nit sohart zugesetzet würde / hat gemelter Sadupsky bey Nacht die Brücken angezündet / in Meynung das Feuwer den Thurn auch ergreiffen solte.</p> <p>In dessen sind bey dem Barfüsser Closter die Manßfeldischen vnder Graff Hanß Georg von Solms auch starck angefallen / die hat Leutenant Kechler vnnd Helmstätter von Heydelberg zum ersten angeführt. Die vordersten hatten dieselbe Breschen auch erstiegen / jhre Fewerkugeln in die Statt geworffen / vnd wiewol die Belägerte mit schiessen Stein vnnd Pech werffen nit gefeyret / hetten sie sich doch in das Closter einlosieret / wann nicht hinder der Breschen / inwendig der Statt / einen langen Spieß tieffe / vnd mit grossen spitzigen Eysen belegte Gruben sie zurück gehalten hette. Vnd ob es schon da htenein zukommen vnmüglich gewesen / haben doch die Manßfeldischen / zu Beförderung der Sachen auff der andern Breschen / mit denen in der Statt allda gefochten / biß der Obriste nach Erkündigung der Sachen / sie von dannen abfordern lassen.</p> <p>Mitler Zeit haben auch am Lüttitzer Thor Capitain Tiesel / Cap. Mereschowsky / Cap. Lam̃inger mit jhrẽ Landtvolck tapffer Lermen gemacht / also daß / wo ein Frantzoß / so die Petarden anschrauben sollen / dasselbige recht verrichtet hette / die Belägerte an diesem Orth auch gnug zu wehren gehabt hetten. Ingleichem ist auch an den andern zweyen Posten geschehen.</p> <p>Die obgemelte Manßfeldische Compagnyen so das Hauß / da die erste Bresche war / eingenommen / haben von den Obern Zimmern auff die Belägerte (so sich in der Gassen stracks vor demselben Hauß / mit einer Brustwehr von Erden vnd Mist gemacht / bey sich habende ein Stück mit Hagel geladen / so eines Haupts groß getrieben / wol verschantzet) so starck geschossen / daß / weil sie sie vberhöhet / sie von dannen zurück auff den Marckt hinder etliche mit Erden außgefüllete Faß / zwischen welchen das Geschütz auff jetztgedachte Gassen vnnd Hauß gerichtet war / sich begeben müssen / von dannen sie aber den Manßfeldischen in jhrem Hauß mit schiessen tapffer zugesetzet. In der vorigen Schantzen wurde jhnen die Zeit so kurtz / daß sie auch besagtes Hagelgeschütz nit anwenden kunden / sondern selbiges ist durch einen Manßfeldischen Soldaten der vngefehr auff die Zündpfann geschossen / loß gangen / der dann auch felber von einem Stücklein Stein getroffen vnd auff dem Platz geblieben.</p> <p>In dem sich dieses verloffen / haben etliche von den in gedachtem Hauß sich befindenden Manßfeldischen Compagnien / mit Aerten / Beylen vnd Steinpicken / auff beydẽ Seithen der Gassen die Häuser durch graben / vngeacht deß Fewrs so vber vnd neben jhnen brandte / welches die Pilßner in ein Hauß hart an der Breschen eingeleget hatten / in Meynung das Fewer sich in das besagte Hauß darin sich die Manßfeldischen befunden erstreckẽ vnnd dieselbe entweders zurück treiben / oder gar verbrennen würde; aber das Fewer ist weiter nit kommen / sondern von sich selber vnnd durch ein Regen / so die folgende Nacht entstandẽ erlöschet. Von den eingenommenen Häusern sind endlich die Manßfeldische auff den Marck zugetrungen / das Geschütz vernagelt. Mitler weil haben die in der Statt / als sie sich vberwunden gesehen / mit dem schiessen nachgelassen / sich zum Barfüsser Closter begeben / vnd daselbst mit dem Obrist. Leutenant zu Parlamentiren angefangen vnnd vmb Stillstand gebeten / so jnen auch verwilligt wordẽ.