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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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jhm entgegen geschicket / sondern auch in gedachtem Läger von Marggraf Spinola grosse Ehr erzeiget worden / wie er dann vnder anderm jhm zu Ehren gegen Abend das grobe Geschütz drey mal auff die Stadt loßbrennen lassen / davon Rugeln von 12. biß in 30. pfund durch die Häuser geflogen / ist aber doch kein Mensch versehret worden. Wie nun hochgedachter Printz die grosse Werck vnd mächtige Schantzen der Spanischen / welche 5. Meilen in jhrem Begriff hatten / vnd vber diß das Krigsvolck / so sich damals in 40000. Mann starck befande / auch das Geschütz / deren in die 100. Stück hin vnd wider plantieret waren / sahe / hat er sich zum höchsten darüber verwundert; vnd nach den er etliche Tag im Läger verharret / sich wider von dannen vnd durch Teutschland in Italien begeben.

Printz Moritz vnderstehet sich vergeblich das Castell zu Antorff in seinen Gewalt zu bringen. Vmb selbige zeit hat sich ein sehr wichtiger Anschlag geoffenbahret / welchen Printz Moritz ins Werck zu richten gedachte / von welchem niemand eher gewust / als biß dahin da er zu rück gangen. Es hatte hochgemelter Printz Moritz gute Kundschafft / daß die Besatzung in dem Castell zu Antorff sehr gemindert were / name jhm derohalben vor etwas darauff zu tentiren.

Zu solchem End begab er sich mit etlicher Reutterey auff Lillo / beruffte zu sich einen Theil von der Besatzung auß Bergen op Soom. Vnd als er in 4000. zu Fuß zusamen gebracht / ordnete er darüber den Gubernatorn zu Bergen op Soom / Ryhoven genant / vnd gabe selbigem Befehl den Anschlag zu effectuiren / brauchte auch darzu die berühmbtesten Ingenieur vnd sinnreicheste Künstler / welche jm allerley Instrumenta von seltzamer gattung vnd wunderlicher Invention verfertiget.

Hierauff ist den 12. Octobris der Gubernator Rihoffen mit 4. Compag. Reuttern vnd in 4000. Mann zu Fuß / deren der dritte Theil Rohr mit Fewerschlossen / vnd die andere halbe Picquen gehabt / deß Morgens vmb 4. vhr auffgezogen / bey sich habende in 36. Wagen / welche mit allerley Instrumenten / leichten vnd von Binsen gemachten Brücken / vielen Leitern / so man kurtz vnd lang machen konte / vnd andern Sachen beladen waren. Mit dem Volck name er einen vmbschweiff auff das Dorff Putte / von dannen zogen sie nach S. Job in Goar / daß die Landleut vermeinen solten / sie kämen von Lier vnd were die Convoy auß dem Spanischen Läger vor Breda. Die Officirer hatten alle rothe Feldzeichen an / vnd waren die Wagen / darauff alle Bereitschafft gewesen / bedeckt mit weissen Tüchern / darauff grosse rothe Burgundische Creutz / allen Argwohn zu benemmen / gemacht waren. Diese Truppen kamen hinder Bergen bey Antorff nach der Stocker Straß in der Nacht als es sehr dunckel war her / vnd hatte Printz Moritz dieselbe Nacht sonderlich darzu erwehlet / weil es sehr finster / vngestümm vnd windigt Wetter war / damit die Wacht jhr Geräusch nicht so eigentlich hören möchte.

