Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

volck darüber passirt / vnd ein Quartier der Bawren vnversehens vberfallen / viel erlegt / auch ein gute anzahl Vieh vnd etliche stück Geschütz mit sich weggebracht / haben also die Bawren an zweyen Orten zimlichen schaden gelitten. Wordurch dann Lintz wider etwas lufft bekommen / so aber gleichwol nit lang gewehret: Dann die Bawren sich mit aller Macht gerüstet den empfangenen schaden wider zu rechen. Fiengen also den Sturm den 29. Julij auff ein newes / vnd mit viel grösserm ernst vnd gewalt an / als vor niemals geschehen: In dem sie jhr Stürmen also anordneten / daß allezeit jhrer 1000. die Stadt / wo die Mawer nider geschossen worden / anlieffen: welchen so bald sie abgetrieben wurden / andere 1000. folgeten / vnd solches war die gantze zeit deß Stürmens / welcher Tag vnd Nacht gewehret / also gehalten worden.

Vnder den stürmenden Bawren trug ein jeder / neben seinem Gewehr / ein Bürtel Holtz / darzwischen Stein oder Erden eingebunden war / mit welchen sie meinten den Stadtgraben / vnd den Graben so inner der Stadtmawren für die eingeschossene Lücken gemacht worden / außzufüllen / vnd also ebenes Fusses in die Stadt hinein zu lauffen: welches jhnen auch ohne zweiffel angangen were / wo die Stadt nit mit so viel tapffern vnd wol versuchten Soldaten versehen wäre gewesen. Wiewol aber dieselbige den Bawren mit dem Geschütz / Doppelhacken vnd Musqueten grossen Abbruch theten / achteten doch die Bawren solches nit viel / sondern wurden nur desto verbitterter dardurch / vnd je mehr jhrer darnider fielen vnd erlegt wurden / je hefftiger vnd häuffiger sie der Stadt zusetzten / also daß sie nicht allein die Stadtgräben sondern auch die Gruben in der Stadt mit den Bürteln vast angefüllet / dahero auch die Soldaten anfiengen zu zweiffeln / ob sie die Stadt in die lenge gegen solchem hefftigen Stürmen würden halten können. Als nun der Stadthalter die Gefahr vermerckte / gab er Befehl / mit Pechkugeln vnd Pechkräntzen jhnen zu begegnen. Welches auch geschehen: Davon dann nit allein die Bürtel im Graben angezündet / sondern auch vnder den Bawren / so meistentheils mit Leinwat bekleidet / groffer Schaden verursachet worden. Dann welche die Pechkräntz berühret / haben gleich angefangen zu brennen / da hero vil jämmerlich vmbkommen / oder sonst vbel zugerichtet worden. Vnd weil auch in dessen vom Schloß vnd der Stadt mit Stücken vnauffhörlich geschossen wurde / haben endlich die vbrige vom Sturm abgelassen / vnd sich ein guten Weg von der Stadt reterirt / nach dem sie in tausend Mann verlohren vnnd ein gute anzahl vnder jhnen hart beschädiget worden.

Demnach nun die Bawren gesehen / daß sie nichts mit Gewalt gewinnen mögen / haben sie alle jhre Sachen darauff angestellet / die Stadt mit Hunger zu bezwingen. Zu welchem End sie die Donaw mit einer dreyfachen Ketten vnd starcken dicken Seylen vermehret / auch darbey auff beyden Seiten der Donaw starcke Schantzen gebawet / deren jede sie mit 1000. Mann besetzet / vmb zu verhüten / daß auß Bayern den Belägerten nichts zukommen könte. In gleichem haben sie auch von Ascha an biß auff Greim den Donawstrom beyderseits starck besetzet / vnd Tag vnd Nacht so nahe beysamen Schiltwacht gehalten / daß sie einander sehen können / vnnd jhr Läger vmb Lintz mit Gräben also versehen / daß jhnen nicht leichtlich beyzukommen. Nichts desto weniger aber rüsteten sich die / so auff disseit der Donaw die Stadt vmblägen / zu einem newen Anfall.