</p> <p>Ehe sie sich ergeben ist vnter stätigem Trom̃eten (so zu beyden Theilen / von denen in der Statt aber dem Volck einen Muth vnd Hertz zumachẽ / geschehen) dromlen / pfeiffen / schiessen / Stein vnd Pechwerffen ein solch Zettergeschrey geführet worden / daß / weil auch zugleich etliche Häuser / wie vorgemelt gebrand / es grausam vnd erschröcklich gewesen / solches zu sehen vnd zuhören / vnd hat solches biß in die vierdte Stüd der Nacht gewehret; nach dem aber die Inwohner vmb Frieden gebetten / ist alsbald das Schiessen bey Hencken verbotten worden / darauff dann alles still vnd von dem Obrist. Wachtmeister Carpezo / auff deß Obristen Befehl alle Thor / Marckt vñ Gassen besetzet worden: Deß Morgens früh / weil die Besatzung gesehen / daß nunmehr die gantze Statt in deß von Manßfeld Gewalt were / haben sie sich mit jhrem Gewehr auff den Marckt verfüget / vnd alda weiters Bescheids erwartet. Die Bürger aber haben jhre Gewehr auff das Rathauß ablegen / auch die Schlüssel zun Thoren von sich geben müssen.</p> <p>Als nun der von Manßfeld in die Statt kommen / hat jme der Statt Soldaten Fenderich die Fahne alsobald eingewicklet vberantwortet / der jme aber doch dieselbe wider geschencket. Darauff ist von dem Obrist. Wachtmeister die Besatzung / an der Zahl 400. Mann / darunder deß Landvolckes 160. gewesen / mit eingewickelter Fahnẽ / vm̃gekehrten Mußqueten ohne Lunten vnd Spiel / doch mit Sack vnd Pack / auß der Statt geführet worden / dem Landtvolck aber darunder ist an der Porten Ober-vnd Vnderwehr abgenommen / vñ mit weiß Stäblin in den Händen fortgeschicket worden. Die vbrige geworbene Soldaten / weil jr Hauptmann Dornheimb 14. Tag vor der Eroberung / als er / wie nahe der Feind an die Statt geschantzet / besichtigen wollen / erschossen worden / sind von den Stattmeistern zu Pilsen vor der Pforten abgedancket worden / aber die meisten vnter jhnen haben sich bey den Manßfeldischen vndergestellet / etlich wenig haben den Fendrich begleitet / andere sind wider zu den jhrigen gekehret. Gleichfals ist auch die Statt Reuterey abgedancket worden.</p> <p>Den alten Galgen / welchen die Pilßner deß Zischkae Küchen / weil er sein Quartier / als er Pilsen belägert daselbs gehabt / zunennen / vnnd älter als die Evangelische Religion zu seyn zu rühmen pflegten / haben die Manßfeldischen abgerissen / vnd einen newen / mit vermelden / daß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0133]
Landvolck geführet / heraussen blieben / vnd sampt deß Obristen von Manßfeldt fünff Compagnien deß nathfolgenden Tags bey der Bresche erwartet / vnnd damit von dem rothen Thurn vber dem Prager Thor mit schiessen jhnen nit sohart zugesetzet würde / hat gemelter Sadupsky bey Nacht die Brücken angezündet / in Meynung das Feuwer den Thurn auch ergreiffen solte.
In dessen sind bey dem Barfüsser Closter die Manßfeldischen vnder Graff Hanß Georg von Solms auch starck angefallen / die hat Leutenant Kechler vnnd Helmstätter von Heydelberg zum ersten angeführt. Die vordersten hatten dieselbe Breschen auch erstiegen / jhre Fewerkugeln in die Statt geworffen / vnd wiewol die Belägerte mit schiessen Stein vnnd Pech werffen nit gefeyret / hetten sie sich doch in das Closter einlosieret / wann nicht hinder der Breschen / inwendig der Statt / einen langen Spieß tieffe / vnd mit grossen spitzigen Eysen belegte Gruben sie zurück gehalten hette. Vnd ob es schon da htenein zukommen vnmüglich gewesen / haben doch die Manßfeldischen / zu Beförderung der Sachen auff der andern Breschen / mit denen in der Statt allda gefochten / biß der Obriste nach Erkündigung der Sachen / sie von dannen abfordern lassen.
Mitler Zeit haben auch am Lüttitzer Thor Capitain Tiesel / Cap. Mereschowsky / Cap. Lam̃inger mit jhrẽ Landtvolck tapffer Lermen gemacht / also daß / wo ein Frantzoß / so die Petarden anschrauben sollen / dasselbige recht verrichtet hette / die Belägerte an diesem Orth auch gnug zu wehren gehabt hetten. Ingleichem ist auch an den andern zweyen Posten geschehen.