Nach dem nun die zu den vorhabenden anschlag verordnete Truppen nahe an Antorff kommen / haben sie sich deß Morgens frü vmb 3. vhren hinder dem Castell an das Thor Succurs genant / gemacht / allda sie in grosser still die Brücken / Balcken / Leitern vnd andere Instrument abgeladen / vnd alsbald 2. Brücken vber das Wasser zu der eussersten Auffziehbrücken zum Castell gelegt / vnd am Vfer an 2. grosse eyserne Stangen vest gemacht. Ob nun wol alles vnmöglich geschienen / so haben doch nichts desto weniger die Stadische sich ferrner vnderstanden / mit Brücken vnd Leitern an die andere Auffziebrück deß Castels zu kommen / vnd solche mit Petarden vnd andern Instrumenten zu sprengen vnd zu eröffnen. Zum Anfang zwar halff der vngestümme Wind vnd Regen viel / vnd machte / in den die Wacht ein gute weil nichts darvor von jrem thun im Graben vernemmen können / jhnen gute Hoffnung zu einem glücklichen Außgang; endlich aber verderbte er jnen jr gantzes Spiel. Dann als er vngefehr eine Leiter vmbwarff / daß selbige auff die darunder gelegte Brücken fiele / vnd ein groß getümmel erweckte / nam also bald ein Spauier / so Schiltwacht stunde / solches in acht / ruffte derwegen / wer da were? vnd da jm niemands antwortete / brennete er loß / zum Zeichen daß der Feind vorhanden were / darauff dann im Castell Allarm wurde / vnd lieff die Besatzung zur defension herbey / vnd schossen mit solcher Macht vnder die Stadische / daß sie sich reteriren müssen / hinderlassende etliche Kriegsbereitschafften vnd Instrumenta / als nemlich auff dem Wasser im Graben 4. Brücken / je 2. aneinander / darauff 6. Soldaten neben einander gehen können: die waren mit 4. runden starcken Stangen sehr vest mit Bisen vnd grobem Leinwat mit Bech bestrichen / gemacht / an jedem Eck ein Handhab / also daß 4. Soldaten es leichtlich tragen können. Weiters haben sie am Vfer hinderlassen noch etliche derselben Brücken / item 4. Leitern im Wasser / jede 27. Schuch lang mit 3. eysernen Banden / daß man sie kurtz vnd lang machen kunte / mancherley Lucernen / Fewerzeug vnd andere Sachen mehr. Deß Morgens vmb 6. vhren hat der Gubernator im Castell 30. Soldaten außgeschickt / den Stadischen nachzuforschen / aber sie hatten das Feld schon geraumet / vnd sich theils nach Bergen op Soom / theils nach Lillo reterirt / das jenige so sie hinderlassen ist in das Castell gebracht / vnd nachmals dem Soldaten / durch dessen fleissige Wacht der Holländer Anschlag zernichtet / statliche Verehrung gegeben worden.

Bey allen Inwohnern zu Antorff / als sie vernomm / wz geschehen were / ist deß folgenden Tags grosse Frewd gewesen / vnd hat man die Glocken geleutet vnd das Te Deum laudamus in den Kirchen gesungen / es wurden auch noch 300. Soldaten ins Castell geleget / damit solches desto besser vor allem feindlichen Vberfall möchte gesichert seyn. Wann den Holländern jhr Vorhaben gelungen were / hette nit allein Marggraf Spinola das Läger vor Breda auffheben müssen / sondern es weren auch die Städte Andorff vnd Brüssel mit dem gantzen Braband in der Holländer Gewalt kommen. Printz Moritz ward vber solchem vnglücklichen Außgang sehr trawrig / hingegen aber war es dem Spinola ein fröliche Bottschafft / der liesse

jhm entgegen geschicket / sondern auch in gedachtem Läger von Marggraf Spinola grosse Ehr erzeiget worden / wie er dann vnder anderm jhm zu Ehren gegen Abend das grobe Geschütz drey mal auff die Stadt loßbrennen lassen / davon Rugeln von 12. biß in 30. pfund durch die Häuser geflogẽ / ist aber doch kein Mensch versehret worden. Wie nun hochgedachter Printz die grosse Werck vnd mächtige Schantzen der Spanischen / welche 5. Meilen in jhrem Begriff hatten / vnd vber diß das Krigsvolck / so sich damals in 40000. Mann starck befande / auch das Geschütz / deren in die 100. Stück hin vnd wider plantieret waren / sahe / hat er sich zum höchsten darüber verwundert; vnd nach dẽ er etliche Tag im Läger verharret / sich wider von dannen vñ durch Teutschland in Italien begeben.

Printz Moritz vnderstehet sich vergeblich das Castell zu Antorff in seinen Gewalt zu bringen. Vmb selbige zeit hat sich ein sehr wichtiger Anschlag geoffenbahret / welchen Printz Moritz ins Werck zu richten gedachte / von welchem niemand eher gewust / als biß dahin da er zu rück gangen. Es hatte hochgemelter Printz Moritz gute Kundschafft / daß die Besatzung in dem Castell zu Antorff sehr gemindert were / name jhm derohalben vor etwas darauff zu tentiren.

Zu solchem End begab er sich mit etlicher Reutterey auff Lillo / beruffte zu sich einen Theil von der Besatzung auß Bergen op Soom. Vnd als er in 4000. zu Fuß zusamen gebracht / ordnete er darüber den Gubernatorn zu Bergen op Soom / Ryhoven genant / vnd gabe selbigem Befehl den Anschlag zu effectuiren / brauchte auch darzu die berühmbtesten Ingenieur vnd sinnreicheste Künstler / welche jm allerley Instrumenta von seltzamer gattung vnd wunderlicher Invention verfertiget.

Hierauff ist den 12. Octobris der Gubernator Rihoffen mit 4. Compag. Reuttern vnd in 4000. Mann zu Fuß / deren der dritte Theil Rohr mit Fewerschlossen / vnd die andere halbe Picquen gehabt / deß Morgens vmb 4. vhr auffgezogen / bey sich habende in 36. Wagen / welche mit allerley Instrumenten / leichten vnd von Binsen gemachten Brücken / vielen Leitern / so man kurtz vnd lang machen konte / vnd andern Sachen beladen waren. Mit dem Volck name er einen vmbschweiff auff das Dorff Putte / von dannen zogen sie nach S. Job in Goar / daß die Landleut vermeinen solten / sie kämen von Lier vnd were die Convoy auß dem Spanischen Läger vor Breda. Die Officirer hatten alle rothe Feldzeichen an / vnd waren die Wagen / darauff alle Bereitschafft gewesen / bedeckt mit weissen Tüchern / darauff grosse rothe Burgundische Creutz / allen Argwohn zu benemmen / gemacht waren. Diese Truppen kamen hinder Bergen bey Antorff nach der Stocker Straß in der Nacht als es sehr dunckel war her / vnd hatte Printz Moritz dieselbe Nacht sonderlich darzu erwehlet / weil es sehr finster / vngestümm vnd windigt Wetter war / damit die Wacht jhr Geräusch nicht so eigentlich hören möchte.

Nach dem nun die zu dẽ vorhabenden anschlag verordnete Truppen nahe an Antorff kom̃en / haben sie sich deß Morgens frü vmb 3. vhren hinder dem Castell an das Thor Succurs genant / gemacht / allda sie in grosser still die Brückẽ / Balcken / Leitern vnd andere Instrument abgeladen / vnd alsbald 2. Brücken vber das Wasser zu der eussersten Auffziehbrücken zum Castell gelegt / vnd am Vfer an 2. grosse eyserne Stangen vest gemacht. Ob nun wol alles vnmöglich geschienẽ / so haben doch nichts desto weniger die Stadische sich ferrner vnderstanden / mit Brücken vñ Leitern an die andere Auffziebrück deß Castels zu kom̃en / vnd solche mit Petarden vnd andern Instrumenten zu sprengen vnd zu eröffnen. Zum Anfang zwar halff der vngestüm̃e Wind vnd Regen viel / vnd machte / in dẽ die Wacht ein gute weil nichts darvor von jrem thun im Graben vernem̃en können / jhnen gute Hoffnung zu einem glücklichen Außgang; endlich aber verderbte er jnen jr gantzes Spiel. Dañ als er vngefehr eine Leiter vmbwarff / daß selbige auff die darunder gelegte Brücken fiele / vnd ein groß getüm̃el erweckte / nam also bald ein Spauier / so Schiltwacht stunde / solches in acht / ruffte derwegen / wer da were? vnd da jm niemands antwortete / brennete er loß / zum Zeichen daß der Feind vorhanden were / darauff dann im Castell Allarm wurde / vnd lieff die Besatzung zur defension herbey / vnd schossen mit solcher Macht vnder die Stadische / daß sie sich reteriren müssen / hinderlassende etliche Kriegsbereitschafften vnd Instrumenta / als nemlich auff dem Wasser im Graben 4. Brücken / je 2. aneinander / darauff 6. Soldaten neben einander gehen können: die waren mit 4. runden starcken Stangen sehr vest mit Bisen vñ grobem Leinwat mit Bech bestrichẽ / gemacht / an jedem Eck ein Handhab / also daß 4. Soldaten es leichtlich tragen können. Weiters haben sie am Vfer hinderlassen noch etliche derselben Brücken / item 4. Leitern im Wasser / jede 27. Schuch lang mit 3. eysernen Banden / daß man sie kurtz vñ lang machen kunte / mancherley Lucernen / Fewerzeug vnd andere Sachen mehr. Deß Morgens vmb 6. vhren hat der Gubernator im Castell 30. Soldaten außgeschickt / den Stadischẽ nachzuforschen / aber sie hatten das Feld schon geraumet / vnd sich theils nach Bergen op Soom / theils nach Lillo reterirt / das jenige so sie hinderlassen ist in das Castell gebracht / vnd nachmals dem Soldaten / durch dessen fleissige Wacht der Holländer Anschlag zernichtet / statliche Verehrung gegeben worden.

Bey allen Inwohnern zu Antorff / als sie vernom̃ / wz geschehen were / ist deß folgenden Tags grosse Frewd gewesen / vnd hat man die Glocken geleutet vnd das Te Deum laudamus in den Kirchen gesungen / es wurden auch noch 300. Soldatẽ ins Castell geleget / damit solches desto besser vor allem feindlichen Vberfall möchte gesichert seyn. Wann den Holländern jhr Vorhaben gelungen were / hette nit allein Marggraf Spinola das Läger vor Breda auffheben müssen / sondern es werẽ auch die Städte Andorff vnd Brüssel mit dem gantzen Braband in der Holländer Gewalt kommen. Printz Moritz ward vber solchem vnglücklichen Außgang sehr trawrig / hingegen aber war es dem Spinola ein fröliche Bottschafft / der liesse

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          <p><note place="left">Printz Moritz vnderstehet sich vergeblich das Castell                          zu Antorff in seinen Gewalt zu bringen.</note> Vmb selbige zeit hat sich ein                      sehr wichtiger Anschlag geoffenbahret / welchen Printz Moritz ins Werck zu                      richten gedachte / von welchem niemand eher gewust / als biß dahin da er zu rück                      gangen. Es hatte hochgemelter Printz Moritz gute Kundschafft / daß die Besatzung                      in dem Castell zu Antorff sehr gemindert were / name jhm derohalben vor etwas                      darauff zu tentiren.</p>
          <p>Zu solchem End begab er sich mit etlicher Reutterey auff Lillo / beruffte zu sich                      einen Theil von der Besatzung auß Bergen op Soom. Vnd als er in 4000. zu Fuß                      zusamen gebracht / ordnete er darüber den Gubernatorn zu Bergen op Soom /                      Ryhoven genant / vnd gabe selbigem Befehl den Anschlag zu effectuiren / brauchte                      auch darzu die berühmbtesten Ingenieur vnd sinnreicheste Künstler / welche jm                      allerley Instrumenta von seltzamer gattung vnd wunderlicher Invention                      verfertiget.</p>
          <p>Hierauff ist den 12. Octobris der Gubernator Rihoffen mit 4. Compag. Reuttern vnd                      in 4000. Mann zu Fuß / deren der dritte Theil Rohr mit Fewerschlossen / vnd die                      andere halbe Picquen gehabt / deß Morgens vmb 4. vhr auffgezogen / bey sich                      habende in 36. Wagen / welche mit allerley Instrumenten / leichten vnd von                      Binsen gemachten Brücken / vielen Leitern / so man kurtz vnd lang machen konte /                      vnd andern Sachen beladen waren. Mit dem Volck name er einen vmbschweiff auff                      das Dorff Putte / von dannen zogen sie nach S. Job in Goar / daß die Landleut                      vermeinen solten / sie kämen von Lier vnd were die Convoy auß dem Spanischen                      Läger vor Breda. Die Officirer hatten alle rothe Feldzeichen an / vnd waren die                      Wagen / darauff alle Bereitschafft gewesen / bedeckt mit weissen Tüchern /                      darauff grosse rothe Burgundische Creutz / allen Argwohn zu benemmen / gemacht                      waren. Diese Truppen kamen hinder Bergen bey Antorff nach der Stocker Straß in                      der Nacht als es sehr dunckel war her / vnd hatte Printz Moritz dieselbe Nacht                      sonderlich darzu erwehlet / weil es sehr finster / vngestümm vnd windigt Wetter                      war / damit die Wacht jhr Geräusch nicht so eigentlich hören möchte.</p>
          <p>Nach dem nun die zu de&#x0303; vorhabenden anschlag verordnete Truppen                      nahe an Antorff kom&#x0303;en / haben sie sich deß Morgens frü vmb 3.                      vhren hinder dem Castell an das Thor Succurs genant / gemacht / allda sie in                      grosser still die Brücke&#x0303; / Balcken / Leitern vnd andere                      Instrument abgeladen / vnd alsbald 2. Brücken vber das Wasser zu der eussersten                      Auffziehbrücken zum Castell gelegt / vnd am Vfer an 2. grosse eyserne Stangen                      vest gemacht. Ob nun wol alles vnmöglich geschiene&#x0303; / so haben                      doch nichts desto weniger die Stadische sich ferrner vnderstanden / mit Brücken                          vn&#x0303; Leitern an die andere Auffziebrück deß Castels zu kom&#x0303;en / vnd solche mit Petarden vnd andern Instrumenten zu sprengen                      vnd zu eröffnen. Zum Anfang zwar halff der vngestüm&#x0303;e Wind vnd                      Regen viel / vnd machte / in de&#x0303; die Wacht ein gute weil nichts                      darvor von jrem thun im Graben vernem&#x0303;en können / jhnen gute                      Hoffnung zu einem glücklichen Außgang; endlich aber verderbte er jnen jr gantzes                      Spiel. Dan&#x0303; als er vngefehr eine Leiter vmbwarff / daß selbige                      auff die darunder gelegte Brücken fiele / vnd ein groß getüm&#x0303;el                      erweckte / nam also bald ein Spauier / so Schiltwacht stunde / solches in acht /                      ruffte derwegen / wer da were? vnd da jm niemands antwortete / brennete er loß /                      zum Zeichen daß der Feind vorhanden were / darauff dann im Castell Allarm wurde                      / vnd lieff die Besatzung zur defension herbey / vnd schossen mit solcher Macht                      vnder die Stadische / daß sie sich reteriren müssen / hinderlassende etliche                      Kriegsbereitschafften vnd Instrumenta / als nemlich auff dem Wasser im Graben 4.                      Brücken / je 2. aneinander / darauff 6. Soldaten neben einander gehen können:                      die waren mit 4. runden starcken Stangen sehr vest mit Bisen vn&#x0303;                      grobem Leinwat mit Bech bestriche&#x0303; / gemacht / an jedem Eck ein                      Handhab / also daß 4. Soldaten es leichtlich tragen können. Weiters haben sie am                      Vfer hinderlassen noch etliche derselben Brücken / item 4. Leitern im Wasser /                      jede 27. Schuch lang mit 3. eysernen Banden / daß man sie kurtz vn&#x0303; lang machen kunte / mancherley Lucernen / Fewerzeug vnd andere Sachen mehr.                      Deß Morgens vmb 6. vhren hat der Gubernator im Castell 30. Soldaten außgeschickt                      / den Stadische&#x0303; nachzuforschen / aber sie hatten das Feld schon                      geraumet / vnd sich theils nach Bergen op Soom / theils nach Lillo reterirt /                      das jenige so sie hinderlassen ist in das Castell gebracht / vnd nachmals dem                      Soldaten / durch dessen fleissige Wacht der Holländer Anschlag zernichtet /                      statliche Verehrung gegeben worden.</p>
          <p>Bey allen Inwohnern zu Antorff / als sie vernom&#x0303; / wz geschehen                      were / ist deß folgenden Tags grosse Frewd gewesen / vnd hat man die Glocken                      geleutet vnd das Te Deum laudamus in den Kirchen gesungen / es wurden auch noch                      300. Soldate&#x0303; ins Castell geleget / damit solches desto besser vor                      allem feindlichen Vberfall möchte gesichert seyn. Wann den Holländern jhr                      Vorhaben gelungen were / hette nit allein Marggraf Spinola das Läger vor Breda                      auffheben müssen / sondern es were&#x0303; auch die Städte Andorff vnd                      Brüssel mit dem gantzen Braband in der Holländer Gewalt kommen. Printz Moritz                      ward vber solchem vnglücklichen Außgang sehr trawrig / hingegen aber war es dem                      Spinola ein fröliche Bottschafft / der liesse
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[938/1051] jhm entgegen geschicket / sondern auch in gedachtem Läger von Marggraf Spinola grosse Ehr erzeiget worden / wie er dann vnder anderm jhm zu Ehren gegen Abend das grobe Geschütz drey mal auff die Stadt loßbrennen lassen / davon Rugeln von 12. biß in 30. pfund durch die Häuser geflogẽ / ist aber doch kein Mensch versehret worden. Wie nun hochgedachter Printz die grosse Werck vnd mächtige Schantzen der Spanischen / welche 5. Meilen in jhrem Begriff hatten / vnd vber diß das Krigsvolck / so sich damals in 40000. Mann starck befande / auch das Geschütz / deren in die 100. Stück hin vnd wider plantieret waren / sahe / hat er sich zum höchsten darüber verwundert; vnd nach dẽ er etliche Tag im Läger verharret / sich wider von dannen vñ durch Teutschland in Italien begeben. Vmb selbige zeit hat sich ein sehr wichtiger Anschlag geoffenbahret / welchen Printz Moritz ins Werck zu richten gedachte / von welchem niemand eher gewust / als biß dahin da er zu rück gangen. Es hatte hochgemelter Printz Moritz gute Kundschafft / daß die Besatzung in dem Castell zu Antorff sehr gemindert were / name jhm derohalben vor etwas darauff zu tentiren. Printz Moritz vnderstehet sich vergeblich das Castell zu Antorff in seinen Gewalt zu bringen. Zu solchem End begab er sich mit etlicher Reutterey auff Lillo / beruffte zu sich einen Theil von der Besatzung auß Bergen op Soom. Vnd als er in 4000. zu Fuß zusamen gebracht / ordnete er darüber den Gubernatorn zu Bergen op Soom / Ryhoven genant / vnd gabe selbigem Befehl den Anschlag zu effectuiren / brauchte auch darzu die berühmbtesten Ingenieur vnd sinnreicheste Künstler / welche jm allerley Instrumenta von seltzamer gattung vnd wunderlicher Invention verfertiget. Hierauff ist den 12. Octobris der Gubernator Rihoffen mit 4. Compag. Reuttern vnd in 4000. Mann zu Fuß / deren der dritte Theil Rohr mit Fewerschlossen / vnd die andere halbe Picquen gehabt / deß Morgens vmb 4. vhr auffgezogen / bey sich habende in 36. Wagen / welche mit allerley Instrumenten / leichten vnd von Binsen gemachten Brücken / vielen Leitern / so man kurtz vnd lang machen konte / vnd andern Sachen beladen waren. Mit dem Volck name er einen vmbschweiff auff das Dorff Putte / von dannen zogen sie nach S. Job in Goar / daß die Landleut vermeinen solten / sie kämen von Lier vnd were die Convoy auß dem Spanischen Läger vor Breda. Die Officirer hatten alle rothe Feldzeichen an / vnd waren die Wagen / darauff alle Bereitschafft gewesen / bedeckt mit weissen Tüchern / darauff grosse rothe Burgundische Creutz / allen Argwohn zu benemmen / gemacht waren. Diese Truppen kamen hinder Bergen bey Antorff nach der Stocker Straß in der Nacht als es sehr dunckel war her / vnd hatte Printz Moritz dieselbe Nacht sonderlich darzu erwehlet / weil es sehr finster / vngestümm vnd windigt Wetter war / damit die Wacht jhr Geräusch nicht so eigentlich hören möchte. Nach dem nun die zu dẽ vorhabenden anschlag verordnete Truppen nahe an Antorff kom̃en / haben sie sich deß Morgens frü vmb 3. vhren hinder dem Castell an das Thor Succurs genant / gemacht / allda sie in grosser still die Brückẽ / Balcken / Leitern vnd andere Instrument abgeladen / vnd alsbald 2. Brücken vber das Wasser zu der eussersten Auffziehbrücken zum Castell gelegt / vnd am Vfer an 2. grosse eyserne Stangen vest gemacht. Ob nun wol alles vnmöglich geschienẽ / so haben doch nichts desto weniger die Stadische sich ferrner vnderstanden / mit Brücken vñ Leitern an die andere Auffziebrück deß Castels zu kom̃en / vnd solche mit Petarden vnd andern Instrumenten zu sprengen vnd zu eröffnen. Zum Anfang zwar halff der vngestüm̃e Wind vnd Regen viel / vnd machte / in dẽ die Wacht ein gute weil nichts darvor von jrem thun im Graben vernem̃en können / jhnen gute Hoffnung zu einem glücklichen Außgang; endlich aber verderbte er jnen jr gantzes Spiel. Dañ als er vngefehr eine Leiter vmbwarff / daß selbige auff die darunder gelegte Brücken fiele / vnd ein groß getüm̃el erweckte / nam also bald ein Spauier / so Schiltwacht stunde / solches in acht / ruffte derwegen / wer da were? vnd da jm niemands antwortete / brennete er loß / zum Zeichen daß der Feind vorhanden were / darauff dann im Castell Allarm wurde / vnd lieff die Besatzung zur defension herbey / vnd schossen mit solcher Macht vnder die Stadische / daß sie sich reteriren müssen / hinderlassende etliche Kriegsbereitschafften vnd Instrumenta / als nemlich auff dem Wasser im Graben 4. Brücken / je 2. aneinander / darauff 6. Soldaten neben einander gehen können: die waren mit 4. runden starcken Stangen sehr vest mit Bisen vñ grobem Leinwat mit Bech bestrichẽ / gemacht / an jedem Eck ein Handhab / also daß 4. Soldaten es leichtlich tragen können. Weiters haben sie am Vfer hinderlassen noch etliche derselben Brücken / item 4. Leitern im Wasser / jede 27. Schuch lang mit 3. eysernen Banden / daß man sie kurtz vñ lang machen kunte / mancherley Lucernen / Fewerzeug vnd andere Sachen mehr. Deß Morgens vmb 6. vhren hat der Gubernator im Castell 30. Soldaten außgeschickt / den Stadischẽ nachzuforschen / aber sie hatten das Feld schon geraumet / vnd sich theils nach Bergen op Soom / theils nach Lillo reterirt / das jenige so sie hinderlassen ist in das Castell gebracht / vnd nachmals dem Soldaten / durch dessen fleissige Wacht der Holländer Anschlag zernichtet / statliche Verehrung gegeben worden. Bey allen Inwohnern zu Antorff / als sie vernom̃ / wz geschehen were / ist deß folgenden Tags grosse Frewd gewesen / vnd hat man die Glocken geleutet vnd das Te Deum laudamus in den Kirchen gesungen / es wurden auch noch 300. Soldatẽ ins Castell geleget / damit solches desto besser vor allem feindlichen Vberfall möchte gesichert seyn. Wann den Holländern jhr Vorhaben gelungen were / hette nit allein Marggraf Spinola das Läger vor Breda auffheben müssen / sondern es werẽ auch die Städte Andorff vnd Brüssel mit dem gantzen Braband in der Holländer Gewalt kommen. Printz Moritz ward vber solchem vnglücklichen Außgang sehr trawrig / hingegen aber war es dem Spinola ein fröliche Bottschafft / der liesse

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1051>, abgerufen am 23.11.2024.