Weil jhnen aber im voriger Sturm jhr Pulver vnd Kugeln mehrentheils darauff gangen / also daß sie zimlichen mangel daran litten / als verordnete jhr Ober Hauptman etliche Abgesandte an die am Vfer gegen Lintz vber ligende Bawerschafft / daß sie jhme Munition vnd zu seinem Vorhaben etlich tauglich Bolck zuschickten / welches jhm auch nicht abgeschlagen wurde. Rüsteten also eilends fünff Schiff zu / luden dieselbe mit den begehrten Sachen / als Bolck / Stück / Pulver vnd Kugeln / welches von der Freystadt vnd etlichen Schlössern abgeholet worden. In dem nun die Bawren auff Weydzillen hin vnd wider vber die Donaw deßwegen zusammen führen / ersahe solches der Belägerten Schiltwacht / vnd mercklte dahero / daß die Bawren wider etwas vorhaben würden / zeigten demnach solches dem Stadthalter an / welcher alsbald selber an ein Ort deß Schlosses sich begab / von welchem er durch ein Perspectiv auff die Bawren jenseyth der Donaw sehen konte / vnd befande / daß jhrer viel beym Vfer ab vnnd zu giengen vnnd sich zu Schiff rüsteten; darauß er abnahm / daß sie vbers Waffer zu setzen gesinnet weren / befahle derhalben von stundan / daß sich drey hundert seiner Musquetirer gerüst machten / vnd ausser der Stadt in Herrn Grundemans Hauß / auff sie / wohin jhr Intent gerichtet / oder was sie anfangen wolten / achtung hetten. Zu solchem waren die Soldaten nicht allein willig / sondern kamen deß Stadthalters Befehl mit grosser Begierd nach.

Dann als auff den Abend die Bawren vermeinten / daß man sie auß dem Schloß nicht mehr sehen möchte / machten sie sich vom Vfer auff / vnd fuhren auff dieser Seiten ein starcken Büchsenschuß vnder Grundemans Hauß zum Land. Welches als es die Keyserische Musquetirer gewahrworden / begeben sie sich vngesaumbt auß dem Hauß in aller stille gegen dem Orth wo die Bawren zugefahren. Da sie nun sahen / daß schon vier Schiff am Vser waren / welche die Bawren anfiengen außzuladen / vberfielen sie solche in grosser Eyl / machten in 30. Mann nider / jagten viel ins Wasser / vnnd fiengen davon jhrer sechs.

Die vbrigen vnderstunden sich zwar mit zweyen Stücken vnnd Pulver / welches sie mit sich hatten / in einem Schiff sich zu salviren: aber die Keyserische setzten jhnen mit schiessen so hart zu / daß das Pulver dardurch Fewer empfieng /

volck darüber passirt / vnd ein Quartier der Bawren vnversehens vberfallen / viel erlegt / auch ein gute anzahl Vieh vnd etliche stück Geschütz mit sich weggebracht / haben also die Bawren an zweyen Orten zimlichen schaden gelitten. Wordurch dann Lintz wider etwas lufft bekommen / so aber gleichwol nit lang gewehret: Dann die Bawren sich mit aller Macht gerüstet den empfangenen schaden wider zu rechen. Fiengen also den Sturm den 29. Julij auff ein newes / vñ mit viel grösserm ernst vnd gewalt an / als vor niemals geschehen: In dem sie jhr Stürmen also anordneten / daß allezeit jhrer 1000. die Stadt / wo die Mawer nider geschossen worden / anlieffen: welchen so bald sie abgetrieben wurden / andere 1000. folgeten / vnd solches war die gantze zeit deß Stürmens / welcher Tag vnd Nacht gewehret / also gehalten worden.

Vnder den stürmenden Bawren trug ein jeder / neben seinem Gewehr / ein Bürtel Holtz / darzwischen Stein oder Erden eingebunden war / mit welchen sie meinten den Stadtgraben / vnd den Graben so inner der Stadtmawren für die eingeschossene Lücken gemacht worden / außzufüllen / vnd also ebenes Fusses in die Stadt hinein zu lauffen: welches jhnen auch ohne zweiffel angangen were / wo die Stadt nit mit so viel tapffern vñ wol versuchten Soldaten versehen wäre gewesen. Wiewol aber dieselbige den Bawren mit dem Geschütz / Doppelhacken vnd Musqueten grossen Abbruch theten / achteten doch die Bawren solches nit viel / sondern wurden nur desto verbitterter dardurch / vnd je mehr jhrer darnider fielen vnd erlegt wurden / je hefftiger vnd häuffiger sie der Stadt zusetzten / also daß sie nicht allein die Stadtgräben sondern auch die Gruben in der Stadt mit den Bürteln vast angefüllet / dahero auch die Soldaten anfiengen zu zweiffeln / ob sie die Stadt in die lenge gegen solchem hefftigen Stürmen würden halten können. Als nun der Stadthalter die Gefahr vermerckte / gab er Befehl / mit Pechkugeln vnd Pechkräntzen jhnen zu begegnen. Welches auch geschehen: Davon dann nit allein die Bürtel im Graben angezündet / sondern auch vnder den Bawren / so meistentheils mit Leinwat bekleidet / groffer Schaden verursachet worden. Dann welche die Pechkräntz berühret / haben gleich angefangen zu brennen / da hero vil jämmerlich vmbkommen / oder sonst vbel zugerichtet worden. Vnd weil auch in dessen vom Schloß vnd der Stadt mit Stücken vnauffhörlich geschossen wurde / haben endlich die vbrige vom Sturm abgelassen / vnd sich ein guten Weg von der Stadt reterirt / nach dem sie in tausend Mann verlohren vnnd ein gute anzahl vnder jhnen hart beschädiget worden.

Demnach nun die Bawren gesehen / daß sie nichts mit Gewalt gewinnen mögen / haben sie alle jhre Sachen darauff angestellet / die Stadt mit Hunger zu bezwingen. Zu welchem End sie die Donaw mit einer dreyfachen Ketten vnd starcken dicken Seylen vermehret / auch darbey auff beyden Seiten der Donaw starcke Schantzen gebawet / deren jede sie mit 1000. Mann besetzet / vmb zu verhüten / daß auß Bayern den Belägerten nichts zukommen könte. In gleichem haben sie auch von Ascha an biß auff Greim den Donawstrom beyderseits starck besetzet / vnd Tag vnd Nacht so nahe beysamen Schiltwacht gehalten / daß sie einander sehen können / vnnd jhr Läger vmb Lintz mit Gräben also versehen / daß jhnen nicht leichtlich beyzukommen. Nichts desto weniger aber rüsteten sich die / so auff disseit der Donaw die Stadt vmblägen / zu einem newen Anfall.

Weil jhnen aber im voriger Sturm jhr Pulver vnd Kugeln mehrentheils darauff gangen / also daß sie zimlichen mangel daran litten / als verordnete jhr Ober Hauptman etliche Abgesandte an die am Vfer gegen Lintz vber ligende Bawerschafft / daß sie jhme Munition vnd zu seinem Vorhaben etlich tauglich Bolck zuschickten / welches jhm auch nicht abgeschlagen wurde. Rüsteten also eilends fünff Schiff zu / luden dieselbe mit den begehrten Sachen / als Bolck / Stück / Pulver vnd Kugeln / welches von der Freystadt vnd etlichen Schlössern abgeholet worden. In dem nun die Bawren auff Weydzillen hin vnd wider vber die Donaw deßwegen zusammen führen / ersahe solches der Belägerten Schiltwacht / vnd mercklte dahero / daß die Bawren wider etwas vorhaben würden / zeigten demnach solches dem Stadthalter an / welcher alsbald selber an ein Ort deß Schlosses sich begab / von welchem er durch ein Perspectiv auff die Bawren jenseyth der Donaw sehen konte / vnd befande / daß jhrer viel beym Vfer ab vnnd zu giengen vnnd sich zu Schiff rüsteten; darauß er abnahm / daß sie vbers Waffer zu setzen gesinnet weren / befahle derhalben von stundan / daß sich drey hundert seiner Musquetirer gerüst machten / vnd ausser der Stadt in Herrn Grundemans Hauß / auff sie / wohin jhr Intent gerichtet / oder was sie anfangen wolten / achtung hetten. Zu solchem waren die Soldaten nicht allein willig / sondern kamen deß Stadthalters Befehl mit grosser Begierd nach.

Dann als auff den Abend die Bawren vermeinten / daß man sie auß dem Schloß nicht mehr sehen möchte / machten sie sich vom Vfer auff / vnd fuhren auff dieser Seiten ein starcken Büchsenschuß vnder Grundemans Hauß zum Land. Welches als es die Keyserische Musquetirer gewahrworden / begeben sie sich vngesaumbt auß dem Hauß in aller stille gegen dem Orth wo die Bawren zugefahren. Da sie nun sahen / daß schon vier Schiff am Vser waren / welche die Bawren anfiengen außzuladen / vberfielen sie solche in grosser Eyl / machten in 30. Mann nider / jagten viel ins Wasser / vnnd fiengen davon jhrer sechs.

Die vbrigen vnderstunden sich zwar mit zweyen Stücken vnnd Pulver / welches sie mit sich hatten / in einem Schiff sich zu salviren: aber die Keyserische setzten jhnen mit schiessen so hart zu / daß das Pulver dardurch Fewer empfieng /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f1181" n="1050"/>
volck darüber passirt                      / vnd ein Quartier der Bawren vnversehens vberfallen / viel erlegt / auch ein                      gute anzahl Vieh vnd etliche stück Geschütz mit sich weggebracht / haben also                      die Bawren an zweyen Orten zimlichen schaden gelitten. Wordurch dann Lintz wider                      etwas lufft bekommen / so aber gleichwol nit lang gewehret: Dann die Bawren sich                      mit aller Macht gerüstet den empfangenen schaden wider zu rechen. Fiengen also                      den Sturm den 29. Julij auff ein newes / vn&#x0303; mit viel grösserm                      ernst vnd gewalt an / als vor niemals geschehen: In dem sie jhr Stürmen also                      anordneten / daß allezeit jhrer 1000. die Stadt / wo die Mawer nider geschossen                      worden / anlieffen: welchen so bald sie abgetrieben wurden / andere 1000.                      folgeten / vnd solches war die gantze zeit deß Stürmens / welcher Tag vnd Nacht                      gewehret / also gehalten worden.</p>
          <p>Vnder den stürmenden Bawren trug ein jeder / neben seinem Gewehr / ein Bürtel                      Holtz / darzwischen Stein oder Erden eingebunden war / mit welchen sie meinten                      den Stadtgraben / vnd den Graben so inner der Stadtmawren für die eingeschossene                      Lücken gemacht worden / außzufüllen / vnd also ebenes Fusses in die Stadt hinein                      zu lauffen: welches jhnen auch ohne zweiffel angangen were / wo die Stadt nit                      mit so viel tapffern vn&#x0303; wol versuchten Soldaten versehen wäre                      gewesen. Wiewol aber dieselbige den Bawren mit dem Geschütz / Doppelhacken vnd                      Musqueten grossen Abbruch theten / achteten doch die Bawren solches nit viel /                      sondern wurden nur desto verbitterter dardurch / vnd je mehr jhrer darnider                      fielen vnd erlegt wurden / je hefftiger vnd häuffiger sie der Stadt zusetzten /                      also daß sie nicht allein die Stadtgräben sondern auch die Gruben in der Stadt                      mit den Bürteln vast angefüllet / dahero auch die Soldaten anfiengen zu                      zweiffeln / ob sie die Stadt in die lenge gegen solchem hefftigen Stürmen würden                      halten können. Als nun der Stadthalter die Gefahr vermerckte / gab er Befehl /                      mit Pechkugeln vnd Pechkräntzen jhnen zu begegnen. Welches auch geschehen: Davon                      dann nit allein die Bürtel im Graben angezündet / sondern auch vnder den Bawren                      / so meistentheils mit Leinwat bekleidet / groffer Schaden verursachet worden.                      Dann welche die Pechkräntz berühret / haben gleich angefangen zu brennen / da                      hero vil jämmerlich vmbkommen / oder sonst vbel zugerichtet worden. Vnd weil                      auch in dessen vom Schloß vnd der Stadt mit Stücken vnauffhörlich geschossen                      wurde / haben endlich die vbrige vom Sturm abgelassen / vnd sich ein guten Weg                      von der Stadt reterirt / nach dem sie in tausend Mann verlohren vnnd ein gute                      anzahl vnder jhnen hart beschädiget worden.</p>
          <p>Demnach nun die Bawren gesehen / daß sie nichts mit Gewalt gewinnen mögen / haben                      sie alle jhre Sachen darauff angestellet / die Stadt mit Hunger zu bezwingen. Zu                      welchem End sie die Donaw mit einer dreyfachen Ketten vnd starcken dicken Seylen                      vermehret / auch darbey auff beyden Seiten der Donaw starcke Schantzen gebawet /                      deren jede sie mit 1000. Mann besetzet / vmb zu verhüten / daß auß Bayern den                      Belägerten nichts zukommen könte. In gleichem haben sie auch von Ascha an biß                      auff Greim den Donawstrom beyderseits starck besetzet / vnd Tag vnd Nacht so                      nahe beysamen Schiltwacht gehalten / daß sie einander sehen können / vnnd jhr                      Läger vmb Lintz mit Gräben also versehen / daß jhnen nicht leichtlich                      beyzukommen. Nichts desto weniger aber rüsteten sich die / so auff disseit der                      Donaw die Stadt vmblägen / zu einem newen Anfall.</p>
          <p>Weil jhnen aber im voriger Sturm jhr Pulver vnd Kugeln mehrentheils darauff                      gangen / also daß sie zimlichen mangel daran litten / als verordnete jhr Ober                      Hauptman etliche Abgesandte an die am Vfer gegen Lintz vber ligende Bawerschafft                      / daß sie jhme Munition vnd zu seinem Vorhaben etlich tauglich Bolck zuschickten                      / welches jhm auch nicht abgeschlagen wurde. Rüsteten also eilends fünff Schiff                      zu / luden dieselbe mit den begehrten Sachen / als Bolck / Stück / Pulver vnd                      Kugeln / welches von der Freystadt vnd etlichen Schlössern abgeholet worden. In                      dem nun die Bawren auff Weydzillen hin vnd wider vber die Donaw deßwegen                      zusammen führen / ersahe solches der Belägerten Schiltwacht / vnd mercklte                      dahero / daß die Bawren wider etwas vorhaben würden / zeigten demnach solches                      dem Stadthalter an / welcher alsbald selber an ein Ort deß Schlosses sich begab                      / von welchem er durch ein Perspectiv auff die Bawren jenseyth der Donaw sehen                      konte / vnd befande / daß jhrer viel beym Vfer ab vnnd zu giengen vnnd sich zu                      Schiff rüsteten; darauß er abnahm / daß sie vbers Waffer zu setzen gesinnet                      weren / befahle derhalben von stundan / daß sich drey hundert seiner Musquetirer                      gerüst machten / vnd ausser der Stadt in Herrn Grundemans Hauß / auff sie /                      wohin jhr Intent gerichtet / oder was sie anfangen wolten / achtung hetten. Zu                      solchem waren die Soldaten nicht allein willig / sondern kamen deß Stadthalters                      Befehl mit grosser Begierd nach.</p>
          <p>Dann als auff den Abend die Bawren vermeinten / daß man sie auß dem Schloß nicht                      mehr sehen möchte / machten sie sich vom Vfer auff / vnd fuhren auff dieser                      Seiten ein starcken Büchsenschuß vnder Grundemans Hauß zum Land. Welches als es                      die Keyserische Musquetirer gewahrworden / begeben sie sich vngesaumbt auß dem                      Hauß in aller stille gegen dem Orth wo die Bawren zugefahren. Da sie nun sahen /                      daß schon vier Schiff am Vser waren / welche die Bawren anfiengen außzuladen /                      vberfielen sie solche in grosser Eyl / machten in 30. Mann nider / jagten viel                      ins Wasser / vnnd fiengen davon jhrer sechs.</p>
          <p>Die vbrigen vnderstunden sich zwar mit zweyen Stücken vnnd Pulver / welches sie                      mit sich hatten / in einem Schiff sich zu salviren: aber die Keyserische setzten                      jhnen mit schiessen so hart zu / daß das Pulver dardurch Fewer empfieng /
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1050/1181] volck darüber passirt / vnd ein Quartier der Bawren vnversehens vberfallen / viel erlegt / auch ein gute anzahl Vieh vnd etliche stück Geschütz mit sich weggebracht / haben also die Bawren an zweyen Orten zimlichen schaden gelitten. Wordurch dann Lintz wider etwas lufft bekommen / so aber gleichwol nit lang gewehret: Dann die Bawren sich mit aller Macht gerüstet den empfangenen schaden wider zu rechen. Fiengen also den Sturm den 29. Julij auff ein newes / vñ mit viel grösserm ernst vnd gewalt an / als vor niemals geschehen: In dem sie jhr Stürmen also anordneten / daß allezeit jhrer 1000. die Stadt / wo die Mawer nider geschossen worden / anlieffen: welchen so bald sie abgetrieben wurden / andere 1000. folgeten / vnd solches war die gantze zeit deß Stürmens / welcher Tag vnd Nacht gewehret / also gehalten worden. Vnder den stürmenden Bawren trug ein jeder / neben seinem Gewehr / ein Bürtel Holtz / darzwischen Stein oder Erden eingebunden war / mit welchen sie meinten den Stadtgraben / vnd den Graben so inner der Stadtmawren für die eingeschossene Lücken gemacht worden / außzufüllen / vnd also ebenes Fusses in die Stadt hinein zu lauffen: welches jhnen auch ohne zweiffel angangen were / wo die Stadt nit mit so viel tapffern vñ wol versuchten Soldaten versehen wäre gewesen. Wiewol aber dieselbige den Bawren mit dem Geschütz / Doppelhacken vnd Musqueten grossen Abbruch theten / achteten doch die Bawren solches nit viel / sondern wurden nur desto verbitterter dardurch / vnd je mehr jhrer darnider fielen vnd erlegt wurden / je hefftiger vnd häuffiger sie der Stadt zusetzten / also daß sie nicht allein die Stadtgräben sondern auch die Gruben in der Stadt mit den Bürteln vast angefüllet / dahero auch die Soldaten anfiengen zu zweiffeln / ob sie die Stadt in die lenge gegen solchem hefftigen Stürmen würden halten können. Als nun der Stadthalter die Gefahr vermerckte / gab er Befehl / mit Pechkugeln vnd Pechkräntzen jhnen zu begegnen. Welches auch geschehen: Davon dann nit allein die Bürtel im Graben angezündet / sondern auch vnder den Bawren / so meistentheils mit Leinwat bekleidet / groffer Schaden verursachet worden. Dann welche die Pechkräntz berühret / haben gleich angefangen zu brennen / da hero vil jämmerlich vmbkommen / oder sonst vbel zugerichtet worden. Vnd weil auch in dessen vom Schloß vnd der Stadt mit Stücken vnauffhörlich geschossen wurde / haben endlich die vbrige vom Sturm abgelassen / vnd sich ein guten Weg von der Stadt reterirt / nach dem sie in tausend Mann verlohren vnnd ein gute anzahl vnder jhnen hart beschädiget worden. Demnach nun die Bawren gesehen / daß sie nichts mit Gewalt gewinnen mögen / haben sie alle jhre Sachen darauff angestellet / die Stadt mit Hunger zu bezwingen. Zu welchem End sie die Donaw mit einer dreyfachen Ketten vnd starcken dicken Seylen vermehret / auch darbey auff beyden Seiten der Donaw starcke Schantzen gebawet / deren jede sie mit 1000. Mann besetzet / vmb zu verhüten / daß auß Bayern den Belägerten nichts zukommen könte. In gleichem haben sie auch von Ascha an biß auff Greim den Donawstrom beyderseits starck besetzet / vnd Tag vnd Nacht so nahe beysamen Schiltwacht gehalten / daß sie einander sehen können / vnnd jhr Läger vmb Lintz mit Gräben also versehen / daß jhnen nicht leichtlich beyzukommen. Nichts desto weniger aber rüsteten sich die / so auff disseit der Donaw die Stadt vmblägen / zu einem newen Anfall. Weil jhnen aber im voriger Sturm jhr Pulver vnd Kugeln mehrentheils darauff gangen / also daß sie zimlichen mangel daran litten / als verordnete jhr Ober Hauptman etliche Abgesandte an die am Vfer gegen Lintz vber ligende Bawerschafft / daß sie jhme Munition vnd zu seinem Vorhaben etlich tauglich Bolck zuschickten / welches jhm auch nicht abgeschlagen wurde. Rüsteten also eilends fünff Schiff zu / luden dieselbe mit den begehrten Sachen / als Bolck / Stück / Pulver vnd Kugeln / welches von der Freystadt vnd etlichen Schlössern abgeholet worden. In dem nun die Bawren auff Weydzillen hin vnd wider vber die Donaw deßwegen zusammen führen / ersahe solches der Belägerten Schiltwacht / vnd mercklte dahero / daß die Bawren wider etwas vorhaben würden / zeigten demnach solches dem Stadthalter an / welcher alsbald selber an ein Ort deß Schlosses sich begab / von welchem er durch ein Perspectiv auff die Bawren jenseyth der Donaw sehen konte / vnd befande / daß jhrer viel beym Vfer ab vnnd zu giengen vnnd sich zu Schiff rüsteten; darauß er abnahm / daß sie vbers Waffer zu setzen gesinnet weren / befahle derhalben von stundan / daß sich drey hundert seiner Musquetirer gerüst machten / vnd ausser der Stadt in Herrn Grundemans Hauß / auff sie / wohin jhr Intent gerichtet / oder was sie anfangen wolten / achtung hetten. Zu solchem waren die Soldaten nicht allein willig / sondern kamen deß Stadthalters Befehl mit grosser Begierd nach. Dann als auff den Abend die Bawren vermeinten / daß man sie auß dem Schloß nicht mehr sehen möchte / machten sie sich vom Vfer auff / vnd fuhren auff dieser Seiten ein starcken Büchsenschuß vnder Grundemans Hauß zum Land. Welches als es die Keyserische Musquetirer gewahrworden / begeben sie sich vngesaumbt auß dem Hauß in aller stille gegen dem Orth wo die Bawren zugefahren. Da sie nun sahen / daß schon vier Schiff am Vser waren / welche die Bawren anfiengen außzuladen / vberfielen sie solche in grosser Eyl / machten in 30. Mann nider / jagten viel ins Wasser / vnnd fiengen davon jhrer sechs. Die vbrigen vnderstunden sich zwar mit zweyen Stücken vnnd Pulver / welches sie mit sich hatten / in einem Schiff sich zu salviren: aber die Keyserische setzten jhnen mit schiessen so hart zu / daß das Pulver dardurch Fewer empfieng /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1181
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1181>, abgerufen am 23.11.2024.