Die obgemelte Manßfeldische Compagnyen so das Hauß / da die erste Bresche war / eingenommen / haben von den Obern Zimmern auff die Belägerte (so sich in der Gassen stracks vor demselben Hauß / mit einer Brustwehr von Erden vnd Mist gemacht / bey sich habende ein Stück mit Hagel geladen / so eines Haupts groß getrieben / wol verschantzet) so starck geschossen / daß / weil sie sie vberhöhet / sie von dannen zurück auff den Marckt hinder etliche mit Erden außgefüllete Faß / zwischen welchen das Geschütz auff jetztgedachte Gassen vnnd Hauß gerichtet war / sich begeben müssen / von dannen sie aber den Manßfeldischen in jhrem Hauß mit schiessen tapffer zugesetzet. In der vorigen Schantzen wurde jhnen die Zeit so kurtz / daß sie auch besagtes Hagelgeschütz nit anwenden kunden / sondern selbiges ist durch einen Manßfeldischen Soldaten der vngefehr auff die Zündpfann geschossen / loß gangen / der dann auch felber von einem Stücklein Stein getroffen vnd auff dem Platz geblieben.
In dem sich dieses verloffen / haben etliche von den in gedachtem Hauß sich befindenden Manßfeldischen Compagnien / mit Aerten / Beylen vnd Steinpicken / auff beydẽ Seithen der Gassen die Häuser durch graben / vngeacht deß Fewrs so vber vnd neben jhnen brandte / welches die Pilßner in ein Hauß hart an der Breschen eingeleget hatten / in Meynung das Fewer sich in das besagte Hauß darin sich die Manßfeldischen befunden erstreckẽ vnnd dieselbe entweders zurück treiben / oder gar verbrennen würde; aber das Fewer ist weiter nit kommen / sondern von sich selber vnnd durch ein Regen / so die folgende Nacht entstandẽ erlöschet. Von den eingenommenen Häusern sind endlich die Manßfeldische auff den Marck zugetrungen / das Geschütz vernagelt. Mitler weil haben die in der Statt / als sie sich vberwunden gesehen / mit dem schiessen nachgelassen / sich zum Barfüsser Closter begeben / vnd daselbst mit dem Obrist. Leutenant zu Parlamentiren angefangen vnnd vmb Stillstand gebeten / so jnen auch verwilligt wordẽ.
Ehe sie sich ergeben ist vnter stätigem Trom̃eten (so zu beyden Theilen / von denen in der Statt aber dem Volck einen Muth vnd Hertz zumachẽ / geschehen) dromlen / pfeiffen / schiessen / Stein vnd Pechwerffen ein solch Zettergeschrey geführet worden / daß / weil auch zugleich etliche Häuser / wie vorgemelt gebrand / es grausam vnd erschröcklich gewesen / solches zu sehen vnd zuhören / vnd hat solches biß in die vierdte Stüd der Nacht gewehret; nach dem aber die Inwohner vmb Frieden gebetten / ist alsbald das Schiessen bey Hencken verbotten worden / darauff dann alles still vnd von dem Obrist. Wachtmeister Carpezo / auff deß Obristen Befehl alle Thor / Marckt vñ Gassen besetzet worden: Deß Morgens früh / weil die Besatzung gesehen / daß nunmehr die gantze Statt in deß von Manßfeld Gewalt were / haben sie sich mit jhrem Gewehr auff den Marckt verfüget / vnd alda weiters Bescheids erwartet. Die Bürger aber haben jhre Gewehr auff das Rathauß ablegen / auch die Schlüssel zun Thoren von sich geben müssen.
Als nun der von Manßfeld in die Statt kommen / hat jme der Statt Soldaten Fenderich die Fahne alsobald eingewicklet vberantwortet / der jme aber doch dieselbe wider geschencket. Darauff ist von dem Obrist. Wachtmeister die Besatzung / an der Zahl 400. Mann / darunder deß Landvolckes 160. gewesen / mit eingewickelter Fahnẽ / vm̃gekehrten Mußqueten ohne Lunten vnd Spiel / doch mit Sack vnd Pack / auß der Statt geführet worden / dem Landtvolck aber darunder ist an der Porten Ober-vnd Vnderwehr abgenommen / vñ mit weiß Stäblin in den Händen fortgeschicket worden. Die vbrige geworbene Soldaten / weil jr Hauptmann Dornheimb 14. Tag vor der Eroberung / als er / wie nahe der Feind an die Statt geschantzet / besichtigen wollen / erschossen worden / sind von den Stattmeistern zu Pilsen vor der Pforten abgedancket worden / aber die meisten vnter jhnen haben sich bey den Manßfeldischen vndergestellet / etlich wenig haben den Fendrich begleitet / andere sind wider zu den jhrigen gekehret. Gleichfals ist auch die Statt Reuterey abgedancket worden.
Den alten Galgen / welchen die Pilßner deß Zischkae Küchen / weil er sein Quartier / als er Pilsen belägert daselbs gehabt / zunennen / vnnd älter als die Evangelische Religion zu seyn zu rühmen pflegten / haben die Manßfeldischen abgerissen / vnd einen newen / mit vermelden / daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |